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      © 1976/2014 Pabel-Moewig Verlag GmbH,

      Pabel ebook, Rastatt.

      ISBN: 978-3-95439-373-2

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

      Inhalt

       1

       2

       3

       4

       5

       6

       7

       8

       9

      1.

      Mitte Juli 1580.

      Die „Isabella VII.“ segelte bei handigem, wechselweise aus West bis Nordwest wehendem Wind mit südlichem Kurs auf die Küste von Nordafrika zu. Nur eine flache Dünung kräuselte die See. Der strahlend blaue Himmel war fast wolkenlos, die Sonnenstrahlen brannten ungehindert auf das Oberdeck der Zweimastkaravelle.

      Es war heiß. Die Männer der nunmehr zwanzigköpfigen Crew hatten sich ihrer Hemden entledigt und liefen mit bloßen Oberkörpern herum. Aber nicht die steigende Temperatur war der Grund, warum alle Arbeiten ohne die übliche Beflissenheit versehen wurden. Die Trägheit der Männer hatte ihre Ursache in einer allgemein um sich greifenden, zunehmenden Apathie, und das war eine bedenkliche Angelegenheit.

      Matt Davies, der Mann mit der Eisenhakenprothese, klarierte im vorderen Bereich der Kuhl ein Fall. Mit mürrischer Miene schaute er durch das offene Backbordschott des Vordecks dem Kutscher beim Aufklaren in der Kombüse zu. Der Kutscher sah auch nicht gerade begeistert aus.

      „Ich hab’s satt“, sagte Matt.

      Der Kutscher hatte es verstanden. Aber er antwortete nicht. Er zuckte nur mit den Schultern. Das war nun mal seine Art. Nicht, daß er maulfaul war, aber in Situationen wie dieser zog er es doch vor, Zurückhaltung zu üben.

      Nicht so Matt. „Also wirklich, mir reicht’s. Diese langwierige und langweilige Kreuzerei quer durchs Mittelmeer, das ist der allerletzte, blödeste Törn, den ich je gefahren bin.“

      Blacky, Al Conroy und einige andere waren in seiner Nähe und nickten. Matt wandte den Kopf. Ihre Blicke begegneten sich. Sie waren alle der gleichen Meinung. Es war nichts mehr los auf der „Isabella“, und das setzte ihnen gewaltig zu.

      Am 13. Juni hatten sie Cartagena an der Südostküste von Spanien hinter sich gelassen. Einen Monat waren sie also inzwischen wieder unterwegs – dabei hätten sie unter Normalbedingungen in weniger als der Hälfte der Zeit ihr Ziel Algier erreichen können. Aber widrige Winde hatten ihnen bei der Überfahrt zugesetzt, und außerdem hatten sie bei Sichtung fremder Schiffe immer wieder Ausweichkurse wählen müssen.

      Das war eine Vorsichtsmaßnahme des Seewolfes. Philip Hasard Killigrew hatte schon genug am Hals, er wollte nicht noch mehr Schwierigkeiten haben und vor allen Dingen der Mannschaft keine unnötigen Opfer abverlangen.

      Seit sie England mit Kurs auf Cadiz verlassen hatten, war es zu einigen erschütternden Zwischenfällen gekommen. Besonders Buck Buchanans Tod hatte Hasard schwer getroffen. Denn er war auf der Suche nach seiner Vergangenheit, forschte nach seinem verschollenen Vater Godefroy von Manteuffel, und lag mit sich selbst im Widerstreit, ob er dabei das Recht hatte, seine Mannschaft in Todesgefahr zu bringen. Denn das war die bittere Realität: Wo immer er bohrte, wo immer er alte Wunden aufriß und sorgsam verhüllte, hinterhältigste Verschwörungen aufdeckte, lauerten Haß und Verderben.

      In Cadiz hatte man ihn, den Seewolf, zum Tod durch Erschießen verurteilt, weil der durchtriebene Romeronde de Zumarraga ihn als englischen Spion angeprangert hatte. Durch Zumarraga hatte Hasard aber letzte Gewißheit erhalten, daß seine tatsächliche Mutter die adlige Graciela de Coria war. Mit dieser Entdeckung hatte er gleichsam in ein Wespennest gestochen.

