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DIE KLAUE - Der Kannibale von New York. Robert W. Walker
Читать онлайн.Название DIE KLAUE - Der Kannibale von New York
Год выпуска 0
isbn 9783958353800
Автор произведения Robert W. Walker
Жанр Языкознание
Серия Die Fälle der Jessica Coran
Издательство Bookwire
Das fünfte Opfer wurde gefunden, nachdem ein Mann in einer nächtlichen Radio-Talkshow angerufen und der Polizei erzählt hatte, wo sie suchen sollten; der Anrufer hatte sich schüchtern als Ovid vorgestellt. Als man den Anruf zurückverfolgte, stieß man nur auf eine leere Telefonzelle in Manhattan, aber man hatte Ovids Stimme auf Band.
Beim Durchstreifen der Gegend, an der laut Ovid die Polizei suchen sollte, fand man eine ausgeweidete Frau, ihre Innereien waren weg, vermutlich gegessen. Es war bereits forensisch festgestellt worden, dass man es mit einem kannibalistischen Monster und daher mit dem wohl brutalsten Serienkiller seit dem Son of Sam zu tun hatte.
Der Bastard war nicht sehr wählerisch, dachte Jessica. Seine Opfer waren zwischen 17 und 71 Jahre alt. Von jung und blond bis zu grauhaariger Großmutter und das gab dem NYPD keinerlei offensichtlichen Opfertyp, was das Wissen um den Killer, mit dem sie zu tun hatten, weiter begrenzte. Das einzige Gemeinsame war, dass die Opfer alle Frauen waren, und dies wiederum führte zu der Spekulation, der Ripper habe einen tief sitzenden Hass auf Frauen. Das war zu diesem Zeitpunkt nicht unbedingt eine tiefschürfende Erkenntnis.
Das NYPD hatte keine Fingerabdrücke, keine Haarproben oder irgendwelche Fasern, und ohne jemanden in Haft zu haben, dessen Zahnabdrücke zu denen auf den Körpern der Opfer passten, und keinerlei weitere Spuren, hofften weder die forensische Abteilung noch Captain Rychman auf irgendwelche Wunder. Der Killer war sorgfältig und hinterließ wenig bis gar keine Spuren, was Jessica zur Annahme veranlasste, er war, was das FBI einen organisierten Killer nannte.
Dr. Luther Darius hatte beim FBI um nützliche Software zur Verbrechensaufklärung gebeten und diese auch erhalten. Damit konnte er möglicherweise die Größe und den Typ der Waffe ermitteln, die bei den Opfern der Klaue eingesetzt worden war. Jessica Coran war an der Entwicklung und Verbesserung der Software beteiligt gewesen, ein Wunschprojekt des mittlerweile pensionierten Dr. Holecraft. Er war einer von Jessicas Lehrern für Forensik gewesen. Darius konnte keine bessere computergestützte Hilfe bekommen als das FBI-Evidence-TACK-Programm. Diese Software zur Beweissicherung konnte Darius Wochen, wenn nicht Monate sparen, die er sonst mit mühsamem Sammeln und Vermessen von Beweismaterial verbracht hätte.
Mit diesem Gedanken im Hinterkopf schloss Jessica erneut die Augen und döste weg. Alle Informationen, die die Probleme des NYPD betrafen, schienen wie die Überreste eines gesunkenen Schiffs auf den Wellen ihres Geistes hin und her zu schaukeln, ohne Beziehung zueinander, unverbunden und unorganisiert. Sie versuchte, sie im Geiste wegzuschieben, Ruhe zu finden. Für kurze Zeit gelang ihr das auch, bis sich die schwimmenden Überreste zu einer verstörenden, vertrauten Form zusammenfanden – dem Gesicht von Gerald Ray Sims. War die Klaue aus demselben Holz geschnitzt? Sie kam zögernd zu diesem Schluss, weil beide Appetit auf menschliches Fleisch hatten und Tort-6-Killer waren.
Dann sah sie, wie sich Simsʼ Gesicht verdunkelte und zu einer bestialischen Fratze verformte – Stainlype; dann wurde Stainlype zu Matthew Matisak und seine Augen funkelten sie durch die Scheibe seiner verglasten Zelle an.
Matisaks Gestalt erhebt sich plötzlich in ihrem Traum und kommt mit erschreckender Geschwindigkeit auf sie zu, tritt durch das Glas hindurch, das sie beide trennt, ein übernatürliches Geschöpf, das sich nicht durch eine Scheibe aufhalten oder beeindrucken lässt. Seine Hände sind drei Meter vor seinem Körper und versuchen sie zu schnappen. Sie greift schnell hinab nach der Waffe, die sie ins Gefängnis geschmuggelt hat, erhebt sie und feuert, wobei sie Matisaks Gesicht halb wegschießt. Aber er kommt weiter auf sie zu, ein Auge hängt ihm auf die Wange, das andere ist weiter auf sie gerichtet und fixiert sie unheimlich.
