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zum Einsturz gebracht wurde. Rucksacktouristen sind nicht unbedingt rücksichtsvoller. Durch Lagerfeuerchen in Mayaruinen, die auch heute noch in schwer unzugänglichen Gefilden um Machu Picchu zu finden sind, wird immer noch erheblicher Schaden verursacht.

      Die Spanier haben bei ihrem Verwüstungszug durch Südamerika vor Jahrhunderten Machu Picchu nicht entdeckt. Sie hätten die geheimnisvolle Ruinenstadt sicher vollkommen zerstört.

      Irgendwann wurde von Meistern der Steinmetzkunst so etwas wie das »Ur-Machu Picchu« gebaut. Die Inkas übernahmen die wuchtigen Ruinen. Sie bauten auf den alten Fundamenten weiter. Irgendwann wurde die Stadt verlassen, vergessen und »verloren«!

Aufstieg_zur_Mondpyramide

      Aufstieg zur Mondpyramide

      Endlich habe ich die Gipfelplattform der Mondpyramide erreicht. Stufe für Stufe habe ich mich über die schier endlose Treppe an der Frontseite von Plattform zu Plattform hochgekämpft. Die Luft ist dünn. Jeder Schritt fällt schwer – in 2.200 Meter über Normalnull. Von der Millionenmetropole Mexico City scheint ein beißender Geruch herüber zu wehen. Das wäre kein Wunder angesichts der extremen Luftverschmutzung, die die Riesenstadt erzeugt.

      Endlich stehe ich auf der »plataforma adosaba«, auf der abschließenden Plattform, 65 Meter über der staubigen »Straße der Toten«. Ich bin außer Atem, setze mich erschöpft und schwitzend auf den harten Stein. Ich weiß:

      1906 hat Leopoldo Batres das gewaltige Bauwerk freigelegt. Er hat es förmlich ausgegraben, lag es doch unter einem wenig ansehnlichen Hügel.

      Als der spanische Eroberer Hernando Cortez am 8. November 1519 im Hochtal von Mexico City auftauchte, lag die einst so stolze Mondpyramide unter einem über viele Jahrhunderte hinweg von der Natur angehäuften Berg. Cortez zog achtlos am verborgenen Monument vorbei. Ihn und seine räuberische Bande von Plünderern zog es in die Metropole Tenochtitlan, auf mehreren Inseln im westlichen Teil des Texcoco-Sees gelegen. Selbst Hernando Cortez zollte der Riesenstadt, die zu ihren Glanzzeiten Hunderttausenden von Menschen eine Heimat bot, seine Bewunderung. Er berichtete Kaiser Karl V.: »Alle Straßen sind der Länge nach von Kanälen durchzogen, so dass zwischen ihnen eine Wasserverbindung besteht Über diese Kanäle, von denen einige sehr breit sind, führen Brücken.«

      Bernal Diaz del Castillo: »Wir staunten und sagten, das gliche den Wundern, von denen im Amadis, dem berühmten Ritterroman, berichtet wird, denn diese riesigen Türme und Pyramiden und Gebäude im Wasser waren alle aus Stein gebaut. Einige unserer Soldaten fragten sich daher, ob das, was sie sahen, nicht ein Traumbild sei.

      Hier hausten also die »barbarischen Azteken«, denen sich die »zivilisierten Europäer« so überlegen fühlten. Allerdings lebten sie weitaus kultivierter als die Christenheit im fernen Europa. Während der europäische Hofadel von Körperhygiene wenig hielt und üble Gerüche mit Parfüms übertünchte, vertrauten selbst die einfachen Bewohner von Tenochtitlan auf die reinigende Wirkung von Dampfbädern.

      Als anno 1600 Giordano Bruno in Rom grausam gefoltert und als »Ketzer« verbrannt wurde, blühte auf einem riesigen Areal (rund 1.000 Hektar groß) eine echte geradezu moderne Metropole. Selbst die kleinen, einstöckigen Häuser hatten alle einen geräumigen Innenhof, wo Gemüse und Blumen angebaut wurden. Elendsviertel wie in Europa waren unbekannt. Vier Hauptbezirke gab es: den »Ort der Blumenblüte«, den Tempelbezirk mit seinen fantastischen Monumenten, die »Region der Mücken« und die »Wohnstätte der Reiher«.

      Die hochstehende Kultur, die erstaunliche Zivilisation der Azteken interessierte die goldgierigen Spanier überhaupt nicht. In einem blutigen Kampf eroberten sie dank ihrer überlegenen Waffen die einstige Metropole. Sie ermordeten die Bewohner in einem unbeschreiblichen Blutbad und plünderten die Stadt. Sie verwüsteten Tenochtitlan gründlich. Sie zerstörten eine Kultur So erlosch eine Stadt, die jener der europäischen Hauptstädte überlegen war.

