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      »Klar … Der liegt in meiner Wohnung. Den können Sie haben …«

      »Wann traf dieser Brief bei Ihnen ein?«

      »Vorgestern … Ich hab’ sofort Lee angerufen. Er arbeitet nämlich hier in Chikago. Ich hab’ ihm auf den Kopf zugesagt, daß er den Wisch geschickt hat.«

      »Und wie reagierte Mr. Lee Harris darauf?« wollte Parker nun wissen.

      »Er hat mich ausgelacht und gesagt, so schön und interessant wär’ ich nun auch wieder nicht.«

      »Er stritt also ab, diesen Brief geschrieben und an Sie abgeschickt zu haben?«

      »Genau …! Aber ich lass’ mich nicht täuschen. Ich weiß, daß er ihn geschrieben hat. Lee ist rachsüchtig …! Der kann ’ne verflixt lange Zeit warten, aber dann ist er auf einmal da …!«

      »Ist jener Mr. Lee Harris identisch mit dem jungen Mann, der Sie geohrfeigt hat?« fragte Parker.

      »Nein …!« gab sie kurz und knapp zurück. »Der hat mit der ganzen Geschichte nichts zu tun …!«

      »Dürfen wir den Namen dieses jungen Mannes erfahren?«

      »Nein«, wiederholte Rita Malcona noch einmal. »Ich hab’ Ihnen doch gerade gesagt, daß er mit der ganzen Geschichte nichts zu tun hat.«

      »Darf ich Sie höflich und auch sehr nachdrücklich darauf aufmerksam machen, daß jener junge Mann auf Sie schießen wollte?«

      »Ach, Unsinn …!«

      »Sparen wir uns das aus«, entschied Mike Rander lächelnd. »Sie wissen, wo wir Lee Harris finden können?«

      »Klar, er arbeitet als Installateur. In irgend so einer kleinen Bude …!«

      »Mit der genauen Adresse wäre uns sehr gedient.«

      »In der Hubbard Street 1245. Dort wohnt er auch. Da hat er ’ne kleine Wohnung.«

      »Ist Ihnen der Begriff ›Lange Messer‹ schon mal ans Ohr gedrungen?« fragte Mike Rander.

      Rita Malcona schüttelte erstaunt den Kopf, um dann ihr Glas in einem Zug leer zu trinken.

      »Kennt Lee Harris sich im Messerwerfen aus?« stellte er seine nächste Frage.

      »Messerwerfen …! Daß ich nicht früher darauf gekommen bin …!« Rita Malcona sprang viel zu schnell von der Couch auf. Sie schwankte leicht, verlor das Gleichgewicht und mußte sich an der Stuhllehne festhalten, die sich in ihrer Nähe befand. Sie schüttelte den Kopf, um ihrer Trunkenheit Herr zu werden. »Messerwerfen …! Das ist das Stichwort …!«

      »Könnten Sie sich möglicherweise etwas deutlicher ausdrücken?« bat Josuah Parker.

      »Lee hat einen Freund. Norman Culler heißt er … Der hat früher mal in ’nem Zirkus als Messerwerfer gearbeitet. Das weiß ich genau. Davon hat Norman oft erzählt. Und Norman wohnt auch in der Hubbard Street. Ganz in der Nähe von Lee … Hören Sie, ich weiß jetzt, wer das Messer geworfen hat. Das kann nur Culler gewesen sein Der hat sich mit Lee zusammengetan, um mich zu ermorden …!«

      »Sie schläft«, stellte Mike Rander wenig später verblüfft fest. Er sah auf die zurückgesunkene Rita Malcona hinunter, deren Augen sich fest geschlossen hatten. Tiefe, gleichförmige Atemzüge zeigten an, daß er sich nicht getäuscht hatte.

      »Sie schläft«, antwortete Josuah Parker. »Übrigens kein Wunder, Sir, zumal ich Miss Malcona ein harmloses Einschlafmittel in den Drink mixte. Mir kam es darauf an, sie zu beruhigen.«

      »Und wie bekommen wir sie jetzt aus der Wohnung?«

      »Ich habe mir die Freiheit genommen, Sir, Dan Shultz und Ray Shelby hierher zu bitten. Meiner vorsichtigen Schätzung nach müßten die beiden Herren bald eintreffen.«

      »Wollen Sie die hier auch einquartieren?«

      »Ihre Erlaubnis vorausgesetzt, Sir, sollten Mr. Shultz und Shelby sich um Miss Malcona kümmern und sie irgendwo am Rande der Stadt in Sicherheit bringen.«

      »Schön, diese Erlaubnis haben Sie, Parker. Ich merke schon, worauf Sie hinauswollen.«

      Parkers Gesicht wurde zu einem Fragezeichen.

