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Bandit schoß.

      Zwei Kugeln brüllten los, in das weiche Holz.

      Und als der Hut jetzt unter dem Bastgeflecht erschien, schickte der Verbrecher die sechste Kugel auf die Reise.

      Sie traf auf eine Metallplatte, die an einem der Vorbaubalken angebracht war und den zierlich eingravierten Namen des Salooners trug. Jaulend heulte der Querschläger über die Straße.

      Da trat der Mann von draußen in die Tür.

      Der Salooner schnappte nach Luft.

      Mit harten Schritten kam Wyatt Earp in den Schankraum. Er hatte keine Waffe in der Hand.

      Einen Yard vor dem Mörder blieb er stehen. »Steh auf, Hogeeter!«

      Da erst begriff der Bandit, daß er sich verschossen hatte. Unendlich langsam richtete er sich auf und ging vor dem Marshal her auf die Straße.

      Draußen blieb er stehen. Die Hände am Waffengurt.

      Wyatt stand hinter ihm.

      »Drüben ist das Sheriff-Office!«

      Der Texaner blieb stehen.

      Da stieß Wyatt ihn an.

      Langsam, mit gesenktem Kopf, trottete der Verbrecher jetzt vorwärts.

      Er wußte, daß sein Spiel aus war.

      Er hatte es gegen einen Stärkeren verloren.

      Hart sangen seine großen Sternradsporen, als er über den Vorbau auf das Sheriff-Office zuschritt...

      Sein Spiel war aus.

      Aber seine Reise war noch nicht zu Ende.

      Der höllische, eiserne Earp schleppte ihn durch halb Texas, durch das Indian Territory und die südliche Ecke von Kansas hinauf nach Wichita.

      Da fand der Mörder Cassebeater,

      der sich Bill Hogeeter genannt hatte,

      sein Ende an dem großen, kahlen Ast, der östlich vor der Stadt vom Galgenbaum in den düsteren Himmel ragte.

      Es wurde nicht mehr lange von dem Sternsporenreiter gesprochen. Neue aufwühlende Ereignisse nahmen die Aufmerksamkeit der Menschen von Wichita in ihren Bann. –

      Ich will nicht vergessen zu berichten, daß ein unerforschliches Geschick die scheinbar todgeweihte unglückliche Susan Hollister am Leben ließ. Sie kehrte bald auf ihre Ranch zurück und hielt das Werk des Vaters aufrecht.

Der Eisenweg nach Santa Fé

      Es war im Spätherbst 1873, als in Santa Fé der Bankier Clyde Henderson auf den Gedanken kam, eine Bahnlinie vom Nordosten her nach Santa Fé legen zu lassen. Er wollte damit der wohl größten und bekannteren Stadt der Mittelstaaten etwas geben, was andere Städte – beispielsweise Dodge City – längst hatten.

      Es gab viele Dinge, die von Kansas her, das näher an den dichteren Verkehrslinien des Ostens lag, und von Colorado herunter nach New Mexico gebracht werden mußten. Dazu konnte bis 1873 nur die alte knarrende und polternde Postkutsche, die Overland, benutzt werden. Die Linie, die von Raton, an der Südgrenze Colorados, nach Santa Fé führte, gehörte einem Mann namens Austin Portland. Er war sehr reich, hatte in Raton drei Bars, einen großen Spiel-Saloon, mehrere Wohnhäuser und außerhalb der Stadt nahe an der Grenze zwischen Colorado und New Mexico auf der Chicorico Mesa eine große Ranch.

      Er war ein zwielichtiger Mann, dieser Austin Portland. Viele seiner Zeitgenossen hielten ihn für einen fortschrittlich gesinnten Menschen, der viel für das Land, die Stadt und seine Mitmenschen getan habe. Aber sie irrten sich. Portland war ein sehr eigennütziger Mann, der seine Ziele unter dem Deckmantel großer Freundlichtkeit mit kalter Brutalität verfolgte.

      Die Postlinie nach Santa Fé war seine Haupteinnahmequelle. Er hatte von der Regierung gleich nach Beendigung der Sezessionskriege eine Lizenz dafür bekommen und duldete keine Partner auf der fast einhundertfünfzig Meilen langen Strecke.

