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wo der bloße Gedanke Unsinn ist.«

      »Wohl, wohl, wollen 's beste hoffen; am gescheitesten wär's jedoch«–

      »Weib«; brummte ihr Mann zur halb geöffneten Türe herein. »Scher' dich von dem Jungen weg, ich sage dir's.«

      »Laß ihn reden,« sprach sie, »und wenn Käthe ihren neuen Rock fertig hat, so wollen wir schauen, ob wir dich darin nicht hinüber zum Bill praktizieren können.« Sie nickte pfiffig.

      »In Miß Käthes Röckchen,« lachte der Brite hellaut, »das fehlt noch.«

      »Ei, werden da lange fragen«, fuhr sie fort. »Das Mädchen hat nur noch die Ärmel einzusetzen«; und somit wackelte sie der Küche zu.

      Der Gefangene begann nun im Ernste sich über seinen nicht ganz angenehmen Casus apprehensionis zu machen. Lange konnte er mit sich nicht eins werden; endlich glaubte er im reinen zu sein und fing an, seine Gedanken aufs Papier zu werfen. Er hatte sein Abenteuer, mit Auslassung der Indianer, so natürlich als möglich erzählt und zugleich umständlichen Bericht über seine Dienstverhältnisse gegeben, die nach seiner Meinung nicht fehlen konnten, seine schleunige Befreiung zu bewirken. Als er geendet hatte, kam der Squire zurück, dem er das Papier reichte.

      »Das hast du gut gemacht. Junge!« sprach dieser, als er den Aufsatz gelesen hatte. »Und nun, Dicki, ruf' mir einmal die Männer zur Unterschrift.«

      »Ei, das ist aber nicht Eure Handschrift, Squire«, brach der Constable aus, der mit den übrigen wieder gekommen war.

      »Und wenn sie's nicht ist, wen geht das was an? Dieser Junge da hat mir mehr Kopfzerbrechen verursacht, als ein Dutzend Galgenschwengel. Es ist bloß billig, daß er einen Teil der Mühe auf sich lade.«

      »Ei und so ist's«; fielen alle ein. »Und da Ihr eine so gute Hand führt,« sprach einer, »so mögt Ihr uns ebensowohl die Mühe ersparen. Schreibt da auf diesen Fetzen Papier den Namen Mike Broom und darunter Isaak Wells.«

      An die zwanzig kamen nun der Reihe nach herangeschritten. Jeder blinzelte dem Squire zu und riß ein Stück Papier von seinem Vorrate ab.

      »Wohl,« lachte dieser, »da mögt Ihr gleich Eure Kanzlei auch aufschlagen, sie werden Euch bald Arbeit genug finden. Bürg' Euch dafür.«

      »Ja und das wollen wir«, riefen noch zwanzig Stimmen mehr, die nun zur Türe hereinbrüllten und sich anschickten, ihre Vorgänger abzulösen.

      »Das soll wohl eine Wahl sein?« fragte der Brite.

      »Ja, das ist's, Mann, und Ihr sollt es nicht umsonst getan haben«, sprach der Hinterwäldler, der nun mit seinem Wahlzettel die Stube verließ, bald aber wieder mit einer gefüllten Bouteille zurückkam. »Da trinkt einmal,« rief er ihm zu, »aufs Wohl der Staaten und das Verderben der verdammten Briten.«

      »Nein, das lasse ich bleiben«; erwiderte der Gefangene trocken.

      »Wie Ihr wollt,« meinte der Hinterwäldler, »werdet es aber bereuen. Johny hat in seinem Leben keinen so guten Monongehala gegeben.«

      Und mit diesen Worten leerte er ein volles Bierglas und füllte ein zweites, das die Bouteille leerte. Der Brite hatte eine Weile den heillosen Zecher angesehen, verwundert über die ungeheure Quantität, die dieser, ohne auszusetzen, hinabgestürzt hatte, und fuhr dann fort, den Wählern ihre Stimmzettel zu schreiben, von denen einige Hundert angestiegen kamen; eine Beschäftigung, die, wenn auch nicht sehr angenehm, wenigstens den Vorteil hatte, ihn in seiner fröhlichen Stimmung zu erhalten.

