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Mann und Weib. Уилки Коллинз
Читать онлайн.Название Mann und Weib
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Уилки Коллинз
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Dein Dich liebendes Weib
Bishopriggs hielt inne. Sein Commentar zu diesem Theil der Correspondenz war einfach genug. »Zornige Worte der Dame an den Herrn mit Tinte geschrieben.« Dann warf er einen Blick aus den zweiten, auf der vierten Seite geschriebenen Brief und fügte höhnisch hinzu: »Bischen kälter und mit Bleistift geschrieben von dem Herrn an die Dame; das ist der Lauf der Welt von Adam’s Zeiten her bis auf unsere Tage.«
Dieser zweite Brief lautete so:
»Liebe Anne!
In diesem Augenblick werde ich zu meinem Vater nach London gerufen. Die Nachricht von ihm lautet schlimm. Bleibe, wo Du bist und ich will dahin schreiben. Vertraue dem Ueberbringer. Auf mein Ehrenwort, ich werde mein Versprechen halten.
Dein Dich liebender Gatte
Geoffrey Delamayn
Windygates, den 14.August, 4 Uhr Nachmittags. In furchtbarer Eile geschrieben, der Zug geht um 4 Uhr 30 Minuten ab!«
Das war Alles!
Wer sind denn die da im Gastzimmer? Die eine ist die Silvester – und der andere der Delamayn?« fragte Bishopriggs sich, indem er das Papier langsam wieder in seine ursprüngliche Form brachte. »Was mag das Alles zu bedeuten haben?« Er bereitete sich ein zweites Glas Toddy als Beförderungsmittel seiner Reflexionen und saß eine Weile, seinen Toddy schlürfend, da, während er den Brief zwischen seinen gichtischen Fingern hin und her drehte. Es war nicht ganz leicht heraus zu finden, in welchem Verhältniß der Herr und die Dame zu einander standen. Waren sie die Schreiber selbst oder waren sie nur die Freunde der Schreiber, wer konnte das wissen. Im ersten Fall würde die Dame ihren Zweck so gut wie erreicht haben, denn die Beiden hatten ja selbst in seiner und der Wirthin Gegenwart erklärt, Mann und Weib zu sein. In dem zweiten Fall konnte die so achtlos bei Seite geworfene Correspondenz noch einmal von großer Wichtigkeit werden. Dieser letzteren Ansicht gemäß nahm Bishopriggs, dessen frühere kurze Praxis als Schreiber auf Sir Patricks Bureau ihm einige Geschäftskenntniß eingebracht hatte, Feder und Dinte zur Hand und schrieb auf die Rückseite des Briefes mit dem Datum eine kurze Angabe der Umstände, unter welchen er denselben gefunden hatte. »Ich werde gut thun, dieses Dokument aufzubewahren,« dachte er bei sich, »wer weiß, vielleicht wird noch einmal eine Belohnung dafür ausgesetzt. Das Ding kann für einen armen Kerl wie mich noch seine fünf Pfund werth sein!« Mit dieser tröstlichen Reflexion nahm er eine alte Blechdose aus der Tischschublade und verschloß die gestohlenen Briefe in derselben bis auf bessere Zeiten.
Das Ungewitter tobte immer furchtbarer, je später es wurde. Im Wohnzimmer präsentirte sich der ewig wechselnde Zustand der Dinge wieder in einer anderen Gestalt. Arnold hatte sein Diner beendet und abdecken lassen, hatte dann einen Seitentisch vor das Sopha, auf welchem Anne lag, gerückt, das Spiel Karten gemischt und bot nun seine ganze Beredsamkeit auf, Anne zu bewegen, eine Partie Ecarte mit ihm zu versuchen, um ihre Aufmerksamkeit von dem draußen tobenden Sturme abzulenken.
