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Frau Balthoff.«

      »Wer ist denn das?« Jetzt war Pünktchen schon gar nicht mehr so froh, dass sie das Thema gewechselt hatte. Dieses hier war auch nicht gerade erfreulich.

      »Frau Balthoff gehört das Hotel neben uns. Es heißt ›Hohenstaufen‹. Frau Balthoff hat schon immer mit meinem Vati streiten wollen. Jetzt ist sie zu Elisabeth so bös. Das weiß ich ganz genau. Und Elisabeth ist ganz allein. Sie wird mich wohl nie aus Sophienlust zurückholen.« Marietta starrte auf ihre Hände.

      Pünktchen dachte: Das quält dieses arme Kind also auch noch. Sie strich Marietta über die Wange. »So etwas darfst du nicht denken, Marietta. Tante Isi hat uns allen erzählt, wie lieb dich deine große Schwester hat.«

      Jetzt stieg ein Leuchten in Mariettas Augen auf. Zum ersten Mal, seitdem sie in Sophienlust war, verdrängte es den stumpfen Blick dieser Kinderaugen. »Ja, Elisabeth hat mich sehr lieb. Und ich sie auch. Aber wir haben keinen Vati und keine Mutti mehr, die uns helfen können.« Vorbei war das Schimmern des Glücks. »Und deshalb werden sie Elisabeth das Hotel wegnehmen. Dann muss sie irgendwo arbeiten und kann mich nicht mehr zu sich holen.«

      »Oder dann erst recht, Marietta.« Pünktchen gab so schnell nicht auf. Schon hatte sie sich auf die neue Situation eingestellt. »Schau, Marietta, wenn deine Schwester nicht mehr so viel Arbeit im Hotel hat, dann bleibt ihr doch viel mehr Zeit für dich. Selbst dann, wenn sie Geld verdienen muss. Du bist ja schon ein großes Mädchen und könntest ihr im Haushalt ein bisschen helfen. Vielleicht hättet ihr irgendwo ein hübsches Zimmer und könntet am Abend immer beisammen sein.«

      Marietta schüttelte den Kopf. »Elisabeth will aber nicht aus unserem Hotel fort. Ich habe gehört, wie sie gesagt hat, sie muss um das Hotel kämpfen, weil Vati und Mutti das so wollten.« Jetzt sah Marietta Pünktchen voll an. »Pünktchen, warum kann ich Elisabeth nicht helfen? Ich möchte das so gern tun.

      Wenn ich schon größer wäre, könnte ich im Hotel bedienen. Dann bräuchte Elisabeth nicht so viel Geld für eine Serviererin auszugeben. Ich könnte auch in der Küche arbeiten. Aber ich bin ja noch zu klein. Nur Botengänge konnte ich machen. Elisabeth kann mich nicht brauchen.«

      »Darüber müssen wir mal nachdenken, Marietta, wie wir deiner großen Schwester ein wenig helfen könnten. Ich weiß etwas …« Pünktchen stand auf. Ihre Augen blitzten, »Ja, ich wüsste etwas. Aber das kann ich dir erst sagen, wenn ich mit den anderen gesprochen habe. Vor allem mit Tante Isi. Komm, wir gehen jetzt ins Haus. Ich schaue nach, ob Tante Isi da ist.«

      Bereitwillig ging Marietta mit. Sie vergaß sogar, noch einmal zu den Baumwipfeln hinaufzusehen.

      Im Kinderheim trennten sich die beiden Mädchen. Marietta ging in den Wintergarten, in dem die kleineren Kinder jetzt spielten, Pünktchen suchte – nein, sie suchte nicht Denise von Schoenecker, sondern Nick.

      Dieser Gesinnungswechsel von Pünktchen war nicht verwunderlich. Sooft sich das Mädchen auch mit Nick stritt, wenn es darum ging, ein Problem zu lösen, waren die beiden die besten Freunde.

      Nick war nicht mehr in Sophienlust. Es hieß, er sei zu seiner Schwester Andrea von Lehn ins Tierheim »Waldi & Co.« geradelt. Das konnte Pünktchen nur recht sein. Was sie mit Nick zu besprechen hatte, ging ja auch das junge Tierarztehepaar von Lehn an. Es musste seine Zustimmung zu Pünktchens Plan geben.

      Das Mädchen holte ihr Fahrrad und war nach zehn Minuten vor dem schönen großen Wohnhaus der von Lehns angekommen. An der Hausnummer sah Pünktchen Nicks Fahrrad lehnen.

      Sie stellte ihres dazu und rannte zur Haustür. Dort läutete sie Sturm.

      Die junge Andrea von Lehn öffnete selbst. Sie lachte laut. »Wo Nick ist, taucht sicher auch bald Pünktchen auf. Und mit welchem Elan. Ich habe doch glatt gedacht, irgendwo will eine Kuh kalben, so dass der Bauer nun Sturm nach meinem Mann läutet.«

      Andrea zog Pünktchen mit ins Wohnzimmer. Dort saß Nick. Er sah Pünktchen mit skeptischem Gesicht entgegen.

      »Du bist doch nicht etwa meinetwegen gekommen?«, fragte er. »Ich denke, ihr braucht mich nicht bei euren großartigen Beratungen.«

      Pünktchen setzte sich Nick gegenüber. Sie sah ein wenig zerknirscht aus. »So sah es auch aus, Nick, aber jetzt brauche ich dich doch. Mir ist eine Idee gekommen …«

      Nick sah Andrea an. »Hast du gehört, Andrea? Pünktchen hat eine Idee. Wollen wir beide ausreißen? Du weißt, was uns jetzt erwartet.«

      Andrea setzte sich ebenfalls. »Nein, ich bleibe. Ich kann mich nämlich daran erinnern, dass Pünktchen manchmal sehr gute Ideen hatte. Du solltest nicht immer so darüber lästern, mein kleiner Bruder.«

      Nick maulte: »Kleiner Bruder! Ich bin fünfzehn. Du brauchst mich nicht mehr wie ein Wickelkind zu behandeln. Eine Großmutter bist du schließlich auch noch nicht, Andrea.«

      Die schöne junge Frau lachte amüsiert. »Nein, Gott sei Dank noch nicht. Damit wäre auch mein Hans-Joachim nicht zufrieden.«

      Nick stöhnte. »Fange nicht von deinem Herzallerliebsten an zu reden, sonst tust du das morgen noch, Andrea. Ich glaube, du wirst in Hans-Joachim auch dann noch verknallt sein, wenn du doch schon Großmutter bist.«

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