      Ausgrabungen archäologischer Art sind heute so gut wie unmöglich. Die Millionenstadt Mexico-City beansprucht wie ein gieriger, ständig wachsender Krake die einst so bedeutsame Region. Gewaltige Slums überziehen wie ein Geschwür das Land, dessen Geschichte von echter Zivilisation zeugte. Das kann man von den marodierenden Eroberern nicht gerade behaupten.

      Von der Sonnenpyramide aus blicke ich nach höllisch anstrengendem Aufstieg auf die »Straße der Toten«. Sie war einst die zentrale Achse, die durch die Stadt Teotihuacán führte. Vermutlich bestand erst der vier Kilometer lange und 45 Meter breite Sakralweg. Die Stadt Teotihuacán wurde später rechts und links davon errichtet. Die Azteken waren nicht die Bauherren der monumentalen Gebäude. Sie fanden sie bereits vor, schrieben sie mythischen Göttern aus uralten Zeiten zu. Einst sollen sich hier – während der mythischen »Nachtzeit« – Gottheiten versammelt und über die Menschen beraten haben.

Die_Strasse_der_Toten

      Die Straße der Toten

      In Teotihuacán dürften eins Hunderttausende gelebt haben: in einer am Reißbrett entwickelten Riesenmetropole, die sich einst über 20 (oder mehr!) Quadratkilometer erstreckte. Der Rio San Juan floss durch die Stadt, aber nicht in seinem natürlichen Bett. Er wurde kunstvoll kanalisiert und den Wünschen der Stadtarchitekten angepasst.

      Von der einst so stolzen Stadt ist so gut wie nichts übriggeblieben: nur die »Straße der Toten«, flankiert von steinernen Plattformen und massiven Gebäuden. Fakt ist: Der Name »Straße der Toten« wurde von den Nachkommen der Azteken ersonnen, als Teotihuacán längst verschwunden war. Damals waren die Pyramiden und Gebäude rechts und links der Straße nur noch als »natürliche« Hügel zu erkennen. Auch die Namen »Sonnen-« und »Mondpyramide« stammen nicht von den Erbauern dieser rätselhaften Denkmäler. Wie sie einst hießen, das ist unbekannt.

      Erst im Verlauf der letzten 100 Jahre wurden die Überreste der »Straße der Toten« ausgegraben und vermessen. Hugh Harleston kam zu einem verblüffenden, kühn anmutenden Ergebnis.

      Seiner Überzeugung nach handelte es sich bei der Straße mit ihren Gebäuden und Pyramiden um ein erstaunlich exaktes Modell unseres Sonnensystems! Im »Teotihuacán-Modell« beträgt die Entfernung Sonne-Erde 96 Einheiten, Merkur hat einen Abstand von 36, Venus einen von 72 und Mars einen Abstand von 144 Einheiten! Doch damit nicht genug: Auch der Asteroidengürtel ist im Modell zu finden: als künstlich angelegter Kanal.

      Planet Saturn soll einst auch im Modell durch ein Gebäude gekennzeichnet worden sein. Es wurde dem Zufahrtsweg für Touristen geopfert und abgetragen. Mehr als erstaunlich ist, dass auch die Planeten Uranus, Neptun und Pluto den Erbauern von Teotihuacán bekannt gewesen sein müssen. Dabei wurden diese drei Sonnentrabanten erst in den Jahren 1781, 1846 und 1930 entdeckt!

      Sollte also die »Straße der Toten« als »Straße der Sonne und ihrer Planeten« angelegt worden sein? War sie einst ein sakraler Weg, eine Art Pilgerweg einer vergessenen Religion der Astronomie? Martin Lehman schrieb in der Fachzeitschrift »Discover« (1): »Unsereins steht fassungslos vor den mathematischen Tatsachen, welche die Erbauer von Teotihuacán angewandt haben. Doch führt uns dieses Beispiel wieder vor Augen, wie wenig wir von unserer Vergangenheit wirklich wissen.«

      Angeblich war die »Sonnenpyramide« einer Muttergöttin geweiht. Sollte also die »Straße der Toten« ursprünglich von den Vertretern eines matriarchalischen Kults errichtet worden sein, zu Ehren einer, vielleicht gar der Muttergöttin? Wesentliches Kennzeichen von sakraler Verehrung der Urgöttin war die ewige Wiederkehr, war der ewige Kreislauf des Lebens. Im Mittelpunkt stand nicht der Gläubige als Individuum, der auf sein persönliches Weiterleben nach dem Tod hoffte. »Ewiges Leben« wurde nicht egozentrisch gesehen. Nicht der einzelne Mensch hatte ein ewiges Leben als Individuum. Unsterblich und ewig war das Leben selbst, wie die Natur.

      Frühling, Sommer, Herbst und Winter kehrten im ewigen Kreislauf des Lebens wieder. Auf den Frühling mit seinem Wachstum der Pflanzen folgten der Sommer (der die Ernte reifen lässt), der Herbst (also

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