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PANDORA (Shadow Warriors). Stephen England
Читать онлайн.Название PANDORA (Shadow Warriors)
Год выпуска 0
isbn 9783958353671
Автор произведения Stephen England
Жанр Языкознание
Серия Shadow Warriors
Издательство Bookwire
»Harry«, begann Director Lay. »Carter hier wird uns im Eiltempo auf den neuesten Stand bringen, was die Anhänger anbelangt. Haben Sie die Daten dabei, Ron?«
»Die Anhänger auf der verlassenen Ausgrabungsstätte?«, fragte Harry und schüttelte Carters Hand. Der afroamerikanische Analytiker begrüßte ihn mit einem kurzen Kopfnicken und platzierte seinen Computer auf dem Schreibtisch des Direktors, dabei ganz offensichtlich in seinen eigenen Gedanken versunken. Harry lächelte. Ron Carter und er kannten sich schon eine ganze Weile und er hatte gelernt, die Fähigkeiten dieses Mannes niemals zu unterschätzen. Trotz seiner gelegentlichen Neigung zu unsozialem Verhalten war Carter der beste Foto-Analytiker, den die Agency zu bieten hatte und besaß zudem ein Talent für die Leitung von Außeneinsätzen, was Kranemeyer vor zwei Jahren dazu veranlasste, ihn vom Nachrichtendienst abzuwerben.
Carter nickte und drehte den Laptop herum, damit alle den Bildschirm einsehen konnten. Das Bild einer der Anhänger war zu sehen. »Sofort, nachdem wir die Fotos reinbekamen, habe ich sie durch unsere Datenbank laufen lassen. Es dauerte eine Weile, bis wir sie zuordnen konnten, aber hier ist es.«
»Was haben wir da?«
»Sei sind beinahe identisch mit den mobilen Labors für biologische Waffen, wie sie Saddam Hussein in den Neunzigern verwendete«, erklärte Carter und schob sich seine Brille auf dem Nasenrücken zurecht. »Aber diese gehören nicht dazu.«
»Wo also haben sie die her?«
»Wenn Sie sich erinnern, Harry, sprang vor drei Jahren ein Spec-Ops-Team der CIA über Aserbaidschan ab, um eine Waffenlieferung der Russen an den Iran abzufangen.«
Harry schloss die Augen und nickte. Daran erinnerte er sich nur zu gut. Schließlich hatte er diese Mission geleitet. Er erinnerte sich an den HAHO-Sprung aus der C-130 – High Altitude, High Opening, große Absprunghöhe, große Öffnungshöhe – und ihren langsamen Abstieg in die winterliche aserische Nacht und die Dunkelheit unter ihnen. Er und neun weitere, zwei komplette Einsatztrupps, Alpha und Charlie. Sie vermuteten, dass die Russen Atomwaffen verkauften, und hatten den Befehl, den Konvoi unter allen Umständen aufzuhalten, koste es, was es wolle. Und der Preis erwies sich als hoch.
Zwei Männer starben direkt bei der Landung. Einer der beiden war offenbar vom Wind über eine Klippe geweht worden. Den Rest von ihnen hatte es in alle Himmelsrichtungen verstreut. Von drei Kameraden hörten sie nie wieder etwas. Ihm und vier der Überlebenden gelang es, sich neu zu formieren und die Brücke zu erreichen, wo sie den Konvoi abfangen sollten. Als sie dort ankamen, war der Wagenzug schon längst über alle Berge. Lediglich ihre Reifenspuren im Schnee bargen einen Hinweis darauf, dass sie überhaupt die Brücke passiert hatten. Sie waren zu spät gekommen. Und dann begann das aserische Militär nach ihnen zu suchen.
Ihr Weg zurück zur Landezone war eine Erinnerung, die er am liebsten zu vergessen suchte. Die rauen Winterstürme, die ihnen zusetzten. Der Schnee. Die Höhlen, in denen er und die anderen Zuflucht suchten, um sich vor den Helikoptern zu versteckten, die nach ihnen Ausschau hielten.
Der Hunger. Der Durst, der sich nur kaum dadurch lindern ließ, dass sie Schnee aßen. Die bittere Kälte. Das kurze Feuergefecht mit einer aserischen Patrouille, als der Pave Low Kampfhubschrauber sie von der heiß umkämpften Landezone abholte. Die Namen der Männer, die umgekommen waren. Oh, und ob er sich daran erinnerte.
»Ja«, antwortete er unterkühlt, emotionslos.
