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      Klare helle Linien bestimmten den ganzen großen Raum, in dem sich der Fliesenboden der Diele fortsetzte. Zwei gläserne Türen, umrahmt von lindgrünen Gardinen, führten hinaus zu einer Terrasse und zum Garten. Drüben im Wohnbereich gab es auf einem hellbraunen Teppich eine Sitzgruppe aus dunkelrotem Leder mit rechteckigem weiß lackiertem Couchtisch. An der Wand stand eine weiß-schwarz abgesetzte Regalwand, angefüllt mit Büchern und CDs, darin integriert ein riesiger Flachfernseher und eine Stereoanlage mit zierlichen weißen Standboxen. Etwas entfernt stand ein gedrungener Kaminofen mit mächtigem metallenem Abzugsrohr und dicker Glastür. Unter dem weißen Tisch und den sechs roten Schwingerstühlen hier im Essbereich gab es keinen Teppich, ebenso wenig unter dem kleinen runden Plastiktischchen, das nicht im Geringsten zur übrigen Einrichtung passte. Es stand etwas abseits in der Nähe der Küchentür und mittendrauf thronte eine gelb-rote Dose mit Ringelblumensalbe. Halb unter die Platte geschoben war ein schlichter Holzstuhl mit kerzengerader Rückenlehne.

      Einladend wies Barbaras Blick dorthin. „Das ist der Sklavenplatz. Extra für dich.“

      Oh! Er durfte nicht bei ihnen am Tisch sitzen? Das war wirklich diskriminierend. Er stellte seinen Teller ab – und sah ihn dann, den metallen schimmernden Dildo, der herausfordernd von der ungepolsterten Sitzfläche des Stuhls aufragte! Wie eine Eichel geformt war die Spitze, in der Mitte traten zwei wulstige Ringe hervor und nach unten hin verdickte er sich immer mehr.

      Barbara ließ sich an der Stirnseite des Esstisches nieder, Gerald rechts von ihr, und lächelnd schaute sie zu Daniel herüber. „Du wirst dich bestimmt gut mit ihm anfreunden. Aber mach erst mal die Strumpfhose runter!“

      Zaudernd schob Daniel sie mitsamt dem String hinab mit beiden Händen und immer noch tiefer musste sie kommen, bis hinunter zu den Knien.

      Amüsiert schweifte Barbaras Blick zu seinem halb aufgerichteten Penis, den natürlich auch Gerald anstarrte. „Noch ein bisschen schüchtern? Vielleicht solltest du deinen neuen Freund erst mal begrüßen. – Gib ihm einen Kuss!“

      Was? War das ihr Ernst? Ja, das war es wohl, so sah er an ihrem herausfordernden Blick. Nichts anderes blieb ihm übrig, als vor ihm auf die Knie zu sinken wie vor einem verehrungswürdigen Götzen und ihn vorsichtig zu küssen.

      „So ist es schön. Und so machst du es immer vor dem Essen! Jetzt kannst du ihn vorbereiten.“

      Deshalb also stand die Dose auf dem Tisch. Mit spitzen Fingern strich er etwas von der fetten gelblichen Creme auf das harte kühle Metall und nahm noch etwas mehr, da viel in diesem Fall wohl gut war. Als er wieder aufschaute, sah er, dass Barbara und Gerald mit dem Essen schon mal angefangen hatten, bevor es völlig kalt wurde.

      Mit fettigen Fingern steckte sich Barbara ein Stückchen des weißen faserigen Fleisches in den Mund und verzog verdrießlich das Gesicht. „Ist ziemlich trocken, der Gummiadler.“ Aufmunternd nickte sie Daniel zu. „Setz dich!“

      Ja, setzen, natürlich … Mit beiden Händen rechts und links auf den Stuhl gestützt, ließ er sich vorsichtig nieder, den beiden am Tisch zugewandt. Verstohlen rückte er sich zurecht, bis er die kühle Spitze an der richtigen Stelle spürte, dann sank er behutsam weiter hinab, spürte den Dildo groß und stark in sich kommen. Als er das letzte Abstützen der Arme bleibenließ und nun richtig saß, war er so tief erfüllt wie noch nie zuvor, so glaubte er jedenfalls. Dass das Hähnchen wirklich trocken war, dazu halb kalt, und die Pommes inzwischen wie schon einmal gegessen aussahen, spielte keine Rolle, da er sowieso keinen Appetit hatte. Halb aufgelöst rutschte er auf dem glatten Holz hin und her, den Versuch, das Stöhnen zurückzuhalten, hatte er aufgegeben, es konnte ja eh nicht gelingen.

