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Moonlight Romance Staffel 2 – Romantic Thriller. Scarlet Wilson
Читать онлайн.Название Moonlight Romance Staffel 2 – Romantic Thriller
Год выпуска 0
isbn 9783740943066
Автор произведения Scarlet Wilson
Жанр Языкознание
Серия Moonlight Romance Staffel
Издательство Bookwire
»Wenn du dich bei mir unterhakst, Tantchen, kannst du den Stock daheim lassen«, schlug sie ihr deshalb vor. Insgeheim war die junge Frau erschrocken. Nicht über Claudias Gehhilfe; die fand sie im Gegenteil sehr vernünftig. Ein Sturz mit unabsehbaren Folgen wäre das Letzte gewesen, was ihre Tante jetzt noch brauchen könnte.
Was sie in zunehmendem Maße irritierte, waren ihre eigenen gewaltigen Gedankensprünge, die sich in letzter Zeit zu häufen schienen. Eigentlich waren es ja gar nicht nur »Gedanken« – sie empfand sowohl ihre eigenen Handlungen und Erlebnisse als auch die der anderen Beteiligten an den verschiedenen Örtlichkeiten als vollkommen real!
Es fühlte sich für sie an, als ließe sie keine Erinnerungen Revue passieren, sondern erlebte diese Geschehnisse aktiv mit! Und doch wieder nicht, wenn sie sich das Verhalten der anderen vor Augen hielt, die sie hartnäckig übersahen …
»Was, um Himmels willen ist bloß los mit mir?«, fragte sie sich im Stillen. »Irgendetwas stimmt nicht! Bin ich vielleicht schizophren?«
Wenn Maja es recht bedachte, hatten diese Zustände … (ja, worum handelte es sich denn eigentlich? Um Ausfälle?) begonnen, nachdem sie … Erneut stockten ihre Gedanken. Sie konnte sich nicht mehr an den Anlass oder den Auslöser erinnern, der diese Sprünge in ihrer Erlebniswelt verursacht hatte; wobei die zeitlichen Abstände dazwischen, in denen sie komplett abschweifte, immer kürzer wurden.
»Ich muss krank im Kopf sein!«
Diese Feststellung beunruhigte Maja ungeheuer. ‚Womöglich stellt sich noch heraus, dass nicht meine Tante den Gehirnschlag erlitten hat, sondern ich?«
Aber dieser Gedanke war zu absurd und sie schob ihn als absolut abwegig beiseite. Es gab immerhin ihren Cousin Jens als Zeugen, oder? Sie musste unbedingt nachfragen, wo der Bursche sich eigentlich aufhielt.
Sie riss sich – wieder einmal – zusammen und konzentrierte sich auf Claudia, die ihr Angebot zwar freundlich, aber bestimmt ablehnte.
»Nett von dir, Kind! Aber es ist besser, ich fange gar nicht erst an, mich allzu sehr an deine Hilfe zu gewöhnen. Es ist vernünftiger, meint Joachim Kremer, mein Hausarzt, wenn ich möglichst früh aufhöre, mich auf andere zu verlassen. Ich will ja, so schnell wie es nur geht, alles wieder aus eigener Kraft schaffen.
Selbst den Gehstock soll ich demnach nur hin und wieder einsetzen. Eigentlich dient er mir mehr als moralische Unterstützung und zur Beruhigung, falls ich unsicher sein sollte.«
Im ersten Moment war Maja total verwirrt. Wovon um Gotteshimmelswillen redete Claudia denn bloß?
Dann fiel ihr zum Glück ein, dass sie vor noch nicht mal einer Minute der Tante angeboten hatte, sich auf ihren Arm zu stützen, um die Treppenstufen zu meistern …
*
Starr und mit bösartig-hämischem Gesichtsausdruck blickte die Besucherin auf die Kranke, die wie üblich keinerlei Regungen zeigte, nieder.
Seit längerer Zeit schon hatte Tina Maurer sich innerlich von ihrem gutmütigen Lebensgefährten Peter Daubner abgewandt und sich in Bernd Hoferrichter, den Verlobten ihrer angeblich besten Freundin Maja, Hals über Kopf verliebt. Auf alle möglichen Arten hatte sie zwar versucht, ihn der anderen abspenstig zu machen, aber bisher ohne Erfolg.
Am besten, fand Tina, war ihr die Masche der Ratsuchenden gelungen, die sich verzweifelt dem klugen, herzensguten Freund weinend an den Hals warf, um ihm ihr Leid mit dem groben und unsensiblen Peter zu klagen. Genützt hatte es ihr nichts. Auch als sie dazu überging, ihm die tollsten Komplimente zu machen und zu ihm aufzublicken, als wäre er Einstein und George Clooney in Personalunion, brachte sie das keinen Schritt weiter.
Der Feigling schien es zwar zu genießen, dass sie sich für ihn nicht nur als Freund, sondern seit neuestem auch als möglichen Liebhaber interessierte; aber er hatte keinerlei Anzeichen erkennen lassen, die ihr ein tatsächliches Eingehen auf ihre Wünsche signalisierten.
