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mich.«

      »Fangen wir bei dir an«, meinte Fabian lächelnd. »Ich denke, daß du für dein Alter schon ziemlich klug bist. Und daß du eigentlich sehr brav bist für einen Jungen. Ich war jedenfalls nicht so brav.«

      Daniel wunderte sich. »Weißt du das noch so genau? Es ist doch schon lange her.«

      »Oh, ich kann mich noch ganz gut erinnern. Ich habe manchmal tüchtig eins auf den Hosenboden bekommen von meinem Vater.«

      »Er hat dich gehauen?« fragte Danny entrüstet. »Hat er dich denn nicht liebgehabt?«

      »Freilich hat er mich liebgehabt«, bestätigte sein Vater.

      »Dann hast du mich also nicht lieb«, meinte Danny nachdenklich.

      »Wie kommst du denn darauf?«

      »Du hast mich noch nicht gehauen.« Es klang fast traurig.

      »Ich hatte ja auch noch keinen Grund dazu. Außerdem stehe ich auf dem Standpunkt, daß man ein Kind auch ohne Schläge erziehen kann. Du bist so vernünftig, daß ich mit dir reden kann, und wenn du etwas falsch machst, wirst du es schon einsehen, wenn ich es dir erkläre.«

      Danny warf ihm einen zweifelnden Blick zu. »Siehst du es auch ein, wenn du etwas falsch machst und ich mit dir rede?« fragte er dann treuherzig.

      »Was mache ich denn falsch?«

      Der Junge zögerte. »Ich kann das nicht so richtig sagen. Hast du Tammy gern?«

      Fabina nickte stumm.

      Eine kleine braune Hand legte sich auf seinen Arm. »Warum sagst du es ihr dann nicht? Sie ist in den letzten Tagen immer so traurig. Sie denkt bestimmt, daß du sie nicht haben willst.«

      »Wegen Gina?« fragte Fabian. Es erleichterte ihn plötzlich, daß er mit dem Jungen sprechen konnte, denn er fand auch keine Erklärung dafür, weshalb Tammy ihm neuerdings auswich. Er hatte Gina doch seinen Standpunkt klargemacht. Hatte Tammy vielleicht erwartet, daß er sich zu ihr bekennen würde? Aber das wäre unsinnig gewesen, denn damit hätte er Gina noch mehr aufgebracht gegen sie und vielleicht eine üble Szene heraufbeschworen.

      Motorengeräusch näherte sich. Beunruhigt blickten sich beide um.

      »Kommt sie etwa schon wieder?« befürchtete Danny. »Dann mußt du ihr aber mal richtig Bescheid sagen, Dad.«

      »Sie ist doch abgereist«, erwiderte Fabian seufzend. Dann erhob er sich und bemerkte einen Mann, der den schmalen Pfad entlangkam. Danny drückte sich an ihn.

      »Es ist Mr. van Straaten«, flüsterte er, und seine Stimme war voller Angst. »Er will bestimmt Tammy holen. Laß es nicht zu, Dad, bitte, laß sie nicht weggehen.«

      *

      Tammy blickte den unerwarteten Besucher überrascht an. »Mr. van Straaten, wie haben Sie denn hierher gefunden?« stammelte sie.

      »Es war schwierig genug, aber mir blieb nichts anderes übrig. Wichtige Dinge kann man nicht am Telefon erledigen, und Fräulein Melian hat mir schließlich verraten, wo ich Sie finden kann. Blendend sehen Sie aus, Tammy. Ich freue mich, daß Sie sich so gut erholt haben. Übrigens ist Mr. Larsen mit mir geflogen. Er läßt Sie grüßen.«

      »Aber Sie sind doch nicht nur gekommen, um mir das zu sagen«, erwiderte Tammy stockend. Sie wurde noch unsicherer, als

      sie Fabian bemerkte, der mit Danny an der Hand die Terrasse heraufstieg

      »Das ist Dr. Melian«, stellte sie vor. »Danny kennen Sie ja.«

      »Hallo, Danny, wie geht’s?« fragte Mr. van Straaten freundlich.

      »Bis jetzt ging’s gut«, erwiderte Danny aggressiv. »Wenn Sie aber Tammy holen wollen, sieht das aber ganz anders aus.«

      »Bis jetzt hat Mr. van Straaten davon doch noch gar nichts gesagt«, warf Tammy ein.

