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mit einer Schüssel blutigem Popcorn vor dem Fernseher. Ein vorfreudiges Kribbeln überkam sie, als die Melodie ihrer Lieblingsserie „Liebe, Leid und Lavendelblüten“ erklang. Antonio, der Held der Serie, ritt gerade auf einem Schimmel durch ein Lavendelfeld. Silvania seufzte und steckte sich ein Popcorn in den Mund.

      Frau Ete Petete nahm die Fernbedienung, drückte resolut auf den roten Knopf und der Bildschirm wurde schwarz.

      Silvania verschluckte sich am Popcorn. „Aber Antonio …!“, hustete sie.

      „Für eine junge Dame gibt es anspruchsvollere Abendunterhaltung als trügerisches Geflimmer aus dieser Kiste.“

      Daka, die kopfüber an der Gardinenstange hing, machte „Boing! Wumm!“ und „Zack!“. Karlheinz, ihr Blutegel, klebte an ihrer Schulter und sah ebenso gespannt auf das Smartphone wie sie. „Level 13 und vier Blutampullen extra! So weit waren wir noch nie, Karlheinz!“, freute sich Daka.

      Die Freude war nur von kurzer Dauer. Frau Ete Petete kitzelte Daka an den Fußsohlen, woraufhin diese zusammenzuckte und laut zeternd von der Gardinenstange rutschte. Die Nanny fing sie auf und schnappte sich dabei das Smartphone. „Boing, wumm und zack!“, rief sie triumphierend und grinste zufrieden.

      „Fumpfs! Ich war auf Level DREIZEHN!“ Daka sah die Nanny entrüstet an.

      „Und jetzt bist du auf meinem Level. Ein Level auf höchstem Niveau. Das ist viel angemessener für junge Halbvampirdamen. Und für Blutegel auch“, fügte Frau Ete Petete mit Blick auf Karlheinz hinzu, der ob des plötzlichen Absturzes seines Frauchens leicht schielte.

      Elvira Tepes hatte große Kopfhörer auf, zuckte mit geschlossenen Augen mit dem Oberkörper und hatte von Frau Ete Petetes Level noch nichts mitbekommen. Frau Ete Petete trat an die Musikanlage und zog kurzerhand den Stecker.

      Frau Tepes erstarrte und öffnete die Augen. „Stromausfall?“

      „Also, ich krieg gleich Haarausfall vor Wut“, murrte Daka.

      Frau Ete Petete stand kerzengerade im Wohnzimmer. „Wie schön, dass wir alle in der guten Stube versammelt sind. Was gibt es Erfüllenderes als ein gemeinsamer Abend mit der Familie. Ein Abend mit leicht bekömmlichen Gesprächen, mit lustigem Rätselraten und mit Brettspielen.“

      Die Mitglieder der Familie Tepes sahen die Nanny an, als hätte sie ein Brett vor dem Kopf. Davon bekam diese jedoch nichts mit, da sie gerade einen alten Karton aus dem Regal zog. Sie pustete eine Staubschicht weg und las: „Klassische transsilvanische Brettspiele: ‚Vampir, beiß mich nicht!‘, ‚Blutopoly‘ und ‚Eckzahnhalma‘, wunderbar! Mihasi, ich glaube, damit haben wir zwei damals schon gespielt.“ Sie lächelte Herrn Tepes an.

      Er grinste wie ein Schimpanse, während sich seine Augenbrauen sorgenvoll zusammenzogen.

      Kurz darauf saßen Silvania, Elvira und Frau Ete Petete auf dem Wohnzimmerteppich um ein Brettspiel im Kreis, während Daka und Mihai kopfüber von der Lampe baumelten. Karlheinz kroch über das Brettspiel und versuchte, Dakas Figur zu ihrem Vorteil zu verrücken, was von Silvania verhindert wurde.

      Mihai hatte der Ehrgeiz gepackt und er versuchte mit allen Mitteln, das Spiel zu gewinnen. Dazu zählten Würfel verschlucken, Mitspieler ins Ohrläppchen beißen und so heftig auf das Brett niesen, dass alle Spielfiguren umflogen.

      Silvania pochte auf Einhaltung der Spielregeln, die sie von der zerknitterten Spielanleitung vorlas. Allerdings hörte ihr niemand zu.

      Elvira spielte strategisch so klug, dass sie meist in Führung lag, woraufhin ihr von den anderen Betrug vorgeworfen wurde.

      Frau Ete Petete mischte sich nicht ein. Sie lächelte vor sich hin, würfelte, setzte in aller Ruhe ihre Figuren – und gewann.

      „Ich fordere Revanche!“, rief Mihai sofort.

      So mancher Würfel rollte noch an diesem Abend. So manche Spielfigur wurde noch umgeniest. Und so mancher heimliche Beobachter auf der Terrasse blieb unbemerkt, so sehr hatten sich die Tepes ins Spiel vertieft.

      Die wandernde Kübelpflanze

      Dirk van Kombast hockte bereits seit einer Stunde auf der Terrasse seiner transsilvanischen Nachbarn. Zur Tarnung hatte er sich hinter einer Kübelpflanze versteckt, die er nach und nach vom Rand der Terrasse bis einen Meter vor die Terrassentür geschoben hatte.

      Im Hause Tepes war die wandernde Kübelpflanze niemandem aufgefallen. Die Familie hatte sich um eine Art Brettspiel versammelt. Die Spielfiguren sahen aus wie Eckzähne und auf dem knochenweißen Würfel leuchteten blutrote Punkte. Ansonsten, stellte der Vampirjäger fest, lief alles wie bei einem normalen, menschlichen Spieleabend ab – es wurde gelacht, beschissen, beschwert, gewonnen und verloren.

      Das heißt, soweit sich Dirk van Kombast erinnern konnte. Wann hatte er zum letzten Mal vor einem Brettspiel gesessen? Vor zehn Jahren? Fünfzehn? Zwanzig? Sein allerneuestes, liebstes Spielzeug war sein Fitness-Armband. Es sagte ihm, wie viele Kalorien er verbrannte, wie viele Schritte er gemacht hatte und wie schnell sein Puls ging. Für dieses Spielzeug brauchte man keine Mitspieler. Es war wie geschaffen für Einzelkämpfer wie Herrn van Kombast.

      Obwohl Dirk van Kombast aufmerksam ins Wohnzimmer seiner Nachbarn spähte, interessierte er sich ausnahmsweise nicht für Familie Tepes. Im Gegenteil, von der transsilvanischen Familie hatte er bereits mehr gesehen, als ihm lieb war. Nein, er hatte an diesem Abend sein ganzes Augenmerk auf eine andere Person gerichtet. Eine Person mit Stil, die ihn seit dem ersten Anblick beeindruckte: Die Dame mit Dutt. Mittlerweile hatte er herausgefunden, dass sie Frau Ete Petete hieß (welch wohlklingender Name!) und als Nanny für den kleinen Franz bei Familie Tepes angestellt war. Was er noch nicht herausgefunden hatte, war, ob Frau Ete Petete ihren Kaffee mit einem Schuss Blut oder ohne trank, sprich, ob sie ein Vampir oder Mensch war. Aber dazu war er ja hier.

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