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Titain - Warrior Lover 15. Inka Loreen Minden
Читать онлайн.Название Titain - Warrior Lover 15
Год выпуска 0
isbn 9783963700699
Автор произведения Inka Loreen Minden
Жанр Языкознание
Серия Warrior Lover
Издательство Bookwire
Dr. Scheele nickte ehrfürchtig, und Pearl hielt die Luft an. Ihr Finger schwebte nur Millimeter über ihrem Tablet, weil sie versucht war, die Verbindung zu unterbrechen. Sie wurde gerade Zeugin einer topgeheimen … ja, was eigentlich?
Obwohl sie für gewöhnlich hervorragend sah, selbst bei schlechten Lichtverhältnissen, klebte sie mit der Nase beinahe am Monitor und drehte den Ton ganz auf, um nichts zu verpassen. Top secret hin oder her, sie musste wissen, was dort vor sich ging!
»Frostschutzmittel ist vollständig aus dem Objekt entfernt«, erklärte Dr. Scheele.
Nun konnte Pearl endlich etwas von dem Androiden erkennen. Er besaß dunkelbraunes Haar und ein relativ junges, sehr männliches, interessantes Gesicht. Schnell zoomte sie näher heran. Der Android hielt die Augen geschlossen, und seine dichten Wimpern erinnerten sie an zwei Halbmonde. Dann folgte eine gerade Nase, die optimal in sein Gesicht passte, und ein leicht aristokratisches Kinn mit markanten Wangenknochen. Ja, so würde sie es bezeichnen, zumindest hatte sie das Wort »aristokratisch« schon in dem einen oder anderen Liebesroman gelesen, wenn es sich um ein nicht zu spitzes Kinn handelte. Normalerweise war diese Art der Literatur den Einwohnern nicht zugänglich, aber natürlich hatte Pearl einen Weg gefunden, auch die gesperrten Archive zu durchstöbern. Und Hallo, was es dort alles für Bücher gab! Allein der Gedanke trieb ihr die Hitze ins Gesicht.
Doch das Geschehen auf dem Monitor brachte sie in die Gegenwart zurück und ihr stockte der Atem, als die perfekt modellierte Brust des Androiden zum Vorschein kam – zwischen der auf Höhe des Brustbeins eine handflächengroße, silbrig glänzende Raute zu erkennen war. Außerdem besaß der Roboter kräftige Arme – die jedoch nicht zu sehr durchtrainiert waren – sowie einen flachen Bauch mit einer stark ausgeprägten Muskulatur.
Verdammt, genau so sah ihr Traummann aus, über den sie bisher immer nur gelesen hatte!
Zugegeben, Koa war auch attraktiv, auf seine Weise, doch viel massiger und hünenhafter als dieser neue Android. Ihr erschien Koa mit seinen ersten grauen Haaren – die zwischen dem Hellbraun hervor spitzten – und Falten beinahe wie ein Mann um die fünfzig. Wäre er ein Mensch, könnte er vom Alter her ihr Vater sein. Dagegen wirkte dieser humanoide Roboter kaum älter als Pearl selbst. Ihr Herz machte einen aufgeregten Satz. Verflixt schade, dass er nur eine Maschine war. Dabei verriet lediglich die silberfarbene Raute auf der Brust seinen Androiden-Status. Ansonsten wirkte er völlig menschlich … männlich!
Der Arzt zog ihm einen Schlauch aus je einem Unterarm. Dort besaß der Roboter, genau wie Koa, zwei in die Haut implantierte »Ports«, damit man ihn mit den für Androiden nötigen Mitteln versorgen konnte.
»Ich verabreiche ihm nun die Naniten zur Zellschädenreparatur«, erklärte Dr. Scheele.
Naniten? Meinte er Nanobots? Mikroskopisch kleine Roboter, die kaum größer waren als Blutkörperchen?
Fasziniert schaute Pearl zu, wie der Arzt dem Androiden mit einer großen Spritze eine silbrig-schimmernde Flüssigkeit in einen der Ports am Unterarm injizierte. Diese schillernde Substanz hatte Pearl schon ein paar Mal gesehen, wenn sie Koa in seine Regenerationskammer gebracht und dort an seine Vorrichtung angeschlossen hatte. Das waren also Naniten! Reparierten sie etwa die organische Haut der Androiden? Ihr war aufgefallen, dass Koa nie eine Narbe zurückbehielt, nachdem er sich verletzt hatte.