Aus reiner Erschöpfung gab sie nach, erhob sich langsam im Sopha und erklärte, sie wolle versuchen zu spielen. »Schlimmer kann es doch nicht werden,« dachte sie, als Arnold ihr die Karten gab, »und ich habe kein Recht, dem armen jungen Mann meinen Jammer entgelten zu lassen.«
Ein Paar schlechtere Spieler hatten wohl noch nie an einem Spieltisch gesessen. Anne war im höchsten Grade unaufmerksam und ihr Partner wußte überhaupt wenig vom Kartenspiel. Anne legte die a-tout-Karte um. Caro neun. Arnold sah in seine Karten und proponirte, Anne lehnte es ab, die Karten zu wechseln; Arnold meldete mit unverminderter guter Laune, es sei ihm jetzt klar, daß er das Spiel verlieren müsse und spielte dann seine erste Karte, die Piqne-Dame,aus. Anne nahm die Königin mit dem König und vergaß den König zu markiren. Dann spielte sie Trumpf-Zehn aus. Plötzlich entdeckte Arnold unter seinen Karten die Pique-Acht. »Wie Schade," sagte er, als er sie ausspielte. »Halloh, Sie haben den König nicht markirt, ich will es für Sie thun. Das sind zwei, nein, drei für Sie; ich wußte, daß ich das Spiel verlieren würde; konnte ja mit so schlechten Karten nichts anfangen, nicht wahr? Jetzt, wo ich meine Trümpfe ausgespielt habe, habe ich Alles verloren! A vous!«
Anne sah in ihre Karten. In diesem Augenblick warf der Blitz seinen hellen Schein durch die schlecht geschlossenen Läden in das Zimmer. Der Donner fuhr über das Haus hin und schien es aus seinen Fugen reißen zu wollen. Vom obern Stock her erklang das Geschrei einer nervösen Touristin und das Gebell eines Hundes. – Anne’s Nerven hielten nicht länger Stand, sie warf die Karten auf den Tisch und sprang auf. »Ich kann nicht mehr spielen,« rief sie, »verzeihen Sie mir, ich bin völlig außer Stande, mir brennt der Kopf, mein Blut stockt.« Sie fing an im Zimmer auf und ab zu gehen. Ihre, durch den Einfluß des Ungewitters noch reizbarer gewordenen Nerven ließen ihr die falsche Stellung, in welche sie und Arnold gerathen waren, jetzt in einem noch viel schlimmeren Lichte erscheinen. Sie fand diese Situation vollkommen unerträglich. Es schien ihr unverantwortlich, sich in eine Gefahr, wie sie ihnen drohte, zu begeben. Sie hatten zusammen gegessen wie verheirathete Leute und jetzt brachten sie den Abend zu wie Mann und Frau. »O, Herr Brinckworth!« bat sie, »überlegen Sie doch – um Blanche’s Willen – überlegen Sie doch noch einmal, giebt es denn keinen Ausweg aus dieser Situation.«
Arnold las die zerstreuten Karten bedächtig auf.
»Da kommen Sie schon wieder mit Blanche!« sagte er mit der naivsten Ruhe, »ich möchte wohl wissen, wie ihr jetzt bei dem Gewitter zu Muthe ist.«
Diese Antwort brachte Anne in ihrem aufgeregten Zustand fast zur Verzweiflung. Sie wandte sich von Arnold ab und eilte an die Thür. »Ich will diese Täuschung nicht länger dulden,« rief sie, »ich will thun, was ich schon früher hätte thun sollen; ich will, entstehe daraus was da wolle, der Wirthin die Wahrheit sagen!« Sie hatte die Thür aufgerissen und war im Begriff auf den Vorplatz zu treten, als sie plötzlich still stand und heftig zusammenfuhr. War es möglich bei dem furchtbaren Wetter, daß sie wirklich das Rollen von Wagenrädern vor der Thür gehört hatte? Gewiß! Denn auch Andere hatten es gehört. Eben humpelte Bishopriggs an ihr vorüber der Hausthür zu. Die scharfe Stimme der Wirthin kreischte in ihrem breiten Schottisch ihr Erstaunen ausdrückend durch das Haus.
– Anne schloß die Thür ihres Zimmers wieder und wandte sich zu Arnold, der überrascht aufgesprungen war. »Reisende!« rief sie, »zu dieser späten Stunde.«
»Und bei diesem Wetter!« fügte Arnold hinzu.
»Sollte es Geoffrey sein?« fragte sie, indem sie sich wieder der eitlen Hoffnung hingab, daß er noch an sie denken und zu ihr zurückkehren könne.
Arnold schüttelte den Kopf: »Nein! Ich weiß nicht, wer es ist, aber Geoffrey kann es nicht sein.«
Plötzlich trat Mrs. Inchbare mit fliegenden Haubenbändern und mit starren Blicken in’s Zimmer.
»Nun! gnädige Frau!« sagte sie zu Anne, »wer glauben Sie, kommt von Windygates hergefahren, um Sie zu sehen und ist unterwegs vom Sturm überrascht worden?«
Anne war sprachlos.
Arnold aber fragte: »Nun, wer ist es denn?
»Wer, wer?« wiederholte Mrs. Inchbare, »die liebe junge Dame Miß Blanche in Person.«
Anne konnte einen Schrei des Entsetzens nicht zurückhalten. Die Wirthin schob denselben auf den Blitz, der gerade durch das Zimmer fuhr.
»O, meine gnädige Frau! Da ist Miß Blanche muthiger und erschrickt nicht so leicht über einen Blitz. Da kommt sie schon, die liebe junge Dame!« rief Mrs. Inchbare, indem sie sich ehrfurchtsvoll vor Blanche zurückzog.
Blanche’s Stimme, die nach Anne rief, wurde hörbar. Anne ergriff Arnold’s Hand krampfhaft und flüsterte ihm zu: »gehen Sie!« Im nächsten Augenblicke war sie an den Kamin getreten und hatte beide Lichter ausgeblasen. Da fuhr wieder ein Blitz durch dass Zimmer und beleuchtete die