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krachte.

      »Gut gemacht, Major!«, rief Miss Birkin und winkte dem Ex-Armeeoffizier enthusiastisch vom Rücken eines Brontosaurus zu. Sie hatte einen Sonnenschirm in der Hand um die äquatoriale Sonne von ihrer sensiblen milchweißen Haut fernzuhalten.

      »Schönen Dank, Miss Birkin! Das sollte eine schöne Ergänzung meiner Trophäensammlung sein. Ich werde es ausstopfen und über dem Kamin in meinem Wohnzimmer anbringen.«

      »Ich glaube, da haben sie einen ordentlichen Eindruck hinterlassen, Major«, stichelte Ulysses.

      »Was? Blödsinn! Ich kann diese scheußliche Frau nicht ausstehen«, schnaubte Horsley. »Zu überzeugt von ihren halbgaren Verschwörungstheorien.«

      Ulysses nahm Blickkontakt zu John Schafer auf, welcher neben seiner Verlobten in einer weiteren aus Bambus und Baumwolle bestehenden Sänfte saß, genau gegenüber Constances ständig anwesender Anstandsdame. »Guten Tag, Mr. Schafer, Miss Pennyroyal. Genießen Sie die Show?«

      »Aber natürlich, Mr. Quicksilver«, rief Constance über die Lichtung zurück. »Sehr aufregend!«, ergänzte sie, während sie mit einem Fächer wedelte und ihre perfekten Porzellanwangen sich röteten.

      »Es geht doch nichts über eine Wilmington-Jagd, nicht wahr?«, rief Schafer zurück.

      »Da haben Sie recht«, stimmte Ulysses zu.

      Einer der eingeborenen Führer rief plötzlich etwas, das durch die Reihe weitergegeben wurde. Daraufhin zeigten die Hirten deutliche Zeichen von Aufregung. Ihr Verhalten wurde von Major Marmaduke Horsley nicht übersehen.

      »Hey, du«, bellte er ihren Führer an. »Was geht da vor? Was soll dieses Geschrei?«

      »Ein Fleischfresser, ein Allosaurier wurde gesehen, Mensab«, erklärte der Mann in stark akzentuiertem Englisch.

      »Wo?«

      »Zwei Meilen westlich von hier. Er nähert sich einem Wasserloch.«

      »Worauf warten wir dann, Mann? Eine solche Trophäe können wir nicht davonkommen lassen! Oder, Quicksilver?«

      »Gott bewahre, Major.«

      »Sieht so aus, als ob über dem Kamin noch ein weiteres Plätzchen belegt werden kann, nicht wahr?«

      »So sieht’s aus.«

      Mit einer Fanfare aus missgestimmten Grunzen und polternden Pflanzenfresserfürzen, setzte sich der Triceratops unter dem Antrieb seines Führers in Bewegung.

      Der Major drehte sich mit einem wilden Funkeln in den Augen zu Ulysses um. Sein Monokel thronte genau angepasst über dem rechten Auge.

      »Waren Sie schon mal bei einer Großwildjagd, Quicksilver? Ich meine, eine Jagd auf richtig großes Wild?«

      Ulysses Gedanken schweiften zu dem Ausbruch der Dinosaurier zurück, welche vor kurzem eine Schneise durch die Hauptstadt gezogen hatten, im Zusammenhang mit den terroristischen Gräueltaten von Darwinian Dawn.

      »Da gab es dieses eine Mal«, antwortete er.

      »Nun, die Jagd hat erneut begonnen, nicht wahr?«

      »Richtig, Major. Genauso ist es.«

       Dem Start des größten Passagierschiffs der Welt beizuwohnen, vermittelte ein Gefühl von Optimismus. Viele fühlten, dass dies die Geister der fast apokalyptischen Ereignisse zum 160. Thronjubiläum Ihrer Majestät, Queen Victorias, zu vertreiben helfen würde. Lasst uns hoffen, dass diese dunklen Zeiten hinter uns liegen. Lasst uns vorwärts blicken, auf das herannahende neue Jahrtausend; mit Freude, Hoffnung und einer positiven Einstellung im Herzen.

       Ob Jona Carcharodons kühne Behauptung stimmen würde, dass das neueste und beste Kreuzfahrtschiff der Welt ein unvergleichliches Erlebnis bot, werden die Glücklichen unter uns, welche der Eröffnungsreise beiwohnen, abwarten müssen. Aber seien Sie versichert: Ihre Augen und Ohren werden bis zum Ende der Reise mit an Bord sein und Ihnen das Gefühl geben, jedem Schritt auf unserem Weg beizuwohnen.

