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oft aus, er würde dort wie so viele andere Leute wahre Unsummen anhäufen. Wenn er dann nach Hause käme, könnte er die riesigen Stallungen mit den schönsten Zuchtpferden füllen und zusehen, wie sie bei den klassischen Rennen die Familienfarben trugen. In Geralds Abwesenheit interessierte sich niemand außer ihr selbst für die Tiere. Wenn ihr Onkel schlechtgelaunt war, bedauerte er jeden Penny, den sie brauchte, um die gute Verfassung der Stallbewohner zu gewährleisten.

      Während sie das langgestreckte Gebäude betrat, dachte sie zufrieden, daß sie Mr. Wilbur oder anderen Interessenten in der Tat einige wunderbare Tiere vorführen konnte. Natürlich stand dem alten Sam viel zu wenig Personal zur Verfügung. Und hätte Alita nicht so hart wie der tüchtigste Stallbursche gearbeitet - wenn nicht sogar noch härter - , wäre es ihnen unmöglich gewesen, die große Anzahl von Pferden zu halten, die sie nun betreuten.

      Die Herzogin fand es selbstverständlich, daß sie stets über ein Gespann verfügen konnte, wenn sie eine Kutschenfahrt antreten wollte. Außerdem brauchte sie einige Pferde für die Saison in London, wo sie mit Hermione zu Ranelagh und Hurlingham fuhr oder grandiose Bälle besuchte.

      Der Herzog hatte festgestellt, daß sich sein Rheumatismus verschlimmerte, wann immer er ausritt, und deshalb überließ er die Jagd seiner Tochter und Alita. Letztere wußte nur zu gut, daß man ihr nicht einmal erlauben würde, auf einem Ackergaul zu jagen, hätte sie die Pferde nicht zugeritten, die ihr Onkel mit großem Gewinn verkaufen wollte, sobald sie ihre volle Leistungskraft erreichten. Sie saß perfekt im Sattel und zeigte ein bemerkenswertes Geschick auch im Training mit schwierigen Tieren. Nach der Ansicht ihrer Tante brauchte eine junge Frau keine solchen Talente. Doch der Herzog wußte die Fähigkeiten seiner Nichte zu schätzen, und der Vorschlag seiner Frau, Alita lieber in der Nähstube oder bei anderen Haushaltspflichten einzusetzen, stieß auf taube Ohren.

      »In einer Stunde kommt Seine Gnaden zu uns, Sam, dann wollen wir besprechen, was die Pferde kosten sollen. Erst wollte er mit Mr. Bates darüber reden.«

      Sam kicherte.

      »Das hätte keinen Sinn.«

      »Genau das habe ich auch angedeutet«, erwiderte Alita.

      Mr. Bates, seit dreißig Jahren Schloßverwalter, hatte es längst aufgegeben, sich in Angelegenheiten einzumischen, die den Reitstall betrafen. Er wußte, daß er den Kürzeren zog, wann immer er mit Alita über Pferde debattierte. Außerdem wurde er allmählich alt und müde und war ihr dafür dankbar, daß sie ihm einen Teil seiner Bürde abnahm.

      Als der Herzog im Stall eintraf, striegelte Alita gerade ein Pferd und pfiff dabei vor sich hin. Er schaute ihr eine ganze Weile zu, ehe Alita, die sich voll und ganz auf ihre Aufgabe konzentrierte, den Kopf hob und ihn bemerkte.

      »Hallo, Onkel Lionel!« rief sie. »Wirf doch mal einen Blick auf Double Star. Mit ein bißchen Glück müßten wir fast fünfhundert Guineen für ihn bekommen.«

      »Sagen wir tausend«, erwiderte der Herzog.

      »Tausend?«

      Er lächelte.

      »Mr. Wilbur kann sich’s leisten.«

      »Ja, natürlich«, stimmte sie zu, »aber . . .«

      Dann unterbrach sie sich und strahlte ihn an.

      »Du meinst, wir sollen alles aus ihm herausholen, was wir nur kriegen können, Onkel Lionel?«

      »So würde ich es nicht ausdrücken«, tadelte er. »Was würde deine Tante sagen, wenn sie dich so reden hörte! Aber um es kurz zu machen, die Antwort lautet ,ja‘.«

      Alita lachte leise. Wenn sie mit dem Herzog allein war, vergaß er seine pompöse Förmlichkeit, und sie unterhielten sich fast wie alte Freunde.

      »Also gut, Onkel Lionel, ich will mein Bestes tun.«

      Die Falte zwischen seinen Brauen vertiefte sich.

      »Willst du etwa mit Wilbur verhandeln?«

      Obwohl sie immer noch den Striegel in der Hand hielt, machte sie eine ausdrucksvolle Geste.