      »Sie wollen sich freie Hand verschaffen, um sich um Harris und Culler kümmern zu können, nicht wahr?«

      »Sir, ich bin beschämt, wie gut Sie mich zu durchschauen vermögen«, räumte Parker ein. »Ich brenne tatsächlich darauf, mich mit diesen Herren zu unterhalten. Sie dürften der Schlüssel zu den bisherigen Anschlägen sein.«

      Bevor Mike Rander etwas erwidern konnte, meldete sich die Türklingel der Dachgartenwohnung. Parker entschuldigte sich durch eine kleine Verbeugung und ging hinaus in die Wohnhalle. Hier öffnete er einen unauffällig angebrachten Wandschrank und schaltete das hier eingebaute Fernsehgerät ein.

      Mittels dieser Übertragung konnte Parker hinüber in das Treppenhaus des Bürohochhauses sehen. Die Kamera dort erfaßte die Endstation des Lifts, den kleinen, fast viereckigen Korridor, die vier Stufen und die sehr solide Tür zum eigentlichen Dachgarten. Sie erfaßte jetzt auch den Besucher, der ungeduldig wartend vor der Tür stand.

      »Wer ist da?« fragte Mike Rander, der seinem Butler nachgegangen war.

      »Ich fürchte, Sir, wenn mich nicht alles täuscht, so haben wir es mit Leutnant Madden zu tun.«

      »Natürlich ist es Madden.« Mike Sander sah auf den Bildschirm. »Der hat uns gerade noch gefehlt.«

      »Soll ich öffnen?«

      »Zuerst müßten wir Miss Malcona wegschaffen.«

      »Das wird im Handumdrehen geschehen, Sir.« Parker verließ die Wohnhalle und verschwand im großen Salon der Dachgarten Wohnung. Mike Rander drückte unterdessen auf die elektrische Klingel, die die Tür zum Dachgarten automatisch öffnete. Dann verließ er das Penthouse und betrat den weiträumig angelegten Dachgarten, der die gesamte Fläche des Bürohauses umfaßte.

      Mike Rander konnte sich solch einen Luxus leisten. Luxus deshalb, weil Dachgärten dieser Größe mit einem dazugehörigen Penthouse mit Gold aufgewogen wurden. Er konnte sich diesen Luxus leisten, weil er der Besitzer des Bürohochhauses war, eine Tatsache, die er allerdings nur zu gern verschwieg.

      Leutnant Madden, ein mittelgroßer, schlanker, drahtiger Mann von etwa achtundvierzig Jahren, kam ihm bereits entgegen. Er schritt durch die Blumenpracht des Dachgartens und schien von dieser Schönheit inmitten des Häusermeeres nichts zu halten. Sein an sich schon schmales Gesicht sah verkniffen und verärgert aus.

      »Der Ärger ist an der Garderobe abzugeben«, sagte Rander, den Polizeioffizier begrüßend. »Welche spezielle Laus ist Ihnen diesmal über die Leber gelaufen.«

      »Das wissen Sie verdammt genau, Rander.«

      »Wie wäre es mit einem hinweisenden Tip?«

      »Wie war das mit der Schießerei gegen Morgen, he?«

      »Können Sie sich nicht deutlicher ausdrücken? Aber kommen Sie doch erst mal ins Haus, Madden. Parker wird uns einen Drink mixen.«

      »Parker …! Das ist mein Stichwort, Rander. Er hat sich vor ein paar Stunden mit undefinierbaren Leuten herumgeschossen. Und zwar vor dem Amazonas-Nachtclub. Wollen Sie das etwa abstreiten?«

      »Ich machte erst gar nicht diesen Versuch. Wir wollten ohnehin eine Anzeige erstatten. Hat man es nötig, als gewissenhafter Steuerzahler sich dauernd anschießen lassen zu müssen?«

      »Kommen Sie mir bloß nicht mit dieser Tour«, erwiderte Leutnant Madden ironisch. »Die nehme ich Ihnen schon seit Jahren nicht mehr ab, Rander. Ich will wissen, was in der Nacht los gewesen ist.«

      »Woher wissen Sie eigentlich, daß Parker und ich im Amazonas Nachtclub gewesen sind?«

      »Das liegt an Ihrem verdammten Butler. Der fällt auf wie ein bunter Papagei. Ich meine das natürlich

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