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an die drei Weisen aus dem Morgenland, die dem Jesuskind von weither ihre wertvollen Präsente gebracht haben! Zugegeben – mit Weihrauch und Myrrhe würde man heutzutage keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervorlocken«, scherzte Thorsten launig.

      Das Publikum lachte artig.

      »In diesen Tagen punktet man eher mit einer VR-Brille, einem teuren Smartphone oder einem Erlebnisgeschenk. Und da wären wir auch schon beim Knackpunkt. Woher sollen Angehörige und Freunde denn so genau wissen, was wir uns wünschen? Welche Marke, Farbe oder Aufmachung eines Produktes?

      Omi und Opi sind im Allgemeinen überfordert, sobald es um Hightech geht. Was, wenn ich statt dem heiß ersehnten I-Phone ein anderes oder gar veraltetes Fabrikat geschenkt bekomme? Einen öden Pulli anstelle der gewünschten Handtasche?«

      Zustimmendes Gemurmel brandete auf. Thorsten legte extra eine Kunstpause ein, um das Gehörte wirken und eigene Erinnerungen hochkommen zu lassen. Garantiert trugen die Besucher gerade allesamt Bilder vom sinnbefreitesten Geschenk im Hinterkopf, welches er oder sie jemals erhalten hatte.

      »Ich sehe schon, Sie kennen das Problem«, fuhr er mit einem breiten Lächeln fort. »Es gibt aber noch ein weiteres. Was, wenn sich keiner meiner Lieben mein teures Wunschgeschenk leisten kann? Muss ich in diesem Fall lauter kostengünstige Kleinigkeiten einheimsen, die ich gar nicht brauche? Oh konträr, wie ich Ihnen sogleich demonstrieren werde! Wozu gibt es schließlich Crowdfunding?«

      Oben auf der Leinwand wurden die verschnürten Herzen vom Layout der Home-Seite der neuen Internetplattform mit Namen WISHLIFT.COM verdrängt. Ein Raunen ging durch das Publikum. Selbstverständlich war die Webseite state of the art, SEOoptimiert und im responsive design programmiert, ergo auch für Tablets und Smartphones geeignet. Thorsten Sasse beschäftigte einen Stab aus teuren, weil erfahrenen und zugleich innovativen Programmierern für seine Projekte. Und die hatten in den letzten Monaten alles drangegeben.

      »Ach, eine Geschenkeplattform … ist alles schon dagewesen!«, rief jemand aus den hinteren Reihen.

      Natürlich, die gottverdammte Fledermaus! Da half jetzt alles nichts, Thorsten musste improvisieren. Er lächelte unerschütterlich.

      »Vielen Dank für Ihren freundlichen Einwurf, er soll mir als Stichwort dienen. In der folgenden halben Stunde werde ich Ihnen anschaulich demonstrieren, dass unser Konzept viel weiter geht als jene der Konkurrenten. WISHLIFT bietet erheblich mehr als die herkömmlichen Geschenkeplattformen, stellt eher einen Geschenkekoordinator dar, der in Zukunft das Schenken revolutionieren und zugleich optimieren wird!

      Nutzt jemand unser Angebot und registriert sich, wird jedes künftige Geschenk in punkto Beliebtheit und oft auch im monetären Wert angehoben, daher setzt sich der Name der Plattform auch aus den Worten wish für Wunsch und lift für das Anheben zusammen. Zudem erinnert der Name auf den ersten Blick an den Begriff wishlist. Er erzeugt somit erst bei genauerer Betrachtung einen Aha-Effekt, nämlich dann, wenn der Betrachter die Bedeutung hinter der minimalen Abwandlung erkennt.

      Wissen Sie überhaupt, welch riesiger Kostenaufwand verursacht wird, weil der Einzelhandel gegen Vorlage des Kassenbons zum Umtausch verpflichtet ist? Stellen Sie sich vor – jeder Dritte, der seiner Ansicht nach unpassend beschenkt wurde, macht von diesem Recht Gebrauch.

      Das glauben Sie nicht? Eine aktuelle Umfrage des Marktforschungsinstitutes Aris, die im Auftrag des IT-Branchenverbands Bitkom durchgeführt wurde, beweist das. Im Onlinehandel sind die Zahlen für Rücksendungen sogar noch weitaus höher.

      Ich werfe Ihnen jetzt eine Zahl zu. Laut einer Schätzung von TNS Infratest landen alleine an Weihnachten ungeliebte Präsente im Wert von siebenhundert Millionen Euro unter deutschen Weihnachtsbäumen. Wenn unsere Plattform angenommen wird

      – und davon gehe ich felsenfest aus – könnte sich dieser Betrag bald in erheblichem Umfang minimieren. Letzten Endes werden sogar Ressourcen und die Umwelt geschont, wenn beispielsweise im Onlinehandel nicht mehr so viele Waren zurückgeschickt werden müssten.

