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mit Sicherheit auch keine Brieftaschen bei sich, wie meine Wenigkeit eruieren konnte.«

      »Zwei Killer, die man auf dieses arme Kind ansetzt«, meinte Lady Agatha und runzelte die Stirn, »was halte ich davon, Mr. Parker? Fest steht doch wohl, daß ich bereits wieder mal mit einem neuen Kriminalfall zu tun habe, oder?«

      »Dies sollte man in der Tat nicht ausschließen, Mylady.«

      »Wo steckt die Kleine jetzt?«

      »Miß Porter kümmert sich zur Zeit um ihre Freundin.«

      »Kann ich dieser Liz Metten, oder wie immer sie auch heißen mag, über den Weg trauen, Mr. Parker?«

      »Miß Liz Merton, Mylady«, korrigierte der Butler höflich.

      »Sagte ich doch.« Sie sah den Butler streng an. »Ich werde mich mit der Kleinen noch ausführlich unterhalten müssen. Sie wird doch wohl wissen, warum man sie kidnappen wollte ...«

      »Davon sollte man ausgehen, Mylady.« Parker deutete eine zustimmende Verbeugung an.

      »Zu mir wird sie selbstverständlich mehr Vertrauen haben als zu Ihnen, Mr. Parker. Zudem bin ich natürlich die bessere Psychologin.«

      »Daran würde meine Wenigkeit nie zu zweifeln wagen, Mylady.«

      »Sie schleppt ein Geheimnis mit sich herum«, mutmaßte die ältere Dame, »wahrscheinlich ist sie die Erbin eines Millionenvermögens, was sie allerdings noch gar nicht weiß. Vor ein paar Tagen erst sah ich einen Kriminalfilm, in dem es ähnlich zuging.«

      »Das Leben soll nach Aussagen von Kennern stets die besten Romane schreiben, Mylady.«

      »Wem sagen Sie das, Mr. Parker. Nicht umsonst widme ich mich ja der Schriftstellerei.« Sie lehnte sich in ihrem Ledersessel zurück und schloß für einen Moment die Augen. Agatha Simpson hatte tatsächlich vor, einen Bestseller zu schreiben, doch bisher war sie über die Absicht nicht hinausgekommen.

      »Wie war das mit dem Ford?« fragte die passionierte Detektivin dann und öffnete wieder die Augen.

      »Man stellt zur Zeit fest, wer der Wagenhalter ist, Mylady«, erwiderte der Butler.

      »Sehr schön.« Sie stand auf und räusperte sich explosionsartig. »Sobald Sie mehr wissen, Mr. Parker, möchte ich verständigt werden. Dann werde ich dieses Subjekt besuchen und ein paar unangenehme Fragen stellen. Treffen Sie alle erforderlichen Vorbereitungen. Ich möchte später keine Zeit verlieren.«

      Parker verbeugte sich, als seine Herrin zur Treppe hinüberging, die ins Obergeschoß des Fachwerkhauses führte. Parker war klar, daß wieder mal mit Tagen zu rechnen war, die turbulent würden. Wenn eine Lady Simpson erst mal aktiv wurde, war sie nicht mehr zu stoppen. Parker verfügte in dieser Beziehung über einschlägige Erfahrungen.

      *

      Die Detektivin saß im Fond von Parkers hochbeinigem Monstrum und freute sich auf das Zusammentreffen mit Hank Hasker. Der Entführer war identisch mit dem Wagenhalter, wie Josuah Parker herausgefunden hatte. Die Fahrt in Parkers Privatwagen ging hinüber nach Lambeth, wo Hasker wohnte. Der Butler kannte inzwischen die genaue Adresse.

      »Ich werde Ihnen gleich demonstrieren, wie man ein Verhör führt«, meinte Lady Agatha, »dazu braucht es natürlich psychologisches Einfühlungsvermögen, Mr. Parker.«

      »Mylady können die Lernwilligkeit meiner bescheidenen Person voraussetzen«, entgegnete Josuah Parker.

      »Mit etwas Glück werde ich bei diesem Lastwagenfahrer auch die beiden Profis aus dem italienischen Restaurant antreffen.«

      »Damit dürfte sogar mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu rechnen sein, Mylady. Mr. Hasker wird inzwischen den Verlust seiner Brieftasche registriert haben und daraus gewisse Schlüsse ziehen.«

      »Aha, Sie glauben also, daß man mich bereits erwartet?«

      »Davon sollten Mylady ausgehen.«

      »Dann ist eine tödliche Falle im Spiel?«.