      Kopfschüttelnd legte Barbara Messer und Gabel auf ihren noch halb vollen Teller. „Schmeckt eklig. – Aber zu viel essen ist ja eh nicht gut.“ Ihr Blick schweifte von Daniel zu Gerald. „Es macht ihn ziemlich geil. – Meinst du, das Ding wird halten?“

      Gerald kaute auf den matschigen Pommes herum. „Ja, doch, bestimmt. Ich habe den Stuhl genau passend ausgesägt und die kleine Fuge, die es noch gab, mit Silikon ausgefüllt. Und ich habe ja einen sehr langen Dildo genommen, sodass ich ihn zehn Zentimeter weiter unten mit einer stabilen U-Schiene befestigen konnte. Da dürfte nichts schiefgehen.“

      Dann war das also Geralds Werk, wie die Kette, die von der Decke hing, sicherlich auch. Stabil schien das Ding auf dem Stuhl wirklich zu sein, jedenfalls merkte Daniel nicht, dass es irgendwie wanken würde, nein, warm, wie es inzwischen geworden war, und unverändert groß füllte es ihn aus, um ihn bei der geringsten Bewegung in Verzücken zu versetzen, und wenn er sich überhaupt gar nicht regte, auch. Noch immer hielt er Messer und Gabel in Händen, aber nur, weil er es kaum bemerkte und es außerdem für gut hielt, sich an irgendetwas festzuhalten.

      Barbara trank einen Schluck Mineralwasser, bemäkelte, dass es noch ziemlich warm sei, womit es allerdings passe zu dieser Katastrophe von Mittagsmahl, und betrachtete Daniel versonnen, als sei er der einzige Lichtblick, den es momentan für sie gab. „So wirst du ab jetzt immer essen! Hoffen wir mal, dass du dabei nicht verhungerst. Aber es wird ja wieder besser schmecken.“ Mahnend hob sie den Zeigefinger. „Wenn ich nicht da bin, darfst du dich aber nicht da draufsetzen! Du weißt ja, dass deine Lust nur für mich da ist und nicht für dich. Hast du gehört?“

      Mühsam formte er sein Stöhnen zu Worten: „Ja, meine Herrin.“

      „Gut. Und du wirst jedes Mal genau das machen, was du auch heute tust, und zwar ohne, dass ich es dir noch einmal sagen muss. Ich hoffe, du hältst dich dran.“

      Was blieb ihm denn anderes übrig, als sich dran zu halten? Erneut rang er sich die erwartete Bestätigung ab. „Ja, meine Herrin, das werde ich tun.“

      „Wir werden sehen. Beteuert hast du ja schon viel.“

      Da auch Gerald seinen Teller von sich weggeschoben hatte, war das Essen nun beendet und durfte sich Daniel erheben, was er sehr behutsam tat und auch ein bisschen bedauernd, wenn er ehrlich war. Er wollte die Strumpfhose hochziehen, doch hielt ihn Barbaras Kopfschütteln davon ab. „Gib ihm erst noch einen Abschiedskuss!“ Echt? Nur einen winzigen Moment währte Daniels Zögern, dann sank er ein zweites Mal neben dem Stuhl auf die Knie und hauchte ein Küsschen aufs warme Metall, das angelaufen war von der Wärme und der Ringelblumensalbe, der seine Lippen sorgsam auswichen. Wieder durfte er sich aufrichten und dieses Mal die Strumpfhose auch wirklich hochziehen, dann wurde er ins Bad geschickt, um ein Tuch zu holen, mit dem er den Dildo sorgsam reinigte. Als das Metall makellos glänzte, musste er es zum Abschied noch einmal küssen, dann wurde er in die Küche geschickt, um dort Kaffee zu kochen.

      Kaffee wurde fortan nicht mehr gemahlen gekauft, sondern in Bohnen, und diese waren in einer großen Dose im Kühlschrank deponiert, so erklärte ihm Barbara. Eine langsam drehende Kaffeemühle, ein futuristisch aussehender Wasserkocher, eine schwere Thermoskanne aus rot lackiertem Edelstahl und ein cremefarbener Keramikfilter standen gegenüber dem Fenster in einer eher düsteren Ecke bereit. Bald war der Kaffee aufgebrüht und konnte serviert werden zusammen mit dem Kuchen, den Gerald vom Einkauf mitgebracht hatte.

      Mit einem artigen Knicks schenkte Daniel zuerst Barbara, dann Gerald in die elfenbeinfarbenen Becher aus Aluminiumporzellan ein, und natürlich vergaß er auch die dazugehörigen untertänigen Worte nicht: „Bitteschön, meine Herrin.“ „Bitteschön, mein Herr.“

      Auch er selbst durfte einen Kaffee trinken und ein Stück Kuchen essen, drüben an seinem Katzentisch, aber zum Glück nicht auf dem Sklavenplatz, da dieser nur fürs richtige Essen vorgesehen war, nicht für kleine Mahlzeiten zwischendurch oder fürs Frühstück. So bekam er es von Barbara erklärt, die ihm erlaubte, sich einen der Stühle vom Esstisch herüberzuholen.

      Der Kaffee schmeckte bitter! Was unerklärlich war, da es sich um eine teure Sorte handelte, auch die Gerätschaften von hervorragender Qualität waren und er, soweit er es beurteilen konnte, alles richtig gemacht hatte. Und der Kaffee schmeckte trotzdem bitter, dazu auch noch säuerlich.

      Barbara seufzte schwer. „Hoffen wir mal, dass es hier in diesem Haus mit dem Genuss nicht so weitergeht. Aber vielleicht ist alles einfach noch zu neu.“ Das war ein Trost, an den es sich klammern ließ.

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