»Diese Anhänger waren ein Teil jener Lieferung.«
»Ich verstehe.«
Ein CIA-Hubschrauber im Flug über dem Potomac, 14:19 Uhr
»Worum geht es eigentlich, Sir?«
»Das werden wir herausfinden, wenn wir da sind«, erwiderte Jack Richards schroff, wandte sich von seinem Begleiter ab und sah zum Fenster hinaus. Seinen charakteristischen Stetson hatte er sich tief über seine kohlrabenschwarzen Augen gezogen. Sein Gesicht war wettergegerbt und lederig, die dunkle Gesichtsfarbe verdankte er seinem Großvater mütterlicherseits, einem Mescalero-Apachen. Er war auf der Ranch seiner Familie in Texas aufgewachsen, was einer der Gründe war, weshalb ihn seine Freunde »Tex« riefen.
Als früherer Marine Force Recon Demolition Specialist war der Texaner vor fünf Jahren dem Clandestine Service beigetreten, im Alter von neunundzwanzig Jahren.
Für gewöhnlich eher schweigsam, gab es nur wenige Menschen, die ihn verstanden, und noch weniger, die sich als seine Freunde bezeichnen konnten. Zu behaupten, er würde sich schwer damit tun, eine Unterhaltung zu führen, war noch untertrieben. Er meldete sich nur dann zu Wort, wenn er etwas wirklich Wichtiges zu sagen hatte, und wenn er das tat, hörten ihm die Menschen zu – ihm und seiner Erfahrung.
Dennoch war er ein ungewöhnlicher Mann. Selbst Gebäude betrachtete er auf andere Art als die meisten. Andere Menschen bewunderten die architektonische Schönheit oder beklagten das Fehlen derselben, dachten über die Menschen darin nach oder ignorierten sie vollständig. Aber nicht Richards. Er berechnete in Gedanken die Menge an Sprengstoff, die notwendig sein würde, um es zum Einsturz zu bringen. Für ihn war das ein gutes Training.
Derzeit unterrichtete er neue Rekruten in Sprengstoffkunde auf der Farm, weshalb ihn der Anruf vor ein paar Stunden überraschte. Befehl zur Mobilmachung. Wohin es ging, wusste er nicht. Aber wenn er den jungen Mann neben sich betrachtete, hatte er so eine Ahnung. Der Agent besaß Vorfahren aus dem Mittleren Osten. Er hatte ihn nie gefragt, aus welchem Land genau. Bislang war das nicht wichtig gewesen …
Davood Samiri gelangte schließlich zu der Überzeugung, dass es unwahrscheinlich war, noch irgendwelche Antworten aus dem großen Texaner herauskitzeln zu können, also folgte er dessen Beispiel und starrte aus dem Fenster des Hubschraubers hinaus auf das von ihm adoptierte Land.
Die Nation, zu deren Schutz er sich mit einem Eid verpflichtet hatte. Als Sohn iranisch-amerikanischer Immigranten hatte der Morgen des elften Septembers 2001 ein böses Erwachen für ihn und seinesgleichen bedeutet, genau wie für den Rest der Welt.
Er hatte im Wohnzimmer seines Vaters gesessen und dabei zugesehen, wie Amerika beinahe in die Knie gezwungen worden war. Hatte zugesehen und zum ersten Mal in seinem Leben seinen Glauben infrage gestellt. Er hatte sich gefragt, wie es möglich sein konnte, dass sich diese Terroristen an die gleiche Heilige Schrift wie er klammerten, die heiligen Worte Allahs.
Und plötzlich wusste er nicht mehr, was er überhaupt noch glauben sollte …
CIA-Hauptquartier, Langley, Virginia, 14:23 Uhr
»Wie Sie sicherlich wissen, wenn Sie die Nachrichten verfolgt haben«, begann Lay und nahm das Briefing an der Stelle wieder auf, an der Carter geendet hatte, »hat sich die Situation im Iran in den letzten Jahren dramatisch verändert. Mit der zunehmenden Macht der iranischen Revolutionsgarde nach dem Tod Khameneis vor zwei Jahren wandelt sich das Land unter der Führung des ehemaligen Garden-Kommandeurs Mahmoud F’azel Shirazi immer mehr zu einem Prätorianerstaat. Die geistliche Oligarchie der Mullahs ist noch intakt, existiert aber weitgehend nur deshalb, weil sie von der IRGC geduldet wird.«
Er schob Harry ein Foto über den Schreibtisch zu, bevor er weitersprach. »Das ist Shirazi. Wir hatten ursprünglich gehofft, dass unter seiner Macht der religiöse Eifer ein wenig eingedämmt wird, der die Regentschaft Khameneis ausmachte, aber da wurden wir enttäuscht. Ganz im Gegenteil, gegen Shirazi wirkt Khameneis Jünger und Nachfolger, Ayatollah Youssef Mohaymen Isfahan, beinahe gemäßigt.«
Harry nickte. »Und das will was heißen.«
»Unter Shirazis Führung entspannte sich das Verhältnis des Irans zum Westen ein wenig, aber es gibt einige, die das nur für die Ruhe vor dem Sturm halten. Sie haben ihren Einfluss auf den Irak ausweiten können, nachdem die von den Iranern unterstützten