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sah Morgan, der hurtig wie eine Gemse hinauf zur Hauptstraße rannte und dann oben auf dem Highway verschwand.

      Parker, der unnötige Bewegungen verabscheute, dachte nicht im Traum daran; den flüchtenden Gangster zu verfolgen. Er ging zurück zu Mark Evans, der stöhnend auf dem Boden lag.

      Eine flüchtige Untersuchung ergab, daß Mark Evans nicht lebensgefährlich verletzt worden war. Der Schuß hatte ihn im linken Schultergelenk getroffen.

      »Meine Schulter... Ah, meine Schulter«, stöhnte Evans und wollte sich erheben.

      »Es ist angebracht, liegen zu bleiben«, sagte Parker, »Sie haben es gleich überstanden, Mister Evans! Ich bedaure ungemein, daß Ihr Partner Sie angeschossen hat.«

      »Was... was ist gleich überstanden?« stöhnte Mark Evans, dessen Gesicht sich verfärbte.

      »Sie... Sie müssen mich falsch verstanden haben«, korrigierte der Butler schnell, »vielleicht habe ich mich auch nur falsch ausgedrückt. Ich werde Ihnen einen Notverband anlegen.«

      »Was ist gleich überstanden?« stöhnte Evans und ließ den Kopf zurück auf den Boden sinken.

      »Nicht sprechen«, bat der Butler sanft. »Strengen Sie sich nicht unnötig an! Vielleicht reicht die Zeit doch noch, Sie in ein Krankenhaus zu bringen.«

      »Schnell, rufen Sie an!« Mark Evans mißverstand den Butler gründlich. Vielleicht lag es aber wirklich nur daran, daß Parker sich mißverständlich ausdrückte, kurz, Evans glaubte, seine letzte Viertelstunde habe geschlagen.

      »Soll ich wirklich?« fragte Parker, »vielleicht wäre ein Notverband erst einmal besser!«

      »Tun Sie doch was, bevor ich abkratze!« Evans schrie jetzt vor Angst.

      Parker fand im angrenzenden Baderaum ein Wandschränkchen, in dem sich Verbandsmaterial befand. Er kniete damit neben Evans nieder und beschäftigte sich mit dem gewünschten Notverband.

      »Finden Sie es richtig, daß Ihr Partner Morgan Sie so einfach verließ?« fragte Parker, während er sich als Sanitäter betätigte. »Hätte er sich nicht um Sie kümmern müssen?«

      Mark Evans stöhnte nur.

      »Und das alles wegen eines Mannes, der nur ertrunken sein soll«, redete der Butler gezielt weiter, »warum wollten Sie die geplanten Nachforschungen selbst um den Preis eines weiteren Mordes verhindern?«

      »Ich... ich weiß nichts«, stöhnte Mark Evans. »Ich weiß nur, daß Morgan dafür bezahlt wird! Fragen Sie doch nicht, machen Sie weiter, sonst komm’ ich nicht durch.«

      »Von wem wird Steve Morgan bezahlt?«

      »Keine Ahnung!« gab der Schläger knirschend zurück, da seine Wunde schmerzte.

      »Haben Sie Glenn Hastings gekannt?« forschte der Butler weiter.

      »Nein!« stöhnte Mark Evans, »nie gesehen!«

      »Kannte Steve Morgan ihn?«

      »Auch nicht«, ächzte Mark Evans, »glauben Sie, daß ich durchkommen werde?«

      »Man wird sehen!« Parker verlor nichts von seiner gelassenen Würde. Zeitdruck gab es für ihn nicht. »Wieso fanden Sie mich auf dem Friedhof? Hatten Sie dort auf mich gewartet?«

      »Ist doch egal!« wimmerte Mark Evans.

      »Für Sie vielleicht, aber für mich keineswegs«, gab der Butler zurück.

      »Ich... ich bin Ihnen nachgefahren«, erklärte Mark Evans, »ich hab’ Sie vom Hotel aus beschattet!«

      »In wessen Auftrag, wenn ich höflichst fragen darf?«

      »Morgan hat mich angesetzt«, war die gequälte Antwort. »Mehr weiß ich auch nicht.«

      »Wo kann ich Mister Morgen erreichen?« erkundigte sich Parker und schloß seine Arbeit an dem Notverband ab. »Ich möchte ihm gern einen Höflichkeitsbesuch abstatten?«

      »Er ist Vormann in ’ner Reinigungsfirma«, stöhnte Mark Evans hervor.

