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Dir werde ich’s zeigen.«

      Morris reißt die Stange hoch und holt aus. Dabei lauscht er aber den Geräuschen in seinem Rücken.

      Der Wagen kommt unmittelbar hinter dem Karren zum Stehen. Ehe Morris, der vor Wut den Verstand zu verlieren scheint, mit der Stange auf den Esel losprügeln kann, sagt hinter ihm Art Larabee scharf: »Lass das sein, Morris! Die Stange weg! Wenn der Esel durchgegangen ist, dann liegt es an dir.«

      Morris blickt hoch, als erwache er aus einem Traum. Im Umwenden sieht er, dass Carter und Christie nun für nichts anderes mehr Interesse zu haben scheinen als für den schiefliegenden Karren. Auch Darwin, der dritte Aufseher, setzt sich langsam in Bewegung.

      Niemand achtet auf die beiden Sträflinge, die das Werkzeug zusammensuchen sollen.

      »Der bockbeinige, schreiende Halunke!«, schimpft Morris und schätzt die Entfernung zu Larabee, der auf dem Wagen steht, auf höchstens drei Yards. »Er hat mich den ganzen Tag geärgert, der Mistbock. Das schöne Rad.«

      »Du bist zu schnell gefahren, das ist der Grund«, sagt Larabee. »Zieh den Karren zur Seite, damit ich vorbeifahren kann!«

      Morris flucht verhalten, geht mit der Stange um den Karren und verkürzt den Abstand zu Larabee auf kaum zwei Yards. Die Entfernung ist nun so zusammengeschrumpft, dass Morris mit der Stange auch Larabee erwischen könnte, statt nur den Esel zu verprügeln.

      Rechts hinter Larabee liegen die schweren Felsbrocken. Und zwischen ihnen taucht jetzt Rankin auf. Kaum sieht ihn Morris, der sich durch kein noch so geringes Augenzucken verrät, als er laut flucht, sich nach einer Radspeiche bückt und dabei zu Carter und Christie blickt.

      Der Esel und der schiefliegende Karren verdecken für die beiden anderen Aufseher jene Felsen, zwischen denen nun Rankin und Kelly stehen.

      Henry Rankin hebt den rechten Arm.

      Und dann geschieht es.

      Rankin macht nur einen einzigen Schritt, lässt den Schraubenschlüssel durch die Luft wirbeln. Es saust wie ein Wurfgeschoss auf Larabee zu.

      Rankin verfolgt den Flug des Eisenstücks mit angehaltenem Atem. Die zwei Sekunden Flugzeit steht Rankin ohne eine Bewegung durch. Dann trifft der Schraubenschlüssel Larabees Hinterkopf.

      Es kommt für Larabee wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Einen winzigen Moment glaubt Larabee hohles Sausen hinter sich zu hören, aber ehe er auch nur den Kopf bewegen kann, prallt ihm der Schraubenschlüssel an den Hut. Vor Larabees Augen verwandelt sich das Grau des Steinbruchs in eine rote Stichflamme.

      Dann kommt die Nacht für den stellvertretenden Oberaufseher um ganze dreieinhalb Stunden zu früh. Mit einem ächzenden Laut, begleitet vom Poltern des Schlüssels, der hinter ihm im Kasten landet, kippt Larabee über den Bock.

      Rankin hechtet vorwärts, erreicht das Endbrett und schwingt sich hoch.

      Erst in diesem Augenblick erkennt Christie entsetzt, dass Larabee sich nicht geduckt hat oder sich setzen wollte. Dreißig Schritte von Christie und Carter entfernt erscheint Rankin wie aus dem Nichts über dem Endbrett des Transportwagens. Christie blickt in Rankins verzerrtes Gesicht. Dann ist der Sträfling bereits wieder verschwunden. Doch hinter ihm taucht noch eine Gestalt auf.

      Wie, denkt Christie, und ist im ersten Schreck zu keiner Bewegung fähig, Kelly auch? Sie sind zwischen den Steinen in Larabees Rücken geschlichen. Das ist Meuterei!

      Als Kelly über das Endbrett hochfliegt, kommt Rankin bereits am Bock hoch, aber er erscheint nicht allein.

      Christie, der das Gewehr hochreißen will, ist zu langsam. In derselben Sekunde erscheint der besinnungslose Larabee vor Rankin – ein lebendes Schild, ein Kugelfang für jeden, der es wagen sollte, auf Rankin zu feuern!

      An Larabees Kopf sitzt die Mündung des Revolvers. Und Rankin sagt fauchend: »Lass fallen! Weg mit dem Gewehr, sonst bekommt Larabee eine Kugel!«

      *

      Neben ihm schnellt jetzt Kelly hoch, das Gewehr, das jeder Aufseher mitführen muss, unter der Achsel! Die Mündung der Waffe schwenkt herum. Dann zeigt sie auf den Bauch von Mike Carter, der sein Gewehr noch nicht mal durchgeladen hat.