       Und, wie die Leser dieser Kolumne sicherlich wissen, ist Carcharodon der Öffentlichkeit nicht unbekannt. Gerade erst im vergangenen Jahr, noch bevor die Neptune die Werft verlassen hatte, gab es Gerüchte über finanzielle Unregelmäßigkeiten und der angeblich drohenden Insolvenz seiner Firma.

      Ulysses ging über den mahagonigetäfelten und mit plüschigen Teppichen ausgelegten Korridor zu seiner Suite auf dem VIP-Deck und spielte dabei mit dem Zimmerschlüssel in seiner Hand. Der Reichtum, welcher sogar in den Korridoren zwischen den Kabinen zur Schau gestellt wurde, war irrsinnig. Ulysses hatte die Gerüchte über die finanziellen Herausforderungen der Great White Shipping Line gehört. Allerdings hatte er keine Vorstellung davon, ob der Bau eines Schiffes wie der Neptune für einen solchen Beinahe-Bankrott verantwortlich sein könnte oder ob Jonah Carcharodon sich einfach nur etwas Nettes gönnte. Ulysses war sich jedoch sicher, dass die Carcharodon's Shipping Company vom Erfolg oder Misserfolg des neuen Flaggschiffs abhängig war. Die Reise würde entweder der unwiderlegbare Beweis eines Triumphes sein, welcher die Aktien des Unternehmens in ungeahnte Höhen schießen lassen könnte, oder die größte Kreuzfahrtlinie der Welt würde ohne jede Spur versenkt werden.

      Ein Kratzen am Hinterkopf riss ihn aus seinen Gedanken. Sein stets alarmbereiter sechster Sinn hatte sich gemeldet, ähnlich einer Vorahnung. Er blickte nach rechts und stand auf einmal direkt vor Miss Glenda Finch von der Times. Sie stand im Türrahmen und versuchte ungezwungen zu wirken.

      »Aber, Miss Finch«, sagte Ulysses mit einem raubtierhaften Grinsen im Gesicht, als er die Mulde im offenherzigen Dekolleté der Reporterin erneut wahrnahm, ebenso wie den seitlichen Schlitz des Kleides, welcher ein formschönes Bein entblößte. »Was für eine schöne, wenn auch unerwartete Überraschung. Ich wusste gar nicht, dass Sie ebenfalls auf diesem Flur wohnen. Ich hatte angenommen, dass alle Pressemitglieder zwei Etagen tiefer auf einem Zwischendeck untergebracht sind.«

      Für einen kurzen Moment geriet das leuchtende Lächeln der Reporterin ins Wanken, die Pupillen weiteten sich etwas, aber dann, nur einen Wimpernschlag später, hatte Miss Finch ihre eiserne Gelassenheit wieder im Griff.

      »Mr. Quicksilver. Zweimal an einem Tag. Die Leute werden zu tuscheln anfangen. Ich war lediglich …«

      »Auf der Suche nach etwas – Entschuldigung – jemand?« Ulysses blickte ihr unverwandt ins attraktive Gesicht. Seine Lippen lächelten weiterhin, seine Augen jedoch nicht.

      »Eigentlich war ich auf der Suche nach Ihnen.«

      »Wirklich?«

      »Wollten Sie mich nicht auf einen Drink einladen?«

      Selbstsicher legte sie ihren Arm in den seinen und drehte ihn mit einer ballettartigen Bewegung herum, um ihn zurück zum großen Atrium und schließlich in eine der Bars zu führen.

      Was führt sie im Schilde?, fragte sich Ulysses und ertappte sich selbst. Immer im Dienst, was Quicksilver, altes Haus? Was es auch war, es konnte wahrscheinlich warten. Außerdem war ein wohltuender Drink in ablenkender Begleitung doch genau das, wofür diese Reise gedacht war. Zumindest jetzt und hier.

      »Natürlich. Warum nicht, Miss Finch? Warum nicht? Wodka auf Eis mit einem Hauch von Limone, wenn ich mich korrekt an meine gelegentliche Lektüre Ihrer Kolumne erinnere.«

      »Aber Ulysses, sich an das Lieblingsgetränk einer Dame zu erinnern … Sie schmeicheln mir.«

      »Das tue ich tatsächlich. Und warum auch nicht? Eine Frau wie Sie, mit einem Kleid wie diesem, verdient es aufrichtig … umschmeichelt zu werden.«

      »Vorsicht, Ulysses. Die Leute werden reden.«

      »Nein, meine Liebe, Sie werden reden. Und ich kann es kaum erwarten zu hören, was Sie über sich selbst zu berichten haben.«

       Und welche Abenteuer uns auf der Reise erwarten werden, müssen wir einfach abwarten. Ihre Glenda Finch verabschiedet sich. Bis zum nächsten Mal.

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