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Agatha hatte bereits den zweiten Ziegelstein auf den Weg gebracht und das Ziel verfehlt. Es war ihre Absicht gewesen, das noch heile Fenster zu zertrümmern, doch der Ziegelstein nahm einen anderen Weg und krachte durch das bereits zertrümmerte Fenster. Und dieser kantige, nicht gerade leichte Stein landete auf der Brust einer Person, die sich leichtsinnigerweise dem Fenster genähert hatte.

      Der Mann ächzte dumpf, als der Ziegelstein auf seiner Brust Platz nahm. Dann kippte der Mann nach hinten weg und landete krachend auf dem Boden. Dabei riß er hörbar einen Tisch um, auf dem Flaschen und Gläser gestanden hatten. Der Lärm war dementsprechend.

      Josuah Parker hatte neben der Eingangstür Position bezogen und brauchte nicht lange zu warten, bis er schnelle Schritte hörte. Dann wurde die Tür vorsichtig aufgezogen. Ein Kopf schob sich langsam vor.

      Parker wartete höflich, bis der Besitzer des Kopfes seinen Körper folgen ließ. Erst dann langte der Butler kurz und knapp mit seinem Schirmgriff zu.

      *

      »Falls die Herren zu hart getroffen worden sein sollten, mögen Sie dies entschuldigen«, schickte der Butler voraus, als die beiden Männer wieder zu sich kamen. Sie saßen auf einer gepolsterten Eckbank, die in einer Art Privatbüro stand. Parker hatte die Kerle mit Handfesseln aus Plastik bedacht.

      Einer der beiden – es war der, der mit Parkers Schirmgriff Bekanntschaft geschlossen hatte – trug einen nicht gerade billigen, modischen Sportanzug, der zweite Mann hingegen steckte in einem blauen Overall. Er war von Myladys Wurfgeschoß zu Boden gestreckt worden.

      »Mister Les Maliers, wie zu vermuten ist.« Parker wandte sich an den Mann im Sportanzug. »Sie warten sicher auf eine Meldung des . Mister Charly Cantner, nicht wahr?«

      »Für diesen Überfall werdet ihr noch bluten«, drohte Maliers, der auf Parkers Frage hin leicht genickt hatte. »Was soll der ganze Quatsch? Habt ihr keine Ahnung, auf was ihr euch da eingelassen habt? Wer hat euch geschickt?«

      »Sie werden sich mit Myladys Gerechtigkeitssinn auseinanderzusetzen haben«, erwiderte Parker.

      »Das soll ’ne Lady sein?« Les Maliers lachte höhnisch und kassierte umgehend eine Ohrfeige der älteren Dame. Maliers fiel seitlich gegen den Overallträger und schnappte nach Luft. Tränen schossen ihm in die Augen.

      »Weiter so, junger Mann«, meinte die ältere Dame und lächelte einladend. »Genieren Sie sich nicht.«

      »Sie sind ein Strohmann der Bau-Mafia, Mister Maliers«, sagte Parker im Ton einer Feststellung. »Mylady wünscht zu erfahren, wie die Namen der Verantwortlichen lauten.«

      »Sie sind wirklich ’ne echte Lady?« wunderte sich Maliers und zog sicherheitshalber den Kopf ein. »Ich meine, ich glaub’s fast...«

      »Und dies ist Mister Parker«, stellte die ältere Dame vor. »Er fragt in meinem Sinn, junger Mann.«

      »Namen zur Bau-Mafia?« Maliers verdrehte die Augen. »Wenn ich Namen wüßte, würd’ ich doch längst nicht mehr leben.«

      »Sie haben für die erwähnte Bau-Mafia Mister Cantner zu Mister Landby geschickt, um dort Unterlagen zu erpressen«, fuhr der Butler fort. »An wen sollten diese Unterlagen weitergereicht werden?«

      »Die wären hier abgeholt worden.«

      »Nachdem Sie den Vollzug auf welche Art gemeldet hätten, Mister Maliers?«

      »Ich hätte in ’nem Privatclub einen Mister Servans ausrufen lassen. Das hätte schon gereicht.«

      »Eine Art Codewort, Mister Maliers?«

      »Nehme ich doch an«, bestätigte der Baustoffhändler. »Ein Servans hätte sich bestimmt nicht gemeldet, aber der hätte Bescheid gewußt und dann seinerseits irgendwo angerufen.«

      »Demnach scheint man sich sehr gut abzuschotten.«

      »Wie gut die Bau-Mafia ist, werden Sie noch merken, darauf können Sie sich verlassen.« Maliers drohte schon wieder. Er schien die Ohrfeige bereits vergessen zu haben.

