Скачать книгу

erleben durfte.

      Ja, dass einem ein Großteil der Kindheit doch regelrecht gestohlen oder vorenthalten worden ist, da man von klein auf ja praktisch doch wie ein Erwachsener reagieren und auch handeln musste. Man war genau genommen eigentlich stets irgendwie nur auf Besuch, Beständigkeit war daher über viele Jahre hin ein echtes Fremdwort und musste erst einmal mit der Zeit mühsam gelernt werden.

      Wie soll also ein kleiner Junge sich in solch chaotischen Zeiten und Zuständen und den Irrungen jener Zeit zurechtfinden, wenn selbst viele Erwachsene dann schon nicht mehr genau wussten, was richtig oder falsch ist und war. Es wurde genau betrachtet eigentlich auch im engsten Vertrauten Kreise, wenn es eben ging über nichts und niemand gesprochen das verfänglich sein konnte.

      In einer Zeit wo Jeder Jeden als Feind oder Konkurrent um Hab und Gut ansah und jede offen geäußerte Meinung die nicht der amtlich vorgegebenen entsprach, oder ein eventueller Änderungsgedanke von Außenstehenden als Landes oder sogar als Hochverrat ausgelegt werden konnte.

      Denn wenn ein Kind so eine kritische Aussage unbedacht machte wurde sofort daraus geschlossen das in dem Familienkreis auch solches gesprochen wird und schon war man unter Beobachtung von gewissen Systemüberzeugten Personen.

      Deren Hauptaufgabe wohl darin bestand Mitbewohner auszuhorchen und zu denunzieren um sich selbst dadurch einen meist materiellen Vorteil zu verschaffen. Da spielte nicht immer die Frage nach dem Alter einer Person eine maßgebliche Rolle, allein die nicht als genehm angesehenen Worte genügten schon in den meisten Fällen, um für eine ganze Familie unangenehmen Zeiten anbrechen zu lassen.

      Ein Großteil der maßgeblich tonangebenden Personen in den Verwaltungstuben war mit einer übergroßen Portion an Arroganz und Überheblichkeit ausgestattet, daher war der Umgangston auch entsprechend, sie ließen Einem, besonders als Bittsteller nie das Gefühl loswerden das man eigentlich für sie nur lästig und nicht gern gesehen war.

      Man wurde unwillkürlich schon in den jüngsten Jahren darauf getrimmt, keinem anderen Menschen zutrauen, denn dieser könnte mit den kindlichen unbedachten Äußerungen doch der ganzen Familie ernsthaft schaden. Man konnte eben nur von einen auf den anderen Moment mit den allgemeinen Unzulänglichkeiten leben und dem Misstrauen von Anderen keinen Anlass zu geben. Weniger darüber nach zu denken war eigentlich stets mehr angesagt als darauf zu reagieren, um dann aber etwas später festzustellen das es anders gemacht vielleicht doch besser gewesen wäre.

      Wie man es auch drehte und wendete es war besonders auch für unsere Mutter damals wirklich keine leichte und angenehme Zeit. Denn als geschiedene, gutaussehende mittelblonde junge Frau mit knapp dreißig Jahren mit zwei kleinen Kindern, das war in der damaligen Zeit und Öffentlichkeit schon ein gewaltiger Makel, dass sie unentwegt auch durch entsprechende Anzüglichkeiten und auch Nachstellungen zu spüren bekam.

      Deshalb war es fast immer ein Familienausflug, wenn etwas in der Öffentlichkeit zutun und erledigen war, denn in unserer Begleitung waren die betreffenden Herrschaften doch etwas geziemter. Die Prägungen jeder Art die man in den ersten Kinderjahren erfährt, werden einen bewusst oder vielleicht auch unbewusst in späteren Jahren bei Entscheidungen und Handlungen ein Leben lang zu einem nicht unerheblichen Teil doch sehr stark beeinflussen.

      Durch die frühe Scheidung seiner Eltern hatte er seinen Vater erst während der Evakuierung mit knapp sechs Jahren, bei der Widerheirat seiner Eltern nur für ein paar Tage das erste Mal in seinem Leben bewusst gesehen.

      Da einem ja auch schon von klein auf, der Vater als positives oder wenn man so will auch mal negatives Vorbild fehlt und auch sonst keine Kontinuität im gesamten Lebensumfeld über Jahre hinweg zu finden war, es fehlten zudem nicht nur in dem persönlichen gesamten privaten Umfeld, sondern zum größten Teil in der Öffentlichkeit überhaupt, ja auch die männlichen Personen im Alter zwischen achtzehn bis über vierzig Jahren fast komplett, als Vorbild oder auch als normales Anschauungsobjekt als Vergleich.

      Woher sollen denn dann für das spätere Leben denn die so wichtigen prägenden und vor allem positiven Einflüsse kommen, denn der ganz natürliche Nachahmungseffekt war über viele Jahre eben nicht vorhanden.

