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Nachdem der Mann zwischen blühenden Sträuchern und Büschen verschwunden war, wandte sich auch der Butler ab und schritt würdevoll zurück zum Ausgang.

      Sensationen hatte er sich von seinem Besuch hier auf dem Friedhof gewiß nicht versprochen. Dazu wußte er zu wenig. Er war jedoch froh, wenigstens von dieser Miß Susan Clearborn erfahren zu haben.

      Parker kam an dichten Sträuchern vorbei, die den Blick hinüber zum Office des Friedhofes versperrten Er hatte diese Buschgruppe fast passiert, als er plötzlich knapp hinter sich das Geräusch von knirschendem Kies hörte.

      Bevor Parker etwas unternehmen konnte, traf ihn ein heimtückischer, harter Schlag auf den Kopf, der ihm die Melone tief in die Stirn trieb. Parker sah sich genötigt, erst einmal in die Knie zu gehen. Dann rollte er seitlich ab und fiel auf den sattgrünen Rasen.

      Er war natürlich nicht ohnmächtig. Nicht umsonst hatte er seine schwarze Melone mit Stahlblech ausfüttern lassen. Sie hatte die Wirkung des Schlages genommen und Parker vor Schaden bewahrt.

      Parker blieb also mit geschlossenen Augen auf dem sattgrünen Rasen liegen und wartete erst einmal ab. Er wußte nicht, weshalb man ihn so plötzlich niedergeschlagen hatte. Er wußte nicht, was der Schläger von ihm wollte.

      Parker spürte Hände auf seinem Jackett.

      Die Finger tasteten sich schnell und geschickt an seine Brieftasche heran und zogen sie heraus.

      Wenig später öffnete der Butler vorsichtig seine Augen. Er wollte schließlich wissen, mit wem er es zu tun hatte.

      Nun, vor ihm stand ein sehr clever und hart aussehender Bursche von etwa dreißig Jahren, der einen hellen Sommeranzug trug. An seinem Handgelenk baumelte ein Totschläger an einer Lederschlaufe.

      Dieser junge Mann hielt Parkers Brieftasche in der Hand und grinste versonnen vor sich hin. Er freute sich wohl noch nachträglich über den gelungenen Niederschlag.

      Parker blieb regungslos liegen. Ihm kam es darauf an herauszufinden, ob der clevere junge Mann sich nun mit der Brieftasche davonmachte oder nicht. Schon daraus ließen sich ja bestimmte Schlüsse ziehen.

      Der junge Mann blieb.

      Er faltete die Brieftasche auseinander und - schrie plötzlich entsetzt auf.

      Er ließ die Brieftasche fallen und tanzte auf dem linken Bein im Kreis herum. Er schlug die Hände vor sein Gesicht und bemühte sich, die tränenden Augen auszureiben. Damit machte er gewisse Dinge nur noch schlimmer. Er rieb sich mit Erfolg die Pfefferladung tiefer in die Augenhöhlen hinein. Er hatte ja nicht wissen können, daß Parkers Brieftasche mit einer gehörigen Portion Pfeffer gegen unbefugtes Öffnen gesichert war.

      Parker erhob sich würdevoll und klopfte sich mit leichter Hand einige Gräser von seinem schwarzen Anzug herunter. Dann hob er die Brieftasche auf und wartete darauf, daß der junge Mann sich von seinem Schock erholte.

      Der junge Mann hatte Pech.

      Während seines Rundtanzes geriet er in die gefährliche Nähe eines recht dornigen Strauches. Bevor Parker warnend einschreiten konnte, steppte der Schläger zielsicher in diesen Strauch hinein.

      Keuchendes Brüllen war die Reaktion.

      Der junge Mann, der immer noch vor lauter Tränen nichts sehen konnte, arbeitete sich mühsam aus dem Strauch hervor und blieb dann japsend und nach Luft schnappend stehen. Er getraute sich nicht mehr, auch nur noch einen einzigen Schritt zu tun.

      »Sie sollten das unnötige Reiben der Augen auf jeden Fall aufgeben und einstellen«, meinte Parker schließlich, »meiner bescheidenen Schätzung nach müßten Sie jetzt wieder sehen können. Ich würde es an Ihrer Stelle auf einen ersten, schüchternen Versuch ankommen lassen.«

      Der junge Schläger hielt sich an den Ratschlag.

      Zuerst öffnete er das linke, dann das rechte Auge. Aus rot entzündeten Augen starrte er den Butler an, der steif und würdevoll vor ihm stand und zustimmend nickte.