      »Glaube ich diesem Subjekt, Mister Parker?« fragte die ältere Dame ihren Butler.

      »Mylady bestehen selbstverständlich darauf, Einsicht in gewisse Geschäftsunterlagen nehmen zu können.«

      »Moment mal, was für Geschäftsunterlagen?« protestierte Maliers.

      »Mylady interessiert sich dafür, wen Sie hauptsächlich beliefern, Mister Maliers. Daraus wird man dann gewisse Schlüsse ziehen.«

      »Was Sie da machen wollen, ist ungesetzlich«, empörte sich Maliers.

      »Ich weiß, junger Mann«, entgegnete die ältere Dame süffisant.

      »Ich werde Sie verklagen«, drohte der Baustoffhändler.

      »Das ist Ihr gutes Recht«, sagte Agatha Simpson. »Mister Parker, die Unterlagen. Ich werde mir Notizen machen, das heißt, eigentlich könnten Sie dies für mich erledigen. Ich kann mich schließlich nicht um jede Kleinigkeit kümmern.«

      Josuah Parker betrat das angrenzende Büro und blieb vor einem hohen Aktenschrank stehen. Dann machte er sich daran, nach Spuren zu suchen.

      *

      Es dauerte etwa zwanzig Minuten, bis ein Mini-Cooper auf dem Bauhof erschien und sich der Bürobaracke näherte.

      Der Butler hatte Les Maliers gebeten, den Pub anzurufen und nach einem Mr. Servans zu fragen. Der Baustoffhändler war dem Wunsch nachgekommen und hob jetzt den gesenkten Kopf. Auch er hatte den sich nähernden Wagen gehört.

      »Der Bote, der die bewußten Unterlagen abholen soll«, vermutete Josuah Parker.

      »Sie legen sich da mit Leuten an, die Ihnen überlegen sind«, warnte Les Maliers noch mal.

      »Reden Sie keinen Unsinn, junger Mann«, schaltete die energische Dame sich ein. »Falls Sie gleich einen Warnruf ausstoßen, bekommen Sie Ärger mit meiner Hutnadel.«

      Sie hielt das betreffende Instrument bereits stoßbereit in der rechten Hand und machte Les Maliers deutlich, wie gefährlich er momentan lebte.

      Butler Parker stand bereits vorn am Eingang. Die Tür war spaltbreit geöffnet. Er beobachtete zwei Männer, die sich aus dem Mini-Cooper schälten, sich hochreckten und dann zum Eingang schritten. Sie hatten keinen Verdacht geschöpft und redeten munter miteinander.

      »Hallo, jemand im Bau?« rief einer der beiden Boten, während er die Tür aufstieß.

      »Man erwartet Sie bereits«, gab Josuah Parker zurück und benutzte den bleigefüllten Bambusgriff seines Regenschirmes, um die beiden Männer blitzschnell außer Gefecht zu setzen. Bevor sie überhaupt begriffen, was los war, lagen sie bereits leicht betäubt auf dem Boden.

      Als sie wieder zu sich kamen, merkten sie erst mit einiger Verspätung, daß ihre Hände gefesselt waren. Sie blickten Parker aus großen, erstaunten Augen an.

      »Die Begrüßung wird Ihnen sicher unpassend vorgekommen sein«, schickte der Butler voraus. »Aber meine Wenigkeit wollte verhindern, daß Sie nach Ihren Waffen griffen, die sich inzwischen im Besitz meiner Person befinden.«

      »Hast du uns das eingebrockt?« fragte der Wortführer der beiden Boten Les Maliers mit giftigen Blicken.

      »Ich bin genauso reingefallen wie ihr«, verteidigte sich der Baustoffhändler wütend.

      »Schuldzuweisungen sollten die Herren vielleicht später vornehmen«, schlug Parker vor und wandte sich an die Boten. »Sie sollten gewisse Unterlagen wohin bringen?«

      »Was für Unterlagen?« tat der Wortführer arglos. Er war mittelgroß, schlank und hatte ein schmales Gesicht mit flinken Augen.

      »Wer von Ihnen ist Servant?« wollte Mylady wissen.

      »Mylady spricht von einem Mister Servans«, korrigierte Parker beiläufig.

      »Nie von gehört«, behauptete der Mann mit dem Fuchsgesicht.

      »Sollten

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