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Jetzt.“

      „Jetzt?“

      „Ja.“

      „Werde ich hierher zurückkommen?“

      Ich zucke die Achseln. „Keine Ahnung. Sie sind mein erster derartiger Fall, Victor.“ Ich blicke Victoria an, die auf einem Stuhl in der Essecke sitzt und apathisch vor sich hinstarrt. „Sie kommen auch mit, Victoria.“

      „Ich?“ Sie hebt den Kopf und stiert mich an. „Wieso denn?“

      „Es ist immerhin Ihr Mann, um den es geht. Sie müssen ihn ja mal geliebt haben. Außerdem geht es Sie auch ganz praktisch was an, wie es weitergeht.“

      „Er ist tot“, flüstert sie. „Ich habe um ihn getrauert. Erst war ich wütend. Wütend auf Gott, wütend auf das Schicksal. Dann kam die Einsamkeit. Und irgendwann habe ich mich aufgerafft, habe angefangen, mein Leben zu leben. Ja, ich habe ihn geliebt. In einem früheren Leben.“

      „Das tut mir leid.“ Ich wende mich an Victor: „Zwei Jahre sind eine lange Zeit.“

      „Ich weiß. Ich … In der Verborgenen Welt gibt es keine Zeit. Ich dachte wohl irgendwie, ich komme hier an und alles ist wie früher. Mir war gar nicht klar, was zwei Jahre bedeuten können.“

      „Kommt darauf an, für wen. In der Verborgenen Welt sind zwei Jahre wie ein Wimpernschlag. - Nun, hilft alles nichts. Wir nehmen meinen Wagen.“

      „Muss ich mich umziehen?“, fragt Victoria, während sie sich mühsam erhebt.

      „Keine Ahnung. Entscheiden Sie selbst, welchen Eindruck Sie machen wollen.“

      „Meinen Sie, das ist den Zombies wichtig?“

      „Ich bin kein Zombie!“, entfährt es Victor. „Wann akzeptierst du das endlich?“

      „Gar nicht“, erwidert Victoria und geht aus dem Salon.

      Victor blickt mich an. Ich zucke nur die Achseln.

      Victoria kommt paar Minuten später umgezogen wieder und wir machen uns auf den Weg.

      Dekadent. Das Wort kommt mir spontan in den Sinn, als wir auf die Auffahrt abbiegen und das Gebäude erblicken, in dem Nodus Sinuatrialis seinen Vereinssitz hat.

      „Ist ja ziemlich dekadent“, bemerkt Victor, der neben mir sitzt.

      „Tote sind immer dekadent, wenn sie durch die Gegend laufen!“, erwidert Victoria von hinten.

      „Meine Liebe, das wird allmählich doch langweilig“, stellt Victor fest.

      „Dann geh doch zurück in deine Gruft, wenn es dich nervt!“

      Er schüttelt den Kopf und verzichtet auf eine weitere Diskussion. Was ich für eine weise Entscheidung halte.

      Ich parke den Wagen neben einem wuchtigen Geländewagen aus England. Beim Aussteigen sehe ich mich neugierig um. Die Gegend ist vornehm, wie es sich für Newvil gehört, wobei wir uns in einer der älteren Ecken Newvils befinden, die noch nicht so von Neureichen überbevölkert wird wie der Rest des Vorortes. Ich werfe einen Seitenblick auf Victor, der vor seinem Tod zu den typischen Vertretern der Yuppies gehört hat. Börsenjunkie.

      Die schwere Metalltür mit zwei Flügeln ist nicht abgeschlossen; ich halte sie den beiden Burtons auf, damit sie nicht von der zurückschwingenden Tür erschlagen werden. Nicht auszudenken, wenn Victoria auch zum „Zombie“ würde. Der reinste Horror.

      Der Raum, in den wir gelangen, ist mit geräuschdämpfendem Teppich ausgelegt und wirkt nicht weniger edel als das Ambiente draußen. Hinter einem riesigen, massiven Schreibtisch, auf dem genug Platz zum Tennis spielen ist, sitzt eine Frau etwa mittleren Alters. Im Anbetracht der Umstände bin ich mir nicht ganz sicher, wie ich ihr Alter abschätzen soll.

