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brauchst du doch nicht zu weinen«, meinte Jasmin verwirrt.

      »Sonst bekommst du wieder Kopfschmerzen.«

      »Ich habe keine mehr, Jasmin, mein Liebling!« Sie zog das Kind an sich und bedeckte das kleine Gesicht mit zärtlichen Küssen. »Es wird alles gut werden.«

      »Das sagt der Professor doch auch immer«, versicherte Jasmin, die über den Gefühlsausbruch ihrer Mutter fast erschrocken war. »Ob sich Onkel Magnus und Annette wieder vertragen? Darf ich mal gucken?«

      »Bleib lieber hier. Sie haben sich sicher viel zu sagen«, wehrte Almut ab. »Professor Tuerer wird auch bald kommen. Die Uhr schlägt fünf.«

      Er war pünktlich. Mit dem letzten Glockenschlag läutete es. Almut erhob sich. »Ich öffne selbst«, sagte sie.

      Etwas ganz Ungewöhnliches mußte geschehen sein, das begriff auch das Kind, obgleich es keine Erklärung dafür wußte.

      Auch Eric Tuerer bewegten solche Gedanken, denn Almut streckte ihm mit einem Lächeln die Hand entgegen. Ihre Haltung drückte nicht mehr tiefe Resignation wie sonst aus.

      »Es ist ein herrlicher Tag«, sagte sie. »Wollen wir in den Garten gehen?«

      »Darf ich mitkommen?« meldete Jasmin sich.

      »Freilich darfst du«? lächelte Eric Tuerer und ergriff ihre Hand, während er seinen rechten Arm um Almut legte, um sie sicher zu stützen. »Man ist ja so gut gelaunt«, meinte er beiläufig.

      »Man hat auch allen Grund dazu«, erwiderte Almut lächelnd.

      Ja, etwas Wunderbares mußte geschehen sein. Sie rückte nicht von ihm ab, wie sie es immer getan hatte. Sie duldete es widerstandslos, daß er sie fester an sich zog, und ihre Schritte waren nicht tastend, sondern leicht, beschwingt und sicher.

      Jasmin sprang fröhlich neben ihm her. Plötzlich riß sie sich los und verschwand im dichten Gebüsch.

      Bevor Eric Tuerer noch nach ihr rufen konnte, vernahm man aus dem Nachbargarten helles Lachen, dann einen Jubelruf.

      »Annette, Onkel Magnus!« In den Jubel des Kindes mischte sich das frohe Lachen des glücklichen Paares.

      »Ich denke, es wird bald eine Hochzeit geben«, sagte Almut leise. »Wie froh bin ich, daß er nun glücklich ist.«

      »Sie werden auch glücklich werden, Almut«, sagte er ein wenig verhalten. »Wir werden eine ganz neuartige Behandlungsmethode anwenden. Nun kann ich es Ihnen sagen. Ich spüre, daß Sie zuversichtlich sind. Wir brauchen nicht zu operieren.«

      »Nein, wir brauchen nicht zu operieren«, lachte sie. »Ich habe eine Medizin bekommen, die Wunder wirkt. Diesem Amulett verdanke ich es.«

      Sie hielt es ihm entgegen, und er betrachtete es konsterniert. »Ich verdanke ihm noch viel mehr«, fuhr Almut fort. »Und auch die beiden da drüben. Lachen Sie mich jetzt bitte nicht aus. Daß ich wieder den Glauben an einen Mann fand, habe ich allein Ihnen zu verdanken. Das hat das Amulett nicht bewirkt.«

      Ein tiefer Seufzer hob seine Brust, dann küßte er sie.

      »Ich will so gern an das Wunder glauben, wenn ich dich nicht verliere, Almut«, flüsterte er.

      »Dafür, daß es sich ganz erfüllt, darfst du schon etwas beitragen«, erwiderte sie.

      »Was will man mehr«, stellte Felicia fröhlich fest. »Drei glückliche Paare, eine geheilte Almut…«

      »Eine wieder junggewordene Tante Henny«, fiel ihr Holger ins Wort, »Jasmin nicht zu vergessen. Schau sie dir nur an, wie sie es mit Tante Henny versteht.«

      »Das wird auch gut sein«, lachte Felicia. »Nun hat sie jemanden, der ihr die schönsten Geschichten erzählt.«

      »Die wahren sind die allerschönsten«, erinnerte er gedankenvoll. »Aber jetzt müssen wir uns beeilen, mein Liebes, sonst kommen wir zu spät zur Grundsteinlegung.«

      Das neue Altersheim war ihr gemeinsamer Dank für all das Gute, das ihnen widerfahren war. Sie hatten alle dazu beigetragen. Annette und Magnus, Eric Tuerer und Almut, Felicia und Holger.

      Gab es etwas Schöneres, als andere glücklich zu machen, wenn man selbst so viel Glück erfahren hatte?

      So sehr man Felicia damit auch in Verlegenheit brachte, alle waren sich darin einig, daß sie vom Schicksal als die gute Fee vorgesehen gewesen war. Niemand dachte mehr daran, daß es irgendwo einen Bob Webster und einen Percy Renkins gab.

      Almut konnte mit leuchtenden Augen in die Zukunft blicken, und Jasmin besaß einen liebevollen Papi, der sich sehr rasch in seine neue Rolle hineingelebt hatte.

      Annette war die über alles geliebte Frau von Magnus geworden, und Felicia hatte ihren Holger.

      Ein kleines Buch hatte seinen Platz in jedem Haus gefunden. Wieviel Geschichten würden ihm wohl noch hinzugefügt werden? Und wer würde der nächste sein, der durch die Zaubermacht des Amuletts beglückt wurde?

      »Wir werden es sicher erfahren«, meinte Lis Mehring zu ihrer Mutter, nachdem sie Felicias Brief, der einen abschließenden Bericht über die glückliche Wendung der Dinge enthielt, gelesen hatte. »Das Amulett sucht sich immer die Richtigen aus.«

Drohende Schatten über Manuela

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