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entrüstete Monarch starb bald darauf (579). Sein letztes Gesetz verbot seinen Nachfolgern, ihre Person in einer Schlacht gegen die Römer auszusetzen.

      Den Thron des Chosroes Nushirwan bestieg Hormuz oder Hormisdas, der älteste oder bevorzugteste seiner Söhne. Mit den Königreichen Persien und Indien erbte er den Ruhm und den Mut seines Vaters und erlangte die Dienste erfahrener und tapferer Beamten jedes Ranges und ein allgemeines Verwaltungssystem, das Zeit und politische Klugheit in jeder Weise festgefügt hatten, um das Glück des Fürsten und des Volkes zu fördern. Aber der junge König erfreute sich eines noch wertvolleren Schatzes, nämlich der Freundschaft eines Weisen, der seine Erziehung geleitet hatte und stets die Ehre dem Interesse seines Zöglings und dieses seiner Neigung vorzog. In einem Streite mit den griechischen und indischen Philosophen hatte Buzurg einst behauptet, daß größte Unglück im Leben sei ein hohes Alter ohne Erinnerung an ein tugendhaftes Leben, und wir dürfen mit Grund annehmen, daß ihn dieser Grundsatz antrieb, drei Jahre hindurch die Angelegenheiten des persischen Reiches zu leiten. Sein Eifer wurde durch die Gelehrigkeit und Dankbarkeit des Hormuz belohnt, der selbst gestand, daß er seinem Lehrer mehr verpflichtet sei als seinem Vater. Als aber Alter und Anstrengung seine körperlichen und vielleicht auch seine geistigen Fähigkeiten geschwächt hatten, zog sich der kluge Ratgeber vom Hofe zurück und überließ den jungen Monarchen seinen eigenen Leidenschaften und denen seiner Günstlinge. Infolge des unheilschwangeren Wechsels menschlicher Triebe erneuerten sich zu Ktesiphon dieselben Szenen, die sich in Rom nach dem Tode des Marcus Antonius ereigneten. Die von dem Vater verbannten Schmeichler und sittenlosen Kreaturen wurden von dem Sohne zurückberufen und geliebt, die Ungnade und Verweisung der Freunde Nushirwans befestigte ihre Tyrannei und die Tugend wurde allmählich aus der Seele des Hormuz, aus seinem Palaste und aus der Regierung des Staates vertrieben. Die treuen Kundschafter, die Augen und Ohren des Königs, setzten ihn von den Fortschritten der Unordnung in Kenntnis und berichteten, daß sich die vornehmsten Statthalter wie Löwen und Adler auf ihre Beute stürzten und daß ihre Raubtaten und Ungerechtigkeiten auch die treuesten Untertanen dahin brächten, Namen und Macht ihres Souveräns zu verabscheuen. Diese aufrichtigen Mitteilungen wurden mit dem Tode bestraft, das Gemurre der Städter verachtet und der Aufruhr durch ein kurzes Militärverfahren unterdrückt. Die vermittelnden Behörden zwischen Thron und Volk wurden abgeschafft, und kindische Eitelkeit ließ Hormuz, der die Tiara alltäglich trug, häufig sagen, er allein wolle ebenso der Richter wie der Herr seines Reiches sein. In jedem Worte, jeder Handlung wich Nushirwans Sohn von der Art seines Vaters ab. In seiner Habsucht betrog er die Truppen und in launenhafter Eifersucht setzte er die Satrapen ab. Der Palast, die Gerichtshöfe, die Gewässer des Tigris waren von dem Blute Unschuldiger befleckt, und der Tyrann freute sich der Leiden und über die Hinrichtung von dreizehntausend Opfern. Er ließ sich zuweilen, um seine Grausamkeit zu entschuldigen, zu der Bemerkung bewegen, daß die Besorgnisse der Perser Haß erzeugen und ihr Haß mit Empörung enden müsse; aber er vergaß, daß seine eigene Schuld und Torheit die Gefühle eingeflößt hatten, die er beklagte und das Ereignis vorbereiteten, das er mit so viel Recht fürchtete. Durch lange Tyrannei erbittert, hißten die Provinzen Babylonien, Susa und Carmanien die Fahne des Aufruhrs und die Fürsten von Arabien, Indien und Skythien verweigerten Nushirwans unwürdigem Nachfolger den gewöhnlichen Tribut. Die Römer suchten durch langsame Belagerungen und häufige Einfälle die Grenzen von Mesopotamien und Assyrien heim; einer ihrer Feldherren gebärdete sich als Schüler Scipios und die Soldaten wurden durch ein Bild Christi zum Kriege gereizt, dessen mildes Antlitz vor einer Schlachtlinie nicht hätte gezeigt werden sollen. Zu gleicher Zeit ging der Großkhan an der Spitze von drei- oder vierhunderttausend Türken über den Oxus und überzog die östlichen Provinzen mit Krieg. Der unkluge Hormuz nahm ihre treulose und furchtbare Hilfe an. Die Städte von Khorasan oder Baktrien erhielten Befehl, ihre Tore zu öffnen. Der Marsch der Barbaren gegen die Gebirge von Hyrkanien war also ein Beweis für das Einverständnis der Türken und Römer, deren Vereinigung den Thron des Hauses Sassan hätte stürzen müssen.