      »Nur noch den Namen dieser Firma«, bat Parker und richtete sich auf.

      »Cleaning-Brothers«, war die Antwort. »Hören Sie doch endlich mit der verdammten Fragerei auf! Warum rufen Sie keinen Krankenwagen?«

      »Wozu dieser Umstand?« meinte Parker erstaunt, »wenn Sie nichts dagegen haben, werde ich Sie mittels meines Wagens dorthin bringen. Sie sind durchaus das, was man transportfähig nennen würde.«

      »Wie... wie war das?«

      »Sie können durchaus aufstehen und sich Ihren Beinen anvertrauen«, führte der Butler weiter aus, »Sie haben nur einen relativ harmlosen Schulterschuß davongetragen! Sie werden ihn mit größter Wahrscheinlichkeit überstehen!«

      »Ich... ich muß gar nicht... sterben?« fragte Mark Evans fassungslos und richtete sich überraschend schnell auf.

      »Das habe ich nun auf keinen Fall gesagt«, gab der Butler zurück. »Sie werden eines Tages sterben müssen. Wie meine bescheidene Person auch. Sie werden nur nicht an dieser ziemlich harmlosen Schulterwunde sterben...!«

      »Sie verdammter Hund! Dann haben Sie mir die ganze Zeit was vorgemacht?«

      »Sie werden mich mißverstanden haben«, gab der Butler zurück. »Darf ich Sie jetzt zu einer Fahrt in das nächstbeste Hospital einladen?«

      Mark Evans hätte den Butler am liebsten auf der Stelle umgebracht. Da ihm aber die Möglichkeiten fehlten, entschloß er sich, dem Butler zu folgen.

      Sie verließen den Bungalow. Mark Evans konnte erstaunlich gut gehen. Er war selbst überrascht, wenn er auch noch etwas wacklig auf den Beinen war.

      Sekunden später passierte es.

      Parker wollte gerade die Wagentür öffnen und Mark Evans hineinhelfen, als der Schuß lospeitschte.

      Parker hielt es für richtig und angebracht, hinter seinem hochbeinigen Monstrum in Deckung zu gehen, zumal das Geschoß dicht vor dem eckigen Kühler des Wagens eine kleine Staubwolke aufwirbelte.

      »Bleiben Sie stehen«, rief er Mark Evans zu, der diesen Schuß für das Signal hielt, sich von Parker abzusetzen. Er lief zum Kühler hinüber und wollte flüchten.

      Da fiel der zweite Schuß!

      Mark Evans blieb für einen ganz kurzen Moment wie angewurzelt stehen. Dann drehte er sich um seine Längsachse und rutschte langsam, fast im Zeitlupentempo, in sich zusammen.

      Parker wußte im vorhinein, daß Mark Evans erschossen worden war. Steve Morgan hatte von der Hauptstraße aus seinen Partner umgebracht, um ihn an etwaigen Aussagen zu hindern. Von einem Zufallstreffer konnte keine Rede sein.

      Vielleicht begriff Parker genau in diesem Augenblick, auf welch ein tödliches Abenteuer er sich da eingelassen hatte!

      *

      »Eine einfache Geschichte«, sagte Sergeant Odgen und nickte nachdenklich. »Eine einfache Geschichte, falls sie stimmt, Mister Parker.«

      »Ich habe mich ehrlich bemüht, Sir, Ihnen die Wahrheit und nichts als die Wahrheit zu sagen«, antwortete Josuah Parker.

      »Man wird ja sehen«, erwiderte der Sergeant, ein etwa fünfundvierzigjähriger großer, schlanker Mann mit einem gutmütigen Gesicht, in dem sich allerdings ein graues, mißtrauisches Augenpaar befand. Dann nahm er die ausgebrannte Feuerwerkszigarre von Parker hoch, die auf dem Schreibtisch des Bungalows lag. Er drehte und wendete sie mehrfach um. Dann sagte er: »Ganz nette Einfälle, die Sie da haben, Mister Parker. Haben Sie davon noch mehr auf Lager?«

      »Ich pflege stets nur eine Zigarre dieser Bauart mit mir herumzutragen«, erklärte der Butler würdevoll. Er befand sich nach der Ermordung von Mark Evans in dem Strandbungalow und ließ die Fragen der von ihm alarmierten Kriminalpolizei geduldig und würdevoll über sich ergehen. Er wußte, was sein mußte.

      »Sie

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