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einem Sitz niederlassen.

      »Rauchen Sie?« erkundigte sich Parker und offerierte dem Boxring-Manager eine seiner Zigarren. Massel schüttelte hastig den Kopf und kämpfte gegen eine innere Schwäche an.

      »Stecken … Sie …, äh …, diese verdammte … Zigarre weg«, keuchte er mitleiderregend. Parker, der Massel schließlich interviewen wollte, ließ die qualmende stinkende Zigarre in seinem Etui verschwinden.

      »Lern Barry schickt mich«, behauptete er.

      »Er hätte Voralarm geben sollen.«

      »Wir sahen uns nur ganz kurz, Mr. Massel. Eigentlich komme ich wegen Gus Sollings.«

      »Wegen Sollings?« fragte Massel mißtrauisch.

      »Er war oft hier im Boxring, ja?«

      »Was geht Sie das an?«

      »Gus Sollings wurde erschossen. Sie werden davon in der Zeitung gelesen haben oder noch lesen.«

      »Es hat sich bis hierher herumgesprochen, was mit ihm los ist.«

      »Ich suche seinen Freund.«

      »Warum wenden Sie sich nicht an Barry, der kennt Sollings Freunde besser als ich.«

      »Vielleicht möchte Barry damit nichts zu tun haben. Ich gewann den Eindruck, daß er Sie, Mr. Massel, vorschieben will.«

      »Sagen Sie mal, wie war doch Ihr Name? Wer sind Sie eigentlich?«

      »Parker ist mein Name, Josuah Parker, um genau zu sein. Ich ermittle gegen die ›Rotnasen‹, wenn Ihnen dieser Name etwas sagt.«

      »Da sind Sie bei mir an der falschen Adresse, Alterchen. Sind Sie eigentlich wahnsinnig, Detektiv spielen zu wollen? In Ihrem Alter? Mann, Sie machen sich ja unglücklich.«

      »Kriminalistik ist mein Hobby«, erläuterte Josuah Parker. »Wenn mich nicht alles täuscht, konnte ich bereits recht interessantes Material gegen die ›Rotnasen‹ Zusammentragen.«

      »Na, an Ihrer Stelle würde ich das aber nicht hinausposaunen, Mr. Parker.« Massel lachte belustigt auf. »Sind Sie sicher, daß Sie sich nichts einbilden?«

      »Elsie Warner deutet das auch bereits an.«

      »Elsie …? Was hat denn die damit zu tun?«

      »Sie kennen Elsie?«

      »Natürlich, aber von früher her, als sie noch ein wildes Mädchen war. Inzwischen hat sie sich ja mächtig verändert und hat sich neuen Umgang zugelegt.

      »Es wäre zu wünschen. Um noch einmal auf Gus Sollings zurückzukommen, Mr. Massel, den Namen seines Freundes wollen Sie mir also nicht nennen?«

      »Ne, ich will mir nicht die Finger verbrennen, Mr. Detektiv. Halten Sie sich an Barry, der weiß da mehr, schließlich hat Sollings ja für Barry gearbeitet. Doch ich will nichts gesagt haben, verstehen Sie? Ist ja Ihre Sache, ob Sie auf die Nase fallen oder nicht!«

      Parker war mit der vagen Auskunft zufrieden. Mehr konnte er nicht erwarten. Barry mußte jetzt zusätzliche Informationen liefern. Parker hoffte, daß es sich inzwischen bis zu den gesuchten »Rotnasen« hemmgesprochen hatte, wie hartnäckig und aufdringlich er, Josuah Parker, war. Das konnte diesen Gangstern auf die Nerven gehen und sie zu Unvorsichtigkeiten verleiten, auf die der Butler ja nur wartete. Es gehörte in allen Fällen zu seiner Taktik, sich als scheinbar williges Opfer anzubieten. Das konnte mitunter lebensgefährlich sein, war es auch, doch bisher hatte der Butler es noch immer verstanden, sich durchzusetzen.

      Von Eddie Massel hatte er nun immerhin erfahren, daß der von seinem Partner erschossene Gangster Gus Sollings wahrscheinlich ein Mitglied der Barry-Gang war. Das paßt durchaus in das Bild, das Parker sich bisher von dem Fall gemacht hatte. Nur die Direktverbindung zwischen Barry und den »Rotnasen« mußte noch geklärt werden. Schließlich erinnerte Josuah Parker sich noch sehr genau des Erstaunens, als Lern Barry von den »Rotnasen« hörte, für die er angeblich gearbeitet hatte. Und das, obgleich er doch Parker kidnappen ließ, um die bewußte Anstecknadel wieder zu besorgen.