      Ob nun als positiver oder auch negativer Zeitgenosse, existierten eben erwachsene Männer fast nur in irgendwelchen Uniformen, ob nun von der Wehrmacht oder den berühmt berüchtigten dunkel gekleideten Gruppierungen. Daher konnte ja auch kaum eine Erfahrung oder natürliche Reflektion im normalen Leben stattfinden, somit war auch kein großer Anreiz für irgendwelche Nachahmungen bei vielen Tätigkeiten gegeben.

      Männer diverser Altersgruppen kannte man ja fast nur in den verschiedenen Verwaltungspositionen oder in irgendwelchen Uniformen. Und damit verbunden mit einem unpersönlichen und nicht gerade freundlichen Umgangston, diesen Menschen ging man dann schon automatisch soweit es möglich war gleich aus dem Wege.

      Insgeheim wurden Personen ja nur in Uniform und in einer mehr oder weniger wichtigen Position als vollwertig angesehen, entsprechend war eben auch die Akzeptierung zwischen den Menschen allgemein.

      Es galt daher im Allgemeinen doch nur die ganz einfache Formel, die da Oben und die da Unten, dazwischen gab es fast keine nennenswerte Basis bis auf ganz wenige seltene Ausnahmen. Da man ja fast nur noch ältere oder gebrechliche Männer im Alltagsgeschehen, wenn überhaupt zu sehen bekam, hatte man das Gefühl das dieses dann doch wieder ganz normal war.

      Wenn man bedenkt das statistisch auch nach dem Krieg noch auf einen Mann rund fünf Frauen im mittleren Alter kamen, kann man sich das alltägliche Bild in Stadt und Land im gesamten Umfeld als recht gestört ansehen. Dadurch fehlte aber auch der indirekte Impuls des Nacheiferns im täglichen Leben und das machte sich besonders später auch in den Berufswünschen bemerkbar.

      Da ja viele Jahre auch der Anschauungsunterricht vieler männlicher Berufstätigkeiten in der Realität gefehlt hatten. Zudem wurden über lange Zeiten ja auch unzählige Betriebe und Handwerksbetriebe nur noch behelfsmäßig mehr recht als schlecht von Frauen weitergeführt, somit fehlte auch hier auf lange Zeit die männliche berufliche vorbildliche Basis.

      Fast paradox mutet es heute einen dann doch an, wenn man bedenkt, dass bis in die siebziger Jahre eine Frau um arbeiten zu dürfen eine Genehmigung von ihrem Mann benötigte, aber damals in dieser Zeit doch schon als selbstverständlich galt, dass eine Frau einen Mann in Geschäft und Arbeit völlig ersetzen kann und auch musste.

      Wenn das Alles aber als vorbildliche Basis eine lange Zeit gar nicht existent ist und zudem das entsprechende Spielzeug auch nicht vorhanden war. So fehlt somit auch der Grundstoff für das kindliche Träumen, der Nachahmerei und der kindlichen Vorbildung auch auf und in späteren Zeiten.

      Wenn bei Kindern zu allen Zeiten schon von klein auf feststeht und auch heute noch der Wunsch zu einem Beruf wie Lokführer oder Feuerwehrmann oder zu einem anderen technischen Beruf, geschieht das ja meist doch durch das Sehen, Erleben und auch eben durch die sie umgebenden Vorbildern.

      Auch aus der kindlichen Phantasie und Träumerei wird meist der Berufswunsch durch entsprechendes Spielzeug schon von klein auf maßgeblich unterstützt. Aber eben vermehrt durch ein Vorbild in persönlicher Nähe, wird auch durch das Spielen mit einem entsprechenden Spielzeug ein späterer Berufswunsch noch verstärkt. Doch auch Träume und Vorstellungen brauchen eben auch reale Vorgaben, sonst zerplatzen sie auch sehr schnell wie ein Luftballon oder verlaufen sich in Utopien.

      Sie wurde in den meisten Fällen durch gesteigerte Aktivitäten oder so genanntes altkluges Verhalten unbewusst versucht zu kompensieren, nicht selten musste ein kleiner Knirps mit seinen begrenzten Möglichkeiten zwangsläufig aber dann doch auch einen erwachsenen Mann ersetzen.

      Wenn über viele Jahre hinweg nur ein weibliches Vorbild zur Verfügung steht, tut man sich sehr schwer in den späteren jugendlichen Jahren dann die unbekannte andere Seite zu erlernen. Was dann nicht immer gelingt, oder auch einige unerklärliche Probleme mit sich bringen kann.

      Dieser fehlende indirekte Einfluss auf das normale kindliche Verhalten und der Bildung einer eigenen Persönlichkeit lässt sich nur sehr schwer ersetzen oder später auch nicht wirklich nachholen.

      Irgendwie und wo fehlte, nicht nur gefühlsmäßig doch immer etwas, genau erklären

Скачать книгу