      »Man sollte sie unterstellen, Mylady.«

      »Sehr schön«, fand sie und nickte wohlwollend, »es wird sich inzwischen auch bei diesen Subjekten herumgesprochen haben, wie erfolgreich ich als Detektivin bin.«

      »Dies mit letzter Sicherheit, Mylady.«

      »Hoffentlich können Sie mir nette Vorschläge machen, wie ich die Flegel hereinlegen kann, Mr. Parker.«

      »Mylady werden sich entscheiden, sobald Mr. Horace Pickett sich zu den örtlichen Gegebenheiten geäußert hat.«

      »Der gute Pickett! Er ist wieder mal für mich tätig?«

      »Es ist ihm eine Ehre, Mylady.«

      »Was ein guter Einfluß doch vermag, Mr. Parker, nicht wahr? Kaum zu glauben, daß Pickett mal Taschendieb war.«

      »Ein Meister dieses Faches, Mylady.«

      »Und nun steht er auf der richtigen Seite.« Sie nickte versonnen. »Ich werde ihn wieder mal zum Tee einladen, Mr. Parker, erinnern Sie mich daran. Er ist ein gut erzogener und amüsanter Mensch.«

      »Meine Wenigkeit möchte sich erkühnen, Mylady vollinhaltlich beizupflichten. Mr. Pickett und einer seiner Bekannten sind so freundlich, das sogenannte Terrain zu sondieren.«

      »Eine lobenswerte Idee von Ihnen, Mr. Parker, ihn einzuschalten.«

      »Mylady lassen meine bescheidene Person erröten.« Während der Butler dies sagte, verzog sich in seinem Gesicht kein Muskel. Es blieb so glatt und ausdruckslos wie das eines professionellen Pokerspielers.

      Parker näherte sich mit dem hochbeinigen Monstrum, wie sein Wagen von Freund und Feind genannt wurde, dem Stadtteil Lambeth. Sein Wagen, ein ehemaliges Londoner Taxi, glich nur rein äußerlich einem betagten Museumsstück. Die Technik befand sich auf dem neuesten Stand, der Wagen war im Grund nichts anderes als eine raffinierte Trickkiste auf Rädern, für viele Überraschungen geeignet. Parker hatte sich den Wagen nach seinen eigenwilligen Vorstellungen umgestalten lassen und hatte dabei viel Phantasie entwickelt.

      Nach knapp fünf Minuten verließ Parker die Durchgangsstraße und näherte sich der Region, wo der Kidnapper Hank Hasker wohnte. Als Parker in die bewußte Straße einbog, entdeckte er vor der Auslage eines Zeitungshändlers eine schlanke, hochgewachsene Gestalt. Es handelte sich um Horace Pickett, der etwa sechzig Jahre zählte und an einen pensionierten Offizier erinnerte. Pickett trug einen dunklen Stoffmantel und einen Travellerhut.

      Parker hielt, verließ den Wagen und schritt auf den Kiosk zu. Er kaufte einige Zeitungen, entfaltete ein Blatt und blieb in Picketts Nähe stehen, der bereits in einer Zeitung las.

      »Zwei Profis sitzen drüben in einer Teestube«, sagte Pickett, wobei er kaum seine Lippen bewegte, »und Hank Hasker hat Stellung in einer Nachbarwohnung bezogen. Ich habe ihn an der Beschreibung sofort erkannt. Er hofft wohl, daß Sie sich Zutritt zu seiner Wohnung verschaffen.«

      »Sie sind allein, Mr. Pickett?« fragte der Butler.

      »Eine meiner Bekannten sitzt in der Teestube.«

      »Mylady dankt Ihnen bereits jetzt für die geleistete Vorarbeit«, meinte der Butler, »Sie sollten ab sofort Zurückhaltung üben, Mr. Pickett, und sich nur einschalten, wenn Sie das Gefühl haben, unbedingt gebraucht zu werden.«

      »Ich werde in der Nähe sein, aber erst mal unsichtbar bleiben«, erwiderte der ehemalige Taschendieb, der die Zeitung zusammenschlug und sich in Bewegung setzte. Parker stieg zurück in seinen Wagen und fuhr fort. Er passierte die Teestube, die dem Haus gegenüberlag, das er aufzusuchen gedachte. Parker wendete am Ende der Straße. Vor dem bewußten Haus hielt er und öffnete den hinteren Wagenschlag. Agatha Simpson, die von Parker natürlich bereits ins Bild gesetzt worden war, brachte ihren perlenbestickten Pompadour umgehend in leichte Schwingung. Sie konnte es kaum erwarten, den Glücksbringer in Aktion zu setzen, der sich im Handbeutel befand.

      *

      Bei

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