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darf ich Sie fahren?« fragte Butler Parker. »Ich würde Vorschlägen, daß wir uns jetzt dem weiblichen Teil des Falles widmen sollten. Ich denke an die Foto-Agency und an Miss Tunney.«

      »Einverstanden«, sagte Mike Rander. »Das wäre mal eine nette Abwechslung. Fahren Sie zuerst zur Agentur!«

      Mike Rander zündete sich eine Zigarette an und überdachte die Tatsachen noch einmal in aller Ruhe. Es schien sich tatsächlich um zwei Gangs zu handeln, die ins Rauschgiftgeschäft kommen wollten.

      *

      Schweigend fuhren sie durch die City. Mike Rander war so in Gedanken versunken, daß er erst durch das wiederholte Räuspern von Butler Parker aufschreckte.

      »Was ist, Parker?«

      »Ich wollte Sie gerade darauf hinweisen, daß wir unser Ziel bereits erreicht haben«, sagte Parker umständlich.

      »Dann erledigen Sie doch die Sache«, bat Rander. »Sie wissen ja, wie die Frau auf dem Bild aussah, und fragen Sie danach, ob in der Agentur ein Mann namens Glubb bekannt ist.«

      »Es wird mir ein Vergnügen sein«, behauptete Butler Parker steif. Er kletterte geschmeidig aus dem Wagen, rückte seine Melone zurecht und steckte sich eine seiner spezialgefertigten Zigarren in den Mund. Genießerisch setzte er den pechschwarzen Torpedo in Brand und stolzierte in die Halle des großen Bürohauses.

      Rander stieg ebenfalls aus dem Wagen und kaufte sich bei einem Zeitungsboy die letzten Ausgaben. Auf der ersten Seite war in großen Überschriften der Mord an Glubb gebracht worden. Rander las den Artikel sorgfältig durch, fand aber keinen Hinweis auf Rauschgift und keine Andeutung, daß dieser Mord eventuell mit dem Mord an Snyder zusammenhing. Entweder wußten die Polizei und damit die Zeitungsleute nichts von den Zusammenhängen, oder Leutnant Handy hatte auf der Pressekonferenz jeden Hinweis unterschlagen. Butler Parker kam überraschend schnell wieder zurück.

      »Die superplatinblonde Dame war in der Agentur sehr bekannt«, berichtete er. »Es handelt sich um ein Fotomodell der Agentur. Sie wohnt hier in der Stadt, und zwar in der Muria-Street und heißt …«

      » … demnach also Helen Tunney«, vollendete Rander den Satz seines Butlers. »Das trifft sich ja ausgezeichnet, Parker. Die Dame wollten wir ja anschließend besuchen.«

      »Ich habe noch mehr erfahren«, erklärte Butler Parker. »Es war im Fotoatelier allen bekannt, daß sie mit Tony Glubb sehr eng liiert war. Als man von Miss Tunney sprach, hatte ich das Gefühl, daß man sie als sehr leicht einschätzte.«

      »Na, denn man los«, sagte Rander.

      Nach zehn Minuten parkte Parker den Studebaker vor dem Haus Nr. 1821, in dem Miss Tunney wohnte. Es handelte sich um ein noch ziemlich neues und sauberes Apartmenthouse, und nachdem sie sich über den Portier angemeldet hatten, fuhren sie mit dem Lift in den vierten Stock, wo Miss Tunney sie am Liftausgang erwartete.

      Mike Rander mußte vor so viel strahlender Blondheit seine Augen fest schließen. Selbst Butler Parker war sichtlich beeindruckt.

      »Sie haben Glück, daß Sie mich noch angetroffen haben«, sagte die blonde Frau, nachdem sich Rander und Parker vorgestellt hatten. »Ich muß nämlich heute abend eine Party arrangieren, und Sie wissen vielleicht, was für eine Arbeit man dann hat.«

      Ohne eine Antwort abzuwarten, ging sie voraus und führte Rander und Parker in einen hypermodern eingerichteten Salon.

      »Aber so setzen Sie sich doch«, sagte die Frau. »Wahrscheinlich sind Sie durstig, meine Herren. Welcher Herr ist nicht durstig, hahaha!«

      »Scheint leicht hysterisch zu sein«, flüsterte Rander seinem Butler zu.

      Miss Tunney ging zu einer kleinen Hausbar hinüber und beschäftigte sich intensiv mit einem Shaker.