      »Aber er hat schon richtig getippt«, gab van Straaten zu. »Sieh mich doch nicht so böse an, Danny. Es ist ein glänzendes Angebot für Tammy. Sie hat jetzt immerhin ziemlich lange ausgesetzt.« Zu Tammy gewandt fuhr er rasch fort: »Wir haben ein grandioses Projekt in Frankreich vor. Schon nächste Woche ist Drehbeginn. Sie sehen, daß mein persönliches Kommen nötig war. Wir bieten Ihnen fünfundsiebzigtausend Dollar, Tammy!«

      »Fünfundsiebzigtausend!« flüsterte sie betroffen.

      »Wieviel ist das, Dad?« mischte sich Danny ein.

      »Eine Menge Geld. Ich glaube, wir sollten Tammy jetzt allein mit Mr. van Straaten verhandeln lassen«, meinte Fabian und schob den widerstrebenden Jungen nach draußen. An der Tür wandte er sich noch einmal um und sah Tammy an.

      »Es wäre eine endgültige Entscheidung, Tammy«, sagte er heiser. »Soviel kann ich dir natürlich nicht bieten.«

      »Was meint er damit?« fragte Mr. van Straaten verwundert. »Er ist doch Architekt und nicht Produzent.«

      »Was meinst du damit, Dad?« fragte auch Danny, als sie beide draußen waren.

      »Wenn ich Tammy heiraten würde, müßte sie ein verhältnismäßig bescheidenes Leben führen«, brummte Fabian. »In meinem Beruf verdient man das Geld nicht so rasch.«

      Danny riß sich von ihm los und rannte ins Zimmer zurück. »Tammy«, schrie er atemlos, »Dad will dich heiraten. Du darfst nicht fortgehen.«

      Sie begann zu zittern. Doch Danny umklammerte sie mit aller Kraft. »Hast du nicht gehört, was ich gesagt habe?« stieß er hervor. Seine Augen blitzten Mr. van Straaten böse an. »Warum sind Sie nur gekommen? Jetzt wäre endlich alles gut.«

      »Ich versuchte Mr. van Straaten eben schon zu erklären, daß ich nicht mehr filmen werde«, wollte Tammy ihn beruhigen.

      »Aber das ist doch eine einmalige Chance, Tammy«, redete nun auch van Straaten auf sie ein.

      »Es wäre eine endgültige Entscheidung«, dröhnte Fabians Stimme in ihren Ohren, und »Dad will dich heiraten«, hörte sie wieder Dannys Eröffnung.

      »Es tut mir leid, Mr. van Straaten, daß Sie sich umsonst hierherbemüht haben, aber ich habe meine Entscheidung längst gefällt.«

      Er sah verzweifelt aus, und Tammy ahnte nicht, daß er zwei Träume mit einem Schlag begraben hatte.

      *

      Später, nachdem er wieder davongefahren war, kam ihr alles wie ein Spuk vor. Sie dachte nicht daran, daß sie fünfundsiebzigtausend Dollar verschmäht hatte. Was bedeutete ihr jetzt noch Geld und Ruhm. Sie überlegte nur, warum Fabian sie nicht selbst gefragt hatte, ob sie seine Frau werden wolle.

      Er hatte sich nicht mehr blicken lassen. Vermutlich hatte er sich in seinem Zimmer verschanzt und wartete nun wohl gar darauf, daß sie zu ihm käme.

      Draußen schlich Danny herum. Auch er schien nicht vollends glücklich.

      »Bist du mir böse, Tammy, weil ich es vor Mr. van Straaten gesagt habe?« fragte er kleinlaut. »Aber ich konnte doch nicht einfach zulassen, daß du weggehst. Vielleicht ist Dad auch böse, daß ich was gesagt habe.«

      »Es ist schon gut, Danny. Laß mich jetzt bitte ein paar Minuten allein.«

      Er schlich bekümmert davon. Manchmal war es doch recht schwierig, die Großen zu verstehen. Für ihn war der Gedanke einfach wundervoll gewesen, daß Dad Tammy heiraten wollte. Aber vielleicht war Tammy damit gar nicht so einverstanden?

      Er stellte düstere Betrachtungen darüber an, ob das Amulett wirklich die Macht hatte, Wünsche

      zu erfüllen. So hundertprozentig

      schien das nicht zu stimmen, denn sonst müßte doch alles schon längst in Ordnung sein, meinte er für sich.

      Tammys Gedanken gingen in eine andere Richtung. Sie kannte Danny nun gut genug, um sich vorstellen zu können, wie er auf seinen Vater eingeredet hatte, um sein Ziel zu erreichen, sie für immer festzuhalten. Plötzlich war die Tatsache

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