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      Marion Hartmann hat sich zum zweiten Mal durch die Brustkrebserkrankung mit all ihren Risiken und Nebenwirkungen gekämpft. Mit einer Prise Humor schreibt sie sich in diesem Tagebuch mit biografischen Rückblenden den Frust von der Seele. Sie schreibt von der Traurigkeit, die sie an manchen Tagen empfand - kurzweilig und doch nicht oberflächlich.

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      1966 in Paderborn geboren, wuchs sie auf dem Land auf. Nach dem Abitur studierte sie ihrer kreativen Neigung entsprechend Design und arbeitete danach als Innenarchitektin, Farbgestalterin und Spielplatzplanerin. Seit 2010 ist sie als Grundschullehrerin in Berlin tätig. Ihre ersten beiden Bücher „Hüft-OP…Sepsis…Koma: Zurück ins Leben nach dem Krankenhauskeim“ und das Kinderbuch „Was ist eigentlich Krebs?“ sind 2019 erschienen.

      Marion Hartmann

      Tumor Talk

      © 2020 Marion Hartmann

      Umschlaggestaltung und Lektorat: Marion Hartmann

      Verlag & Druck:

      tredition GmbH, Halenreie 40-44

      22359 Hamburg

      ISBN 978-3-347-02163-1 (Paperback)

      ISBN 978-3-347-02164-8 (Hardcover)

      ISBN 978-3-347-02165-5 (E-Book)

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      Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

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      Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

      Inhalt

      Diagnose

      Chemotherapie

      Vor der brusterhaltenden Operation

      Krankenhausaufenthalt

      Nach der Operation - zu Hause!

      Bestrahlung

      Eierstock- und Eileiter-OP

      Zwischenstopp zu Hause

      Anschlussheilbehandlung

      Zurück im Leben

      Rückblick

      Onkologisches Kochstudio

       Diagnose

      Die Diagnose nach neunzehn Jahren - Aller guten Dinge sind drei!!!

      Nichts ist daran gut! Gar Nichts! Ein Scheiß ist es! Vorgestern habe ich an meiner rechten Brust einen Knoten getastet. Das, was ich getastet habe, kam mir nicht gut vor. Nach zwei heftigen Paketen, Brustkrebs vor neunzehn Jahren und 2015 eine Hüft-OP Standard, aber mit Sepsis und Koma in Folge, hatte ich für mich ausgeblendet, dass es mich nochmal lebensbedrohlich erwischen könnte. Ich habe Null damit gerechnet! Das Ding ist bösartig! Glücklicherweise habe ich vorgestern sofort noch einen Termin bei meiner Gynäkologin bekommen. Und sie hat sich persönlich um den Termin zur Mammografie gekümmert, während ich bei ihr im Behandlungsraum saß. Im Röntgeninstitut war ich heute. Die Ärztin sagte und zeigte mir dabei an den Aufnahmen, dass der Knoten nicht eingekapselt, sondern fransig sei, was ein mögliches Zeichen für einen bösartigen Tumor ist. Mein Glück ist, dass er sich nicht ganz dicht an der Brustwand befindet und hoffentlich, nach Abtasten, keine Lymphknoten befallen sind. Bei der anstehenden Biopsie wird Gewebe entnommen, um die Tumordaten genau zu bestimmen. Mit der Frauenärztin bespreche ich dann, welche Behandlungen anstehen. Ich habe wirklich nicht mehr damit gerechnet, dass der Krebs nochmal zu mir zurückkommt, vor allem nicht nach so langer Zeit.

