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länger gewillt, das Geld an Sie zu zahlen.«

      »Wer ist ›man‹?« Ein kleines, spöttisches Lächeln umspielt ihren sinnlichen Mund. »Meinen Sie damit Frau Kröger?«

      Bettinas Namen in diese Unterredung geworfen, versetzt ihm einen kleinen Schock. Diese Pause benutzt Nana.

      »Sind Sie im Auftrag von Frau Kröger hier?«

      »Nein«, erwidert er sehr schnell. »Sie weiß es nicht. Sie hat auch keine Ahnung von Ihrer Existenz.«

      Nana besieht sich gelangweilt ihre Fingernägel, die spitz zulaufen und rot gelackt sind.

      »Sie scheinen herzlich wenig zu wissen, Herr… Herr…«

      »Wattenberg«, stellt er sich noch einmal vor.

      »Frau Kröger weiß sehr gut über mich Bescheid.«

      »Nein!« stößt Wattenberg überrascht hervor.

      »Doch«, widerspricht sie, und sie läßt jetzt jedes Wort förmlich auf der Zunge zerfließen. »Sie weiß es sogar aus meinem Mund.«

      Wattenberg ist sekundenlang wie gelähmt von dem Gedanken. Das hat die Frau gewagt? Und trotzdem hatte dieser Schlag Bettina nicht umwerfen können!

      »Werden Sie jetzt dafür sorgen, daß ich in Zukunft pünktlich mein Geld bekomme?« In ihrer Stimme ist Lauern und Abtasten.

      Da hat sich Wattenberg wieder gefangen.

      »Nein«, sagte er hart. »Wir haben uns wohl nicht richtig verstanden. Man ist nicht länger gewillt, das Geld zu zahlen.«

      »Es besteht aber eine Abmachung darüber, daß mir das Geld aus – aus Jürgen Krögers Guthaben zu zahlen ist.«

      Jetzt muß Wattenberg lachen, und unter diesem Lachen zuckt Nana Wolters zusammen, als wäre sie geschlagen worden.

      »Gestatten Sie, daß ich rauche?« fragt er höflich. Nana zwingt sich zur Ruhe.

      »Geben Sie mir auch eine Zigarette.« Die unerschütterliche Gelassenheit Wattenbergs kommt ihr irgendwie verdächtig vor.

      Er bedient sie und sich und reicht ihr zuerst Feuer. Sie zieht den Rauch tief in die Lunge und stößt ihn dann erregt aus.

      »Sehr richtig«, knüpft er an das an, was sie vorher sagte. »Aus dem Guthaben Jürgen Krögers. Es gibt aber kein Guthaben mehr.«

      Sie verfärbt sich.

      »Wie soll ich das verstehen?«

      »Jürgen Kröger besitzt schon lange kein eigenes Konto mehr. Er hat bedenkenlos vom Werk genommen – auch für Sie.«

      Er beobachtet aufmerksam die Wirkung seiner Worte. So schnell ist eine Nana Wolters jedoch nicht zu verblüffen.

      »Dann wird eben das Werk zukünftig die Summe zahlen«, beharrt sie, mit dem Eigensinn des Menschen, der zu gewinnen hofft.

      »Das Werk kann leider nicht«, gibt er gelassen Auskunft. »Jetzt arbeitet nämlich mein Geld darin. Und ich bin Ihnen schließlich nicht verpflichtet. Ich hätte Ihnen auch einen kurzen Brief schreiben können.«

      Einen verwundbaren Punkt hat dieser selbstbewußte Mann, überlegt Nana blitzschnell, und das ist die junge Frau Kröger. Hier setzt sie den Hebel an.

      »Könnte es nicht möglich sein, daß Frau Kröger anders darüber denkt? Von Frau zu Frau läßt sich so etwas besser besprechen.«

      »Das werden Sie bleiben lassen!« herrscht Wattenberg sie an. »Ich sagte Ihnen, Frau Kröger weiß nicht, daß ich hier bin. Sie haben genug Unruhe in ihr Leben gebracht. Lassen Sie sie wenigstens nunmehr in Frieden.«

      »Wie besorgt«, spöttelt sie, und dann wird sie eiskalt. »Was aus mir wird, danach fragen Sie nicht? Das war ein Fehler von Ihnen. Sie hätten das bedenken müssen…«

      »Sie werden doch nicht etwa von mir Geld annehmen wollen?«

      Sekundenlang legen sich die Lider über die glitzernden Nixenaugen. Das macht mir nichts aus – hätte sie am liebsten geantwortet. Sie hat aber längst begriffen, daß man diesem Mann anders kommen muß.

