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      Impressum

      © 1976/2014 Pabel-Moewig Verlag GmbH,

      Pabel ebook, Rastatt.

      ISBN: 978-3-95439-294-0

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

      Inhalt

       Kapitel 1.

       Kapitel 2.

       Kapitel 3.

       Kapitel 4.

       Kapitel 5.

       Kapitel 6.

       Kapitel 7.

      1.

      Ferris Tucker versuchte die grüne Dunkelheit, die ihn umgab, mit seinen Blikken zu durchdringen. Aber das war leichter gedacht als getan, denn gerade an Steuerbord schattete der mächtige Rumpf der „Isabella V.“ die Sonne ab.

      Der hünenhafte Schiffszimmermann tastete nach dem Unterwasserschiff der Galeone. Dabei tauchte er tiefer und tiefer, obwohl er die ersten Anzeichen des einsetzenden Luftmangels bereits spürte. Aber er gab nicht auf, er wußte, daß er den Grund der Barriere erreichen mußte, denn nur so konnte er das herausfinden, was er für alle weiteren Schritte, die sie zum Flottmachen der Galeone unternehmen würden, wissen mußte.

      Je tiefer er tauchte, desto stärker wurde die Strömung, die ihn zusätzlich behinderte.

      Der Teufel hole diese ganze verdammte Karibik! dachte er erbittert, und gleich darauf zwang ihn der stärker werdende Luftmangel endgültig, wieder aufzutauchen.

      Ferris Tucker stieß sich ab. Er spürte, wie ihm das Herz gegen die Rippen zu pochen begann, wie erste Stiche seine Lungen durchzuckten. Dann brach er durch die Wasseroberfläche und sog die Lungen gierig voll Luft.

      Dan O’Flynn, der neben den anderen am Steuerbordschanzkleid lehnte, grinste ihn an.

      „Na, altes Walroß?“ frotzelte er. „Man müßte eben Kiemen haben wie ein Fisch, was? Aber dann brauchtest du eben auch kein Schiff wie die ‚Isabella‘! Also, raus mit der Sprache: Wie sieht’s aus da unten?“

      Ferris Tucker starrte das Bürschchen an und spürte, wie ihm der Kamm zu schwellen begann.

      „Wenn du so neugierig bist, Junge“, sagte er und wußte dabei ganz genau, wie fuchsteufelswild Dan immer wurde, wenn ihn einer mit „Junge“ anredete, „dann sieh doch selber mal nach. Und vielleicht sehen vier Augen mehr als zwei. Also, kommst du nun, oder hast du die Hose schon jetzt gestrichen voll?“

      Dan lief puterrot an.

      „He, du rothaariger Affe, du riskierst aber eine ganz schöne Lippe dafür, daß du noch immer nichts rausgefunden hast. Na ja, du gehörst ja zur Schiffsführung, War das nun ein Befehl oder nicht?“ fragte Dan und wollte sich halb totlachen über seinen Witz. Dabei bemerkte er nicht, wie sich Edwin Carberry, der Mann mit dem Rammkinn und den Narbengesicht, von hinten an ihn heranpirschte. Und ehe sich’s Dan versah, hatten die Pranken des einstigen Profos’ der „Marygold“ ihn gepackt.

      „Ob das ein Befehl war, wolltest du wissen?“ grollte er aufgebracht, und er kümmerte sich nicht im geringsten um das Gezappel und das wilde Wutgeschrei, das Dan anstimmte. „Klar war das ein Befehl, Junge. Und damit du es auch glaubst, bringt der alte Carberry dir das jetzt bei!“

      Gedankenschnell ließ seine Rechte los, während die Linke nach einem Tauende griff, das von der Nagelbank des Großmastes herabhing. Mit einer blitzschnellen Bewegung fetzte er Dan den Tampen über den Hintern, daß dem Jungen augenblicklich die Luft ausblieb. Anschließend hob er ihn hoch und schleuderte ihn ins Wasser.