      Achterbahn

      Ich weiß nicht, wie mir geschieht! Mein Inneres fährt Achterbahn. „Ich habe mich im Griff!", spricht die allzeitbereite, vertrauenerweckende, geduldige Lehrerin. „Nein, Scheiße!“ Gar nichts habe ich im Griff! „Es“ hat mich im Griff! Wer oder was ist „es“ und darf Das das? Ist „es“ mein Leben? Das kann ja wohl nicht sein! Mein Leben sollte Interesse daran haben, das mir Nichts passiert! Gerade wird mir flau zumute, weil ich eigentlich weiß, was mir bevorsteht und ich Klarheit brauche. Diese Warterei auf Befunde hat jetzt wenigstens ein Ende. Ich sitze im Wartezimmer meiner Frauenärztin. Wir werden besprechen, was die nächsten Schritte sind. Ich bin sehr langsam und vorsichtig mit dem Fahrrad von der Schule aus hierher gefahren. Bei so einer Krebsdiagnose zieht es einem manchmal gefühlt den Boden unter den Füßen weg. In der Schule habe ich gefrühstückt, Himbeeren aus dem eigenen Garten, ein gutes Gefühl, Daumen hoch, mit Nüssen. Ich teste für mich Intervallfasten. Sechzehn Stunden wird dabei nichts gegessen, höchstens Wasser oder ungesüßter Tee getrunken. Um zehn Uhr beginnt meine Essensphase, während der ich acht Stunden kohlenhydratarme Nahrung zu mir nehme, denn Krebszellen ernähren sich auch von Zucker. Sie werden so vielleicht ausgehungert. Sonst kann man während dieser acht Stunden normal essen. Die gesunden Zellen kommen während der sechzehn Stunden ohne zu essen in einen Ruhezustand und sind dadurch geschützt. Die Krebszellen verhungern hoffentlich, der Tumor wächst zumindest nicht weiter, wenigstens etwas, was ich für mich tun kann. Ich gehe mit einem guten Freund griechisch essen.

      Tumor (innerer Dialog): „Ey, wie jetzt, gibt es Zucker, Alkohol, Fleisch, Ouzo? Was‘n hier los? Da bleibe ich doch glatt! Ich wollte schon ausziehen!“

      Ich: „Nee, denkst‘e! Ich treffe die Entscheidung, wie lange es Dich noch gibt! Heute war Sonntag, aber Morgen sieht es schon wieder anders aus, mein Freundchen!! Wenn die Chemo losgeht, dann kannst Du Deine Sachen packen, dann hat es sich ausgezuckert, aber gewaltig!"

      Meine Lebensgeister sind wieder da. Ja, ich will L-E-B-E-N! Ich habe tief und fest geschlafen, habe keine Hitzewallungen, keine Muskelverspannungen mehr und sitze jetzt beim Friseur. Ich lasse mir noch keine Glatze schneiden, noch nicht. Vielleicht behalte ich ja meine Haare. Laute Musik hat mich heute Morgen geweckt. Kurz war ich ärgerlich. Wer macht hier so einen Krach? Ich wollte kurz aus dem Fenster heraus schreien, aber ich ließ es sein. Im Olympiastadion findet an diesem Wochenende das alljährliche Lollapalooza-Festival statt. Hey, Frau Hartmann, Lebensfreude ist nicht nur erlaubt, sondern auch erwünscht. Was die sich gönnen, darf ich auch. Nur, weil ich so nörgelig mit mir selbst bin und mir nicht einfach etwas gönne, dürfen die Anderen, die das schaffen, sich nichts gönnen? Von wegen! Ich zelebriere jetzt meine neue Ernährung, kaufe gleich gesund ein und genieße, was ich esse. Ich genieße, dass ich meine Lebensmittel aus meinem Garten holen kann. Ich werde satt von dem, was unter meinen Händen gewachsen ist, aus Samen, die die Natur mir gegeben hat. Mit Liebe gesetzt, gesät, gekeimt, vorgezogen auf der Fensterbank, nach den Frösten in den Garten gepflanzt, gegossen, gedüngt. Die Natur ist ein einziges Geschenk.

      Waldkrankenhaus Spandau

      Das ist jotwede, da kommt mich kein Schwein besuchen, doch, ein Wildschwein wäre denkbar. Meine Frauenärztin hat mir das Waldkrankenhaus empfohlen. Es ist eine siebziger Jahre Klinik, Beton, Beton, aber der Eingang ist umspielt von einer eingeschossigen Pavillonkette in grün gehalten. Hier gibt es sogar Pflastersteine mit Waschbetonoberfläche, sehr hübsch. Die Atmosphäre ist in Ordnung. Die Fahrt hierher war auch sehr schön, vorbei an einem Steinmetz und an einem riesigen Friedhof, Endstation Waldkrankenhaus, das ist kein Witz. Ich sitze gerade draußen im Park, es könnte eine Eichel auf meinen Kopf fallen. Ich lausche den startenden und landenden Flugzeugen und warte auf meinen Besprechungstermin hier im Brustzentrum. Die Ärztin nimmt sich insgesamt eine Stunde Zeit, liest und deutet die Befunde der Mammografie und Biopsie aus. Ihr Vorschlag für die Behandlung sind vier Chemotherapie-Zyklen mit den Medikamenten Ephimburicin und Cyclophosphamid, wie damals vor neunzehn Jahren bei meiner ersten Brustkrebserkrankung. Dann folgt zwölf Wochen lang eine leichtere Chemotherapie, die wöchentlich

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