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und diesem nagenden Verlangen biege ich um die Ecke und trete in den Zwischengang Richtung Hotelfoyer.

      »Fuck!« – Nehmt euch doch ein Zimmer!, würde ich am liebsten sarkastisch rufen, aber noch haben Craig und Estelle mich nicht gesehen und es wäre ziemlich dumm von mir, seine Aufmerksamkeit ausgerechnet jetzt auf mich zu ziehen. Vorsichtig ziehe ich mich ein Stück zurück und spähe um die Ecke. Eng ineinander verschlungen stehen sie da und küssen sich, aber irgendetwas ist anders. Anstatt Estelle als Vorgeschmack auf das Folgende leidenschaftlich gegen die Wand zu drängen, hält Craig sich erstaunlich zurück. Sein Kuss wirkt neckend, nicht roh, sein Körper berührt Estelles nicht einmal ...

      »Komm schon ...«, fordert Estelle rau und packt Craig am Hemdkragen, als er sich von ihr löst. »Nur ein kleines Vorspiel, dann gehen wir auf mein Zimmer!« Sie nimmt ihn an der Hand und zerrt ihn, ohne sich umzusehen, durch die Tür neben sich – die Damentoilette!

      Tue es!, raunt ein verlockendes Stimmchen mir zu. Der Kerl hält doch keine fünf Minuten stand, und wenn du siehst, dass er sich kein bisschen geändert hat ... Ich mache zwei Schritt nach vorne. Lass es! Wenn Craig es tatsächlich durchzieht und aus dem kleinen Vorspiel, von dem Estelle gesprochen hat, keinen Quickie auf dem Klo macht, werde ich mich bei der nächsten Gelegenheit wie eine Furie auf ihn stürzen.

      Ich beschleunige meine Schritte, um so schnell wie möglich an der Damentoilette vorbeizurennen, sehe dann wie aus einer fremden Perspektive, wie ich meine Hand ausstrecke und die Klinke herunterdrücke. Verflucht, ich kann nicht anders, ich muss es einfach wissen!

      Vorsichtig spähe ich in das Innere der Toilette. Aus einer der Kabinen erklingt leises Stöhnen. Ich muss wissen, ob in Craig tatsächlich mehr Potenzial schlummert, als auf den ersten Blick zu erkennen war, und ich muss wissen, ob ich es aushalten kann, dem zu widerstehen. Leise streife ich mir die Pumps von den Füßen und schleiche auf Nylonstrümpfen weiter. Niemand muss je erfahren, dass ich zumindest dieser Verlockung nicht widerstehen konnte – am allerwenigsten Craig und Estelle.

      Ich husche in die Nachbarkabine der einzigen abgeschlossenen und drehe den Knopf für die Verrieglung herum. – Klack. Ich erstarre, doch die lustvollen Laute von nebenan sind inzwischen so laut, dass sie es bestimmt nicht gehört haben. – Craig fickt sie! Ich hatte recht. Das alles war nur Show, aber wenn es hart auf hart kommt, vergisst er sich wieder.

      »Oh ja, Craig ...« Estelles ungläubiges Keuchen jagt mir einen Schwall heißer Lust in den Unterkörper. Er fickt sie doch, oder? Ich meine, bestimmt unternimmt er nichts weiter, um sie zu erregen, so wie bei Brianna ...

      Verzweifelt presse ich meine Hände in meinen Schoß und lege mein Ohr an die Wand. Es ist so was von erbärmlich, dass ich herausfinden muss, aus welchem Grund Estelle dieses verzückte Stöhnen von sich gibt – ich muss es einfach wissen! Ich schließe die Augen und lausche, doch was ich höre, vermengt sich zu einem einzigen Strudel aus lustvollen Lauten – schwerer Atem, ein Aufkeuchen, Schmatzen. Als ob er seinen Schwanz in ihre feuchte Pussy stößt, sie küsst oder sie gar leckt ...?

      »Fuck!« Mit einem lautlosen Fluch auf den Lippen klappe ich den Klodeckel nach unten und steige auf die Schüssel. – Nur ein flüchtiger Blick, dann werde ich gehen! Nur ganz kurz, und hinterher werfe ich zur Not meinen Dildo ins Klo oder aus dem Fenster, um ihn nicht mehr benutzen zu können und mir zu beweisen, dass ich das hier nicht mehr brauche!

      Meine Handflächen sind feucht, vorsichtig hake ich meine Finger am oberen Rand der Kabinenabtrennung ein und beuge mich nach vorne, um zu den beiden hinüberspähen zu können. »Oh ja, Craig!« – Oh mein Gott, er leckt sie! Meine Knie zittern, meine schweißfeuchten Finger rutschen ab. »Autsch!« Mit einem kleinen Aufschrei stürze ich von der Toilettenschüssel und lande schmerzhaft auf dem Po. Vielleicht haben sie mich in ihrer Ekstase ja gar nicht bemerkt?

      »Ich glaube, wir haben da eine kleine Voyeurin in der Nachbarkabine ...« Craig klingt amüsiert. Mein Gesicht brennt vor Scham – verflucht! Natürlich ahnt er bereits, wer das sein könnte, nachdem ich ihm so bereitwillig von meinen Beobachtungen im Spabereich erzählt habe.

