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»Morgen sprenge ich. Was dagegen, Luke?«

      Luke schüttelte den Kopf. Er deutete auf den rötlichen Hang, in dem sich schichtenweise graue Adern abzeichneten. »Gib Acht, dass das ganze Zeug nicht herunterkommt. Sieht nicht gut aus, Rus.«

      »Es ist festes Gestein, und darunter liegt der Stollen mit seinem vielen Gold.«

      In des Geologen Stimme schwang ein Triumph mit, den Luke nicht verstand. Besessenheit war nie seine Art gewesen und nicht seine schwache Seite. Bei ihm hielt sich alles in Maßen. »Okay, meinetwegen. Ich gehe jetzt zu Larry und Pedro. Ich muss mit ihnen was besprechen.«

      Hamilton blickte Luke nach. Er sah einen hochgewachsenen, breitschultrigen und schmalhüftigen Mann mit einem tiefgeschnallten Revolver und in derber Wildniskleidung. Das Gefühl der Unruhe verstärkte sich in Rus. Offensichtlich war der erfahrene Wildnisgänger bedrückt. Aber wegen was? Lebensmittelvergiftungen durch verdorbenes Fleisch kamen immer wieder vor und waren nichts Besonderes. Das ließ sich abstellen.

      Hamilton lächelte hinterhältig. Wenn er an Lukes Verantwortungsbewusstsein appellierte, konnte er ihn vielleicht zum Bleiben bewegen. Er war durchaus nicht sicher, dass die Sprengung den vermuteten Gang freilegen und sie zu den gewaltigen Schätzen führen würde. Sein Lächeln ging in ein schäbiges Grinsen über. Er musste dem wilden Cowboy nur klarmachen, wie völlig hilflos sie ohne ihn sein würden … Ein zweiter Gedanke raste ihm durch den Kopf. Joan!

      Mit dem Gefühl und dem feinen Gespür des Eifersüchtigen ahnte er, dass Luke etwas für seine Frau empfand, und das wollte er ausnutzen, um den Cowboy zum Bleiben zu bewegen. Sicher, Luke liebte Joan, aber erwiderte sie seine Gefühle? Darüber war er sich nicht im klaren. Beobachten, dachte er, nur beobachten, die Augen aufhalten, stets auf dem Damm bleiben.

      Er torkelte in die Buschhütte zurück und legte sich hin. Keine Minute lang dachte er an seine ebenso kranke Frau. Gold stand vor seinen Augen, und von diesem Gold triefte Blut und bildete Lachen auf der Erde. Blutiges Gold …

      *

      Sie lagen in Deckung und versuchten krampfhaft, sich nicht auf die Explosion beim Hang zu konzentrieren. Noch brannten die Lunten für die beiden Sprengsätze nicht. Unwillkürlich und ohne Absicht sah Luke zu dem breitgefächerten Schatten unter dem Palo Verde und kniff die Augen zusammen. Zehn Meter neben ihm lagen Larry Hagman und Pedro Comparato. Von Mrs Hamilton war nichts zu entdecken.

      Rus Hamilton hockte wie ein großer brauner Affe links von ihm hinter einem notdürftig aufgeschütteten Wall und hielt Streichhölzer in der Hand.

      Die Zündschnur lief wie ein in die Länge gezogener weißer Wurm durch den gelben Sand und wurde beim Hang unsichtbar.

      »Ich zünde!«, schrie Rus und schwenkte seinen Hut. »Alles in Deckung bleiben!«

      Zischend fraß sich die kleine Flamme an der Schnur entlang, verfolgt von hungrigen, gierigen und von der Hitze tränenden Augen.

      »Jetzt!«, schrie Hamilton und warf sich hinter den Wall.

      Luke brachte es nicht fertig, sich auf die schützende Erde zu legen. Um keinen Preis der Welt wollte er sich das Schauspiel der Sprengung entgehen lassen.

      Ein mächtiger Pilz stieg fünfzig Meter vor ihm in die Höhe. Eine Sekunde lang hatte er das Gefühl, als schüttele sich der Hang, als sei ihm Gewalt angetan worden. Ein nicht breiter Riss klaffte in seiner Mitte, und als sich Minuten später der Staub gelegt hatte, sprang Hamilton auf die Beine, deutete mit der ausgestreckten Hand auf den Hang und schrie: »Seht ihr das Loch?! Seht ihr es? Verdammt, ich hatte recht! Das ist die Höhle oder ein Tunnel!«

      Er setzte sich in Bewegung. Keine fünf Meter weit kam er. Es knallte zum zweiten Mal. Rus Hamilton warf die Arme in die Höhe und fiel aufs Gesicht. Luke und Larry Hagman, die sich ebenfalls aus ihrer Deckung erhoben hatten, blieben überrascht stehen. Beide starrten sie auf den Hang, als warteten sie, dass sich dort ein zweiter Staubpilz aus dem Erdreich lösen würde.

