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aber wenn schon das Leben eine solche Qual ist, wie können sie da hoffen, dass es nach dem Tod besser werden wird? Statt nach der Kunst des Lebens zu suchen, finde lieber die Quelle, aus der dein Leben entspringt – tief unten in den Wurzeln, wo es seinen Saft bekommt. Tauche tief in dein Inneres ein und suche die Quellen deines Lebens, und plötzlich wirst du auf das stoßen, was die Mystiker seit eh und je die Erleuchtung, das Erwachen oder die Gotteserfahrung genannt haben. Nach dieser Erfahrung wirst du ein vollkommen anderer Mensch sein. Dann wirst du total hinter allem stehen, was du tust. Dann wirst du nicht mehr schizophren sein. Dann wirst du nichts mehr zurückhalten.

      Wenn du tanzt, dann bist du der Tanz. Wenn du singst, dann bist du das Lied. Wenn du liebst, dann bist du Liebe. Wenn du zuhörst, bist du ganz Ohr und nichts sonst existiert mehr. Dann wird jeder Augenblick so erfüllt … und diese Fülle wird sich immer weiter ausdehnen … Ansonsten geben sich die Leute irgendwie mit dem Minimum zufrieden und trösten sich mit einem „Selig sind die Armen … Selig sind die Sanftmütigen.“ Niemand braucht arm zu sein und niemand braucht sanftmütig zu sein. Das Leben gibt dir so viel, dass du ein Kaiser sein kannst. Um ein Kaiser zu sein, brauchst du kein Kaiserreich; ein Kaiser sein heißt einfach nur, authentisch und uneingeschränkt zu leben. Ansonsten sind selbst eure Kaiser noch Bettler. Sie leben nicht, sondern sitzen im selben Boot wie ihr; innerlich sind sie so hohl wie ihr. Ihr wollt mehr haben – sie wollen mehr haben.

      Das erinnert mich an eine uralte Sufi-Geschichte:

      Ein großer Kaiser macht früh am Morgen einen kleinen Spaziergang durch seinen Garten, als plötzlich ein Bettler vor ihm steht, der im Garten auf ihn gewartet hat, weil er weiß, dass der Kaiser jeden Morgen vor Sonnenaufgang in den Garten kommt. Denn wer würde schon einem Bettler einen Termin beim Kaiser geben? Und weil der Kaiser immer allein kommt, gibt es kein Problem. Der Kaiser sagt: „Was willst du?“

      Der Bettler sagt: „Das hier ist meine Bettelschale, und ich bekäme sie gern gefüllt. Aber unter einer Bedingung: Wenn du sie nicht bis zum Rand füllen kannst, und mir ist es gleich, mit was – Gold, Silber, Diamanten – oder mit Steinen oder Schlamm. Es kann sein, was es will, meine Bedingung ist nur, dass sie bis obenhin gefüllt wird. Tu‘s nur, wenn du meine Bedingung akzeptierst; sonst kann ich gleich gehen.“

      Der Kaiser fühlt sich brüskiert und sagt: „Was fällt dir ein? Ich, und deine Bettelschale nicht füllen können!?“

      Er ruft sofort seinen Großwesir und befiehlt ihm: „Fülle diese Bettelschale mit den kostbarsten Diamanten.“

      Der Bettler sagt: „Ich sag es noch einmal – von Bettler zu Bettler – überleg es dir. Ich kann auch gehen.“

      Der Kaiser sagt: „Was soll das heißen, ‚von Bettler zu Bettler‘?“

      „Das wirst du bald verstehen“, antwortet der Bettler, „lass nur erst deinen Großwesir kommen.“ Und dieser schleppt einen Eimer voll Diamanten heran und schüttet sie alle in die kleine Bettelschale. Aber der Kaiser und der Großwesir trauen ihren Augen nicht … die Diamanten verschwinden, sobald sie in die Bettelschale fallen. Sie bleibt einfach leer – so leer, wie sie anfangs war. Doch der Kaiser ist ein sehr stolzer Mann und sagt: „Selbst wenn mein ganzer Schatz dran glauben muss – diesem Bettler werde ich‘s zeigen! Ich habe andere Kaiser auf dem Schlachtfeld besiegt, da lasse ich mich jetzt nicht von diesem Bettler besiegen. Schon gar nicht nach seiner frechen Bemerkung ‚von Bettler zu Bettler‘.“

      Als die Sonne aufgeht, macht in der Hauptstadt ein Gerücht die Runde: Der Kaiser sitzt in der Klemme; seine Schätze werden von einer Bettelschale verschlungen! Das Volk strömt in Scharen herbei, niemand kann es glauben. Aber der Kaiser bleibt eisern. All seine Diamanten und Rubine und Smaragde und Saphire verschwinden, dann alles Gold, dann alles Silber. Als es Abend wird, sagt der Kaiser: „Du hattest Recht. Jetzt bin ich ein Bettler wie du.“ Der Bettler antwortete: „Deshalb sagte ich, ‚du wirst schon verstehen.‘“