      »Mir doch egal, soll sie ruhig zuschauen. Von mir aus kann sie auch mitmachen, solange du das hier erst beendest«, keucht Estelle. – Mitmachen?! Ich mache doch nicht bei einem Dreier mit! »Oh Süße, du kannst alles von mir haben, was du willst – oben, auf deinem Zimmer. Geh schon mal vor!« Die Tür nebenan öffnet sich und Estelle geht klackernd an meiner Kabine vorbei. Fuck, sie ist so scharf auf Craig, dass sie noch nicht einmal die Zeit verschwendet, mit ihm darüber zu diskutieren, wo er es ihr nun besorgen wird oder wann er gedenkt nachzukommen. Die Frage, warum er nicht gleich mitgeht, stelle ich mir erst gar nicht.

      »Komm raus, Liv, ich weiß, dass du da drin bist!« Craig klopft aufreizend sanft gegen meine Kabinentür. Seine Stimme klingt lauernd, gefährlich. Alles in mir zieht sich zusammen. »Ich bin nicht Liv. Gehen Sie!« – Gott, bin ich bescheuert? Verzweifelt beiße ich mir auf die Unterlippe, Craig lacht leise. »Du bist jedenfalls eine Niete im Stimmenverstellen. Also ... Mach schon die Tür auf!« Craigs Befehlston jagt mir einen prickelnden Schauder über den Rücken. Erst sagen sie einem, was sie wollen, und dann ...

      »Geh und fick deinen One-Night-Stand!«, zische ich und reiße die Tür auf. Direkter Angriff ist die einzige Methode, die mir noch bleibt, wenn ich mich nicht noch mehr blamieren will. Und wenn ich nicht will, dass Craig bemerkt, in was für einem Zustand ich mich befinde. Meine Brüste fühlen sich schwer an, durch meine untere Körperregion rast ein wahrer Feuersturm. Noch nie habe ich mich derart gegen einen Typen gesträubt wie gegen Craig, und noch nie war ich derart scharf auf einen. Jetzt kann ich nur noch hoffen, dass Craig nicht ahnt, dass ich im Prinzip kein bisschen anders ticke als er und schneller Sex die Perlen in meinem Leben sind – waren, ich korrigiere: waren!

      »Warum sagst du das, als wäre es etwas Böses, unverbindlichen Sex zu haben?«, fragt Craig lauernd. Sein Mund lächelt, doch sein Blick ist hart. Er tritt einen Schritt auf mich zu, ich weiche automatisch zurück. Sein Lächeln verbreitert sich. »Du willst mich beleidigen, weil ich es nicht dir besorge, sondern einer anderen ...«

      Angriff!, schrillen sämtliche Alarmsirenen in meinem Kopf. Mein Innerstes verkrampft sich vor Verlangen. Craig müsste nur noch die Hand nach mir ausstrecken und mich berühren und ich würde ohne zu zögern aus meinem Höschen steigen. Und das nur, weil ich ihm mit meinem Zurückweichen die Kontrolle überlassen habe.

      »Du kleiner Scheißer hast keine Ahnung, was ich will!«, fauche ich und recke Craig streitlustig das Kinn entgegen. Er ignoriert es ganz einfach. »Doch habe ich, du hast es mir schließlich selbst gesagt ...« – Ich bin so was von dämlich! Craig schmunzelt, als könnte er meine Gedanken lesen, und tritt einen Schritt auf mich zu. »Du stehst auf Stil.« Noch ein Schritt – die Luft zwischen uns knistert, ich trete zurück. »Du magst es direkt, aber nicht zu direkt ...« Ich stoße mit dem Rücken gegen die Kabinentür, Craig bleibt dicht vor mir stehen und sieht auf mich hinunter. Dass er nicht einmal versucht, mich zu berühren, macht mich schier wahnsinnig. »Das ist bereits zu direkt«, protestiere ich und klopfe demonstrativ gegen die Kabinenwand. Meine Stimme klingt piepsig. In Wahrheit ist Craig jetzt genau so, wie ich meine Männer haben will. Meine Nerven vibrieren vor Anspannung. Ich lege den Kopf in den Nacken und schaue verzweifelt zu Craig auf. Bitte sag jetzt irgendetwas, das mich dazu bringt, dir eine Ohrfeige zu verpassen, anstatt dich anzubetteln, mich endlich zu berühren! »Scheiß auf zu direkt!«, grollt er und nimmt mein Gesicht in beide Hände. Ich ringe nach Atem, als er seinen Lippen auf meinen Mund legt und meinen letzten Widerstand mit einem rohen Kuss außer Gefecht setzt.

      »Warum sollte ich nicht so langsam mal direkt werden? Ich weiß, dass du mich willst, und verflucht, ich will dich auch!«

      Ich stöhne überrumpelt, als Craig mich wieder küsst und mit seinem Körper gegen die Kabinentür drängt. Jetzt ist er endgültig so, wie ich meine Männer haben will – ein wenig einfühlsam, ein wenig rücksichtsloses Arschloch. Sogar das Timing, die aufgeladene Stimmung mit einer direkten Berührung explodieren zu lassen, ist perfekt, und ich kann einfach nicht mehr anders, als mich auf das lockende Spiel seiner Zunge einzulassen und mich verlangend an seine Erektion an meiner Scham zu drängen. Für einen Moment packt Craig mich an den Hüften und zieht mich eng an sich,

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