      Graciela de Coria war tot, Godefroy von Manteuffel durch ein teuflisches Spiel algerischen Piraten ausgeliefert. Ob er noch lebte, war nach wie vor fraglich. Und Hasard? Der Bastard, der Bankert, der Sohn einer traumhaft schönen Spanierin und eines Deutschen – er war allenthalben unerwünscht.

      Nun, er wollte sich niemandem aufdrängen. Er wollte nur das Unrecht aufdecken und sühnen, das seinen Eltern und ihm widerfahren war. In Cadiz hätte es ihn um ein Haar den Kopf gekostet. Die Crew hatte ihn in einem tollkühnen Handstreich aus dem Fort San Sebastian herausgehauen. Und er war noch heilfroh, daß ihr dabei nichts zugestoßen war.

      Hasard hatte Salvador de Coria als Geisel mitgenommen, seinen sauberen „Onkel“, den Bruder der Graciela de Coria, der sie durch seine üblen Machenschaften geradewegs in den Tod getrieben hatte. Noch im Fort San Sebastian hatte er Hasard zum Duell gefordert und eine schmähliche Niederlage erlitten. Hasard hatte ihn mit dem Degen halb entkleidet und ihm die Klinge zum Abschluß quer durchs Gesicht gezogen.

      Aber damit nicht genug. De Corias Widerstand war nicht gebrochen. An Bord der „Isabella“ hatte er Buck Buchanan überlistet und seiner Pistole entledigt. Er hatte Hasard als Geisel nehmen und sich auf der Insel Alboran aussetzen lassen wollen. Buck hatte sich daraufhin zwischen ihn und den Seewolf gestellt und sich niederschießen lassen, um seinen Kapitän zu dekken.

      Hasard stand auf dem Achterdeck der Karavelle und blickte mit starrer Miene voraus. Er ballte noch jetzt die Hände, wenn er nur daran dachte. De Coria, dieses Prachtexemplar von einem Onkel, Generalleutnant König Philipps II. von Spanien, Intrigant, satanischer Giftzwerg – er war für seinen Fluchtversuch und die Ermordung des treuen Buck mit der Vorpiek bestraft worden. Dort war er angekettet worden, dort schmachtete er auch inzwischen wieder. Hasard würde ihn, falls sein Vater noch lebte, als Faustpfand und Tauschobjekt benutzen.

      Daß er ihn am Leben lassen mußte, hatte sich nach dem Vorfall mit Buck noch einmal als fatal erwiesen. Die Männer der „Isabella“ hatten eine Galeere algerischer Piraten auf den Grund des Mittelmeeres geschossen und dreißig Rudersklaven übernommen. Und unter denen hatte sich ausgerechnet Hasards alter Todfeind Isaac Henry Burton befunden! Wegen seines Bartes und abgemagerten Zustandes hatten sie ihn nicht erkannt. Burton hatte de Coria befreit. Zwei Erzhalunken hatten sich gesucht und gefunden! Gemeinsam hatten sie Hasard überrumpelt, als in der Nacht zum 13. Juni die dreißig Sklaven bei Cartagena an Land gesetzt wurden.

      Dieses Mal hatte Arwenack, der Schimpansenjunge, eingegriffen. Er hatte Burton von Anfang nicht leiden können, zwischen ihnen hatte sofort eine Animosität bestanden. Arwenack hatte sich auf Burton gestürzt. Hasard hatte Burton gepackt, Stenmark hatte de Coria einen Belegnagel auf den Kopf gehauen. Dann hatte Hasard Burton kurzerhand außenbords geschleudert, weil er zu jenem Zeitpunkt noch nicht gewußt hatte, wer er wirklich war.

      De Coria hatte es ihm verraten müssen. Und der Seewolf war doppelt wütend gewesen. Burton hätte an der Rahnock baumeln oder geköpft werden müssen. Statt dessen hatte er sich schwimmend an Land gerettet. Er hatte wieder Boden unter den Füßen, spanischen Boden, und er würde dort wahrscheinlich nicht als Engländer verfolgt, sondern nur noch begünstigt werden. Ehedem war er ja ein spanischer Spion gewesen und deswegen in England abgeurteilt worden.

      Einziger Lichtblick: Einer der befreiten Galeerensklaven, ein französischer Malteserritter, hatte Hasards

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