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Dr. Daniel Classic 40 – Arztroman. Marie Francoise
Читать онлайн.Название Dr. Daniel Classic 40 – Arztroman
Год выпуска 0
isbn 9783740940966
Автор произведения Marie Francoise
Жанр Языкознание
Серия Dr. Daniel Classic
Издательство Bookwire
»Ich bin sicher, daß Wolfgang es nicht als Belästigung sehen wird. Und ich werde dich besuchen, sobald es meine Zeit erlaubt – wahrscheinlich am frühen Nachmittag.«
»Ich freue mich auf dich«, gestand Manon, dann seufzte sie. »Die letzten Tage waren wohl ein bißchen zu anstrengend. Die Reise nach Italien, die Begegnung mit meinen Schwiegereltern und ihre Vorwürfe…«
»Denk nicht mehr daran«, riet Dr. Daniel ihr in sanftem Ton. »Die Carisis haben ihren Sohn durch ein schreckliches Unglück verloren, das macht sie wahrscheinlich noch verbohrter, als sie es ohnehin schon waren.« Er zögerte. »Ich weiß, daß es für dich hart klingen muß, aber… vielleicht wäre es tatsächlich besser, wenn du nicht mehr hinfahren würdest.«
»Es wäre sogar ganz sicher besser«, stimmte Manon leise zu. »Aber ich fürchte, ich muß einfach immer wieder hinfahren. Ich habe Angelo so sehr geliebt, und nun soll ich nicht einmal mehr sein Grab besuchen dürfen… das ist zuviel verlangt. Ich werde es künftig allerdings vermeiden, an seinem Todestag hinzufahren, denn eine weitere Begegnung mit seinen Eltern möchte ich mir um jeden Preis ersparen.«
Bei den letzten Worten hatte ihre Stimme wieder merklich müde geklungen.
»Du solltest jetzt besser schlafen«, meinte Dr. Daniel, dann warf er einen kurzen Blick auf die Uhr. »Vor elf wird Wolfgang sicher keine Zeit haben, um zu dir zu kommen.«
Manon murmelte eine Zustimmung, verabschiedete sich von Dr. Daniel und legte schließlich auf, dann schleppte sie sich mit Mühe ins Bett und war schon kurz darauf eingeschlafen.
*
Dr. Daniel kam nicht dazu, in der Waldsee-Klinik anzurufen. Er hatte nach dem Gespräch mit Manon den Hörer noch gar nicht richtig aufgelegt, als das Telefon bereits wieder klingelte.
»Frau Dr. Reintaler ist am Apparat«, erklärte die junge Empfangsdame Gabi Meindl. »Sie sagt, es wäre dringend.«
»In Ordnung, ich übernehme«, entgegnete Dr. Daniel und drückte auf den Knopf, der das Gespräch auf seinen Apparat legte. »Alena? Was ist los?«
»Eine ganze Menge, fürchte ich«, antwortete die Gynäkologin der Waldsee-Klinik. »Ich habe seit gestern eine Patientin von Ihnen auf der Station. Sandra Abensberg. Sie kam gestern nachmittag mit vorzeitigen Wehen und machte sich große Sorgen um ihr Baby. Deshalb habe ich noch eine Ultraschallaufnahme gemacht und dabei…« Sie zögerte. »Ich möchte Ihnen das gern zeigen, Robert. Immerhin könnte es ja sein, daß ich mich irre.« Wieder schwieg sie einen Moment. »Ich hatte es gestern schon mal bei Ihnen versucht, aber Sie waren leider nicht zu Hause.«
»Ich mußte dringend nach Italien«, meinte Dr. Daniel, dann überlegte er einen Moment. »Also schön, Alena, ich komme gleich in die Klinik hinüber – auch auf die Gefahr hin, daß mich mei-
ne Sprechstundenhilfe vierteilen wird. Im Wartezimmer sitzen nämlich schon wieder drei Patientinnen.«
Die Gefahr, daß die sanfte Sarina von Gehrau ihren Chef vierteilen würde, bestand natürlich in Wirklichkeit nicht. Sie konnte einen leisen Seufzer zwar nicht unterdrücken, versicherte aber, daß sie und Gabi für eine Weile auch allein fertig werden würden.
»Ich beeile mich«, versprach Dr. Daniel noch, und Sarina nickte lächelnd, obwohl sie ihren Chef insgeheim schon für die nächsten ein bis zwei Stunden abschrieb.
Keine zehn Minuten später betrat Dr. Daniel die Waldsee-Klinik, zögerte einen Moment und wandte sich zuerst dem rechten Flügel zu, wo die Chirurgie untergebracht war. Er fand den Chefarzt Dr. Wolfgang Metzler in dessen Büro.
»Ein Direktor am frühen Morgen bringt Kummer und Sorgen«, dichtete Wolfgang grinsend, als Dr. Daniel nach kurzem Anklopfen hereintrat.