      Für uns am lohnendsten wird die ganze Sache selbstverständlich, wenn jemand sich über WISHLIFT.COM eine Urlaubsreise wünscht. Durch die Verknüpfung mit dem eigenen Urlaubsportal bekommen wir dann gleich zwei Stücke vom Kuchen ab«, referierte Thorsten Sasse selbstgefällig.

      »Selbstverständlich werden wir überall einen Fuß in der Tür haben. Soziale Medien, Magazinwerbung, Fernsehspots … bald schon werden Millionen von Usern ein Profil anlegen. Es wird zur Selbstverständlichkeit werden, seine persönliche Wunschliste online zu stellen. Ob Geburtstag, Weihnachten, Jubiläum … jeder wird künftig herausfinden können, welche Geschenke Ihr Herz höher schlagen lassen!«

      Nach dieser Einleitung demonstrierte Sasse anhand von Beispielen, wie kinderleicht die Benutzung der Seite von der Hand ging. Er dankte dem Investorenkonsortium und betonte noch einmal, dass eine schnelle Marktübernahme ohne massive Werbekampagne, die sich nur durch diese großzügige Finanzspritze realisieren lasse, mit Sicherheit nicht möglich wäre. Die Offensive werde kommende Woche starten, und zwar zeitgleich mit der Freischaltung des Portals.

      »Sie wollen doch in erster Linie Daten über das Konsumverhalten der Leute sammeln und diese durch die Hintertür verkaufen!«, warf die Fledermaus kämpferisch ein. Thorsten überhörte den Zwischenruf absichtlich. Innerlich aber kochte er.

      *

      Frenetischer Beifall zeigte Sasse, eine halbe Stunde und tausende Worte später, dass er mit seiner Geschäftsidee wohl richtig lag. Erneut musste er eine Weile abwarten, bis halbwegs Ruhe einkehrte. Inzwischen war es vollständig dunkel geworden, allein die Fackeln und die farbig leuchtenden Palmenkübel verströmten dezentes Licht. Thorsten staunte selbst, welch romantische Stimmung diese Art der Beleuchtung generierte.

      Einige der Gäste wandten ihren Blick von der Bühne ab, wollten sich Getränke holen oder in Grüppchen zusammen stehen, um zum gemütlichen Teil der Feier überzugehen. Doch sie hatten die Rechnung ohne den begnadeten Redner gemacht.

      »Bitte warten Sie, noch nicht weggehen! Ich habe Ihnen eine weitere Mitteilung zu machen, die nicht minder interessant sein dürfte«, rief Sasse mit seiner tragenden Stimme. Zwei der Servicekräfte schnappten sich je eine brennende Fackel und postierten sich zu seiner Linken und seiner Rechten.

      »Mona, mein Augenstern. Würdest du mir die Ehre erweisen und zu mir auf die Bühne kommen?«, fragte er mit samtweicher Stimme.

      Die junge Frau wirkte echt überrascht, setzte sich jedoch sofort in Bewegung. Professionell lächelnd, erklomm sie die drei Stufen zur Bühne, gesellte sich an Thorstens Seite. Was konnte er nur von ihr wollen?

      »Hier steht sie nun in voller Lebensgröße vor Ihnen, die Liebe meines Lebens. Ohne ihre Gesellschaft wäre es mir wohl kaum möglich gewesen, das hier zu verwirklichen. Sie ist meine Muse, beflügelt mich jeden Tag.«

      Er wandte sich ihr zu, sank theatralisch aufs rechte Knie und zog ein kleines Päckchen aus seinem Designerjackett.

      »Und deswegen, mein Schatz, möchte ich dir jetzt die Frage aller Fragen stellen: Willst du mich heiraten?«

      Mona stand da wie vom Donner gerührt. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Um Himmels willen … sicher, sie sprachen seit Monaten davon, gemeinsam in die Villa auf La Gaiola zu ziehen, sobald sie fertig renoviert wäre. Aber von einer baldigen Hochzeit war niemals zuvor die Rede gewesen. Ihre Gedanken überschlugen sich, Panik überflutete ihr zauderndes Herz.

       Ich bin doch noch so jung, fast das ganze Leben liegt vor mir … Ist es schlecht für meine Modelkarriere, wenn ich verheiratet bin? … Will er etwa Kinder in die Welt setzen? … Möchte ich überhaupt heiraten, und vor allem ihn? … Gott, was soll ich jetzt bloß sagen …

      »Ja«, hörte Mona sich zu ihrem eigenen Entsetzen antworten. Ihre Zunge hatte sich verselbständigt.

      The show must go on. Was blieb mir in dieser Situation anderes übrig? Er hätte sonst das Gesicht verloren, rechtfertigte sie das Eheversprechen vor sich selbst. Dennoch, jeder der Anwesenden hatte ihr verhältnismäßig langes Zögern

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