      „So, du lausige Kakerlake!“ brüllte er. „Wenn du wieder an Bord enterst und nicht weißt, wie es da unten unter dem Schiffsboden aussieht, dann ziehe ich dir persönlich die Haut in Streifen von deinem Affenarsch ab! Ich werde dir schon beibringen, wie du mit erwachsenen Männern zu reden hast!“

      Die Crew grölte vor Vergnügen, während Dan wilde Verwünschungen gegen Carberry ausstieß. Alle kannten den Lieblingsspruch Carberrys zur Genüge, und jeder einzelne Mann an Bord der Galeone wußte, was es mit diesen wilden Drohungen des Profos’ in Wirklichkeit auf sich hatte – nämlich nichts. Er war ein prächtiger Kerl, zwar knallhart und ein Kämpfer, wie ihn der Seewolf sich gar nicht besser wünschen konnte, aber Carberry verbarg unter seiner rauhen Schale ein gutes Herz. Wenn er auch unter Drake Profos gewesen war, er haßte es, zu foltern oder zu schlagen – abgesehen von einem gelegentlichen Hieb mit dem Tauende, der bisweilen Wunder wirkte, wenn ein Mann zu lahmarschig war oder sonst allzudeutlich seine Mucken hatte.

      Deshalb grinste er jetzt zu Dan hinunter.

      „Wenn du nicht gleich verschwunden bist, du Ratte, dann lasse ich dich kielholen. Tauchen habe ich gesagt, kapiert?“ Er brüllte, daß das Deck unter seiner Stimme erzitterte.

      Dan verschwand wie der Blitz, wieder unter dem Gelächter der Crew, und Ferris Tucker folgte ihm grinsend in die grünblaue Tiefe.

      Jean Ribault, der Franzose, sah Carberry an, und auch er konnte sich kaum das Lachen verbeißen.

      „Man, Ed, ich an deiner Stelle würde mich jetzt vor Dan in acht nehmen. Wenn der wieder an Bord steigt, frißt er dich mit Haut und Haaren.“

      Edwin Carberry lachte dröhnend.

      „Haha – er frißt den alten Carberry mit Haut und Haaren! Meinst du nicht, daß sich so ein grüner Hering an einem alten Hai wie mir die Zähne ausbeißen wird? Ho, ich …“

      Carberry starrte den Franzosen plötzlich entgeistert an, denn Jean Ribault war herumgefahren und einige der Männer ebenfalls.

      „He, was ist los, was habt ihr verdammten Affenärsche denn auf einmal …“

      Auch Carberry verstummte. Genau wie seine Gefährten hatte auch er jetzt die dreieckige Rückenflosse entdeckt, die pfeilschnell auf die Galeone zuschoß. In dem klaren Wasser war deutlich ein langer Körper mit einem eigenartigen, hammerförmigen Kopf erkennbar.

      Carberry erstarrte. Er kannte diesen Fisch. Er hatte davon gehört und wußte, daß er zu den angriffslustigsten und blutgierigsten Räubern der Karibik gehörte.

      „Mein Gott, Jean – ein Hammerhai! Und was für einer!“ Carberry flüsterte nur, aber dann brüllte er plötzlich auf. „Verdammt, wollen wir etwa zusehen, wie diese Bestie Dan und Ferris zerfleischt? Da, das Biest taucht, es hat die beiden bemerkt!“

      Carberry redete nicht weiter, sondern er handelte. Mit einer blitzschnellen Bewegung riß er sein langes Entermesser heraus, schwang sich auf das Steuerbordschanzkleid der „Isabella“ und sprang. Aufspritzend schloß sich die blaugrüne See über ihm.

      „Der ist wahnsinnig geworden, der hat sie ja nicht mehr alle, der …“

      Die Männer schrien wie wild durcheinander, aber dann erlebten sie ihre nächste Überraschung.

      Der Seewolf hatte das alles beobachtet und stürmte heran. Hinter ihm Ben Brighton, Smoky und Blakky. Noch bevor sie zur Stelle waren, schwang sich der Franzose ebenfalls über das Schanzkleid. Er verschwand sofort in der Tiefe, das breite Messer zwischen den Zähnen.

      Der Seewolf hatte das Schanzkleid erreicht. Wortlos starrte er in die Tiefe, in der eben Carberry und Jean Ribault verschwunden waren.

      Die Männer an Bord der „Isabella“

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