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gab sie ein Zeichen, und ein Mädchen aus der Schloßküche brachte Champagner. Als alle ein Glas hatten, sagte die Fürstin einen Trinkspruch, dann prostete sie zuerst Christiane, dann allen anderen zu.

      Christiane war sehr gerührt. Sie bedankte sich bei allen, gab die Zügel der Stute aber nicht mehr frei. Als alle wieder bei ihrer Arbeit waren, nur noch ihre Großmutter und der Stallmeister da waren, fragte sie den: »Lieber Herr Laagen, jetzt sagen Sie mir bitte, wo Sie diese herrliche Stute herhaben?«

      »Herr Laagen hat seine außerordentlich guten Beziehungen spielen lassen«, antwortete die alte Fürstin, »Ohne sein großes Engagement hätte ich mit allem Geld der Welt dir diese Stute nicht schenken können.«

      »Pila stammt aus allerbester Zucht«, sagte der Stallmeister, »wenn Sie die Papiere in Händen haben, werden Sie es selbst sehen.«

      Christiane rieb ihre Nase an dem weichen Maul der Stute, dann gab sie deren Zügel dem Stallmeister, bedankte sich noch mal bei ihm und verließ dann mit ihrer Großmutter den Stall. Noch bevor sie beim Verwaltungsgebäude waren, kam ihnen Lothar entgegen.

      »Großmutter…!« Er deutete wieder eine Verbeugung an, dann küßte er seine Schwester auf beide Wangen. »Was macht ihr denn im Stall? Ist was passiert?«

      »Hast du etwa vergessen, daß deine Schwester ihr Staatsexamen abgelegt hat?« Fürstin Johanna sah Lothar tadelnd an.

      Der erschrak, schloß einen Augenblick benommen die Augen und entschuldigte sich dann bei Christiane.

      »Es tut mir leid«, sagte er, »aber ich habe es in der Tat völlig vergessen. Doch ich habe im Moment soviel um die Ohren, daß ich nicht weiß, wo mir der Kopf steht.«

      »Das macht gar nichts«, erwiderte Christiane. »Ich hoffe, bei dir ist alles in Ordnung?«

      »Ja, natürlich«, antwortete Lothar.

      »Wo bist du jetzt eigentlich?«

      »Ich volontiere nach wie vor in der Bank.«

      »Aha… und was hast du dann vor?« Christiane sah ihren um vier Jahre älteren Bruder fragend an. »Willst du wirklich noch ein Studium beginnen?«

      »Das wird sich zeigen«, antwortete Lothar, dann schien er es eilig zu haben. »Ich wollte eigentlich nur Bescheid geben, daß ich jetzt eine Woche oder länger nicht nach Hause kommen werde. Nicht, daß du dich sorgst.«

      »Wo können wir dich erreichen?« wollte seine Großmutter wissen.

      »Auf meinem Handy«, antwortete Lothar.

      »Und wenn du da nicht zu erreichen bist?«

      »Dann sprich auf die Mailbox. Die höre ich immer ab.« Lothar lächelte. »Also, ich bin dann weg. Wiederschauen, Großmutter.« Er sah Christiane an. »Du hast noch ein Geschenk gut bei mir.« Gleich darauf war er verschwunden.

      Noch bevor die alte Fürstin und ihre Enkelin das Schloß betreten hatten, blieb Johanna von Adelsbach stehen und sah besorgt drein.

      »Der Junge macht mir Sorgen«, sagte sie.

      »Lothar?« Christianes Stimme klang erstaunt.

      »Ja, Lothar!«

      »Und warum machst du dir Sorgen?«

      »Er nimmt das Bankvolontariat nicht ernst«, erklärte Fürstin Johanna. »Er ist manchmal eine ganze Woche nicht in der Bank. Ich habe letztens mit Herrn Eßer gesprochen, und der hat mir gesagt, daß er sich ebenfalls sorgt.«

      »Aber warum denn?«

      »Lothar ist möglicherweise in falsche Gesellschaft geraten«, antwortete Fürstin Johanna. »Eßer hat da Andeutungen gemacht. Daß Lothar Besuch von wenig vertrauenerweckenden Leuten bekommt.«

      »Oje«, murmelte Christiane, »das wäre ja nicht schön…!«

      »Nein«, erwiderte ihre Großmutter, »das wäre ganz und gar nicht schön.«

      *

      »Daß Fürstin Johanna früher eine Baronessse war und aus der gleichen Gegend stammt wie du, das hast du mir nie erzählt.« Als Nanni abends nach Hause kam, erzählte sie ihrem Großvater von der Begegnung mit der Chefin des Hauses Adelsbach.