So hatte sie wirklich nicht mehr gewusst, wie sie ihn auf sich »aufmerksam« machen sollte, ohne sich total zu outen – und womöglich zu blamieren, falls er wider Erwarten doch nicht anbiss. Etwas, das es natürlich gar nicht geben durfte!
»Bisher habe ich noch jeden bekommen, den ich wollte!«, dachte sie in völliger Selbstüberschätzung. ‚Wahrscheinlich ist Bernd nur viel zu schüchtern und getraut sich einfach nicht, seiner langweiligen Lehrerin den Laufpass zu geben!«
Ehe Tina Maurer tatsächlich ernsthaft mit dem Gedanken gespielt hatte, die Sache als aussichtslos aufzugeben und sich – mangels besserer Alternativen – wieder mit Peter zu versöhnen, hatte sich Majas Unfall mit dem Autofahrer ergeben! Ein wahrer Glücksfall in Tinas Augen, den es für ihre Zwecke zu nutzen galt.
Schon als ganz junges Mädchen, kaum dem Kindesalter entwachsen, hatte ihr eine alte Frau, eine sogenannte »Hellseherin«, prophezeit, sie würde im Erwachsenenalter Hexenkräfte entwickeln, welche sie in die Lage versetzen würden, Menschen, denen sie übel wollte, allein durch die Macht ihrer bösen Gedanken ernsthaft zu schaden.
»Du bist gefährlich, Kind!«, hatte die Alte behauptet. »Ich möchte dir später einmal nicht begegnen und deinen Unwillen erregen, aus Angst, du würdest mich vernichten!«
Jetzt hatte Tina, die den Vorfall eigentlich längst vergessen hatte, endlich die Gelegenheit, ihre besondere »Gabe« auszuprobieren! Ihr Opfer, die ohne Bewusstsein hilflos im Bett liegende Maja, sollte ihr erstes Versuchsobjekt werden.
Ohne die geringsten Skrupel verfolgte Tina ihr Ziel. Ihr Gewissen hatte sie vorsorglich zum Schweigen gebracht, indem sie sich einredete, es sei schließlich ihr gutes Recht, »mit allen Mitteln« um ihre angeblich »große Liebe« zu kämpfen …
Nachdem sie herausfand, dass Bernd am Nachmittag ins Krankenhaus zu kommen pflegte, wählte sie jeweils den Vormittag, um als gute und untröstliche Freundin ihre Visiten abzuhalten. Jeweils eine ganze Stunde lang würde sie ihre bösen Gedanken auf die Ärmste richten und dieser – wenn möglich – so weit wie nur möglich schaden.
Ihre gemeine Schadenfreude kannte kaum Grenzen, als sie bemerkte, dass die Übertragung negativer Gefühle wirkte! Sogar eine zeitweilige Besserung – Maja wurde wach und konnte sogar ein wenig sprechen – vermochte Tina mit ihrer perfiden Methode wieder rückgängig zu machen: Maja versank erneut in Schlaf und Träumen und nahm nichts mehr von ihrer Umgebung wahr.
Das einzige, was Tina als lästig empfand, war der Umstand, dass sie gezwungen war, Maja bei ihrer Art von »Behandlung« zu berühren und gewisse Formeln zu murmeln; sie musste daher unbedingt darauf achten, von keinem Arzt und keiner Pflegekraft beobachtet zu werden. Man könnte eventuell Verdacht schöpfen, wenn sie sie dabei ertappten, wie sie sich an der Hilflosen zu schaffen machte …
Außerdem war es unbedingt erforderlich, dass sie jeden Tag im Krankenhaus erschien, um die Schwerverletzte mental zu beeinflussen. Das mochte manchmal schwierig sein, aber es hatte sich gut bewährt. Neulich, als sie zwei Tage Pause bei ihren Besuchen eingelegt hatte, war es Maja prompt besser gegangen: Sie war sogar für längere Zeit bei Bewusstsein gewesen und schien zumindest ihre Umgebung wahrzunehmen – wenn auch nicht die Menschen, die um sie herum waren und sie versorgten.
Tina hatte einige Mühe gehabt, den alten Zustand von Majas Abtauchen ins Vergessen wieder herzustellen.
*
Wie sich sogleich zeigte, schaffte Claudia es zwar langsam, doch problemlos, die vier Stockwerke bis zum Erdgeschoß zu bewältigen. Lediglich bei der schweren Haustüre musste Maja eingreifen und sie so lange aufhalten, bis Claudia auf der Straße war.
»Bei diesem Ungetüm von Tür habe auch ich Schwierigkeiten, dass sie mir nicht in den Rücken knallt, wenn ich nicht schnell genug draußen bin. Ich muss unbedingt mit dem Hausmeister sprechen. Das muss auf jeden Fall geändert werden! Man stelle sich vor, eine Mutter müsste den Kinderwagen durchs Tor schieben, oder jemand wäre mit einem Rollator oder gar im Rollstuhl unterwegs!«
»Die Tür hat mich geärgert, seit