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und ging gemessen und würdevoll auf das Haus zu. Er betrat das Erdgeschoß und interessierte sich sofort für den Keller, von dem Johnny gesprochen hatte.

      Die Treppe – sie bestand aus Holz – war mehr als baufällig. Aber sie zeigte gerade deshalb Spuren, die darauf schließen ließen, daß man erst vor ganz kurzer Zeit irgendeinen Gegenstand über sie nach unten geschleift haben mußte.

      Judy Calmer?

      Parker sah sich in dem korridorartigen Viereck um. Es gab einige Türen, die aber zerbrochen in ihren Angeln hingen. Es roch penetrant nach muffigem und faulem Abfall, nach Feuchtigkeit und nach Ratten.

      »Miß Calmer!?« Parker, der sich von seinem Rufen nicht viel versprach, versuchte es erst einmal auf diese Art. Als Judy sich nicht meldete, suchte Parker nach weiteren Spuren. Im Dreck, der den Boden bedeckte, fand er bald wieder Schleifspuren, die in den mittleren Keller hineinführten.

      Leere Kartons, Verpackungsmaterial, Unrat aller Art und leere Flaschen waren hier das Stilleben. Aber die Schleifspuren blieben sichtbar. Sie führten zu einer Wand, vor der sich einige Kisten türmten.

      Mit dem Bambusgriff seines Universal-Regenschirms brachte der Butler diese Mauer aus Kisten zum Einsturz. Nachdem sich der aufgewirbelte Staub gelegt hatte, untersuchte Parker die frei gewordene Mauer.

      Sie bestand aus nackten Ziegeln, die feucht waren, als hätte man sie gerade aus dem Wasser gezogen. Parker prüfte und untersuchte diese Ziegel, aber zu seiner Überraschung konnte er nicht den Geheimgang freilegen, mit dem er eigentlich gerechnet hatte.

      Er wollte sich bereits abwenden und sich für die anderen Keller interessieren, als er eine erfreuliche Entdeckung machte.

      Unterhalb der Wand links von ihm, dort, wo einige eingedroschene Regale an der Wand standen, sickerte eine Flüssigkeit durch. Dies mußte laut Parkers Ansicht einen ganz bestimmten Grund haben …

      Judy Calmer war zu sich gekommen und fühlte sich hundeelend. Die Heroindosis, die Johnny ihr gespritzt hatte, verursachte ihr nur Übelkeit. Nachdem sie sich erbrochen hatte, fühlte Judy sich zwar schwach und benommen, aber sie war wieder in der Lage, sich mit ihrer Umgebung zu befassen.

      Sie kroch in der Dunkelheit umher, zerschnitt sich Knie und Hände an Glasscherben, stieß mit dem Kopf gegen die Ziegelwände, aber sie hatte das Gefühl, nicht mehr wehrlos zu sein.

      Als sie an einer Wand entlangkroch, stieß sie gegen eine Flasche, aus der eine übel riechende Flüssigkeit lief. Sie hielt sich die Nase zu und wich unwillkürlich zurück. Dann drückte sie sich von der Wand ab und erreichte nach einigem Herumirren die Matratze, auf der sie gelegen hatte.

      Sie zwang sich zur Ruhe und kämpfte eine Panik nieder, die sich in ihr breitmachte. Sie war sich im klaren, daß Johnny sie umbringen lassen würde. Es war ihr wie Schuppen von den Augen gefallen. Diese sanften »Lämmer«, von denen Marty so oft und begeistert erzählt hatte, waren Asoziale, die hinter Schloß und Riegel gebracht werden mußten. Vielleicht waren all diese Hippie-Mätzchen nur die Tarnung dafür, um ungestört »arbeiten« zu können.

      Judy zuckte zusammen, als sie plötzlich ein feines Piepsen, dann ein Scharren und schließlich ein raschelndes Krabbeln hörte.

      Ratten.

      Entsetzt sprang Judy auf, schrie, griff nach ihren Beinen und hatte bereits das Gefühl, von einem Nagetier angefallen zu werden. Sie schrie sich die Angst aus dem Körper, bis sie erschöpft zusammenbrach.

      Irgend etwas lief über ihre rechte Wade, was sie steif vor Angst werden ließ. Sie hörte wieder das Piepsen, ein Scharren und hielt den Atem an.

      Dann hörte sie ihren Namen, aber sie reagierte nicht. Sie hörte deutlich, daß Judy Calmer gerufen wurde, aber sie glaubte an eine Sinnestäuschung.

      »Würden Sie sich freundlicherweise melden, Miß Calmer?« Eine sonore, warme Baritonstimme, die Vertrauen einflößte. Dann ein scharf gebündelter Lichtstrahl, der sie blendete. Sie schloß die Augen, hob abwehrend die Arme und schrie gellend, als eine Hand sich um ihren Oberkörper legte.