      Persien war von einem Könige ins Verderben gestürzt worden, es wurde von einem Helden gerettet. Varanes oder Bahram wurde nach seiner Empörung von dem Sohne des Hormuz ein undankbarer Sklave genannt, ein hochmütiger und ungerechter Vorwurf des Despoten, da er in der Tat von den alten Fürsten von Rei abstammte, eine der sieben Familien, deren glänzende und wertvolle Vorrechte sie über die Häupter des persischen Adels erhoben. Bei der Belagerung von Dara hatte sich Bahram durch Tapferkeit unter Nushirwan ausgezeichnet, und er war sowohl vom Vater als vom Sohne nacheinander zum Kommando von Armeen, zur Statthalterschaft von Medien und zur Oberaufsicht des Palastes befördert worden. Die im Volke umlaufende Prophezeiung, die ihn als den Retter Persiens bezeichnete, mochte wohl durch seine früheren Taten und durch seine außerordentliche Gestalt eingegeben worden sein. Der Beiname Giubin drückt die Eigenschaft des trockenen Holzes aus; er besaß Stärke und Wuchs eines Riesen und man liebte es, sein grimmiges Antlitz mit dem einer wilden Katze zu vergleichen. Während das Volk zitterte, während Hormuz seinen Schreck durch das Wort Verdacht verschleierte und seine Diener ihre Abneigung unter der Maske der Furcht verbargen, zeigte Bahram allein seinen unerschrockenen Mut und seine scheinbare Treue, und als er sah, daß ihm nur zwölftausend Soldaten gegen den Feind folgen wollten, erklärte er kühn, daß der Himmel dieser geweihten Anzahl den Sieg vorbehalten habe. Die steilen und engen Abhänge des Pule Rudbar oder hyrkanischen Felsens sind der einzige Paß, durch den ein Heer in das Gebiet von Rei und die Ebenen von Medien dringen kann. Von den beherrschenden Höhen konnte ein Häuflein entschlossener Männer durch Steine und Pfeile die Myriaden der türkischen Heerscharen überwältigen; ihr Kaiser und sein Sohn wurden von Pfeilen durchschossen, und die Flüchtlinge blieben ohne Rat und Mundvorräte der Rache eines beleidigten Volkes überlassen. Der Patriotismus des persischen Feldherrn wurde aus Vorliebe für die Stadt seiner Altvordern angeregt. In der Stunde der Gefahr war jeder Bauer ein Soldat und jeder Soldat ein Held, und ihr Eifer wurde noch durch den prächtigen Anblick von Betten, Thronen und Tischen aus massivem Gold, die Beute Asiens und die Üppigkeit des feindlichen Lagers entzündet. Auch ein Fürst von minder bösartigem Charakter hätte seinem Wohltäter nicht leicht verzeihen können. Der geheime Haß des Hormuz aber wurde noch durch den boshaften Bericht vergiftet, daß Bahrain insgeheim die kostbarsten Früchte des Sieges über die Türken für sich behalten habe. Allein das sich von der Seite des Araxes nähernde römische Heer zwang den unversöhnlichen Tyrannen zu freundlichem Lobe, und die Mühen Bahrains wurden durch die Erlaubnis belohnt, einem neuen durch Kriegskunst und Heereszucht furchtbareren Feinde, als es die skythischen Scharen gewesen waren, entgegen zu ziehen. Durch seinen noch frischen Sieg stolz gemacht, schickte er einen Herold mit einer trotzigen Herausforderung in das Lager der Römer und verlangte, daß sie einen Tag zur Schlacht bestimmen und wählen sollten, ob sie selbst über den Fluß gehen oder den Streitkräften des Großkönigs freien Übergang gestatten wollten. Der Feldherr des Kaisers Mauritius zog das für ihn Vorteilhaftere vor, und dieser Umstand, der den Sieg der Perser hätte erhöhen sollen, machte ihre Niederlage nur umso blutiger und entscheidender. Aber die Schmach seines persönlichen Feindes überwog den Verlust an Untertanen und die Gefahr des Reiches in der Seele des Hormuz, und kaum hatte Bahram seine Streitkräfte wieder gesammelt und gemustert, so empfing er durch einen königlichen Boten das schimpfliche Geschenk einer Spindel, eines Spinnrades und eines vollständigen Frauenanzuges. Gehorsam dem Willen seines Souveräns zeigte er sich den Soldaten in dieser unwürdigen Vermummung. Sie empfanden die Schmach als ihre eigene, der Ruf der Empörung lief durch die Reihen und sie schworen ihrem Feldherrn Treue und dem König Rache. Ein zweiter Bote, der den Befehl hatte, den Rebellen in Ketten zu bringen, wurde von einem Elefanten zertreten. Man setzte emsig Manifeste in Umlauf, welche die Perser aufforderten, ihre Freiheit gegen einen hassenswerten und verächtlichen Tyrannen zu verteidigen. Der Abfall ging schnell vor sich und war allgemein; seine treuen Sklaven wurden der Volkswut geopfert, die Truppen gingen zu Bahrams Fahne über und die Provinzen begrüßten ihn abermals als Befreier seines Vaterlandes.

      Da die Pässe treu bewacht wurden, konnte Hormuz die Zahl seiner Feinde nur nach seinem Gewissen und dem täglichen Abfalle derjenigen berechnen, die in den Stunden seiner Bedrängnis ihre Unbilden rächten oder ihre Verpflichtungen vergaßen. Er entfaltete stolz die Abzeichen der königlichen Würde, aber Stadt und Land von Modain waren bereits den Händen des Tyrannen entwunden. Unter den Opfern seiner Grausamkeit war Bindoes, ein sassanidischer Fürst, in den Kerker geworfen worden. Er brach mit Hilfe seines mutigen Bruders seine Fesseln und stand

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