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      Ein Pfiff. »Von hinten darfst du nicht kommen. – Meine Herrschaften, die erste Runde ist beendet. Walter hat einen Punkt.«

      Fritz warf die Pfeife zu Boden, nahm dann in jede Hand eine Serviette und schwenkte sie vor den beiden Brüdern hin und her.

      »Braucht einer Stärkung?« erscholl wieder die Stimme Fritzens.

      Herr Niepel und der Oberförster lachten. »Ihr Donnerwetterjungens, der Schmeling kann es nicht besser machen. Nun aber feste los, tüchtig Schläge austeilen.«

      Fritz pfiff erneut. »Meine Herrschaften, die zweite Runde beginnt.«

      Diesmal schlugen die Knaben schon heftiger aufeinander los, einmal bekam sogar Fritz einen Schlag vor den Kopf.

      »Du, Dussel, ich bin doch der Ringrichter!« schrie er und versetzte Walter einen Stoß in die Seite, daß dieser auf die Erde flog.

      »Hallo«, rief Oberförster Gregor lachend, »Herr Ringrichter, der Nierenschlag ist verboten!«

      Schon hockte Paul neben Walter auf dem Boden und bearbeitete ihn mit seinen Boxhandschuhen.

      »Eins – zwei – drei –« zählte Fritz. Er wurde im Zählen immer schneller und hastete die Zahlen sieben, acht, neun, zehn immer schneller herunter. »Aus –, die zweite Runde ist zu Ende!« Damit riß er Paul von dem noch immer am Boden liegenden Walter los.

      »Schade, nun ist der Kampf schon beendet. Er war so schön«, lachte Herr Niepel.

      »Kein Gedanke! Jetzt kommt doch die dritte Runde«, rief Fritz, »der Kampf ist noch unentschieden. – Gleich geht es wieder los!«

      Da war Walter auf Paul eingedrungen, warf den Überraschten auf den Boden und versetzte ihm mit den Boxhandschuhen kräftige Schläge auf den Rücken. Aber Paul machte sich durch einen Purzelbaum frei, und nun gab es einen sehr erregten Kampf. Die Gemüter der Knaben erhitzten sich mehr und mehr. Bald lag Walter, bald Paul auf dem Boden, und Fritz feuerte die Kämpfenden mit dem Ruf an:

      »Hau ihn, hau ihn feste!«

      Paul war der Überlegene. »Warte nur«, schrie er wütend, »jetzt lande ich einen Kinnhaken!«

      Da warf sich Walter mit der ganzen Wucht seines Körpers gegen den Angreifer, und Paul kollerte aus dem abgesteckten Kampfplatz heraus. Walter eilte ihm nach und stieß in seiner Erregung nach ihm. Paul raffte sich auf und eilte davon.

      »Holla, Jungens, hübsch zurück in den Kampfring!«

      Keuchend kehrten die beiden Meisterboxer zurück. »Das sage ich dir, den Kinnhaken kriegst du doch noch!«

      Und plötzlich begann Walters Nase zu bluten. Da klingelte Herr Hupfer.

      »Es ist genug!«

      Walter blutete heftig aus der Nase. Da kam Pucki herbeigelaufen, ein Taschentuch in den Händen.

      »Komm, Walterchen, ich wische dir alles ab. – Ach, du armer, lieber Junge. Hat es sehr weh getan?«

      »Laß, Pucki«, sagte Herr Hupfer, »ich gehe mit Walter ins Haus.«

      Währenddessen hatte sich Fritz an die Flasche gemacht, nahm sie auf, setzte sie an den Mund und trank voller Behagen das Himbeerwasser, das eigentlich für die beiden Kämpfenden zur Stärkung bestimmt gewesen war.

      Währenddessen tröstete Herr Hupfer seinen Zögling. Dessen Nase schwoll ein wenig an.