      »Ich darf Ihnen versichern, Miß Judy, daß Sie keine Angst mehr zu haben brauchen«, sagte Parker, »falls Sie einverstanden sind, werde ich Sie gern zurück ans Tageslicht bringen.«

      Judy Calmer schluchzte noch, als sie neben Parker draußen vor der windschiefen Strandvilla stand.

      »Ich denke, Sie sollten jetzt all das sagen, Miß Calmer, was Sie Von den sanften ›Lämmern‹ wissen«, sagte Parker gemessen, »inzwischen wird Ihnen ja klar sein, daß Sie es auf keinen Fall mit Hippies zu tun hatten.«

      »Ich komme mir schrecklich albern vor«, sagte Judy. Sie saß mit Parker und Rander in einem Strandcafé und fühlte sich wie von einem Alptraum befreit.

      »Sie haben die Möglichkeit, uns jetzt zu helfen«, schaltete Mike Rander sich ein, »Sie wissen, wir suchen den oder die Mörder von Marty Galbert.«

      »Wenn einer der Mörder ist, dann Johnny«, erklärte Judy mit Nachdruck. »Er wollte auch mich umbringen, ich weiß es genau …«

      »Ich kann und muß Ihren Eindruck bestätigen«, sagte Parker, »man dachte nicht im Traum daran, Sie aus dem Keller zu holen, Miß Judy.«

      »Wie haben Sie eigentlich diesen Keller entdeckt?« Judy sah den würdevollen Butler begeistert an.

      »Sie müssen eine Flasche umgestoßen haben, deren Inhalt sich auf den Boden ergoß. Diese Flüssigkeit sickerte durch den unteren Spalt einer Geheimtür.«

      »Hätten Sie diese Tür auch so gefunden?« Judy wirkte schon wieder ängstlich und unsicher.

      »Vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt. Sie war außerordentlich gut getarnt …«

      »Marty erzählte von diesem Geheimkeller«, berichtete Judy, »Johnny ließ darin die ›Lämmer‹ einsperren, die nicht mehr mitmachen wollten. Oft tagelang, ohne einen Tropfen Wasser!« Judy schauderte.

      »Demnach war Marty also bereits Mitglied der sanften ›Lämmer‹?« wollte Mike Rander wissen.

      Judy nickte, ihre Hände verkrampften sich. Sie brauchte etwas Zeit, um in aller Ruhe erzählen zu können.

      »Marty war schon seit einigen Wochen Mitglied der Bande«, begann sie zögernd, »durch ihn erfuhr ich überhaupt erst von den sanften ›Lämmern‹.«

      »Und was bezweckten diese komischen ›Lämmer‹?« Rander lächelte absichtlich-amüsiert, um Judy das Erzählen zu erleichtern.

      »Rauschgift… Heroin und Kokain«, gab Judy prompt zurück, »die ›Lämmer‹ überfielen Autopärchen, die irgendwo standen und allein sein wollte. Sie raubten sie aus, Sie arbeiteten mit dem Trick, Mister Parker, den Sie ja bereits kennen. Sie verschafften sich auf alle möglichen Arten Geld, um sich das Rauschgift kaufen zu können. Und sie verkauften es auch!«

      »Okay, alles klar!« Rander nickte. So etwas hatten er und Parker sich vorgestellt. »Aber was faszinierte Marty Galbert an diesen ›Lämmern‹… warum wollten Sie unbedingt Mitglied dieser Bande werden?«

      »Bei Marty waren es die Mädchen.« Judy konnte sogar wieder rot werden. Sie war endlich nur wieder ein nettes Mädchen, das sich jetzt nachträglich schämte. »Jawohl, es waren die Mädchen. Johnny schaffte immer wieder neue ›Lämmer‹ heran, wie sie sich ausdrückten. Er pickte sie irgendwo in der Stadt auf, schenkte ihnen Rauschgift und nahm sie mit in die Strandvilla.«

      »Sollten es auch diese Mädchen gewesen sein, die die Rocker zahm werden ließen?« erkundigte sich der Butler.

      »Sie … Sie durften sich bedienen.« Judy errötete und senkte den Kopf, »diese Rocker kamen, wie sie Lust hatten. Und ich glaube, Johnny hatte Angst vor ihnen. Marty sprach mal davon.«

      »Johnny und seine ›Lämmer‹ sind nun weggefahren«, meinte der junge Anwalt, »haben Sie eine Ahnung, wo sie sein könnten, Judy? Bitte, diesmal keine Tricks. Wir müssen diesen Gangster finden, etwas anderes ist er nicht in meinen Augen.«

      »Ich

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