      Zweiundzwanzigstes Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      – »Wohl denn, Junge. Bin herzlich froh deinetwegen«, sprach der Squire, der wieder von der Straße in die Stube zurückgekehrt war. »Sie haben mich zu ihrem Major gewählt, und ich hoffe, etwas für dich tun zu können. Aber laß uns unser Mittagessen haben, altes Weib, ich habe Appetit bekommen; und eine Bouteille alten Monongehala! Setz' dich, Junge, und laß dir kein graues Haar wachsen. Bin in meinem Leben oft genug in solchen Teufeleien gewesen, aus denen ich nicht geträumt hätte mit heiler Haut zu kommen; Anno achtzig und einundachtzig bei Cowpens, wo wir Euch gedroschen haben, und Anno zwölf bei Fort Miegs und dann mit Kapitän Croghan. – Ja, da hätt' ich auch wohl nicht mehr gedacht, den Atchafalaya und die Meinigen zu sehen. Die Rothaut, ja, das war ein furchtbarer Geselle. Gott segne ihn nichts destoweniger, obwohl er der Schrecken der Unsrigen jenseits des Ohio war. Aber ein trefflicher Geselle, und wahr ist auch noch, kein Besserer hauste je in unsern Wäldern. Ich hatte bereits Amen gesagt und dacht', nun ist's aus; aber eben als das giftig scharfe Messer um meinen Kopf herumlief – – da, sieh' den Ring an, du kannst ihn noch immer sehen, als ob eine rotseidene Schnur um meine Stirn gebunden wäre, da kam er, der Tecumsee und entriß mich meinen Henkern. Ich werde den Mann in meinem Leben nicht vergessen, und viele der Unsrigen haben ihm ihre Haut zu verdanken. Das war ein Mann! – Keiner Eurer herumschleichenden, besoffenen Indianer, die Tag und Nacht um unsre Felder lauern und uns unsre Hirschböcke wegschießen und sich dann die Füße ablaufen, um sie in Whisky umzusetzen.«

      »Ei, und der lange trockene Geselle, hast du den vergessen, Mann,« sprach die Frau, eine Hirschkeule auf den Tisch setzend, den ein Negermädchen bereits gedeckt hatte, »der hat uns auch nicht wenig Angst gemacht. Wie heißt er nur?«

      »Tokeah meinst du, den Miko der Oconees?« versetzte ihr Mann. »Laß mich in Ruhe mit dem.«

      »Wie? Ihr kennt ihn?« fuhr der Brite unwillkürlich heraus.

      Der Squire und seine Frau sahen sich bedeutsam an. Der junge Mann hatte sich zu fassen gesucht und setzte hinzu: »Ich bin überzeugt, Ihr habt rauhe Tage mit den Indianern gesehen.«

      »Das haben wir;« sprach der Friedensrichter trocken, »aber von Tokeah haben wir auch seit vielen Jahren keine Silbe mehr gehört. Als ob der Mississippi ihn verschlungen hätte. Keine Spur mehr zu sehen oder zu hören von ihm und den Seinigen. Wißt Ihr etwas von ihm?« wandte er sich plötzlich zu seinem gefangenen Gaste.

      »Nein«, versetzte dieser betroffen und stockend.

      »Dachte nur, weil Ihr mich fragtet, ob ich ihn kenne.«

      »Ja, und die arme, bildschöne Rosa«, sprach das Weib.

      »Rosa«, rief der Brite wieder aus, sich ein zweites Mal vergessend.

      Wieder blickten sich die beiden Eheleute fragend an. Ohne jedoch ein Wort zu sagen, setzte sich die Familie zu Tische, über welchem der Hausvater ein langes Gebet verrichtete. Es waren noch zwei Töchter und ein Sohn, die Platz nahmen. Die Kleidung der Mädchen bestand aus dem gewöhnlichen Woll- und Leinenstoff, Linsey Woolsey genannt, war aber recht elegant; ihr Benehmen schien ebensosehr von feinerer weiblicher Bildung, als blöder Scheu entfernt. Ihre Bewegungen zeigten viel natürlichen Anstand und eine gewisse Lebendigkeit, die jedoch vollkommen innerhalb der Schranken mädchenhafter Züchtigkeit verblieb. Sie sprachen mit ihrer Mutter, nachdem sie den Fremden freundlich und zwanglos begrüßt hatten.

      Während die Hausfrau die Hirschkeule zerlegte, fuhr der Squire fort. »Ja, damals hatte ich noch die Stube voll Kinder, alt und jung, wie Orgelpfeifen, zwölf Stück. Keines, Gott sei Dank, gestorben, alle wohl verheiratet und angesehen. Sieh', das ist bei uns die Freude. Je mehr Kinder, desto besser. Land haben wir genug, und wenn sie ihre Hände zu gebrauchen wissen, so findet sich Haus und Hof von selbst. Bei Euch müssen die armen Buben, höre ich, Soldaten oder Taugenichtse werden, und die Mädchen noch etwas Schlimmeres. Bei uns arbeiten und schaffen sie redlich und werden Bürger, die sich vor keinem zu schämen haben. Ja, Junge! meine Kinder haben alle ein Kinderspiel, die haben jedes ein paar tausend Dollar von den Alten, aber wir haben es uns müssen sauer werden lassen. – Mein Vater kam mit zwanzig Jahren und dreißig Pfunden herüber aus dem Lande der Kuchen, und damit kaufte er sich fünfzig Äcker, und als er etwas zusammengebracht, da brach der Befreiungskrieg aus, und die Eurigen kamen und brannten ihm Haus und Hof weg und zogen ihm seine Kleider und Schuhe ab, und er mußte halb nackend im Winter dreißig Meilen nach Hause

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