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keinen was an, verstanden? Also verschwinden Sie, ehe ich Ihnen Beine mache!«

      »Leider sieht man sich genötigt, Sie auf einen kleinen, aber entscheidenden Irrtum aufmerksam zu machen, Mister Garney«, fuhr der Butler unbeeindruckt fort »Auch als Grundbesitzer sind Sie nicht berechtigt, offene Gewässer mit umweltschädlichen Chemikalien zu vergiften.«

      »Jetzt reicht’s mir aber endgültig!« brüllte der Farmer unvermittelt los. »Schnüffler wie Sie haben mir gerade noch gefehlt!«

      Gleichzeitig wich er rasch drei Schritte zurück und stand plötzlich an der Tür eines vergitterten Hundezwingers. Die beiden riesigen, schwarzweiß gefleckten Doggen hinter den eisernen Stäben waren Parker schon längst aufgefallen. Er hatte die Tiere aber nicht weiter beachtet, weil sie sich bisher darauf beschränkt hatten, die Besucher interessiert zu mustern.

      Jetzt spitzten die Hunde allerdings die Ohren, fletschten die Zähne und ließen ein tiefes Knurren hören, das man nur als bedrohlich bezeichnen konnte.

      »Los, verschwindet endlich!« fauchte Frank Garney, außer sich vor Wut. »Sonst...«

      Er kam weder dazu, den Satz zu vollenden, noch seine Drohung wahrzumachen.

      Gelassen griff der Butler, der mit einer Verschärfung des Gesprächsklimas gerechnet hatte, nach seiner schwarzen Melone und ließ sie wie eine Frisbeescheibe in Garneys Richtung schwirren.

      Der Farmer heulte wie eine Sirene, als die messerscharfe, mit Stahlblech verstärkte Krempe über seine Fingerknöchel strich. Seine Hand, die schon auf dem Riegel gelegen hatte, zuckte zurück, als stände der Zwinger unter Hochspannung.

      Die Flüche, die der Mann zwischen zusammengebissenen Zähnen hervorstieß, hätten jedem Zuhörer die Schamröte ins Gesicht getrieben. Lady Agatha, die den Umgang mit harten Burschen gewohnt war, entlockten sie jedoch nur ein geringschätziges Lächeln.

      »Wie scheußlich«, bemerkte die ältere Dame und rümpfte die Nase.

      Trotz der Schmerzen, die von den Fingern bis in den Arm ausstrahlten, zeigte Garney aber noch keine Neigung zum Einlenken. Unversehens hatte er eine dreizinkige Mistgabel in der Hand und stürzte damit auf Parker los.

      Mit der Eleganz eines versierten Toreros wich der Butler zur Seite und ließ den Angreifer ins Leere laufen. Zugleich ruckte der schwarze Universalschirm vom angewinkelten Unterarm senkrecht in die Höhe. Im nächsten Moment lag die bleigefütterte Spitze in der schwarz behandschuhten Rechten.

      Garney stieß einen spitzen Schrei aus, als der Bambusgriff des altväterlieh gebundenen Regendachs in flachem Halbkreis über den Boden huschte und ihm mitten im Lauf die Beine unter dem Leib wegfegte.

      Wohl oder übel entschloß sich der Farmer zu einem spontanen Gleitflug. Aber die Gesetze der Schwerkraft sorgten dafür, daß der Versuch schon nach wenigen Metern mit einer ziemlich unsanften Bauchlandung auf dem holprigen Pflaster des Hofes endete.

      Darauf hielt Garney es für angebracht, sich zunächst aus der Arena zurückzuziehen.

      Verblüffend schnell war er wieder auf den Beinen, warf Parker einen finsteren Blick zu und ... rannte los, Sein Ziel war eine Leiter, die an der hohen Mauer lehnte, die den Hof nach hinten begrenzte.

      »Tun Sie doch endlich etwas, Mister Parker!« verlangte die Detektivin. »Wollen Sie denn tatenlos zusehen, wie sich der Schurke durch Flucht dem Verhör entzieht?«

      »Keineswegs und mitnichten, Mylady«, entgegnete der Butler und setzte sich würdevoll in Bewegung. Den Schirm hielt er noch immer an der Spitze gefaßt.

      Garney hatte schon den größten Teil der Leiter erklommen und machte Anstalten, sich auf die Mauerkrone zu schwingen, als Parker den Schirmgriff an einer der oberen Sprossen einhakte und zu ziehen begann.

      Der flüchtige Farmer konnte schreien und strampeln, wie er wollte – die Leiter, an der er sich verzweifelt festklammerte, gehorchte nicht seinem, sondern Parkers Willen.