      Sie blickt uns freundlich durch eine randlose Brille entgegen und lächelt dabei professionell. Ich weiß nur, wenn bei CSE am Empfang die Damen so lächeln würden, hätte ich sie schon längst auf einen Selbsterfahrungskurs geschickt.

      Aber vielleicht ist das in einem Verein, der vorgibt, Herzinfarktüberlebenden ins Leben zurück zu helfen, eher angebracht. Ich glaube es zwar nicht, aber ich bin ja auch keine Herzinfarktüberlebende und werde es auch nie sein.

      „Guten Abend und herzlich willkommen bei Nodus Sinuatrialis“, sagt sie mit einer überraschend angenehm temperierten Stimme. „Wie kann ich Ihnen helfen?“

      „Hi“, erwidere ich bewusst schnodderig. „Wir sind hier, um einen Knoten zu lösen.“

      „Wie bitte?“

      Auch meine Begleiter wirken etwas irritiert.

      „War ein Scherz“, erkläre ich.

      Endlich versteht sie und ein zweites Lächeln überlagert das erste auf ihrem Gesicht. „Ich verstehe. Nun, wenn ich kann, bin ich Ihnen selbstverständlich dabei behilflich.“

      „Das ist schön. Wir hätten gerne den Chef gesprochen … Moment ...“ Ich hole den Mailausdruck hervor, auf dem alles Wichtige steht. „Mr. Peter Wolf.“

      „Mr. Wolf ist in einem Meeting“, erwidert das personifizierte Lächeln. „Ich nehme an, Sie haben keinen Termin.“

      „Richtig angenommen, Miss ...“

      „Verzeihen Sie meine Unhöflichkeit. Ich bin Virginia Wolf, die Tochter von Mr. Wolf.“

      „Trifft sich gut“, sage ich und schenke ihr ein Lächeln.

      „Möchten Sie denn Informationsmaterial über unsere Arbeit mitnehmen?“ Sie greift elegant hinter sich und holt ein Päckchen mit bunten Broschüren nach vorne. „Ist jemand von Ihren Begleitern betroffen?“

      „Das kann man wohl so sagen“, bestätige ich.

      „Ich verstehe. Das ist natürlich ein großer Einschnitt im Leben eines Menschen. Aber man hat ja Glück gehabt und den Herzinfarkt überlebt ...“

      „Hat man nicht“, unterbreche ich sie. „Miss Wolf, ich schlage vor, wir lassen dieses Geplänkel und kommen zur Sache.“

      Sie sieht mich ausdruckslos an. „Ich fürchte, ich verstehe Sie nicht, Miss …?“

      „Mrs. Flame. Fiona Flame.“

      „Also, Mrs. Flame, ich fürchte, ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.“

      „Natürlich wissen Sie das, so wie Sie ja auch wissen, dass Ihr Vater ein Wiederkehrer ist.“

      „Noch ein Zombie!“, entfährt es Victoria.

      „Ein Wiederkehrer? Was genau meinen Sie damit? Es gibt natürlich einige Mitglieder, die bei ihrem Herzinfarkt eine Nahtoderfahrung hatten, aber ich glaube, Wiederkehrer ist nicht der passende Ausdruck dafür.“

      „Ich meinte ja auch die Wiederkehrer, die schon richtig und ganz tot waren und es geschafft haben, ihren Körper zu reaktivieren.“ Ich werfe einen Blick auf Victor. „Wie auch immer sie es geschafft haben.“

      „So was gibt es nicht“, erklärt Virginia Wolf ruhig.

      „Natürlich gibt es das. Auch wenn ich zugeben muss, dass mir dieses Phänomen neu ist. Aber ich bin lernfähig und habe akzeptiert, dass es selbst in Skyline einige Hundert Wiederkehrer gibt. Und Ihr Vater gehört dazu, was Ihnen bekannt sein wird.“

      „Aha. Und Sie denken, Sie kennen einen Wiederkehrer?“

      „Das denkt sie nicht nur, das weiß sie sehr genau.“

      Miss Wolf schwenkt ihren Blick von mir zu Victor. „Und woher?“

      „Weil ich vor zwei Jahren bei einem Unfall gestorben und gestern wiedergekehrt bin.“

      Miss Wolf mustert ihn nachdenklich, dann nimmt sie Victoria unter die Lupe.

      „Das ist die Witwe“, sage ich. „Die ehemalige Witwe, um genau zu sein.“

      „Und

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