      Es gab sowohl in Santa Fé als auch in Raton selbst einige Leute, die gern noch eine Linie errichtet hätten; aber Portland wußte das immer zu vereiteln. Und als der kleine Jerome Walbrook im Frühjahr 1872 dennoch eine eigene Linie bei der Regierung durchsetzte, rastete der Rancher nicht, bis der Konkurrent zugrunde ging. Die Mittel, derer er sich dazu bediente, waren mehr als gesetzlos…

      Auch Allan Eastern, ein Kaufmann aus der kleinen Stadt Black Lake, die etwa fünfundsechzig Meilen nordostwärts von Santa Fé lag, hatte eine Linie aufgebaut.

      Eine kleine Overland mit nur zwei Wagen und sechzehn Pferden. Austin Portland ließ der Eastern-Linie ganze drei Monate, dann brach auch sie zusammen.

      Melwin Talbot, ein Getreidehändler aus Santa Fé, war der letzte, der gegen das harte Monopol Portlands anrannte und am 17. Mai 1873 eine eigene Linie aufbaute. Er hatte nicht einmal einen ganzen Monat Zeit, sich an seinem Werk zu erfreuen. Portland sorgte dafür, daß seine drei Wagen, seine drei Kutschen und drei Gunman in den schwierigen Bergpassagen nördlich vom Rio Grande ihr Ende fanden.

      Sie hatten ihre Linien nicht aus purer Gewinnsucht aufgebaut, die kleinen Leute – es war tatsächlich so, daß die Overland des Ranchers Portland den Verkehr und Transport auf der wichtigen Strecke nicht bewältigen konnte. Walbrook, Eastern und Talbot hatten sogar Gelder aufgenommen, um die Verkehrslinien aufzubauen und zu stärken. Sie machten alle drei Bankrott. Walbrook erhängte sich. Eastern verfiel dem Alkohol und schwankte in Blake Lake von einem Saloon zum anderen, und Talbot schließlich wanderte zu Fuß nach Westen, nachdem er alles, was er einst besessen hatte, verlor. Nicht einmal ein Pferd hatte man ihm gelassen.

      Das war Portlands Werk.

      Und niemand wußte es.

      Niemand hätte den harten, biederen Mann für einen Verbrecher gehalten, für einen Menschen, der nicht einmal vor einem Mord zurückschreckte, um seine Ziele durchzusetzen.

      Aber das Unglück der drei Männer hatte den Tatendrang aller anderen, die sich vielleicht mit ähnlichen Plänen getragen hatten, zerstört. Man war weiterhin auf die Portland-Linie angewiesen, mußte sich weiterhin beschränken, wochenlang auf Post und andere Güter warten, oft monatelang, um einen vorbestellten Platz in den Wagen kämpfen.

      So stand es gegen Ende Oktober des Jahres 1873, als Clyde Henderson in Santa Fé auf den Gedanken kam, eine Bahnlinie nach Norden bauen zu lassen. Vielleicht muß noch erwähnt werden, daß der Bahnbau damals fast nur in Privathänden lag. Noch heute gehört ein Großteil der amerikanischen Eisenbahnen privaten Gesellschaften. Es läßt sich also denken, daß ein einzelner Mann ein Vermögen aufwenden mußte, um ein solches Vorhaben zu beginnen.

      Und Clyde Henderson setzte sein Vermögen ein.

      Er setzte es unbewußt gegen das Mißgeschick, das den Namen Austin Portland trug.

      Im Sommer 1960 war ich in Santa Fé. Wyatt Earps Spuren, denen ich viele Monate durch die Staaten folgte, hatten mich in die alte Spielerstadt geführt. Hier erfuhr ich Clyde Hendersons dramatische Geschichte, seinen Kampf gegen den Feind im Dunkeln.

      Diese Geschichte will ich euch erzählen, Freunde, ich will euch berichten, wie der große Wyatt Earp in diesen historischen Kampf, der am 24. Oktober 1873 begann, verwickelt wurde.

      William Mark

      Joe Boswell wischte sich über sein staubiges, glühendheißes Gesicht. Er richtete sich auf und blickte zu der Bergkuppe hinüber, wo der kleine Arbeitertrupp den Weg für das Feuerroß, wie die Indianer die Eisenbahn nannten, ebneten.

      Es war eine harte, mörderische Arbeit. Sichtlich hatte Henderson den Sommer vorübergehen lassen, um die Männer nicht in der Sonnenglut, die in den heißen Monaten in diesem Land herrschte, die Arbeit nur unter Qualen verrichten zu lassen.

      Am Nordrand von Santa Fé hatte der Bahnbau begonnen.

      Der Bankier hatte einen hohen Lohn für die Arbeitskräfte aussetzen müssen, um die Männer überhaupt auf die Plains zu bringen.

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