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      »Man munkelt, daß er Ärger mit der Polizei gehabt haben soll. Einzelheiten weiß ich nicht, aber um die werde ich mich jetzt kümmern, Chef.«

      »Noch einmal, Claddon, vorsichtig und nur unter der Hand! Ärger mit dem FBI kann und will ich mir nicht leisten. Und Sie, Benson, werden sich ab sofort um Calderhan kümmern. Er muß ununterbrochen überwacht werden. Nehmen Sie das in die Hand! Ich verlange eingehende Berichte, klar?«

      »Klar, Chef, habe ich bereits eingefädelt. Calderhan steht bereits unter Beobachtung.«

      »Bestens, Benson!« Sherman grinste anerkennend. »Wollen doch mal sehen, was dieser verdammte Gauner in der Pfanne hat!«

      *

      Parker, der sein Hotelzimmer verlassen hatte, bestieg den Lift und fuhr hinunter in die Halle des City-Hotels. Mike Rander und er waren dort abgestiegen. In Randers Hotelzimmer hatten sie vor etwa einer halben Stunde mit Stew Criswood vom CIA konferiert.

      Parker wollte seinen jungen Herrn aus der Hotelbar abholen. Als er die Bar betrat und sich suchend umschaute, erstarrte sein Gesicht. Er wußte sofort, daß er sich nicht getäuscht hatte. Dort an der Bar saß Larry Calderhan, jener Gangster also, der das vierte A-Geschoß von der »Insel der Haie« weggeschafft hatte.

      Calderhan schien sich in seiner Haut ausgesprochen wohl zu fühlen. Er verschenkte sein strahlendes Lächeln an eine junge Blondine, die neben ihm auf einem Barhocker saß. Calderhan wirkte, wie damals auf der Insel, elegant und sympathisch. Er war der nette, wohlerzogene, große Junge aus bestem Haus.

      Parker ging steif und würdevoll auf Calderhan zu, blieb hinter dessen Barhocker stehen und räusperte sich unüberhörbar.

      Calderhan drehte sich langsam um.

      Dann lächelte und nickte er Parker freundlich zu.

      »Ich freue mich, Sie zu sehen«, sagte er dann. »Wie geht es Ihnen, Parker? Alles in Ordnung?«

      Parker war versucht, für einen kurzen Moment seine gute Erziehung und seine Selbstbeherrschung über Bord zu werfen. Calderhan war schließlich ein Mörder!

      »Hat’s Ihnen endlich mal die Sprache verschlagen?« fragte Calderhan lächelnd weiter.

      »Ich denke gerade darüber nach, mit welchen Ausdrücken negativer Art man Sie belegen könnte und müßte«, erwiderte der Butler in seiner unnachahmlichen Art. »Aber wahrscheinlich wären Sie damit noch nicht einmal zu beleidigen, nicht wahr?«

      »Kaum«, gab Calderhan zurück. »Ich habe hier übrigens auf Sie gewartet.«

      »Sie wollen doch nicht etwa mit mir sprechen, oder?«

      »Genau das, Parker. Weshalb bin ich wohl nach Miami gekommen?«

      »Ich schlage vor, wir setzen uns dort in jene Nische«, meinte Parker und wandte sich sofort ab. Er war sicher, daß Calderhan ihm sofort folgte.

      Parker fragte sich, was diese Frechheit des Gangsters wohl bedeuten konnte. Woher nahm Calderhan den Mut, sich hier in aller Öffentlichkeit zu zeigen? War er allein gekommen? Hatte er hier in der Bar seine Männer verteilt?

      Calderhan nahm lächelnd in der Nische Platz und zündete sich eine Zigarette an.

      »Sie wundern sich natürlich, was ich hier in Miami will, nicht wahr?« begann er.

      »Sie werden immerhin vom FBI und von der CIA gesucht«, gab der Butler zurück.

      »Die Herrschaften können mich ohne weiteres suchen und auch finden«, meinte Calderhan gelassen und selbstsicher. »Und wenn sie es nicht schnell genug schaffen, werde ich mich sogar freiwillig bei diesen Leuten melden und in Erinnerung bringen.«

      »Welches Spiel spielen Sie, Mister Calderhan?« erkundigte sich Josuah Parker. »Ich darf doch nicht annehmen, daß Sie die Million Dollar abholen wollen?«

      »Aha, das hat sich also bereits bis zu Ihnen herumgesprochen, wie? »Calderhan schmunzelte. »Stehen Sie noch immer mit der CIA in Verbindung?«