      Langsam richtete sie sich auf, blieb ein, zwei Sekunden in der Senkrechten stehen und neigte sich anschließend hintenüber – langsam, aber unaufhaltsam wie ein gefällter Baum.

      »Maikäfer, flieg«, rief Mylady und klatschte in die Hände.

      Und der Käfer flog! Kurz entschlossen trennte sich Garney von dem Halt, der keiner mehr war, und ließ sich fallen...

      Gackernd stob das Hühnervolk, das auf dem Misthaufen nach Würmern gescharrt hatte, auseinander, als der hysterisch kreischende Farmer im freien Fall nahte.

      Fred Garney landete weich und warm – mitten in dem dampfenden Misthaufen. Eine Henne, die in kopfloser Panik umherrannte, ohne sich für eine Fluchtrichtung entscheiden zu können, begrub er unter sich.

      »Sie wollen mir doch nicht etwa zumuten, ein derart übelriechendes Subjekt zu verhören, Mister Parker«, wandte sich Agatha Simpson angewidert ab, als Frank Garney zögernd sein besudeltes Gesicht erhob und fassungslos in die Runde starrte.

      »Eine Vernehmung hier und jetzt würde in der Tat Myladys Geruchssinn zutiefst beleidigen«, pflichtete der Butler seiner Herrin bei. »Darüber hinaus dürfte es sich aus den bereits angedeuteten Gründen auch verbieten, Mister Garney nach London mitzunehmen.«

      »Sie haben mir durch Ihre Unbesonnenheit mein schönes Konzept durcheinandergebracht, Mister Parker«, jammerte Lady Agatha. »Wie gehe ich denn jetzt weiter vor?«

      »Mylady dürften einen taktischen Rückzug erwägen, falls man sich nicht gründlich täuscht.«

      »So etwas wollte ich in der Tat gerade anordnen, Mister Parker«, nickte die ältere Dame umgehend. »Was verstehe ich im konkreten Fall darunter?«

      »Mylady dürften sich mit der Absicht tragen, Mister Garney vorläufig seinem Schicksal zu überlassen, aber die Ermittlungen auf anderen Wegen voranzutreiben.«

      »Ich werde also zunächst nach London zurückkehren?«

      »In der Tat. Einen solchen Vorschlag würde meine bescheidene Wenigkeit unterbreiten.«

      Während Parker und die ältere Dame zum Fahrzeug schritten, führte Frank Garney einen verbissenen Kampf mit dem buntgefiederten Gockel. Das stolze Tier schien in ihm einen vom Himmel gefallenen Nebenbuhler zu sehen, der ihm die Herrschaft über sein gackerndes Volk streitig machen wollte.

      Trotzdem wagte der Bauer es nicht, den Misthaufen zu verlassen, denn dort brauchte er wenigstens nicht mit Angriffen seiner wehrhaften Besucher zu rechnen. Der eben noch so ruppige Garney machte jetzt einen ausgesprochen beklagenswerten Eindruck. Aber die Blicke, die er Parkers davonrollendem Gefährt nachschickte, brannten vor Haß.

      *

      Inmitten der hektischen Millionenstadt bildete Agatha Simpsons Anwesen im Londoner Viertel Shepherd’s Market eine Oase der Ruhe. Das zweistöckige Fachwerkhaus von repräsentativem Zuschnitt, das die passionierte Detektivin bewohnte, lag am Ende einer stillen Wohnstraße, in der momentan nur ein einziger Wagen parkte.

      Das war allerdings nichts Ungewöhnliches, denn die an Myladys Anwesen grenzenden Häuser waren unbewohnt. Den einstigen Bewohnern war das Steckenpferd ihrer prominenten Nachbarin mit der Zeit zu aufregend geworden. Sie hatten allesamt ihren Besitz an die ältere Dame veräußert und waren weggezogen.

      Von außen machte das Gebäude im Moment einen fast verträumten Eindruck. Drinnen ging es dafür um so turbulenter zu.

      Bei dem an der Straße geparkten Wagen handelte es sich um Kathy Porters Mini-Cooper. Die junge Dame war Mike Randers ständige Begleiterin und weilte mit ihm im Haus Simpson zum Dinner.

      Der vierzigjährige Anwalt, dessen sportliche Erscheinung an einen beliebten James-Bond-Darsteller erinnerte, betrieb eine Kanzlei in der nahe gelegenen Curzon Street. Seine wichtigste Aufgabe bestand jedoch darin, Myladys Vermögen zu verwalten.

      Kathy Porter, Lady Agathas Gesellschafterin, war eine attraktive Erscheinung von eurasischem Flair. Leicht mandelförmig geschnittene Augen und dunkles Haar mit einem Kastanienschimmer verliehen der

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