      »Einen Kinnhaken kriegt der Paul doch noch«, sagte Walter, »ich werde ihn schon mal k. o. schlagen.«

      »Laßt nur das Boxen sein, Jungens, davon versteht ihr noch nichts.«

      »O doch, wir haben viel geübt. Wir haben Ihr ganzes Buch durchstudiert.«

      »Jawohl, das habe ich gemerkt. Das Buch habt ihr mir aus dem Zimmer genommen und im Walde liegen lassen. In Zukunft bekommt ihr es nicht wieder.«

      »Ach, Herr Hupfer, wir müssen noch viel mehr vom Boxen lernen, denn den Kinnhaken muß ich noch landen, eher habe ich keine Ruhe.«

      Auf dem Sportplatz machte Frau Niepel ein sorgenvolles Gesicht. »Es wäre doch gar zu sonderbar gewesen, wenn eine unserer Veranstaltungen ohne Zwischenfall zu Ende geführt worden wäre. Jetzt will ich einmal nach Walter sehen.«

      »Aber forsche Jungens sind es doch«, meinte der Oberförster. »Seien Sie ganz ruhig, liebe Frau Niepel, aus den dreien werden mal tüchtige Männer. Sie müssen sich in der Jugend mal die Nase blutig schlagen, sonst wird nichts Rechtes aus ihnen.«

      Pucki stand neben dem großen Claus. »Es war sehr schön«, sagte sie. »Besonders gut hat mir das Boxen gefallen. Da wäre ich gern dabei gewesen. – Jetzt lerne ich auch das Boxen.«

      »Nein, Pucki, das ist nichts für Mädchen. Das würde mir gar nicht gefallen, Pucki.«

      »Soll ich's lieber nicht lernen?« fragte sie treuherzig.

      »Nein – ich möchte, daß du ein liebes und sanftes Mädchen wirst.«

      »Ach nein, großer Claus«, lachte das Kind, »ich bin doch der kleine Puck, der wird niemals brav!«

      »Das ist sehr schlimm! Da sind wohl schon sehr viele schwarze Bohnen im Himmelskästchen?«

      »Leider ja«, kam es seufzend über Puckis Lippen.

      »Könntest du mir zu Liebe nicht einmal versuchen, ein wenig artiger zu sein?«

      »Ach, großer Claus, ich versuche es so oft.« Dabei drückte sie dem großen Freunde kräftig die Hand.

      Schlimme Taten

       Inhaltsverzeichnis

      Während der großen Ferien, in denen Rose Scheele im Forsthaus Birkenhain weilte, lud Frau Sandler öfters einige Schulkameradinnen Hedis ein. Selbstverständlich sprach man noch lange von dem wunderschönen Sportfest.

      »Wir wollen auch noch einmal den Volkstanz tanzen«, sagte Meta Zirl, »ich habe am allerschönsten getanzt.«

      »Sie haben alle schön getanzt«, meinte Pucki. »Du willst immer alles am besten machen, Meta.«

      »Fräulein Caspari sagte einmal beim Einüben, ich machte es sehr schön. Ich habe auch nicht so dünne Beine wie die Thusnelda.«

      »Die Thusnelda ist mir viel lieber als du.«

      »Pah, die Thusnelda!« sagte Meta ein wenig wegwerfend. »Die trägt immer so alte Kleider. Außerdem hat sie geflickte Schuhe. Sieh mal, ich habe schon wieder neue Schuhe.«

      »Die Thusnelda ist mir viel lieber als du. Sie hat eben keinen Vater, der ihr alles das kaufen kann. Wenn dein Vater mal tot ist, habt ihr auch das große Kaufhaus in Rahnsburg nicht mehr, dann seid ihr plötzlich auch ganz arm, und du bekommst keine neuen Schuhe mehr.«

      »Ich spiele aber nicht gern mit Mädchen, die so schlechte Kleider anhaben.«

      »Und ich spiele nicht gern mit solchen Mädchen, wie du bist. Mutti hat gesagt, wer sich auf sein schönes Kleid was einbildet und wer auf Kinder herabsieht, die nicht so schön angezogen sind, der ist ein dummer oder ein schlechter Mensch. – So, Meta, das kannst du dir merken.«

      »Sei doch froh, daß du noch einen Vater hast, der dir alles kaufen kann«, sagte Rose Scheele. »Da wirst du wohl mit mir auch nicht gern spielen, denn wir sind auch arm.«

      »Doch, mit dir spiele ich gern.«

      »Na warte«, rief Pucki erregt, »eines Tages mußt du auch oben hinauf in die blauen Wolken. Dann holt dich das Männchen mit den beiden Hörnern und klebt dich als Stern an den Himmel.«

      »Was ist das für ein Männchen?« fragte Meta.

      »Du kannst den Wagen am Abend am Himmel ganz deutlich sehen, mit dem das hochmütige

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