      »Würde Ihnen das helfen?«

      »Vielleicht, Parker. Ahnen Sie nicht, weshalb ich aufgetaucht bin?«

      »Inzwischen ja«, gab der Butler würdevoll zurück. »Ich, darf wohl unterstellen, daß Sie sich im Schutz des A-Geschosses äußerst sicher fühlen, nicht wahr?«

      »Jetzt treffen Sie endlich den Nagel auf den Kopf«, erwiderte Calderhan. »Mir kann nämlich nichts, aber auch gar nichts passieren, Parker! Hoffentlich spricht sich das schnell genug herum.«

      »Würden Sie sich unter Umständen etwas deutlicher ausdrücken?«

      »Na schön... Ich bin ja an der richtigen Adresse, Parker. Also, ich besitze dieses A-Geschoß nach wie vor. Sie wissen genau, welcher verdammte Sprengstoff in diesem Ding steckt. Schön... Das Ding ist gut verwahrt, aber die Bombe tickt, wenn ich mich so ausdrücken soll! Mit anderen Worten, sie wird hochgehen, wenn man meine Bedingungen nicht erfüllt!«

      »Was hätten Sie dann davon?« fragte Parker. »Sie können das A-Geschoß nur ein einziges Mal hochgehenlassen.«

      »Richtig, Parker, aber darauf wird man es nicht ankommen lassen, verstehen Sie? Man kann sich das nicht leisten! Man weiß doch genau, was dann passiert. Stellen Sie sich vor, ich hätte das Geschoß irgendwo in New York versteckt. Oder in Chikago von mir aus auch in Frisco oder in Los Angeles. Eine Katastrophe, wenn die Ladung zünden würde, oder?«

      Parker antwortete nicht sofort.

      Er hatte schließlich sehr schnell begriffen. Im Gegensatz zu seinen Behauptungen gab es keinen schwachen Punkt in den Berechnungen Calderhans. Er brauchte sich überhaupt nichts einfallen zu lassen, um an das verlangte Geld zu kommen. Er konnte es ganz frei und ungeschoren abkassieren.

      »Ich sehe Ihnen an, daß Sie begriffen haben«, ließ Calderhan sich vernehmen und lächelte wieder in seiner so gefährlich-sympathischen Art. »Ich allein weiß, wo das A-Geschoß steckt. Und ich allein kann dafür sorgen, daß der Zeitzünder nicht losgeht. Man wird sich nach meinen Wünschen richten müssen!«

      »Mir scheint, Sie bluffen...«

      »Selbst wenn ich bluffe, Parker, restlos sicher werden Sie niemals sein. Ich wiederhole es noch einmal, der Zeitzünder tickt ununterbrochen. Wenn ich ihn nicht anhalte, oder verstelle, wird das Ding hochgehen. Wann und wo? Naja, das ist schließlich mein Trumpf, den ich niemals aus der Hand geben werde.«

      »Sie spielen ein verflixt gefährliches Spiel, Mister Calderhan!«

      »Das beste Spiel, das ich jemals spielte«, meinte Calderhan und strahlte den Butler siegessicher an. »Aber da wir bereits miteinander reden, Parker. Sie haben ja einen Direktdraht zum CIA: Hören Sie sich sofort an, welche Forderungen ich noch anmelde!«

      »Ich höre...«

      »Ich verlange selbstverständlich nicht nur eine Million Dollar, Parker. Verzehnfachen Sie diese Summe, dann hört’s sich schon besser an! Mehr will ich dann nicht! Zusätzlich verlange ich vom höchsten Bundesgericht eine Strafaussetzung auf Lebenszeit! Ich möchte das Geld nämlich in aller Ruhe genießen. Hinzu kommt Steuerfreiheit und die Garantie, daß man mich nicht durch die Presse zerrt. Das alles muß ganz sicher und ruhig über die Bühne gehen!«

      »Angenommen, man geht auf Ihre Forderungen ein, Mister Calderhan. Was wird dann mit dem A-Geschoß geschehen? Werden Sie es dann ausliefern?«

      »Halten Sie mich für verrückt?« sagte Calderhan auflachend. »Dieses Ding bleibt in seinem Versteck! Ich brauche ja schließlich eine Rückversicherung. Für den Fall nämlich, daß man mich übers Ohr hauen will. Noch einmal, halten Sie mich für verrückt?«

      »Schlicht gesagt, ja!« gab Parker höflich und wohlerzogen zurück, »aber meine Ansicht dürfte im Moment nicht zur Debatte stehen!«

      *

      »Wo steckt er jetzt?« fragte Stew Criswood eine knappe Viertelstunde später, nachdem er, von Parker alarmiert, das Hotel

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