      »Carter, lass fallen!«

      Es ist Christie, als ziehe sich sein Magen zusammen. Vor seinen Augen haben zwei der Sträflinge Larabee ausgeschaltet. Und es gibt keinen Zweifel, dass sie jedes ihrer Worte in die Tat umsetzen werden. Larabees bleiches Gesicht wirkt verzerrt, da Rankin den Aufseher an den Haaren hochgerissen hat. Ein fürchterlicher Anblick, der Christie das Blut in den Adern stocken lässt.

      Darwin, denkt Christie, Darwin ist noch da, er wird…

      Aber der Gedanke an Hilfe, die Darwin, der dritte Aufseher, noch bringen könnte, verfliegt in derselben Sekunde.

      Darwin ist vielleicht elf Schritte vor Happy Jack Harrington und Lowry. Wie immer hält er sich seitlich der Sträflinge, hat sein Gewehr unter dem Arm und sieht entsetzt, was auf dem Transportwagen geschieht. Als Darwin handeln will, sind Lowry und Happy Jack Harrington bereits dicht hinter ihm. Jeder hat nur auf den Wagen und den Karren geachtet, und auch Darwin hat sich nicht umgeblickt.

      Harrington hält die schwere Brechstange in den Händen, mit der die Quaderblöcke bewegt werden. Das Ding ist anderthalb Yards lang, an der Spitze leicht gebogen und abgeflacht. Kaum sieht Harrington, dass Rankin und Kelly Larabee erwischt haben, als er die schwere Stange herumwirbelt.

      »Carter!«, schreit Kelly in diesem Augenblick mit überschnappender Stimme. »Lass fallen!«

      Die Stange fliegt los, als Darwin eine Bewegung macht, um durchzuladen und das Gewehr hochzunehmen. In der Sonnenbahn scheint ein flirrendes Rad über den Boden des Steinbruchs hinwegzuschießen. Dann stößt Darwin einen schrillen Schmerzschrei aus. Die Stange säbelt ihm die Beine weg. Seine rechte Kniekehle schmerzt jäh, als sei sie durchschlagen. Er knickt nach hinten ein, fühlt nichts als rasenden Schmerz und liegt auf dem Gewehrkolben. Dennoch macht Darwin den Versuch, seine Waffe hochzureißen. Er dreht sich, kommt auf die Seite, zieht das Gewehr unter sich heraus und sieht dann den Schatten.

      Jim Lowry ist losgestürmt, stößt sich drei Schritte vor dem Aufseher ab und fliegt auf ihn zu. Der Anprall schleudert Darwins Gewehr zur Seite. Die Waffe klirrt auf das Gestein, während Lowrys Faust herabschlägt. Der Hieb erwischt Darwin und jagt eine neue Schmerzwelle hoch. In seinen heiseren Schrei hinein hört Darwin Lowrys hassvolle Stimme fauchend zischeln: »Du willst schießen, du willst schießen, du Narr, du verdammter?«

      Mit weit aufgerissenen Augen stiert Darwin auf die Schatten, die sich jetzt überall bewegen. Dann taucht der riesenhafte Harrington über ihm auf. Auch Happy Jack Harrington stürzt sich auf den Aufseher.

      »Schrei nicht!«, keucht Harrington. »Halt’s Maul, du Sklaventreiber!«

      Ein Ruck, dann ein Stoß, und Darwins Kopf knallt gegen den Boden. Darwin sieht nur Feuerräder, spürt den zweiten Aufprall kaum und versinkt in Dunkelheit und Schweigen.

      Blitzschnell rollt sich Lowry, der ihn gehalten hat, zur Seite. Dann schnappen Lowrys Hände nach dem Gewehr. Jetzt kommt das scharfe Klicken, mit dem Lowry durchlädt. Neben ihm stößt Harrington den Aufseher weg, entreißt ihm den Revolver und schnellt wieder auf die Beine.

      Und dann laufen sie an verstörten anderen Sträflingen vorbei auf Christie und Carter zu.

      Christie hört sie kommen, wagt sich aber nicht umzusehen. Die Furcht, dass Rankin Larabee eine Kugel in den Kopf jagen könnte, lässt Christie bewegungslos stehenbleiben.

      »Haben wir euch?«, hört er Harrington sagen, dessen Stimme im Näherkommen immer lauter wird. »Da hast du deinen Teil, Antreiber.«

      Vielleicht weiß Christie, was auf ihn wartet, aber er rührt sich nicht. Von oben zischt die Faust Harringtons herab. Ein Blitz vor Christie, der unmittelbar vor seinen Füßen einzuschlagen scheint. Dann geht der dritte Aufseher mit einem leisen Seufzer zu Boden. Er schlägt hin. Die Zeit steht für ihn still.

      Carter aber zuckt, will sich ducken

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