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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Impressum

       Momentaufnahme

       Danksagung

      Momentaufnahme

      Sören Prescher

      © 2020 Amrûn Verlag

      Jürgen Eglseer, Traunstein

      Lektorat: Oldigor

      Umschlaggestaltung:

      Grit Richter | Art Skript Phantastik Design

      TB 978-3-95869-390-6

      Printed in the EU

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      Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

      Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar

      Für meine Frau Tanja.

      Vielen Dank für deine Liebe und Geduld.

      1

      »Jetzt sind wir gleich da.« Vom Fahrersitz aus drehte sich Richard Bradfield lächelnd zur Rückbank um.

      Jenny glaubte ihm kein Wort. Wie oft hatte Dad in der letzten Stunde prophezeit, dass es nicht mehr lang dauern würde? Die ersten Male war sie tatsächlich darauf reingefallen. Aber der einzige Grund, weshalb er die Geschwindigkeit reduzierte, waren schwer beladene Lastwagen vor ihnen, von denen es auf den Straßen hier unzählige gab.

      Scheinbar ziellos kurvten sie durch die verschlafene Landschaft Neuenglands. Das Navi hatte längst den Dienst quittiert, was Jenny ihm nicht verdenken konnte. Noch immer fragte sie sich, was sie in einem Kaff namens Milton verloren hatte.

      Es wäre definitiv besser gewesen, zu ihrem Onkel Howard nach Rhode Island zu fahren. Aber nein, sie hatte sich ja dazu überreden lassen, ihre Eltern zu begleiten. Als wenn sie mit ihren sechzehn Jahren nichts Anderes und Besseres zu tun hätte. Aber laut ihrem Dad sollte es ja ganz großartig werden.

      Schon klar.

      Dass das eine kolossale Lüge war, war ihr spätestens beim Anblick der kleinen Ortschaften klar geworden. Sie bestanden selten aus mehr als einer Handvoll Häuser, von denen die meisten ziemlich mitgenommen aussahen. Wahrscheinlich wussten die Menschen hier noch nicht einmal, was ein iPad war. Davon, wie man so was benutzte, ganz zu schweigen. Hier, am Ende der Welt, war alles möglich.

      Im Autoradio sangen die Mamas und Papas von California Dreaming und Jenny hielt es für den schlechtesten Scherz überhaupt. Liebend gern hätte sie sich an einem kalifornischen Strand aufgehalten und sich die Sonne auf die Haut scheinen lassen. Aber bis auf die brütende Hitze hatten beide Orte nicht das Geringste gemeinsam.

      Ihre Mom schien gegen derlei Gedanken komplett immun zu sein. Ihr Kopf wippte im Liedtakt.

      Jugenderinnerungen konnten eigentlich nicht der Auslöser dafür sein, da das Lied einige Jährchen älter als sie sein müsste. Egal.

      Das am Straßenrand vorbeisausende Ortsschild verriet, dass ihr Dad sich diesmal nicht geirrt hatte. Sie hatten Milton tatsächlich erreicht. War das eine Verbesserung oder Verschlechterung ihrer Lage? Jenny zog es vor, lieber nicht darüber nachzudenken.

      Links erstreckten sich die ersten Häuser. Alles weiß getünchte Bauten, wie für ein Werbeplakat geschaffen. Kommen Sie nach Maine, wo die Welt noch in Ordnung ist.

      Passend dazu bemerkte sie einen grauhaarigen Mann, der seinen Hund spazieren führte. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war seine größte Sorge, was es heute Abend zu essen geben könnte.

      »Siehst du, Jenny?« Dad schmunzelte sie durch den Rückspiegel an. »Dein alter Herr hatte doch Recht. In wenigen Minuten kannst du auf deinem Motelbett liegen und durch das Fenster den frischen Duft der Natur atmen.«

      »Yippie.« Sie verkniff sich die freche Bemerkung, die ihr auf der Zunge lag. Er hätte sie ohnehin nur in den falschen Hals bekommen.

