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OPERATION LONDON (Outbreak 2). Luke Duffy
Читать онлайн.Название OPERATION LONDON (Outbreak 2)
Год выпуска 0
isbn 9783958353572
Автор произведения Luke Duffy
Жанр Языкознание
Серия Outbreak
Издательство Bookwire
»Das geht Sie gar nichts an!«, brüllte er grinsend zurück, ohne sich bemüßigt zu fühlen, die Augen zu öffnen. »Außerdem ist es gar kein Sarg, sondern eine Panzerkiste.«
»Sieht für mich aber wie ein Sarg aus.«
»Ist ein bisschen klein für einen Sarg, Zinnsoldat«, raunte Bull dem Offizier zu, während er das gleiche Kosewort benutzte, mit dem er jedes Mitglied bewaffneter Streitkräfte bedachte, falls es sich nicht um das Fallschirmjägerregiment handelte.
»Könnte doch ein Sarg für Liliputaner sein«, entgegnete der Offizier lächelnd.
»Tja, Pech für Sie, dass Sie es nie herauskriegen werden, was?«
Im Laufe von vier Monaten hatten sich die Luftwaffe und die Teammitglieder sehr genau kennengelernt. Letztere verließen sich mittlerweile voll und ganz auf die Fähigkeiten von Melanie und ihren Männern und vertrauten ihnen. Die Piloten waren eine Marke für sich und scheuten sich nie davor, ihre Mitstreiter wohin auch immer zu fliegen, egal welche Gefahren dies auch nach sich zog. Für Marty und die anderen war die Besatzung dieses einen CH-47 zu Schutzengeln geworden, weil sie schon häufiger von ihnen aus brenzligen Situationen geholt worden waren, als sie zählen konnten, wenn sie ihre heiklen Missionen auf der größten britischen Insel durchgeführt hatten.
Trotz ihrer Vorgehensweise und Haltung, die den offiziellen Regeln mitunter zuwiderlief, wurde sowohl von der Hubschraubercrew als auch von den Teammitgliedern erwartet, dass sie Befehle ausführten und die Hierarchie respektierten. Ungeachtet ihrer Wünsche und Vorlieben mussten Marty und die anderen dem Hauptquartier nach ihrer Rückkehr direkt Bericht erstatten. Diese Pflicht war ihnen allerdings ein regelmäßiges Ärgernis.
Nach ihrer dramatischen Rettung am Flughafen von Manchester durch Melanie und ihre Leute, hatten sich die Überlebenden aus dem Team am südlichen Zipfel der Insel in einer alten, teilweise wiedererrichteten Scheune einquartiert, die im Begriff gewesen war, zu einem Wohnhaus umgebaut zu werden. Während sich die Politiker und Militärkommandanten am zentralen Knotenpunkt Newport aufhielten, dachte das Team, es sei aus den Augen und aus dem Sinn. Die Männer hätten beschließen können, in einem der vielen Dörfer zu leben, die man den Leuten zugeteilt hatte, doch Privatsphäre bedeutete ihnen nun mal mehr als die Bequemlichkeiten der Zivilisation.
Dennoch waren sie nicht faul gewesen und hatten aus der Scheune weit mehr gemacht als einen bloßen Unterschlupf. Sie hatten sie als ihr Zuhause betrachtet. Während jener Monate hatten sie sich dank ihrer außergewöhnlichen Gabe, mit jeglichen Mitteln und unabhängig davon, mit welchem logistischen Aufwand es verbunden war, alles zu beschaffen, was sie brauchten, ihre eigene kleine Nische auf der Insel eingerichtet. Sie hatten über einen Stromgenerator, durch Nutzung der Schwerkraft fließendes Wasser aus einem Tank und Schlafsäcke, die sie warmhielten, verfügt. Der Ausbruch der Epidemie hatte die Besitzer leider daran gehindert, das Heizungssystem und die Küche fertig auszubauen, aber man war trotzdem zurande gekommen und war froh gewesen, eine eigene Bleibe außerhalb des täglichen Einflusses der politischen und militärischen Basis zu haben. Jeder der Drei freute sich darauf, nach Hause zurückzukehren, obwohl sie natürlich zunächst die Befehlshaber der Armee über ihre Funde im Rahmen der Patrouille informieren mussten.
Während sich der Helikopter dem Landekreuz näherte, drückte der Frachtoffizier einen Knopf, der den Öffnungsmechanismus der Klappe aktivierte. Bull und Danny packten daraufhin einen Griff des klotzigen Kastens und machten sich zum Aussteigen bereit. Kurz darauf spürten die Männer, wie die Räder den Boden berührten, und der Rumpf ein wenig wackelte, bis die Maschine fest stand. Marty, der an vorderster Stelle verharrte, bis sich die Rampe langsam komplett gesenkt hatte, drehte sich auf einmal mit angesäuerter Miene zu Danny und Bull um.