      Der Kaiser sagt: „Das ist Betrug! Dies ist keine Bettelschale und du bist kein Bettler. Du scheinst mir ein Zauberer zu sein!“

      Der Bettler sagt: „Nein, ich bin kein Zauberer, ich bin einfach nur ein Bettler. Aber diese Bettelschale ist wahrhaft magisch. Und ich will dir ihr Geheimnis verraten, von Bettler zu Bettler. Ich hab sie gefunden – tritt näher und sieh sie dir genauer an. Dies ist der Schädel eines Menschen. Ich habe ihn poliert, hab ihn gesäubert. Ich fand ihn auf dem Friedhof. Ich bin so arm, dass ich mir keine Bettelschale auf dem Markt kaufen konnte, also sagte ich mir: Dieser Totenkopf wird es auch tun. Ich wusch sie, säuberte sie, polierte sie … Aber sie ist nun mal der Schädel eines Menschen, also ist sie nie zufrieden, sie will immer noch mehr haben. Eigentlich kein großes Geheimnis. Dein Schädel macht es genauso. Jedermanns Kopf will dasselbe: ‚Mehr!‘“

      Indem du immer mehr verlangst, verlierst du selbst das, was du hast. Wer meditiert, der schert sich nicht um die Vergangenheit, die vorbei ist. Noch schert er sich um die Zukunft, die noch nicht da ist. Er richtet seine Aufmerksamkeit ganz auf die Gegenwart, und was immer er hat, das genießt er in vollen Zügen. Er presst allen Saft aus dem gegenwärtigen Augenblick heraus, bis zum letzten Tropfen. Natürlich führt er dann nicht das Leben eines Bettlers. Er will nie mehr haben, denn er lebt ja bereits aus dem Vollen, mit Totalität und Intensität. Sonst allerdings musst du dich begnügen … und genau das lehren dich deine Religionen: Man soll sich mit Wenigem begnügen.

      Sich zufrieden geben und bescheiden sein gelten als große Werte. Dabei sind sie nichts weiter als Opium für das Volk … damit du all das Elend um dich her und das Unglück, in dem du ständig ertrinkst, überhaupt ertragen kannst.

      Ein Mann spielt Golf und verhaut den Ball in den Wald. Er geht ihn suchen und stößt auf eine Hexe, die in einem großen Kessel voller Brühe rührt.

      „Was ist da drin?“, fragt er.

      „Das ist ein Zaubertrank“, krächzt die Hexe. „Wenn du davon trinkst, wirst du der beste Golfspieler der Welt werden. Keiner wird dich mehr schlagen können.“

      „Her damit“, sagt der Mann.

      „Augenblick!“, warnt sie ihn. „Du wirst dafür aber der schlechteste Liebhaber der Welt werden.“ Der Mann überlegt kurz und sagt dann: „Egal.“ Der Mann schluckt den Trank, kehrt zu seinen Freunden zurück, gewinnt das Spiel und wird Champion seines Clubs. Er gewinnt alle Turniere und wird der beste Golfer im Lande.

      Ein Jahr später ist er wieder auf demselben Golfplatz und will nachsehen, ob die Hexe noch da ist. Er geht in den Wald und findet sie an der gleichen Stelle.

      Er fragt sie: „Erinnerst du dich an mich?“

      „Oh ja, ich erinnere mich“, sagt sie. „Wie gut spielst du jetzt?“

      „Du hast absolut Recht behalten!“, sagt er. „Ich gewinne nur noch. Ich bin der beste Golfer im ganzen Land.“

      Sie krächzt und sagt: „Und jetzt verrate mir: Wie steht‘s mit dem Sex?“

      „Nicht schlecht“, antwortet er.

      „Nicht schlecht?“ ruft sie entrüstet. „Sag, wie oft hattest du letztes Jahr Sex?“

      „Na ja, so drei … vielleicht auch vier Mal“, sagt der Mann.

      „Mehr nicht?“, staunt die Hexe. „Und das nennst du ‚nicht schlecht‘?!“

      „Na ja“, antwortet er. „Für einen katholischen Priester mit einer kleinen Gemeinde, nicht schlecht.“

      Also: Sei kein katholischer Priester! Wenn du dein Leben voll leben willst, meide die organisierten Religionen und lass dich nicht von Toten beherrschen. Folge nur deinem eigenen Licht. Finde dein eigenes Licht in Innern und lebe in Übereinstimmung damit, ohne jede Angst. Dies ist deine Existenz, wir sind Teil von ihr, und sie hat uns alle Fähigkeiten mitgegeben um genau das zu werden, wozu sie uns bestimmt hat. Nutze es! Verwirkliche es! Halte nichts zurück und geize nie, wenn es darum geht zu leben, zu lieben, mit anderen zu teilen, zu singen, zu tanzen – bei allem, was du tust oder nicht tust.

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