      »Richard, siehst du dort vorn den Mann und die Frau?« Mom zeigte auf ein älteres Ehepaar, das gemächlich über den Bürgersteig spazierte. »Bei ihnen kannst du dich nach dem Motel erkundigen.«

      »Das brauch ich nicht. Wir finden es auch allein. So groß kann der Ort nicht sein.«

      Zwanzig Minuten später saß Jenny noch immer auf dem Rücksitz des alten Plymouth und irrte zusammen mit dem Rest der Familie durch das Labyrinth von Miltons Straßen. Mittlerweile hatte selbst ihr Vater eingesehen, dass sie ihr Ziel ohne fremde Hilfe nicht finden würden. Den Mann und die Frau, die sie beim Erreichen des Ortes entdeckt hatten, hatten sie drei weitere Male gesehen und nun endlich überwand Dad seinen Stolz.

      Jenny interessierte die Wegbeschreibung wenig. Auf der anderen Straßenseite erspähte sie einen Teenager mit dunkelbraunen Strubbelhaaren, schwarzem T-Shirt und einem alt aussehenden Buch in der Hand. Jenny kniff die Augen zusammen, schaffte es aber nicht, den Titel auf dem Umschlag zu lesen. Der Junge wirkte verträumt und hätte sie vermutlich nicht einmal bemerkt, wenn sie direkt vor ihm gestanden hätte. Trotzdem war er süß.

      Mittlerweile hatte Dad das Gespräch beendet und der Wagen setzte sich wieder in Bewegung. Jenny widmete ihre Aufmerksamkeit wieder der Straße vor ihr. Auf keinen Fall wollte sie, dass ihre Eltern das Motel ein weiteres Mal übersahen.

      2

      Obwohl Jenny es nicht gern zugab, war dass Motel bedeutend besser, als sie es sich vorgestellt hatte. Den größten Pluspunkt bekam es, weil die meisten Zimmer – darunter ihr eigenes – im Schatten lagen und selbst bei den hochsommerlichen Temperaturen angenehm kühl blieben. Für alle Fälle gab es zwar noch die zimmereigene Klimaanlage, aber da Jenny von diesen Dingern immer Kopfschmerzen bekam, schied sie im Grunde genommen aus.

      Einziger Wermutstropfen an ihrer Unterkunft: Das Zimmer ihrer Eltern befand sich gleich nebenan. Weder sie noch Jenny durften sich besonders laut aufführen, ohne Gefahr zu laufen, dass es der jeweils andere im Nachbarraum mitbekam.

      Kurz lauschte Jenny, ob momentan etwas zu hören war. War es nicht. Was zumindest bedeutete, dass sie sich nicht stritten. Das war in den vergangenen Monaten eine Seltenheit und einer der Gründe, weshalb sie hierher gekommen waren. Nicht nur, um auszuspannen, sondern um zu kitten, was langsam zerbrach.

      Ihr Vater war Immobilienmakler und nur durch Zufall hatte Jenny mitbekommen, dass er sich während ihres Aufenthaltes verschiedene Gebäude anschauen wollte. Was kein gutes Zeichen war. Ihrer Einschätzung nach konnte es dafür nur drei Erklärungen geben: Möglichkeit A bestand darin, dass Dad wirklich geschäftlich daran interessiert war. Möglichkeit B wies auf die derzeit recht angespannte Situation der Familie hin. Vielleicht wollte sich Dad eine neue Heimat suchen, damit der Familienkreis den längst überfälligen Ortswechsel vollzog. Die dritte und letzte Variante war die, die ihr am wenigsten gefiel. Im Prinzip war sie ähnlich wie die vorhergehende Möglichkeit, nur mit dem gravierenden Unterschied, dass sich Dad in Maine ein Haus für sich allein aussuchte. Vielleicht war dieser Familienurlaub sogar der letzte seiner Art und ihre Eltern wollten nur testen, ob es wirklich noch Liebe zwischen ihnen gab.

      Schnell verscheuchte Jenny den Gedanken wieder. Über eine mögliche Trennung wollte sie nicht nachdenken. Zu viele offene Fragen gäbe es zu beantworten und Unmengen an neuem Kummer kämen auf sie zu. Zumindest von letzterem hatte sie in den vergangenen Monaten mehr als genug gehabt.

      Um sich abzulenken, griff sie nach ihrem Smartphone. Nur Sekunden darauf legte sie es beiseite. Selbstverständlich gab es hier keinen

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