»Aufpassen«, rief er ihnen zu. »Ich glaube, wir kriegen Ärger. Frau General ist da und wartet bereits auf uns.«
Bull schaute über seine Schulter hinweg und sah tatsächlich Samantha, die neben einem Landrover der Armee am Landekreuz stand. Sie hatte wie üblich die Arme vor der Brust verschränkt und erwiderte den Blick der Männer. Ihr Gesichtsausdruck ließ sich dabei nicht genau deuten – ebenfalls wie üblich – weshalb man nicht abschätzen konnte, ob sie nur zur Begrüßung da war oder als Geleit nach Newport, um zu gewährleisten, dass sie sich auch wirklich im Hauptquartier meldeten.
»Scheiße«, fluchte Bull und umklammerte den Kasten an seiner Seite fester. »Ich hätte voraussehen müssen, dass sie hier ist.«
Marty wusste genau, warum Samantha gekommen war und sie hier empfing. Sie würde so tun, als sei sie lediglich an der Mission des Teams interessiert und wolle vor der gründlichen Nachbesprechung mit Gerry, dem Einsatzleiter, einfach nur eine Kurzfassung ihres Berichts. Doch in Wahrheit handelte sie aus aufrichtiger Besorgnis … seit den vergangenen vier Monaten bröckelte ihre Fassade der Gleichgültigkeit allerdings immer mehr.
»Wieso gibt sie denn nicht einfach zu, dass sie uns total geil findet?«, rief Bull Marty ins Ohr.
»Weil sie eine Frau ist! Sie hat einen Dickkopf und will beweisen, dass sie schwer zu haben ist.« Marty grinste ihn an. »Hast du das etwa immer noch nicht gecheckt?«
Draußen auf dem Landeplatz machte Samantha nun mehrere Schritte auf den Hubschrauber zu, während sich die Triebwerke langsam beruhigten und sich heiße Abgase ausbreiteten. Sie hakte die Männer einzeln im Kopf ab, nachdem sie sich stillschweigend ihres Zustands vergewissert hatte. Weil sie so lange von der Isle Of Wight fort gewesen und sich herumgequält hatten, sahen die drei ungepflegt und schmutzig aus. Ihre Bärte wirkten schmierig und da ihre Haare unglaublich dreckig und fettig waren, standen sie steif vom Kopf ab. Samantha ekelte sich schon davor, gleich neben ihnen sitzen und ihren üblen Geruch ertragen zu müssen.
»Wie ist es denn gelaufen?«, fragte sie mit einem Blick auf den Kasten, den Bull und Danny zwischen sich trugen. Sie schickten sich gerade an, ihn in den Stauraum ihres Wagens zu heben.
Marty tat unbeeindruckt. »So wie immer«, antwortete er beiläufig, während er zur Beifahrerseite ging. »In den Ballungsräumen wird es langsam ziemlich eng. Ich würde niemandem raten, jetzt schon dort Immobilien zu kaufen.«
Samantha stieg auf der Fahrerseite ein, wohingegen Danny mit Bull hinten Platz nahm, wo sie es sich bequem machen konnten.
»Was ist mit dem Flugplatz und den Zufahrtswegen dorthin?«, fuhr Samantha fort, während sie den Schlüssel in der Zündung umdrehte. Kurz darauf rollte sie mit dem Landrover vom Landekreuz.
Marty schaute ihr ein paar Sekunden lang lächelnd dabei zu. Sie blickte weiterhin aufmerksam auf die Fahrbahn, die schließlich zu einer schmalen, kurvenreichen Landstraße führte. Nun bemerkte sie, dass er sie neugierig betrachtete, weigerte sich aber, ihm in die Augen zu sehen.
»Du musst immer die Erste sein, die etwas erfährt, Sam, ist dir das schon mal aufgefallen?«, erwiderte er und steckte eine Hand in eine seiner Taschen, um ein Päckchen Zigaretten herauszunehmen. Er bot ihr eine an, doch sie lehnte kopfschüttelnd ab.
»Du bist also immer noch Nichtraucherin? Wie lange denn schon?«
»Seit vier Monaten«, antwortete sie geistesabwesend.
»Gut für dich«, meinte Marty. »Wie dem auch sei, die Zufahrtswege … nichts Besonderes. Es gibt ein paar Hindernisse zu überwinden und Dörfer zu durchqueren, aber diese abzusichern, sollte im Großen und Ganzen kein Problem sein. Auf den Straßen wird es zwar ein bisschen schwieriger, doch mit der passenden Ausstattung kommt man da wohl relativ gut durch. Solange dort genug Truppen mit naher Luftunterstützung postiert sind, kann der Korridor so lange offenbleiben, bis wir unsere Ziele erfüllt haben.«
»Und der Flugplatz?«
»Ist unberührt wie eine Jungfrau, und die Treibstofftanks sind auch noch voll, Sam. Dort wieder alles zum Laufen zu bringen, wird ein Kinderspiel sein. Es hängen zwar noch ein paar Madensäcke da rum, doch das ist nichts im Vergleich zum Hafen im Süden. Ich könnte mir vorstellen,