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Verbergen und Suchen. Уилки Коллинз
Читать онлайн.Название Verbergen und Suchen
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Уилки Коллинз
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Ihr aufrichtiger
Z. Thorpe.«
»Ich werde mich wohl hüten, deinem griesgrämigen Vater zu nahe zu treten, Herr Zack«, sagt Valentin zu sich selbst, während er feuchten Lampenruß auf das schöne weiße Papier des zweiten Billetts aufträgt und es nachher ins Feuer wirft.
Zacks dritter Klagebrief versprach zuverlässig ernste häusliche Störungen für die regierende Macht in Baregrove-Square: —
»Lieber Blyth!
Ich bin von meinem Vater ausgescholten und von meiner Mutter geliebkost worden, und das Ende vom Liede ist, dass ich wenigstens für jetzt nachgegeben habe. Ich sagte zum Informator, dass ich ein Künstler zu werden wünschte, und dass Sie meinten, ich hätte einen guten Begriff vom Zeichnen und Augenmaß zum Treffen; aber ebenso gut hätte ich zu einer Ihrer Staffeleien sprechen können. Er sagte, die Malerkunst wäre eine gefährliche Beschäftigung« – (»und ich sage, es ist nicht wahr«, murmelte Blyth vor sich hin) – und verleite zu jeder Art von Verworfenheit, und dass Künstler im Allgemeinen ein sehr ausschweifendes Leben führen« (»das ist eine gemeine Lüge«, rief Herr Blyth, die Spitze seines Palettenmessers wütend durch das Billet stoßend), »ich leugnete dies alles natürlich gerade heraus« – (»Wohl getan, Zack!«) – »und wurde wegen meiner Behauptung fürchterlich ausgescholten« – (»das muss Dich nicht anfechten, Du sprachst die Wahrheit.«) – »Es endete, wie ich vorher sagte, mit Nachgeben meinerseits, meiner Mutter zur Liebe. Die Folgen sind nun, dass ich schon seit den letzten drei Wochen im Comptoir eines Teemaklers in der City bin. Der Informator (hier Vater) und seine Freunde sagen, es wäre ein guter Anfang für mich, und sprachen über die Ehrenhaftigkeit des Handelsstandes. Ich will nicht ehrenhaft sein und ich hasse den Handelsstand. Stellen Sie sich vor, wie ich im Teemagazin herumlaufen muss, auf Plätzen, wo es von schmutzigen Juden wimmelt, wie in Mary-Axe, um Proben einzuholen und sie in einem blauen Beutel herumzutragen, und dann ein jüngerer schmutziger Kommis, welcher Halbstiefeln trägt und seine Feder an seinem Haar abwischt, um mich zu lehren, wie man ein Paket zusammenlegt. Ist das nicht genug, einen Kerl wütend zu machen, wenn man nur daran denkt. Das kann und darf nicht so weiter gehen. Sein Sie morgen sicher zu hause; ich komme, um mit Ihnen zu sprechen, wie ich es anfangen soll, ein Künstler zu werden. Der jüngere Kommis wird morgen früh alle Proben für mich einholen, und wenn ich nachmittags von Ihnen komme, wollen wir uns in einer Garküche treffen und dann nach dem Comptoir zurückgehen, als wenn nichts vorgefallen wäre. Fürchten Sie nicht, dass das entdeckt wird. Ich kann den kleinen Kommis mit der Tinte in seinen Haaren und mit seinen Halbstiefeln durch Beefsteaks und süßen Porter so bestechen, dass er verschwiegen ist wie das Grab.
Immer der Ihrige
Z. Thorpe jun.
P.S. Mein Entschluss ist gefasst, wenn es nicht mehr länger auszuhalten ist, so laufe ich davon.«
»O mein Gott!« sagt Valentin traurig, seine Palette mit einem Stückchen Lappen reinigend. »Es soll mich wundern, wie das noch enden wird. Der alte Thorpe ist gerade im rechten Zuge, Zack mit seiner hartnäckigen Strenge zur Verzweiflung zu treiben.«
»Er will morgen hierher kommen; er setzt nie ein Datum auf seine Billets, aber ich vermute, da dies gestern Abend kam, er meint heute. Ich weiß nicht, wie ich ihm am Besten raten soll; er ist ein sonderbarer flüchtiger Bursche; der Teufel hole das Vandyck-Braun, ich verlege immer gerade diese besondere Farbe.«
Da Herr Blyth das Vandyck-Braun nicht findet, sucht er die ihm zunächst nützliche Farbe und entschließt sich, ehe er an seinem Tagewerk weiter arbeitet, sich durch einen Blick auf eins seiner Bilder zu stärken. Er zieht den Überwurf von dem kleinsten der beiden weg und enthüllt eine klassische Landschaft.