      »Die Johanna hat dich zum Tee gebeten?« Gustav Burgner sah seine Enkelin erstaunt an.

      Die nickte. »Und geredet hat sie mit mir, als ob sie ein Mensch wie du und ich wär’.«

      »Das ist sie doch auch«, brummelte der ehemalige Gärtner der Schloßgärtnerei Adelsbach.

      »Schon«, gab seine Enkelin zu, »aber irgendwie auch wieder nicht. Sie ist schon was ganz Besonderes, die Fürstin. Sie ist eine sehr feine Dame und sie… sie ist auch sonst anders als die anderen Menschen.«

      »Jetzt hör aber auf«, erwiderte Gustav Burgner. »Ich hab’ gemeint, das Adlige würd’ dich nicht sonderlich berühren. Aber wenn ich dich so reden hör’, irr’ ich mich gewaltig. Hast du vielleicht vergessen, worüber wir uns öfter unterhalten haben?«

      »Daß zuerst der Mensch kommt und dann erst sein Titel und seine Herkunft?« Nanni sah ihren Großvater fragend an.

      Der nickte. »So ist es.«

      »Ich sag’ doch gar nix dagegen.« Nanni küßte ihren Großvater spontan auf die Wange. »Aber daß es für mich schon was Extras war, die Fürstin so persönlich kennenzulernen, das wirst du mir doch zugestehen. Und daß sie mich zum Tee gebeten hat, ist auch was Besonderes. Das macht sie nicht mit jedem.«

      Als Gustav Burgner seine Enkelin ansah, mußte er lächeln. Wenn sie sich für etwas begeisterte, dann hatte sie sehr rasch rosa Wangen, und jetzt schimmerten ihre Wangen sogar rot.

      »Hat sie dich also auch für sich eingenommen, die Durchlaucht Johanna, wie?«

      »Und ob.« Nanni nickte. »Und der ältere der beiden Prinzen ist auch hinzugekommen.«

      »Der Hans…?«

      Nanni nickte noch mal. »Er ist ein sehr fescher Mann.«

      »Seit wann schaust denn du, ob ein Mann fesch ist?« fragte Gustav Burgner.

      »Ich bin immerhin dreiundzwanzig«, antwortete Nanni.

      »Ja und…?«

      »Als die Großmutter so alt war, da warst du schon mit ihr verheiratet, und ihr hattet schon die Tante Lies.«

      »Das war was ganz anderes…!«

      Marianne lachte. »Soso, was ganz andres war es also. Die Durchlaucht hat mich auch gefragt, ob ich schon einen Freund hab’.«

      »Und was hast du geantwortet?«

      »Daß ich keinen hab’.«

      »War das nicht ein bisserl geflunkert?« wollte daraufhin ihr Großvater wissen.

      »Nein, wieso?«

      »Na, und der Robert?« Gustav Burgner musterte seine Enkelin ganz genau. »Der Herr Gartenbauingenieur hat es dir doch angetan, oder etwa nicht?«

      Nanni lachte hell auf. »Das hast du schon mal gesagt. Wie kommst du denn auf diesen Blödsinn?«

      »Seit ich mitbekommen hab’, wie er dich angesehen hat.«

      Nanni lachte noch mal. »Aber ich hab’ ihn doch nicht angesehen. Außerdem ist der Robert anderweitig verliebt.«

      »Aha, woher weißt du das denn?«

      »Das hat er mir gesagt.«

      »Und wer ist die Glückliche?«

      »Das hat er nicht gesagt.«

      Gustav Burgner und seine Enkelin Nanni saßen im Garten eines schmucken Hauses, das der Alte vor Jahren zusammen mit Nannis Vater gebaut hatte. Es lag am Ortsausgang von Adelsbach, denn auch der Ort trug den Namen des alten Adelsgeschlechts.

      Das

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