Hier stellten die mikroskopisch kleinen Roboter wahrscheinlich die durch die lange Kühlung zerstörten Hautzellen wieder her. Ein Mensch würde das Auftauen sicher nicht überleben, denn das »Frostschutzmittel« schädigte die Organe. Aber die besaß ein Android ja nicht – glaubte sie zumindest, denn im Grunde hatte sie absolut keine Ahnung, wie solch ein Roboter von innen aussah. Cornelius – zu dem sie von allen Oberen den besten Draht hatte – wollte ihr keine Baupläne geben. Pearl hatte ihn schon zwei Mal darum gebeten. Schließlich könnte doch auch bei einem Androiden etwas kaputtgehen oder verschleißen, und sie könnte ihn reparieren. Sie hatte auch vorgeschlagen, sich Koa einmal näher anzusehen, aber Cornelius hatte ihr sämtliche Informationen strickt verweigert. Hatte er Angst, sie könnte supergeheime Details ausplaudern? Wo sollte sie denn mit diesem Wissen hingehen? Sie kam hier ohnehin nicht raus, und was sollte jemand aus Paradisia mit den Plänen anfangen können? Neue Androiden bauen? Wozu? Sie hatten noch zwei weitere eingefroren. Andererseits bedeuteten mehr Hilfsroboter weniger Arbeit für … Okay, jetzt wusste sie, wo der Hund begraben lag. Die Oberen wollten alle Arbeiter weiterhin voll beschäftigt halten, damit sie nicht auf dumme Gedanken kamen.
Als Valerian den neuen Androiden fragte: »Titain, kannst du mich hören?«, lauschte Pearl angestrengt.
Titain hieß er also. Was war das denn für ein seltsamer Name? Eine Mischung aus Titan und … keine Ahnung. Titan war ein chemisches Element, ein Leichtmetall mit geringer Dichte und hoher Festigkeit. Ein paar Einbauteile der Meerwasserentsalzungsanlagen bestanden aus diesem Material oder diverse Implantate in der Medizintechnik. Außerdem gab es einen Saturnmond, der Titan hieß. Aber sie kannte nichts, absolut gar nichts, was sich Titain nannte!
Schalte doch mal dein nerviges Gehirn aus und konzentriere dich auf das, was du siehst!, schimpfte sie sich. Ständig musste sie über alles Mögliche nachdenken.
Pearl pfiff leise, als sie den Androiden endlich in voller Pracht vor die Linse bekam. Wow, der hier war ja wirklich voll ausgestattet! Sie wusste, dass diese humanoiden Roboter wegen der organischen Haut Wasser zu sich nehmen und deshalb auf die Toilette gehen mussten. Aber wozu brauchten sie einen Penis? Einen derart naturgetreuen noch dazu?
Pearl hatte immer geglaubt, Koa würde eine Art Röhrchen besitzen oder ein Auslassventil. Sie hatte ihn allerdings nie ganz nackt gesehen. Doch Titain war einfach rundherum perfekt! Sein breiter Oberkörper verjüngte sich nach unten zu einem V, seine Körpermitte sah verboten interessant aus, und darunter erkannte sie nun seine langen, trainierten Beine, die nur leicht behaart waren, genau wie seine Unterarme und … diese sehr naturgetreue Körpermitte!
Wenn ich mir einen echten Mann basteln könnte, würde er so aussehen wie Titain, dachte sie verträumt. Ein so großer und vor allem attraktiver Kerl war ihr in Paradisia noch nicht über den Weg gelaufen.
Seine Lider zitterten, und als er langsam die Augen öffnete, hielt Pearl für einen Moment die Luft an, denn er schien direkt in die Kamera zu blicken. Zu ihr.
Pearl zoomte erneut in sein Gesicht. Titain besaß unglaublich braune Augen mit einem schwarzen Kreis um die Iris. Bloß waren sie blutunterlaufen, und das Augenweiß wirkte hier nicht so perfekt wie bei Koa. Handelte es sich bei Titain vielleicht um ein weiterentwickeltes Modell, das noch mehr wie ein Mensch aussah?
Während er reglos in der Kapsel stand, bewegten sich seine Augen unruhig hin und her, als würde er die Umgebung abchecken. Das Blut in dem Weiß schien langsam zu verschwinden, es … löste sich einfach auf. Lag das an den Naniten?
Sie zoomte heraus, um zu sehen, was die anderen Anwesenden machten. Dr. Scheele warf ständig einen Blick auf das Tablet, das er in einer zitternden Hand hielt, und Pearl glaubte darauf die Sauerstoffsättigung des Blutes und weitere Vitalzeichen zu erkennen.
»Körpertemperatur fast normal«, sagte der Doktor euphorisch, dem die Aufregung deutlich anzumerken war. »Seine Herzfrequenz steigt!«
Herz?, dachte sie. Was für ein Herz???
Sicher meinte Dr. Scheele ein künstliches Herz, das für die Blutzirkulation der Haut zuständig war oder irgendwelche Hydraulikflüssigkeiten durch Titains Körper pumpte.
»Titain?«, fragte Cornelius. Er war der Älteste der drei Oberen, wirkte jedoch noch unglaublich fit für sein Alter, geradezu schlank und sportlich, während Valerian schon immer etwas rundlich gewesen und von etwas kleinerer Statur war und ein Mondgesicht besaß. Faszinierend an ihm waren lediglich seine eisblauen Augen.
Der dunkelhäutige Nepos, der sich auf einem Stock abstützte, erinnerte Pearl mit seinen zahlreichen Falten an die uralte, runzlige Schildkröte, die sie ab und zu an der Algenfarm vorbeischwimmen sah. Nur die buschigen weißen Augenbrauen passten