Sie schnappt nach Luft, als er sie packt, zuckt zusammen und erwacht. Das Flugzeug war gerade im Anflug auf La Guardia.
Kapitel 3
New York City, 03. Juli 1993
»Was meinst du, Ovid?«
Klaue bestand darauf, ihn Ovid zu nennen. Er wusste nicht genau, was das bedeuten sollte, aber Klaue meinte, er gebe all seinen Anhängern neue Namen.
»Sie dürfte geeignet sein …«
»Bist du sicher? Wir wollen nichts überstürzen.«
»Lass es uns tun, Klaue.«
»Hast du den Hammer?«
»Ja.«
»Und hast du dich dort umgesehen?«
»Hör auf, dir Sorgen zu machen.«
»Zeit zu speisen?«
»Zeit zu speisen.«
Manchmal dachte Ovid, dass er mit sich selbst sprach, und manchmal war es, als würde er zu einer völlig anderen Person sprechen.
Aber wenn Klaue einem Opfer nachstellte, dann waren sie eins.
Sie war etwa 30 Meter entfernt. Eben war sie aus einem Lebensmittelladen getreten und hatte eine Einkaufstüte in der Hand. Sie sah besorgt aus, als würde sie irgendetwas beschäftigen. Dass er sich näherte, hatte sie nicht bemerkt. Genau in die richtige Richtung war sie gelaufen, auf die Stelle zu, an die er sie zerren wollte, nachdem er ihr mit dem Hammer auf den Kopf geschlagen hatte. Sobald sie bewusstlos war, würde er mit ihr machen, was er wollte, und Klaue ebenso.
Er wusste, dass Klaue gern Frauen aufschlitzte. Außerdem biss und riss er gern mit den Zähnen Stücke aus ihnen heraus und aß einiges davon. Klaue war ein Tier.
Manches davon gefiel ihm auch. Er setzte gern seine Zähne ein. Zuerst hatte er sich allerdings übergeben müssen, als er versuchte, das zu kosten, was Klaue gekostet hatte. Mittlerweile hatte er sich daran gewöhnt und musste nicht mehr kotzen, aber es schmeckte ihm immer noch nicht besonders.
Er verringerte den Abstand zwischen sich und seinem Opfer und spürte das Gewicht des schweren Hammers in seiner Hand unter dem Mantel. In die Tasche hatte er einen Schlitz gemacht, damit sowohl Hand als auch Hammer hineinpassten. All die anderen Werkzeuge waren an einem sicheren Ort.
Als sie über die Schulter blickte und ihn sah, beschleunigte sie ihren Schritt. Er konnte ihre Angst spüren. Das Gefühl, das er dabei in der Magengegend hatte, gefiel ihm. Mit größeren Schritten näherte er sich ihr. In wenigen Momenten würde sie die Gasse erreichen. Er musste sich beeilen.
Sie sah sich erneut um und stolperte fast, als sie bemerkte, wie nah er ihr gekommen war, und sie schrie genau in dem Moment, als er den Hammer herabsausen ließ. Ihre Einkäufe kullerten aus der Tüte und er schleppte ihren leblosen Körper in die dunkle Gasse, weg von den Straßenlaternen, die seinen Schatten wie die grausigen Umrisse eines Buckligen erschienen ließen. Doch der bucklige Schatten entstand nur, weil er die Frau mühsam auf der Schulter trug.
Er passierte ein Haus, in dem die Lichter angegangen waren, drückte sich mitsamt seines Opfers gegen den Zaun und hielt den Atem an. Die Menschen im Haus hatten den Schrei gehört, der vom Schlag seines Hammers abgeschnitten worden war. Sie blutete. Das konnte er riechen. Er berührte ihren Schädel an der warmen Stelle und seine Finger klebten von Blut. Klaue würde zufrieden sein.
Er bewegte sich mit seiner Last auf sein Ziel zu und wünschte sich, Klaue würde ihn bei diesen Vorbereitungen mehr unterstützen, aber er sagte, er wolle ihm damit sein Vertrauen aussprechen und es wäre falsch, ihm bei diesem Teil des Rituals zu helfen.
Klaue und er hatten geschworen, niemals wieder schwach zu sein, niemals hungrig oder kraftlos. Sie nährten ihre Kraft, wenn sie ein Leben nahmen, sagte Klaue. Ein Leben zu nehmen erhielt sie am Leben. Sie hatten ein Anrecht auf das, was sie sich nahmen.
Er schleppte sie in die Schwärze eines Kellers. Vorher hatte er schon das Schloss geknackt und seine Werkzeugkiste hineingestellt. Er rechnete damit, dass Klaue hinter ihm den Raum betrat. Ovid wusste, er lauerte in der Nacht und beobachtete.
Die Frau stöhnte. Sie war so heiß, als hätte sie