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gehen. Abends ging ich mit einem Freunde durch das Chinesen-Viertel, das aber nicht illuminirt war, wie wir erwartet hatten. In einem grossen Speicher, gedrängt voll von Zuschauern, wurde ein Schattenspiel aufgeführt. Der Puppenspieler sang mit näselnder Fistelstimme hinter dem aufgespannten Laken, auf welchem sich der Schatten einer Chinesin lebhaft bewegte. Das Publikum bildete den Chor. Die Bühne stellte ein Zimmer mit einem grossen Bett dar. Ein Anwesender erklärte uns das Stück: Der alte Ehemann der Dame ist verreist, ihr junger Freund, den sie von ganzem Herzen liebt, ist ins Haus gedrungen.... Wir warteten das Ende des Stücks nicht ab, obgleich unser Dolmetscher uns versicherte, das Beste käme noch.

      Ein anderes Mal sah ich eine chinesische Leichenfeier. Vor dem Hause des Verstorbenen stand ein gedeckter Tisch, auf welchem verzierte Gerichte aufgestellt waren, daneben erklang rauschende Musik. Nachdem der Sarg auf Böcke gestellt worden, führte man die Kinder des Verstorbenen heraus, einen Knaben und zwei Mädchen. Sie waren in Sackleinen gekleidet, ganz verhüllt; der Zopf war aufgelöst, zwischen dem losen Haar hingen Baststreifen herunter. Nachdem die Mädchen eine Zeit lang am Sarge geweint, gingen sie in das Haus zurück. Der Knabe legte sich mit untergezogenen Beinen flach auf den Boden, wie ein Schwimmender, und blieb so, mit dem Gesicht die Erde berührend, während der ganzen Dauer der Feierlichkeit liegen. Ein Mann trat nun an den Tisch und opferte, unter verstärkten Gongschlägen, dem Geist des Todten, indem er dabei abwechselnd kniete und sich mit weit ausgestreckten Armen erhob. Der Sarg war inzwischen mit einem bunten, seidenen Tuch bedeckt und mit Blumen bestreut worden. Zum Schluss wurde den Göttern zu Ehren eine grosse Menge Goldpapier verbrannt. Aber die verschmitzten Chinesen machen sich kein Gewissen daraus, selbst ihre Götter zu betrügen; nur das erste Päckchen, dessen Blätter mit Ostentation einzeln ins Feuer geworfen wurden, bestand durchweg aus Goldpapier; bei den übrigen Päckchen, die ungeöffnet verbrannt wurden, war nur das oberste Blättchen vergoldet, das Uebrige gemeines Packpapier. Der Sarg wurde dann von Kulis auf die Schultern genommen und nach dem Kirchhof getragen. Die Musik schritt voran, neben dem Sarge gingen die Hausgenossen, es folgte ein grosser Haufe gemeinen Volks. Die Chinesen halten sehr viel auf ihre Gräber und legen dieselben oft schon bei Lebzeiten an, zuweilen mit grossen Kosten. Der katholische Provikar erzählte mir, dass ein Chinese, der zur Zeit, wo das Hasardspiel noch erlaubt war, als Spielpächter viel Geld erworben, sich bei Lebzeiten einen kostbaren Sarg verfertigen und ganz mit Dollars ausfüttern liess. Als vorsichtiger Mann hinterliess er eine Stiftung zur Besoldung von vier Grabwächtern, aber bald nach seiner Beerdigung kam eine Schaar Kulis, vertrieb die Wächter, warf den Leichnam aus dem Sarge und theilte sich in die Beute. Die Todtenverehrung ist für Viele die einzige religiöse Uebung; sie hängt unmittelbar mit der grossen Ehrfurcht zusammen, welche die Kinder ihren Eltern erweisen.

      Das Familienleben, soweit man es zu sehen bekommt, d. h. das Verhältniss zwischen Vater und Kindern, bildet einen der angenehmsten Züge im Charakter dieses so selbstsüchtigen Volkes.

      Die Farbe der Malayen ist gelbbraun, bei den Vornehmen heller, bei denen, die viel im Freien sind, dunkler. Ihr Kopfhaar ist schwarz, schlicht, drähtig; sonst sind sie fast unbehaart. Sie sind klein, wohlgebaut, haben zierliche Hände; ihr Gesicht ist breit, flach; die kleine Nase hat breite Flügel, der Mund ist gross, die Lippen sind nicht aufgeworfen, ragen aber fast so weit vor, als die Nase.