Doch dem Arzt stand heute nicht der Sinn nach Scherzen, und die hochtrabende Anrede gefiel ihm sowieso nicht. Er war nämlich viel zu bescheiden, als daß er sich auf den Posten eines Klinikdirektors irgend etwas eingebildet hätte.
»Könntest du ausnahmsweise einmal ernst bleiben, Wolfgang?« fragte er, wartete eine Antwort aber gar nicht erst ab. »Manon ist krank. Angeblich nur eine Erkältung, aber sie hat Fieber und kam mir gestern schon ein wenig seltsam vor. Erschöpft und sehr blaß.«
Dr. Metzler nickte, noch bevor Dr. Daniel weitersprechen konnte.
»Ich werde gleich nach der Visite zu ihr hinübergehen, und wenn ich es nicht schaffen sollte, schicke ich Gerrit zu ihr.«
»Genau darum wollte ich dich bitten«, meinte Dr. Daniel, dann sah er auf die Uhr. »Ich hab’s heute ziemlich eilig.«
»Heute?« Dr. Metzler schüttelte den Kopf. »Mein lieber Robert, das wird bei dir allmählich zum Dauerzustand, und ich will ehrlich sein: Dieser ständige Streß, unter dem du stehst, gefällt mir gar nicht.«
»Wer hat mir denn den Klinikdirektor damals aufs Auge gedrückt?« fragte Dr. Daniel lä-chelnd, doch diesmal blieb Dr. Metzler ernst.
»Das war ich«, gab er offen zu. »Aber der Direktorenposten ist ja auch gar nicht der Grund dafür, daß du dich Tag für Tag förmlich zerreißt. »Es ist vielmehr…«
»Ach, Wolfgang, laß es gut sein«, fiel Dr. Daniel ihm ins Wort. »Zum einen habe ich nämlich absolut keine Zeit, um mir deine Ausführungen anzuhören, und zum anderen sorgst du dich völlig grundlos um mich. Ich weiß schon sehr gut, was ich aushalten kann.«
»Hoffentlich«, murmelte Wolfgang, doch das hörte Dr. Daniel bereits nicht mehr. Nach einem flüchtigen Abschiedsgruß hatte er das Büro verlassen und eilte nun in die Gynäkologie hinüber, wo er von Frau Dr. Reintaler sehnlichst erwartet wurde.
»Also, Alena, was gibt’s?« wollte er wissen.
Statt einer Antwort legte sie die Videocassette ein und zeigte Dr. Daniel die Ultraschallaufnahme von Sandra Abensbergs ungeborenem Kind.
»Achten Sie auf das Herz, Robert«, betonte sie. »Ich hoffe, daß ich mich irre, aber ich bin der Meinung, daß da etwas nicht stimmt.«
Dr. Daniel betrachtete die Aufnahmen mehrere Male, dann nickte er mit ernstem, äußerst besorgtem Gesicht.
»Sie haben ganz recht, Alena, das Kind hat offensichtlich einen Herzfehler«, meinte er. »Und so wie ich es sehe, läßt sich das auch nicht im Mutterleib behandeln. Allerdings werde ich sie sicherheitshalber nach München in die Sommer-Klinik bringen lassen. Dr. Sommer hat einen erstklassigen Pränatal-Diagnostiker, der schon ganz überraschende Dinge vollbracht hat.«
Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr und erkannte, daß er eigentlich in die Praxis hätte zurückgehen sollen, doch dann entschloß er sich spontan, statt dessen noch schnell zu Sandra Abensberg hinaufzugehen.
Als Dr. Daniel nach kurzem Anklopfen eintrat, lächelte ihm die junge Frau entgegen.
»Herr Doktor, schön, daß Sie mich besuchen. Allerdings hätten Sie nicht extra während Ihrer Sprechzeit kommen müssen. Frau Dr. Reintaler hat sich ganz lieb um mich gekümmert, und sie hatte auch vollkommen recht: Seit ich im Bett liege, haben die Wehen wieder aufgehört.«
»Das ist ja schon sehr erfreulich«, stellte Dr. Daniel fest, dann setzte er sich ohne große Umstände auf die Bettkante. »Ich komme eigentlich gar nicht wegen der vorzeitigen Wehen, Frau Abensberg. Es ist…« Er stockte, weil er nicht so recht wußte, wie er das, was er vermutete, Sandra beibringen sollte. »Frau Dr. Reintaler hat gestern noch eine Ultraschallaufnahme gemacht, und dabei hat sich leider ergeben, daß Ihr Baby… nun, es ist allem Anschein nach nicht vollkommen gesund.«
Sandra erschrak zutiefst. »Ist es womöglich… behindert?« Sie schüttelte den Kopf. »Das kann doch gar nicht sein! Sie selbst sagten doch schon bei der ersten Ultraschalluntersuchung, daß alles in Ordnung wäre! Sie können sich bestimmt nicht geirrt haben!«
»Nein, Frau Abensberg, es ist keine