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Hauses vorgestellt. Diese waren nicht nur drei elegante anziehende Frauen, sondern sie waren auch die schönsten Sujets zum Malen, besonders die junge Frau.

      Ihr Gemahl fesselte mich nicht gleich, er erschien mir still und schweigsam.

      Ich blickte mich nach der Gouvernante »Mademoiselle Clairfait« um, aber sie war nicht anwesend und ich erfuhr, dass sie die Abende gewöhnlich in ihrem eigenen Zimmer zuzubringen pflege.

      Bei dem Kaffee suchte ich wieder vergeblich nach dem Original meines Zukunft-Bildes, aber die jungen Damen versicherten: »Mama wird schon erscheinen, denn sie macht besondere Toilette zu der Sitzung für Sie.« Dann kam auch bald die Nachricht, dass Mademoiselle bereit sei.

      Niemals sah ich soviel Übereinstimmung des Alters mit der Toilette Mademoiselle war klein und mager. Der Teint weiß, die Haut voller Falten, ihre großen dunklen Augen glänzten jedoch noch mit jugendlichem Feuer. Die Augen überflogen alle Gegenstände mit einer solchen Schnelligkeit, dass man kaum anzunehmen geneigt war, das völlig ergraute Haar sei Eigentum des Kopfes; man hielt die ganze Erscheinung vielmehr für eine junge Dame die sich absichtlich für einen Maskenball kostümiert hatte. Sie trug ein silbergraues, glänzendes Seidenkleid, welches bei jeder Bewegung rauschte. Ihr Kopf, Hals und Brust waren mit einer zarten Spitze geschmückt, die hier und dort höchst malerisch befestigt war. An ihrem rechten Arm trug sie drei kleine Armbänder aus den Haaren ihrer Zöglinge, und an dem linken ein breites goldenes mit einem Miniaturgemälde darauf, in einer Kapsel. Ein dunkelrotes, mit Gold durchwirktes Flortuch war kokett über ihre Schultern geworfen; in der Hand hielt sie einen allerliebsten Fächer aus Federn.

      Sie stellte sich mit einem freundlichen Lächeln selbst vor, dabei öffnete sie graziös den Fächer und füllte den Raum mit Wohlgerüchen an. Ich verlor vollständig den Mut, dass ich sie würde getreu malen können. Die schönsten Farben in meiner Schachtel waren nicht warm für das Gemälde, und ich fühlte mich selbst ihr gegenüber, ein ungewaschener, ungebürsteter Repräsentant meiner Kunst.

      »Sagt mir, meine Engel,« hob sie in ihrem hübschen gebrochenen Englisch an, »bin ich nicht sehr hübsch eingerahmt? Verstehe ich es nicht, meine sechzig Jahre würdig zu repräsentieren? Was werden die Wilden in Indien zu meinem Bilde sagen, wenn mein Liebhaber das Gemälde präsentiert?«

      »Und die Herren? Und die Künstler?«

      »Ach! Das wird Sensation erregen!« .

      »Finden Sie mich nicht hübsch von der Sohle bis zum Scheitel?«

      Dann setzte sie sich in den Sessel und glich vollkommen einer jener Schönen aus Geßner’schen Idyllen.

      Die jungen Damen lachten laut auf, und Mademoiselle stimmte lustig mit ein in die allgemeine Fröhlichkeit. Selten hat mich Jemand zum Malen so befriedigt durch Kleidung und Haltung, als jene alte prächtige Dame.

      Als ich kaum begonnen hatte, sprang sie wieder von dem Stuhle auf und sagte: »O Himmel, was habe ich vergessen! Ich habe heute noch nicht daran gedacht, meine Engel zu umarmen;« damit ging sie zu den jungen Damen, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste sie schnell auf beide Wangen, viel schneller, als wenn eine englische Gouvernante bloß gesagt hätte: »Guten Morgen, meine Lieben, ich hoffe, Sie haben die Nacht gut geruht?« —

      Dann ging sie zurück; aber als ich eben anfangen wollte, sprang sie noch ein Mal aus, ging zum Spiegel und sah, ob auch an ihrer hübschen Toilette nichts in Unordnung geraten sei.