      »Natürlich nicht.« Sie drückt ihre Zigarette im Aschenbecher aus und steht auf, und mit ihr Wattenberg. »Ich werde mich mit einem guten Anwalt besprechen. Sie werden noch von mir hören.«

      Letzteres klingt wie eine Drohung, und er begreift sofort, daß es ihr auf einen Skandal nicht anzukommen scheint. Der Gedanke bereitet ihm Qual. Bettina mitten drin in diesem Skandal? Undenkbar. Schon fast an der Tür, dreht er sich ihr noch einmal zu.

      »Es gibt auch noch eine andere gangbare Lösung.«

      »Soo?« fragt sie gedehnt, als habe sie alles Interesse verloren. In Wirklichkeit ist alles Spannung an ihr. »Und wie dachten Sie sich diese Lösung?«

      »Ich zahle Ihnen von mir aus eine einmalige Abfindung. Und Sie verlassen die Stadt.«

      »Ach«, höhnt sie und zieht die Brauen erstaunt empor. »So viel ist Ihnen Frau Kröger wert?« Und weil er nicht sofort antwortet, sagt sie abschließend: »Es tut mir leid, Ihr Angebot nicht annehmen zu können. Ich finde, die Stadt ist groß genug, daß wir beide darin leben können.«

      »Wie Sie wollen.« Er verneigt sich kurz und geht. Langsam kehrt sie zu ihrem alten Platz zurück, zündet sich hastig eine Zigarette an und starrt nachdenklich zu Boden. Hat sie nun eine Niederlage erlitten – oder er? Sie hätte sich wenigstens über die Höhe der angebotenen Summe orientieren lassen können.

      Nun ist es zu spät. Aber sie hat das ganz bestimmte Gefühl, daß sie Wattenberg nicht das letztemal gesehen hat.

      *

      Bisher hat Wattenberg infolge Zeitmangel an keiner Festlichkeit teilgenommen, nur die notwendigen Besuche gemacht. Natürlich wird er überall mit offenen Armen aufgenommen, vor allem da, wo es heiratsfähige Töchter gibt. Belustigt hat er zur Kenntnis genommen, daß man ihm die mehr oder weniger hübschen Mädchen förmlich präsentiert.

      Bankier Robert Listner hat ihn heute noch einmal telefonisch gebeten, an seinem Gartenfest teilzunehmen, und er hat schließlich zugesagt.

      Listner ist ein gutaussehender Fünfziger, Witwer und kinderlos. Er liebt schöne Frauen und ist dafür bekannt. Außerdem hat er Humor und ist eine allgemein beliebte und geachtete Persönlichkeit.

      Und diesem Mann hat Wattenberg soeben seine Zusage zur Gartenparty gegeben.

      Von Nana hat er nichts wieder gehört. Noch nichts! Aber das beruhigt ihn nicht. Wenn sie mit einem Anwalt gesprochen hatte, würde sie sich schon melden.

      Diese alljährlich gegebene Gartenparty ist sozusagen der Schlußstrich unter eine Reihe von Festlichkeiten und gleichzeitig der Abschluß des Sommers.

      Es ist ein heißer Tag gewesen, und der Abend schwül. Wattenberg zieht einen sehr eleganten hellgrauen Anzug an. »Zwanglos, ganz zwanglos«, hat Listner ihm noch durch den Draht zugerufen. »Kommen Sie mir ja nicht im Abendanzug an.«

      Daran muß er jetzt denken, während er sich fertig macht. Noch einen Blick auf die Uhr. Er kommt wie immer zu spät. Nie kann er sich frühzeitig genug von seinen Geschäften losreißen.

      Dann fährt er zu dem bekannten Grundstück hinaus, das nur ein paar Straßen weiter als das Haus der Krögers liegt.

      Mit einem Blick übersieht Wattenberg die festlich beleuchtete Halle. Auch die angrenzenden Gesellschaftsräume sind geöffnet. Hier haben sich die älteren Herrschaften niedergelassen, versuchen, durch die geöffneten Türen einen Blick auf die tanzende Jugend zu erhaschen, oder sie haben sich tiefer zurückgezogen und machen ein Spielchen.

      Da hat er den Hausherrn erblickt. Er steuert auf ihn zu, aber sein Fuß stockt, als habe ihn einer herumgerissen. Das war doch nicht möglich. Wie kam diese Frau in diese Gesellschaft?

      Im selben Augenblick hat Listner ihn entdeckt und kommt auf ihn zu, begrüßt ihn herzlich

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