      »Wer sonst? Der alte Sam würde endlos schwatzen und nie zur Sache kommen, und Mr. Bates ist viel zu ehrlich, um mehr zu fordern als den gängigen Preis.«

      »Also gut, dann sprich du mit Wilbur.«

      »Das wird eine rein geschäftliche Unterredung«, gelobte sie. »Und er wird selbstverständlich nicht erfahren, daß ich deine Nichte bin.«

      »Du bist das Kind meines Bruders«, entgegnete er seufzend. »Das steht nun mal fest. Der Mann dürfte sich wohl kaum für deine Person interessieren, aber so sehr ich es auch bedaure - es ist wohl besser, wenn du dich unter einem anderen Namen vorstellst.«

      Alita merkte, daß sie einen wunden Punkt des Herzogs berührt hatte - eine schwache Stelle, die ihr bisher verborgen geblieben war.

      »Schon gut, Onkel Lionel«, antwortete sie sanft. »Ich werde als Miss Blair auftreten, wie bei einigen anderen Gelegenheiten.«

      Dann fuhr sie in verändertem Tonfall fort: »Schau dir auch die anderen Pferde an. Du hast sie schon lange nicht mehr alle zusammen gesehen. Sicher wirst du eine Verbesserung ihres Zustandes feststellen.«

      Während er von einer Box zur anderen wanderte, mußte er ihr beipflichten. Er war ehrlich genug, um sich einzugestehen, daß er ihr zu Unrecht Vorwürfe wegen der großen Ausgaben für den Stall gemacht und mit der kategorischen Weigerung, ihr mehr Geld zur Verfügung zu stellen, einen schweren Fehler begangen hatte.

      Sie gingen weiter, und er sah, wie makellos sauber die Boxen waren. Die Pferde fühlten sich sichtlich wohl, wenn sie auch zerrissene oder fadenscheinige Decken trugen. Und die Wände hätten einen neuen Anstrich vertragen.

      Als könnte sie seine Gedanken lesen, sagte Alita: »Ich wollte den Stall ein bißchen verschönern, aber dazu fehlt mir einfach die Zeit.«

      Er legte eine Hand auf ihre Schulter.

      »Du hast mehr getan, als es jemand anderes unter diesen Umständen zuwege brächte, meine Liebe, und ich bin dir sehr dankbar. Wenn du gute Preise erzielst, bekommst du zur Belohnung ein neues Kleid.«

      »Und wann soll ich das anziehen?« fragte sie.

      Drückendes Schweigen folgte diesen Worten, dann verstärkte sich der Druck der Hand auf ihrer Schulter, und der Herzog wandte sich seufzend ab.

      Warum bin ich so albern? überlegte sie, als er ins Haus zurückgekehrt war. Er wollte nur freundlich sein. Ich hätte das Kleid annehmen sollen, selbst wenn ich es nur den Pferden vorführen kann. Bei diesem Gedanken lächelte sie, aber um ihren Mund und im Ausdruck ihrer Augen lag ein bitterer Zug.

      Clint Wilbur ritt durch seinen neu erworbenen Park, schätzte das Alter der hohen Eichen ab und beobachtete das Wild. Plötzlich hatte er eine Idee. Heute abend wurde er auf Langstone, dessen Ländereien an die seinen grenzten, zum Dinner erwartet. Der Herzog hatte von seinen Pferden gesprochen, und Clint beschloß, sich die Tiere anzusehen, ehe nach dem Essen eventuelle Verkaufsverhandlungen beginnen würden. Immer wieder begegnete er Leuten, die ihm auf die eine oder andere Weise Geld zu entlocken versuchten. Zu seiner Überraschung mußte er feststellen, welch gute Geschäftsmänner die Engländer waren - zu jeder Tages- und Nachtzeit bereit, einen Handel abzuschließen. Allein schon der Gedanke an seine Millionen schien sie zu veranlassen, die Hände nach seinen Taschen auszustrecken.

      Intelligent und scharfsinnig, wie er war, schätzte er es nicht, als Trottel zu gelten. Deshalb tat er alles, um zu verhindern, daß er in einen solchen Ruf kam. Nachdem er bei jenem Gespräch über die herzoglichen Pferde das Glitzern in den Augen des Besitzers gesehen hatte, bezweifelte er nicht, daß das Thema auch abends beim Portwein zur Sprache kommen würde.

      Diese Tiere will ich mir ganz genau anschauen, nahm sich Clint vor. Und wenn sie nichts taugen, werde ich behaupten, bereits alle Pferde zu haben, die ich brauche, und mich nicht für weitere zu interessieren.

      Das Schloß war leicht zu finden, denn es lag auf einer Anhöhe, und den Turm mit der herzoglichen

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