      »Was kann ich nun für Sie tun?« erkundigte sie sich, als sie drei Gläser gefüllt hatte. »Aber wir sollten zuerst mal trinken. Der Drink ist mein Geheimrezept.«

      »Ich habe selten einen besseren getrunken«, sagte Rander galant.

      »So etwas habe ich noch nie getrunken«, meinte Butler Parker, aber er meinte es sehr viel eindeutiger als Rander. Die Frau überhörte entweder die Ironie, oder sie hatte Parkers Lob nicht ganz mitbekommen. Sie lächelte geschmeichelt und sah dann Rander fragend an.

      »Wir waren mit Tony Glubb bekannt«, begann Mike Rander sofort und stellte vorsichtig sein Glas ab.

      Die Frau sah Rander irritiert an und schien nachzudenken, ob sie Rander oder Parker schon einmal gesehen hatte.

      »Der arme Tony«, sagte sie dann und setzte sich dann lässig auf die Lehne eines breiten Sessels. »Wir waren eine Zeitlang befreundet.«

      »Sie hatten Streit miteinander?«

      »Wie kommen Sie darauf?« fragte sie mißtrauisch und runzelte ihre gepuderte Stirn.

      »Haben Sie nicht etwas in Ihrem letzten Brief angedeutet?«

      »Ja, wir hatten Ärger miteinander«, sagte sie. »Tony hatte sich während einer Party unmöglich benommen.«

      »Wußten Sie, daß Glubb süchtig war?«

      »Ich glaub schon, daß Tony manchmal schnupfte«, sagte Helen Tunney.

      »Sie tun’s auch hin und wieder, ja?«

      »Ich hab’s mal versucht.«

      »Wer ist Maud?« bohrte Rander unentwegt weiter. Er hatte das Gefühl, von ihr sehr viel erfahren zu können.

      »Eine Bekannte von mir«, erklärte die Frau. »Sie haben wohl meinen Brief gelesen, was?«

      »Und mit ›A‹ ist wohl Ann Torca gemeint, was?«

      Helen Tunney nickte bejahend mit dem Kopf und betrachtete eingehend ihre Fingernägel.

      »Was wissen Sie von Glubb?« kam Rander noch einmal auf das Hauptthema zu sprechen.

      »Er ist doch Abteilungsleiter«, sagte sie. »Irgendwo in so einer chemischen Fabrik. Wir lernten uns mal in einer Bar kennen.«

      »Sie waren eine Zeitlang mit ihm befreundet?«

      Sie nickte mit dem Kopf und betrachtete sich wieder ihre blutrot gelackten Fingernägel.

      »Dann führte sich Glubb komisch bei einer Party auf«, redete Mike Rander weiter. »Erzählen Sie uns das doch mal.«

      »Er war völlig down und belästigte Maud«, erklärte die Superblonde.

      »Sie meinen Maud Elga?«

      »Ja, das ist eine Freundin von mir«, sagte Helen Tunney. »Wir arbeiteten früher mal zusammen im ›Hippodrom‹, verstehen Sie?«

      »Besorgte Glubb immer den Koks?«

      Sie nickte wieder automatisch, ohne zuerst zu ahnen, was sie bejaht hatte. Dann sah sie aber erschreckt hoch und protestierte.

      »Was wollen Sie immer mit Koks?« fragte sie wütend. »Ich habe mit dem Zeug nichts zu tun. Weiß ich, was die Leute immer auf den Parties getrieben haben?«

      »Und wo werden die Parties abgehalten?« erkundigte sich Mike Rander interessiert.

      »Draußen bei mir«, erwiderte Helen Tunney. »Ich hab’ am See einen Bungalow.«

      »Wo?« fragte Rander knapp.

      »Südlich vom Yachthafen«, sagte sie mit leiser Stimme. »Wer sind Sie nun eigentlich?«

      »Sind Sie noch nicht dahintergekommen?« fragte Rander und lächelte. »Wir sind Interessenten.«

      »Ich muß mich nun umziehen«, meinte Helen Tunney und machte den schwachen Versuch, sich aus der Affäre zu ziehen.

      »Können Sie gleich machen«, sagte Rander. »Wir gehen sofort, Miss Tunney. Ach so, noch eine Frage: Kennen Sie einen Mister Porter?«

      Der Kopf der Frau wirbelte förmlich herum.

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