      Josuah Parker strebte würdevoll und steif wie ein Storch dem Ausgang des umgebauten Kinos zu. Als er dann drei stämmige Boxer im Bademantel ausmachte, die ihm scheinbar absichtslos den Weg versperrten, zeigte er kein Erstaunen. Hatte er damit wohl gerechnet …?

      *

      »Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß Sie mich zu sprechen wünschen«, begrüßte Parker die drei stämmigen Burschen.

      »Erraten, Alter, ganz privat wollen wir uns mal mit dir unterhalten. Wir lassen uns nämlich nicht beleidigen.«

      »Sie müssen einem Mißverständnis zum Opfer gefallen sein«, stellte Parker richtig, »ich kann mich nicht erinnern, Sie jemals beleidigt zu haben.«

      »Das machen wir in der Umkleidekabine ab«, versprach der Wortführer der drei Boxer. »Sie kommen doch mit, oder?«

      Bei seinen Worten ließen sie alle ihre Bizeps anschwellen und sahen Parker drohend und finster an. Der Butler, ein glänzender Schauspieler, wenn es sein mußte, stellte keine weiteren Fragen. Es sah tatsächlich so aus, als habe er Angst. Willig ließ er sich von den drei Boxern abführen. Sie schritten durch einen langen Gang und blieben vor einer halb geöffneten Tür stehen. Im Raum hinter der Tür erkannte Parker einfache Holzbänke, Massagetische und Kleiderspinde. Dort also wollte man sich mit ihm unterhalten. Es sah nicht sehr einladend aus.

      Parker ging gleich bis zum Massagetisch, der in der Mitte des Raumes stand. Einer der Boxer schloß die Tür sorgfältig zu und sperrte sie sogar ab. Die drei Kerle schwärmten aus, um den Butler in die Zange zu nehmen.

      »Ich bin bereit«, sagte Parker freundlich, »welche Fragen wollen Sie mir zuerst stellen?«

      Derjenige Boxer, der am intelligentesten aussah, übernahm das Wort. Er grinste, als freue er sich bereits darauf, dem Butler eine Lektion erteilen zu können.

      »Schnüffler können wir hier in unserem Bau nicht ausstehen«, knurrte er. »Gleichgültig, ob sie nach uns oder nach anderen Leutchen fragen. Und ganz wild werden wir erst, wenn unser guter Freund Lern Barry durchgehechelt werden soll.«

      »Ich fürchte, meine Herren, Mr. Massel war indiskret«, antwortete Josuah Parker.

      »Natürlich hat er uns ein Licht aufgesteckt. Und jetzt wollen wir dir mal alle Flausen austreiben, Alterchen. Nur keine Sorge, wir werden es gnädig machen. Wir vergreifen uns nur ungern an einem alten Knaben, wie du einer bist. Aber du mußt deine Lektion haben, sonst begreifst du nicht, was wir meinen.«

      »Wenn ich richtig hörte, wollen Sie mich einer körperlichen Tortur unterziehen«, gab Parker zurück.

      »Du hast schnell begriffen.«

      »Dagegen muß ich mich in aller Form verwahren«, beschwerte sich Josuah Parker.

      Die drei Boxer grienten und rückten dem Butler auf den Leib. Josuah Parker sah irgendwie erbärmlich aus. Die Fleisch- und Muskelmassen schienen ihn erdrücken zu wollen.

      Als der Wortführer, der auch zuerst zuschlagen wollte, seine angewinkelte Hand losschoß, reagierte Parker überraschend. Ein Druck auf den versteckt angebrachten Knopf seines Universal-Regenschirms ließ die bewußte Degenklinge herausspringen. Bevor der Schläger überhaupt nur ahnte, was eigentlich los war, sprang er schreiend in die Höhe. Es war nicht verwunderlich, denn die scharfe Degenklinge kitzelte die Zehen in den dünnen Lederschuhen.

      Sie kitzelte derart intensiv, daß der Boxer den Tränen recht nahe war und sich erst einmal auf einer Holzbank ausruhen mußte. Mit stieren Augen betrachtete er seinen mißhandelten, rechten Fuß und überließ seinen beiden Freunden den weiteren Angriff.

      Der Mann rechts von Parker warf sich vor und schickte einen mächtigen Heumacher auf die Reise. Parker duckte sich ab und antwortete mit seiner schwarzen Melone. Da sie stahlgefüttert war, durfte er mit der Wirkung zufrieden sein. Der getroffene Boxer faßte sich an die eingeschlagene Nase und wimmerte ungehemmt. Er fand auf der Holzbank ebenfalls

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