      »Lassen Sie sich das eine kleine Lehre sein«, meinte Parker, »es gehört sich einfach nicht, Brieftaschen ohne Erlaubnis aus fremden Taschen zu ziehen.«

      »Mann, was war das?« stöhnte der Schläger. Dicke Krokodilstränen rollten über seine Wangen.

      »Ordinärer schwarzer Küchenpfeffer«, erläuterte der Butler, »übrigens eine ausgesuchte Qualität, wie Sie vielleicht inzwischen festgestellt haben.«

      »Verdammter Gauner...!« brüllte der junge Mann. Dann griff er den Butler übergangslos an. Er hatte die feste Absicht, noch einmal mit seinem Totschläger zuzulangen. Er holte weit aus und schlug dann zu, zumal Parker sich nicht vom Fleck weggerührt hatte.

      Der junge Mann erlebte seine zweite Niederlage.

      Bevor der Totschläger sein Ziel erreichen konnte, schob der Butler den bleigefütterten Bambusgriff seines Universal-Regenschirms unter das Armgelenk des jungen Mannes.

      Der Schläger brüllte auf.

      Er hatte das Gefühl, als sei sein Arm in Stücke zerbrochen worden. Er fiel auf die Knie und ließ einen zweiten Weinkrampf über sich ergehen.

      »Ich muß feststellen, daß Ihre Erziehung große Lücken aufweist«, tadelte der Butler, »wie ein Taschendieb sehen Sie nicht aus. Ein durchschnittlicher Wegelagerer sind Sie gewiß auch nicht. Wer gab Ihnen den Auftrag, meine Brieftasche zu durchsuchen? Sollte man Sie beauftragt haben, meine Identität festzustellen?«

      Der junge Mann stöhnte und rieb sich vorsichtig den schmerzenden Arm.

      »Einige kühle Umschläge werden genügen, um Sie wieder in Form zu bringen«, sagte Parker, »richten Sie Ihrem Auftraggeber aus, daß ich Überfälle nicht sonderlich schätzen.«

      »Dir zahlen wir’s noch heim!« drohte der heulende junge Mann. »Dich nehmen wir noch auseinander.«

      Parker, an Drohungen dieser und ähnlicher Art hinreichend gewöhnt, kümmerte sich nicht weiter um den Burschen. Er legte den Griff seines Universal-Regenschirms über den linken Unterarm und schritt von dannen.

      Ungehindert erreichte er den Ausgang des Friedhofes und wechselte hinüber zu seinem hochbeinigen Monstrum, das auf dem Parkplatz stand. Er setzte sich ans Steuer seines recht ungewöhnlichen Privatwagens und fuhr davon.

      Doch er bog schon in die erste Querstraße ein, wendete und beobachtete dann die Zufahrtsstraße zum Friedhof »Schattenhain«. Er wollte herausbekommen, wer ihn hatte niederschlagen und berauben wollen.

      Lange brauchte er nicht zu warten.

      Ein Ford tauchte auf und rollte langsam über die Hauptstraße. Am Steuer erkannte Parker den jungen Schläger, der sich während der Fahrt immer wieder die Augen wischte und sie mit einem Taschentuch austrocknete. Der ordinäre schwarze Küchenpfeffer schien noch immer zu wirken.

      Der Butler prägte sich das Kennzeichen des Wagens genau ein. Es beruhigte ihn zu sehen, daß der Ford hier in Los Angeles registriert war. Das vereinfachte die weiteren Ermittlungen.

      Minuten später, als er sicher sein konnte, daß der Ford auf der großen Durchgangsstraße war, verließ Parker die Seitenstraße und rollte würdevoll zurück zu seinem Hotel, ohne sich dabei um die teils entsetzten, teils amüsierten Blicke zu kümmern, die seinem Privatwagen galten.

      *

      »Wo haben Sie so lange gesteckt?« erkundigte sich Mike Rander, nachdem der Butler das geräumige Hotelzimmer betreten hatte. »Es wird langsam Zeit für uns. Die Maschine geht in einer guten Stunde. Sie wollen ja schließlich noch Ihr Monstrum verladen lassen, oder?«

      »Ich habe mir die Freiheit genommen, Sir, den Friedhof Schattenhain zu besuchen.«

      Mike Rander, der hinter dem Schreibtisch stand und einige Akten sortierte, sah ruckartig hoch.

      »Sie waren auf einem Friedhof?« fragte er dann überrascht.

      »In der Tat, Sir. Ich besuchte das Grab von Mister Glenn Hastings.«

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