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nicht bestimmte Umstände dazu gezwungen hätten.

      Parker schlenderte entspannt, aber dennoch würdevoll den Strand hinunter und näherte sich zielsicher einem kleinen mexikanischen Lokal, in dem man ausgezeichnet essen konnte. Er wollte ein kleines Mahl zu sich nehmen, um dann in seinem Hotel Siesta zu halten und in einem Waffenkatalog zu blättern, eine Beschäftigung, der er sich liebend gern hingab.

      Nach wenigen Minuten merkte Parker indessen, daß er ebenso diskret wie hartnäckig verfolgt wurde. Es handelte sich, wie er bald herausbekam, um einen älteren Mann von etwa fünfundvierzig Jahren, der einen hellen Sommeranzug trug und sein Gesicht hinter einer großen Sonnenbrille verbarg.

      Parker hatte diesen Mann noch nie vorher gesehen, spürte aber sofort, daß irgendein Konflikt in der Luft lag, der sich allerdings noch nicht näher umreißen ließ.

      Parker, an Zwischenfällen wirklich nicht interessiert, zeigte sich wieder einmal als höflicher Mensch. Er bog in eine kleine Seitenstraße ab, die jetzt um die Mittagszeit nur wenig belebt war. Dann holte er seinerseits eine Sonnenbrille aus der Ziertuchtasche seines schwarzen Jacketts und spielte nachlässig mit ihr.

      Er sorgte allerdings dafür, daß er die Innenseite der Brillengläser als eine Art Rückspiegel benutzen konnte. Für solche Zwecke war diese Spezialbrille präpariert. Einen etwaigen überraschenden Angriff des Verfolgers hätte Parker also beobachten können.

      Der Mann hinter ihm ging jetzt schneller und schloß von Sekunde zu Sekunde immer dichter auf.

      Parker nahm den bleigefütterten Bambusgriff seines Universal-Regenschirms in die Hand, um sich eventuell wehren zu können.

      Der Mann hinter ihm hatte aufgeschlossen und schickte sich an, ihn zu überholen.

      Parker blieb ruckartig stehen und tat etwas irritiert. Sein plötzliches Anhalten war der Grund dafür, daß der Verfolger ein wenig an ihm vorbeischoß.

      Dann stoppte auch der Verfolger, nahm knapp den Kopf zur Seite und zischte Parker einige Worte zu, die der Butler als Aufforderung verstand, diesem seltsamen Mann umgehend zu folgen.

      Bevor Parker diesen Irrtum richtigstellen konnte, ging der Mann mit schnellen Schritten weiter und hielt auf eine Bierbar zu, die im Schatten einer windzerzausten Fächerpalme lag.

      Parker, in der ehrlichen Absicht, diesen Irrtum richtigzustellen, folgte dem Mann in diese Bar hinein, die sich als überraschend sauber und leer entpuppte.

      Der Mann blieb an der hohen Theke stehen und bestellte sich ein Lagerbier.

      Parker baute sich höflich neben dem Mann auf und nickte dem Barkeeper höflich zu.

      »Bringen Sie mir bitte auch ein Lagerbier«, sagte Parker dann zu ihm. »Nicht zu kalt, wenn es möglich ist, aber auf keinen Fall zu warm.«

      Der Barkeeper grinste und wandte sich ab.

      Der Gast neben Parker räusperte sich und wartete, bis der Barkeeper in einer Ecke der geschwungenen Theke verschwand. Dann drehte er sich etwas zu Parker herum.

      »Wo haben Sie denn die ganze Zeit über gesteckt?« fragte er vorwurfsvoll.

      »Ich möchte annehmen, daß Sie mich meinen«, gab Parker höflich zurück.

      »Lassen Sie die Mätzchen«, redete der Mann hastig, aber leise weiter. »Die Unterlagen stecken im Schließfach 113 am Flughafen, klar?«

      »Ich habe, wenn ich mich so ausdrücken darf, auf keinen Fall etwas dagegen«, antwortete Parker zurückhaltend.

      »Sie komischer Witzbold«, meinte der Mann, ohne daß die Spur eines Lächelns auf seinem erhitzten Gesicht zu erkennen war. »Von jetzt ab bin ich aus dem Spiel.«

      »Ich möchte annehmen, daß Sie das besser beurteilen können als meine Wenigkeit«, erwiderte Parker, ohne sich aus der würdevollen Ruhe bringen zu lassen. Bevor er jedoch eine gezielte Frage stellen konnte, stieß der Mann sich von der Theke ab und ging mit schnellen Schritten auf den Ausgang zu.