      Aber nichts weiter geschah dort drüben. Luke blickte zum Palo Verde hinüber und zuckte zusammen. Eine Gestalt stand im Schatten des Baumes. Schlank, düster und drohend starrte sie zu ihm herüber. In der Hand hielt der Fremde einen langläufigen Colt.

      Die Spur, dachte Luke, dabei glitt seine Hand langsam zur Hüfte. Sein zweiter Blick richtete sich auf Rus Hamilton, der am Boden lag und offensichtlich das Bewusstsein verloren hatte.

      »Lass es sein, Bucko!«

      Die Stimme klang ein wenig belegt, als hätte der Schwarzgekleidete Halsbeschwerden.

      Luke Bonnart fühlte eine heiße Wut in sich aufsteigen und hätte am liebsten gezogen und geschossen.

      Diese Unbeherrschtheit erschreckte ihn. Er hatte in seinem ganzen Leben noch nie auf einen Menschen geschossen. Außerdem wusste er, dass ein von Wut unbeherrschter Mann niemals eine Auseinandersetzung mit der Waffe gewinnen kann.

      Und schließlich war Wut ein Luxus, den sich sein strapazierter Körper nicht mehr leisten konnte. Er zwang sich zur Selbstbeherrschung, weil dies für ihn die sicherste Waffe war.

      »Warum haben Sie auf diesen Mann geschossen? Wer sind Sie?«

      »Zwei Fragen, Bucko.« Das düstere Lachen klang wie das Krächzen eines Geiers aus dem Schatten des Palo Verde. Er setzte hinzu: »Ich bin Nathan Burdette, man nennt mich auch Black Nathan.«

      Luke erschrak. Black Nathan, der Revolvermann …, der hatte ihnen zu all ihrem Unglück gerade noch gefehlt. Nathan Burdette war in ganz Arizona als skrupelloser Killer und guter Revolverschütze bekannt.

      Lüke Bonnart hob die Stimme.

      »Weshalb haben Sie Rus Hamilton erschossen? Was hat er Ihnen getan?«

      »Er hat mir nichts getan, außerdem ist er nicht tot. Gehen Sie doch hin und sehen Sie nach.«

      Der bittere Schrei ließ Luke auf den Absätzen herumfahren. Joan kam aus dem Gebüsch gestürmt und warf sich neben ihrem Mann in den Sand. Aufschluchzend schlang sie ihre Hände um seinen Hals.

      Rus bewegte sich. Luke ging hin und kniete an seiner anderen Seite nieder. Hamilton hatte die Kugel mit der rechten Schulter aufgefangen. Er blutete stark und kam just in dem Augenblick zu sich, als sich Larry Hagman aus seiner Deckung erhob und mit hochgestreckten Händen über den Sandstreifen kam. »Was …?«

      Hamilton schien schnell zu begreifen, als er seiner Frau ansichtig wurde. Er wandte den Kopf.

      »Schlimm, Luke?«

      »Durchschossene Schulter. Bei guter Pflege wirst du überleben. Nur Ruhe, Rus, keine Aufregung, zuerst muss das Blut zum Stillstand gebracht werden.«

      Rus Hamilton wandte mühsam den Kopf und schaute Luke von unten her an.

      »Man hat auf mich geschossen? Wer?«

      »Ein Freund. Ein neuer Freund, Rus.«

      »Was will er, wo ist er?«

      Luke zuckte die Achseln.

      »Was er will, weiß ich nicht. Wo er ist? Er steht dort drüben im Schatten des Palo Verde.«

      Rus stöhnte und schloss die Augen. Joan, seine Frau, warf einen hilflosen Blick auf Luke, von dem sie irgendeine Hilfe zu erwarten schien. Mit einem seidenen Tuch wischte sie Rus den Schweiß von der Stirn.

      Luke Bonnart ließ seine Augen schweifen. Black Nathan bewegte sich nicht aus dem Schatten des Baumes. Larry Hagman stand nur da und scharrte aufgeregt mit dem Fuß im Sand. Pedro Comparato hockte im Schatten eines Busches, und seine sanften dunklen Augen blickten ängstlich und verstört. Er verstand den Streit der Amerikaner nicht und hatte nicht die geringste Ahnung, warum einer von ihnen von einem Fremden angeschossen worden war.

      Joan kümmerte sich um ihren Mann, der schon wieder ohnmächtig geworden war. An Gold dachte in diesem Augenblick niemand mehr. Seltsamerweise auch nicht an den Apachen Coconino. Der Aravaipa blieb unsichtbar. Wenn Luke auch nicht glaubte, dass er sich aus diesem Gebiet entfernt hatte, so durfte er doch annehmen, dass Coconino sich zurückhielt,

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