       ROCHOR SINGAPORE

      Die Malayen sind überwiegend eine seefahrende Nation; ein Theil derselben, die Orang-laut, Seemenschen, auch Seezigeuner genannt, leben auf Kähnen vom Einsammeln von Agar-agar, Trepang (essbare Holothurien), Muscheln und Schildkröten, vom Fischfang, Tauschhandel und Raub; auch die Angesessenen schlagen ihre Wohnsitze am liebsten an oder in Flussmündungen auf. Zwei Vorstädte Singapores, Kampong-Malacca und Rochor, jene von Malayen, diese von Bugis bewohnt, können als Beispiele dienen. Die Häuser stehen auf Pfählen im Wasser oder am sumpfigen Ufer, der Fussboden besteht aus Latten von Bambus oder Nibong (Caryota urens) mit Zwischenräumen, durch welche aller Unrath entfernt wird. Die Wände sind aus gespaltenen Bambusen, Matten oder Palmenblättern, die Dächer aus Atap. Vor den Häusern läuft ein Steg hin, schwankend, elastisch, voll Lücken. Bei Ebbe steht das ganze Dorf im Schlamm, die Kinder waten darin herum, suchen Muscheln, Krabben und Würmer als Köder für die Angeln und holen aus den Reusen die Fische, die bei der zurücktretenden Fluth hineingeriethen. Während der Fluth steht Alles unter Wasser, dann fahren kleine Kähne hin und her, einige kaum gross genug, um einen kleinen Jungen zu tragen, der ganz nackt in der Spitze hockt und sich mit den Händen fortplätschert, so dass er fast wie eine Seejungfer aussieht. Alt und Jung angelt dann unter dem Sonnendach, vor der Hausthür liegend.

      Die in Singapore ansässigen Malayen sind grösstentheils Bootsleute, Fischer, Sammler von Muscheln, Korallen, Agar-agar und Waldprodukten. Sie decken die Häuser mit Atap, flechten Körbe und Matten und verrichten viele untergeordnete Geschäfte, auch als Gärtner werden sie von Europäern den hiesigen Klings und Chinesen vorgezogen. Als Diener sind sie fauler und weniger anstellig, aber treuer und bescheidener als jene.

      Das wesentliche Kleidungsstück für beide Geschlechter ist der Sarong, ein baumwollenes Tuch von der Grösse eines Plaid, aber etwas breiter, dessen beide kürzere Ränder übereinandergelegt und zusammengenäht werden, so dass eine Art Unterrock entsteht, der vorn in Falten zusammengenommen und mittelst eines Knotens, seltener durch einen Gürtel, um die Hüften befestigt wird. Die Männer tragen oft unter dem Sarong, der dann höher aufgeschürzt ist, eine bis zur Wade reichende Hose, fast immer ein Kopftuch und zuweilen eine Jacke. Die Frauen ziehen über den bis an die Knöchel reichenden Sarong einen Kattunrock, der, vorn offen, nur durch ein Paar Knöpfe zusammengehalten wird und bis ans Knie reicht. Im Hause und auf dem Felde tragen beide Geschlechter nur den Sarong; Nachts hüllen sie sich darin ein zum Schlafen; sie baden sogar darin; nach dem Bade wird er gegen einen reinen vertauscht und gewaschen; so legt selbst derjenige, der nur zwei Sarongs besitzt, täglich frische Wäsche an.

      In Singapore ist das Tragen von Waffen verboten, sonst aber sieht man nie einen Malayen ohne Kris oder Waldmesser; die Waffe gehört zum Anzuge und ist bei der Unsicherheit der Person in den Malayenländern wohl kaum zu entbehren. Die Frauen gehen meist im blossen Kopf, sie haben üppiges, schwarzes Haar, schön von Ansehen, aber hässlich anzufühlen, da es drähtig ist und dick wie Pferdehaar. Die kleinen Kinder gehen meist ganz nackt, doch tragen kleine Mädchen zuweilen ein silbernes Feigenblatt, wie unsere Statuen. Zum Putz gehören bei den Frauen gestickte Pantoffeln, goldene Haarnadeln, Ringe; zu dem der Männer Sandalen. Auf längeren Wegen legen auch die Lastträger Sandalen von Büffelleder an, sonst geht gewöhnlich Alles barfuss.

      Einen der widerwärtigsten Eindrücke habe ich von einem Besuch bei dem Sultan von Johore behalten. Er ist der Sohn des Tuanko-Long, der Singapore an die Engländer abgetreten. Sein Palast, von seinem Vater aufgeführt, ist ein grosses, steinernes Haus, von aussen ganz stattlich, aber unbewohnt und in raschem Verfall begriffen. Der von einer steinernen Mauer umgebene Hof ist wüst und schmutzig; auf einer Seite desselben befand sich ein langes, niedriges, hölzernes Gebäude mit weit vorspringendem Dach aus Palmenblättern, das dem Sultan und seinem Hofstaat zur Wohnung dient. Nachdem ich ein Empfehlungsschreiben des Guvernörs vorgezeigt, wurde ich vor einen verschlossenen Fensterladen geführt, vor dem eine hölzerne Bank stand, auf der ich Platz nahm. Es dauerte

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