Vor diesem Bilde, welches beinah vollendet ist, steht Herr Blyth in verzückter Betrachtung versunken, bald seinen Kopf ein wenig von der einen, bald von der andern Seite wendend, bald zurücktretend, um die allgemeine Wirkung aufzufassen, bald wieder vorgehend und jeden Teil einzeln betrachtend, so dass er zwei Finger auf andere Teile legt, um sie nacheinander getrennt zu beschauen, als ein schrillendes, ungeduldiges, Miauen an
der äußern Tür des Ateliers sich hören lässt, welches seine Aufmerksamkeit auf sich zieht. »Gott segne mich!« sagt Valentin, »Snooks will herein! Sie hat erst gestern Abend geworfen, ich wundere mich, was meine Leute sagen werden, dass sie schon wieder in das Atelier kömmt. Mit diesen Worten öffnet Herr Blyth die Tür und eine kleine schwarze Katze mit weißen Zehen, einer melancholisch aussehenden weißen Schnauze und ein Junges darin tritt bedächtig herein, geht gerade auf das Kamin zu, legt ihr Junges auf die Decke, setzt sich daneben und fängt sogleich so laut als möglich zu schnurren an; darauf wälzt sich Mietzchen wollüstig auf ihrem Rücken, hebt ihre vier weißen Pfoten in die Luft und sieht träge und unverschämt mit halbgeöffneten, grünen Augen Herrn Blyth an. Jeder Bericht über den Haushalt dieses Herrn würde unvollständig sein, wenn er nicht die Katze einschlösse, sie war buchstäblich ein Stück von ihm. Sie lebte mit ihm, folgte ihm um das Haus herum wie ein Hund, verrichtete allerlei Streiche unter Herrn Blyths Leitung und stand in vollkommen freundschaftlichen Verhältnissen mit dem ganzen Kreise seiner Bekannten.
Sie war erst spöttisch von Herrn Thorpe Junior Snooks getauft worden, welcher Beiname aber sogleich von Herrn Blyth mit dem Bemerken angenommen wurde, dass er einen kurzen, gewöhnlichen englischen Namen für ein kleines, vertrauliches englisches Haustier besonders billige.
Als Valentin so ein oder zwei Minuten lang mit der Katze gespielt hatte, fing er wieder an, seine Palette fertig zu machen.
Nachdem er seine Vorbereitungen beendet und sie, kritisch den Kopf ein wenig auf die Seite geneigt, überschaut hat, geht er zum Malkasten zurück und sucht wiederum unter den Farbentüten, als die Tür des Ateliers aufgeht und eine junge Dame eintritt.
Sie trägt einen sehr hübschen, einfachen Quäkeranzug; ihr Gewand ist von hellgrauer Farbe, vorn mit einer kleinen, niedlichen schwarzen Schürze bedeckt, welche sich um den Hals in einem gefalteten Kragen anschließt. Die Ärmel dieses Kleides sind ebenfalls eng anliegend und enden an den Handgelenken in komisch aussehenden Manschetten von altmodischen Spitzen als einzige kleine Zieraten ihres Anzugs. Man kann unmöglich beschreiben, wie köstlich sanft glänzend, frischrein und zart diese Dame ist, bloß als ein Gegenstand, auf den man hinblickt, im Kontrast mit der schmutzigen Unordnung des Ateliers, durch welches sie jetzt geht. Die schärfsten Beobachter, welche sie in ihrer jetzigen Erscheinung betrachten, würden in ihrem Gesichte oder in ihrer Gestalt, in ihrer Manier oder in ihrer Kleidung nichts entdecken, was im geringsten auf ein undurchdringliches Geheimnis oder auf ein unabänderliches Unglück schließen ließe. Und dennoch heften sich auf ihre Person forschende Blicke, so oft sie ausgeht; die Nachbarn zucken über ihr Dasein die Achseln, seufzen und betrachten sie mit kläglichen Blicken und so oft von ihrem Leben gesprochen wird, welches im Laufe der Unterhaltung beim Mittagsbrot und am Teetische in der neuen Vorstadt ziemlich oft der Fall ist, betrachten sie es als ein ganz trauriges. Gesellig können wir alle leicht in dieser Welt – wenigstens in dem gebildeten Teile derselben – als in zwei Klassen geteilt betrachtet werden. Wenn wir nicht die Leute sind, über welche andere sprechen, dann sind wir sicher die Leute, die über andere sprechen.
Die junge Dame, welche soeben in Herrn Blyths Atelier getreten war, gehörte zu der ersten Klasse von menschlichen Wesen.
Es war ihr Schicksal, von ihren Mitgeschöpfen beständig zum Gegenstande der Unterhaltung gemacht zu werden, sogar ihr Gesicht allein – bloß als Gesicht betrachtet – konnte einer beständigen Besprechung nicht entgehen, zumal unter Valentins Freunden, welche sie alle gut kannten und innig liebten! Aber merkwürdig genug, alle diese Freunde waren einer Meinung über sie, außer in einem Punkte, welchem ihrer Reize nämlich der größte Vorzug gegeben werden sollte, oder besonders den Anspruch von Bewunderung von allen Verehrern der Schönheit verdiente.
Während demnach der Eine ihrer Gesichtsfarbe, der Andere ihrem Munde, ein Dritter ihrem Haar und so weiter den Hauptvorzug gab, stimmten alle darin überein, dass