      Noch zweimal erhob sie sich, nachdem ich kaum angefangen hatte, zuletzt summte sie eine französische Melodie und spazierte dabei das Zimmer auf und ab.

      Ich war mit meiner Weisheit zu Ende, wenn das so fortging, so war ans Malen nicht zu denken. Die jungen Damen schienen zu denken wie ich. – Sie umgaben die alte Dame und baten sie, sich nun ruhig zu verhalten. Sie schien überrascht, dass man sie für unruhig hielt, denn sie streckte ihre Hände aus und sagte: »Aber warum reden Sie mich denn an? Ich bin hier, ich bin bereit, ich bin ganz und gar zu Diensten des geschickten Künstlers? Warum reden Sie mich an?«

      Um sie auf andere Gedanken zu bringen« fragte ich sie, ob sie ganz gemalt sein wollte, oder nur als Brustbild?

      »Wenn ich Sie für den geübten Maler halten soll, für den man Sie hier empfahl,« sagte sie, »so können Sie doch nicht einen Zoll von meiner ganzen Gestalt fortlassen wollen?« Die Toilette war ihre Leidenschaft! Wenn ich also wollte, dass sie mit meinem Gemälde zufrieden sei, so durfte ich weder ihr Kleid, noch ihre Spitzen, nicht Fächer, Ringe, Juwelen, besonders aber nicht ihre Armbänder fortlassen. Ich war böse auf die Fülle der Arbeit, aber in der besten Absicht, denn ich hatte nur den Wunsch, das Original getreu zu copiren. Dann machte sie mich besonders auf das Miniaturbild aus dem Armbande aufmerksam, und sagte mir, dass dies das Gesicht ihres einzigen und besten Freundes darstelle, ich möge doch dieses schöne, ihr so teure Gesicht, getreu auf ihr eigenes Bild aufnehmen, wenn das möglich wäre.

      Ich war etwas unwillig, dass sich meine Arbeit noch vergrößern sollte und dachte, das ist gewiss einer ihrer Liebhaber, der sie in ihrer Jugend täuschte und dann sitzen ließ. – Ich näherte mich ihr, um das Miniaturbild genau zu betrachten, war aber nicht wenig erstaunt, als ich ein sehr sorgfältig ausgeführtes Gemälde erblickte, welches das milde Gesicht einer schönen jungen blonden Frau zeigte, das an Lieblichkeit den Rafael’schen Madonnen glich.

      Die alte Dame beobachtete den Eindruck, welchen das Bild aus mich machte und ich sagte: Welch ein schönes unschuldiges Gesicht!« Mademoiselle fuhr mit dem Taschentuch über das Bild und sprach: »Ich habe noch drei Engel, das tröstet mich über den Verlust des vierten, der nicht mehr ist.« Dann befühlte sie das Bildchen sanft und sagte wie zu sich selbst: »Schwester Rosa! Ich möchte das Bild deshalb mit auf meinem Gemälde haben, weil ich es stets trug, seit meiner Jugend, der Schwester Rosa wegen.«

      Bei der alten Dame hatte ein so plötzlicher Übergang von Lustigkeit zur Traurigkeit stattgefunden, dass man es bei einer Dame einer andern Nation für theatralisch hätte halten können, aber bei ihr war dies ein ganz natürlicher Übergang Ich kehrte zu meiner Staffelei zurück und fragte mich: »Wer mag Schwester Rosa sein?« Eine Schwester der jungen Damen hier ist sie nicht, das sieht man an jedem Zuge des Gesichts.

      Mademoiselle Clairfait saß eine halbe Stunde vollkommen ruhig, mit in einander geschlagenen Händen da, ihre Augen fest auf das Miniaturbild gerichtet. Diesen glücklichen Umstand benutzte ich nun, um die Umrisse des Kopfes zu zeichnen und die der ganzen Figur. Während ich nun recht fleißig im besten Zeichnen war, klopfte eine Dienerin an die Tür und meldete, dass das Frühstück aufgetragen sei.

      Mademoiselle sprang auf und sagte: »Wie materiell sind wir doch, der Geist ist dem Magen dienstpflichtig. