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      Susanne Kronenberg

      Weinrache

      Norma Tanns erster Fall

      Zum Buch

      TOD EINES ARCHITEKTEN Wiesbadens historisches Stadtbild kann mit einem weiteren Baudenkmal aufwarten. Eine heruntergekommene Stadtvilla wurde als Entwurf des berühmten Bauhaus-Architekten Marcel Breuer identifiziert. Doch der Entdecker, Architekt Moritz Fischer, kann sich nicht lange an seinem Ruhm freuen: Inmitten des Treibens auf der Rheingauer Weinwoche wird er kaltblütig erschossen. Norma Tann, frühere Kriminalhauptkommissarin und seit kurzem Private Ermittlerin, wird Augenzeugin des Verbrechens. Sie verfolgt den Mörder, doch er entkommt unerkannt. Dabei hat Norma schon andere Sorgen: Ihre Ehe mit Arthur Tann, einem Kunsthistoriker, ist gescheitert. Nach einem Streit ist Arthur mitten im nächtlichen Wald aus dem Wagen gestiegen und seitdem ist er spurlos verschwunden …

      Susanne Kronenberg, geboren in Hameln und seit Jahren im Taunus heimisch, entdeckte während des Studiums der Innenarchitektur ihr Faible für das Bauhaus mit all seinen Facetten und seiner Geschichte. Den Wunsch, die Architektur mit dem Schreiben zu verbinden, verwirklichte sie zunächst als Redakteurin für eine Bauzeitschrift. Als Dozentin für Kreatives Schreiben gibt die Autorin Kurse und Workshops. Sie ist Mitglied des »Syndikats« und Mitgründerin der Wiesbadener Autorengruppe »Dostojewskis Erben«.

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      Alle Rechte vorbehalten

      8. Auflage 2020

      Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt

      Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht

      Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

      Unter Verwendung eines Fotos pixelquelle.de/sxc.hu

      ISBN 978-3-8392-3334-4

      Haftungsausschluss

      Personen und Handlung sind frei erfunden.

      Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen

      sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

      1

      Freitag, der 18. August

      Arthur war fort! Keine Spur mehr von ihm!

      Norma trat auf die Bremse, drosch gegen den Schaltknüppel und lenkte den Wagen in einen Waldweg hinein. Das gab es doch gar nicht! Wohin war er verschwunden? Arthur scheute die Natur, und der Wald war in der Tat Natur pur. Nicht einmal an sonnigen Nachmittagen ließ er sich zu einem Spaziergang auf den Neroberg bewegen. Hier lauerte ringsum die Nacht. In immer kürzeren Intervallen wurde die Finsternis von Blitzen unterbrochen, die Arthurs Lage nicht weniger zuträglich sein konnten als die Regenschauer, die auf die Straße klatschten und sich zu Bächen sammelten. In breiter Front strömte das Wasser über den Asphalt.

      Hatte Arthur unter den Bäumen Schutz gesucht? Sie hielt den Wagen an und schlug das Lenkrad ein. Schlanke, silbrig schimmernde Säulen reihten sich in den Lichtkegel, und sekundenschnell blitzten zwei grünlich glimmende Punkte auf; dicht über dem Boden. Zu klein für ihn, dachte sie grollend. Zu flink.

      Das Tier, ein Fuchs vielleicht, war längst ins Dickicht eingetaucht, als sie den Wagen mit einigem Hin und Her auf dem Weg wendete und zur Hühnerstraße zurückfuhr. Dort bog sie in nördlicher Richtung ab. Der Regen ließ nach, benetzte die Scheiben nur noch in Schlieren. Sie schaltete die quietschenden Wischer aus. Ob er einen Wagen gestoppt hatte? Arthur als Anhalter: ein Gedanke, der sie in seiner Absurdität für einen Moment amüsierte. Die Gelegenheiten dazu wären allerdings gegeben. Selbst spät in der Nacht herrschte reichlich Verkehr auf der Hühnerstraße, die sich nördlich von Wiesbaden über die Höhen des Untertaunus bis nach Limburg zog.

      Jeden Augenblick hoffte sie darauf, Arthur hinter der nächsten Biegung aufzuspüren. Reumütig. Beleidigt. Wutentbrannt. In welcher Laune auch immer. Aber hoffentlich munter und wohlbehalten. Der Gedanke an Arthurs körperliche Verfassung versetzte ihr einen Stich. Der Schweiß brach ihr aus, während sie das Lenkrad mit beiden Händen umklammerte und im dritten Gang voranfuhr. Es hätte nicht viel gefehlt, und sie hätte ihn überfahren. Den eigenen Mann! Brutal umgefahren. Überrollt! Sie hielt schon den Fuß über das Gaspedal, hätte es beinahe durchgetreten. Norma Tann, die Kriminalhauptkommissarin außer Dienst und private Ermittlerin, wollte ihren Mann töten! Der ungeheuerliche Gedanke nistete sich in ihren Kopf ein wie der Auftakt zu einem Migräneanfall.

      Mit dem Unterarm wischte sie sich die Stirn trocken. Sie hatte es nicht getan. Gewollt, ja! Es sich für einen winzigen Moment brennend gewünscht. Aber nicht ausgeführt. Statt ihrem Zorn nachzugeben, nahm sie den Fuß vom Gas und trat auf die Bremse. Das Letzte, das sie von Arthur gesehen hatte, war sein triumphierendes Lachen. Im Lichtkegel der Autoscheinwerfer hatte er sich umgewandt, mit den Händen in den Hosentaschen, und ihr für einen Augenblick diesen wissenden Blick geschenkt, bevor er mit einem langen Schritt zur Seite trat und in die Dunkelheit eintauchte.

      Zum Teufel, welche Ehefrau hat niemals daran gedacht, ihren Mann umzubringen, wenn er sie bis aufs Blut reizte? Und darauf verstand Arthur sich wie kaum ein anderer. So wie er selbst in dieser Nacht, in diesem Wald mit ihr Katz und Maus spielte!

      Im Scheinwerferlicht erschien das Hinweisschild zu einem Parkplatz. Norma setzte den Blinker und bog nach rechts ab. Sie schlug einen weiten Bogen über die freie Fläche. Neben einer Baumgruppe hielt sie an und stellte den Motor ab. An dieser Stelle war Arthur ausgestiegen. Sie schaute auf die Uhr am Armaturenbrett. Keine 20 Minuten waren seitdem verstrichen. Norma ließ die Scheibe hinunter. Die Luft roch nach Wald und nasser Erde. Hoch über ihr schrie ein Nachtvogel. Sie lauschte seinen melancholischen Rufen, bis sie verstummten. Früher wäre ihr der Schrei einer Eule nicht gespenstisch erschienen. Aber früher hatten sie auch nicht unaufhörlich gestritten. Warum versteckte er sich? Wollte er an ihr schlechtes Gewissen appellieren? War das ein neuer bösartiger Schachzug in diesem Spiel der Intrigen?

      Gemessen am trostlosen Zustand ihrer Beziehung, hatte der Abend erstaunlich friedlich begonnen. Sie war ohne Ankündigung zu ihm gefahren, wollte nur einige Sachen aus der Wohnung holen. Wenige Minuten vor acht fuhr sie durch die Taunusstraße und bog nach halber Strecke in den Innenhof ab, der hinter den Geschäftsräumen lag. Arthurs Daimler stand nicht auf seinem Platz. Auch gut, dachte sie, sie musste ihren Mann nicht unbedingt sehen und konnte sich den Zweitschlüssel aus dem Büro holen. Arthur würde sich daran nicht stören. Er hatte ohnehin nicht verstanden, wieso sie keinen Schlüssel behalten wollte. Immerhin waren sie noch verheiratet, lebten erst seit einem Vierteljahr getrennt. Vermutlich hatte er es ihr sogar übel genommen, dass sie freiwillig auf die Schlüsselgewalt verzichtete. Wie so vieles andere wollte er ihre Beweggründe auch in diesem Fall nicht wahrhaben. Norma betrachtete die Ehe mit Arthur als ein abgeschlossenes Kapitel ihres Lebens.

      Sie stellte den Wagen auf dem Kundenparkplatz ab und ging durch den Torbogen zurück zur Taunusstraße und die wenigen Schritte weiter zum Haupteingang. Arthurs Geschäft war nicht nur eines von vielen in der langen Reihe der Wiesbadener Antiquitätengeschäfte, sondern eines der renommiertesten. Die Zeiten

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