      »He, Sir, Ihr Bier!«

      Der Barkeeper beugte sich über die Theke und hielt das abgefüllte Bier einladend hoch.

      »Ersticken Sie dran!« gab der Mann gereizt zurück. Dann stieß er die Tür der Bierbar auf und verschwand nach draußen.

      »Verrückter Vogel«, sagte der Barkeeper ärgerlich und schüttelte den Kopf. Er sah Parker irritiert an und fügte hinzu: »Muß an der Hitze liegen, daß alle verrückt spielen!«

      Parker, der gerade mit einer höflichen Floskel antworten wollte, hörte genau in diesem Moment zwei Schüsse, die in schneller Reihenfolge hintereinander abgefeuert wurden und die die mittägliche Ruhe brutal durchbrachen.

      Parker reagierte augenblicklich, obwohl diese beiden Schüsse ihm auf keinen Fall gegolten hatten. Er verließ die Bartheke, ohne dabei aber seine gewohnte Würde und Gemessenheit aufzugeben. Parker legte seinen Universal-Regenschirm über den linken Unterarm und schritt auf den Ausgang zu.

      Auf diesem Weg wurde er von dem Barkeeper überholt.

      Der Mann hatte die beiden Schüsse natürlich ebenfalls gehört und spurtete an Parker vorbei. Der Barkeeper war so überrascht, daß er noch ein frisch gefülltes Bierglas in der Hand hielt.

      Parker hatte die schmale Straße erreicht.

      Nur knapp zwanzig Meter von der Bar entfernt hatte sich bereits eine Gruppe von aufgeregten und neugierigen Menschen gebildet. Sie alle schauten auf einen am Boden liegenden Mann herunter, der offensichtlich nicht mehr lebte, zumal die beiden abgefeuerten Schüsse seine Brust getroffen hatten.

      Parker ahnte bereits im voraus, was sich ereignet hatte und wer dort auf dem Boden lag. Er war es gewohnt, daß sich immer dann etwas ereignete, wenn er seine Ruhe haben wollte.

      Nun, seine Ahnungen trogen nicht.

      Der auf dem Boden liegende erschossene Mann war jener Bargast, der ihm die Nummer eines Schließfaches zugeflüstert hatte.

      *

      Josuah Parker hatte hinreichend genug einschlägige Kriminalfilme gesehen, um genau zu wissen, daß es sich um eine peinliche Verwechslung handeln mußte. Der Erschossene mußte ihn mit einem ähnlich gekleideten Besucher von Miami verwechselt haben. Die frisch gekaufte Nelke mußte dazu den letzten Ausschlag gegeben haben.

      Parker wunderte sich.

      Und zwar über die Tatsache, daß ein zweiter Mensch hier in Miami leben sollte, der ihm mehr oder weniger täuschend ähnelte. War solch eine äußere Übereinstimmung überhaupt möglich? Parker war sich ohne Eitelkeit klar darüber, daß er nicht gerade zu den Dutzenderscheinungen gehörte.

      In Anbetracht der gegebenen Umstände hielt er es für taktisch richtig, sich erst einmal abzusetzen. Die augenblickliche Situation mußte erst einmal gründlich überdacht werden. Und dazu brauchte er Ruhe und nicht den Wirbel, der sich jetzt hier auf der schmalen Straße abspielte.

      Die ersten Streifenwagen der Polizei rasten heran. Die Mordstelle wurde abgeriegelt, uniformierte Polizeibeamte suchten nach Zeugen und möglicherweise auch nach dem Mordschützen.

      Parker, der stets eine gute Nase für Fluchtwege besaß, verschwand gemessen in einer nahen Toreinfahrt, schritt durch einen weiten Hof, ging vorbei an Mülltonnen und betrat schließlich die Hoftür eines großen dreistöckigen Hauses, in dem die Druckerei einer Zeitung untergebracht war.

      Auf weniger verschlungenen Umwegen erreichte er schließlich wieder die Hauptstraße und sah sich nach einem Taxi um. Er hatte das Glück, einen freien Wagen zu finden, winkte ihn mit seinem Universal-Regenschirm ab und ließ sich aufatmend in die Polster fallen.

      »Zum Dania-Hotel, wenn ich höflichst bitten darf«, sagte er zum Fahrer. »Und nicht zu langsam, wenn es sich einrichten läßt.«

      Der Fahrer nickte und fädelte seinen Wagen in den Verkehr der Hauptstraße ein. Parker spielte einen Moment lang mit dem Gedanken, sich eine seiner spezialangefertigten Zigarren anzuzünden, ließ ihn

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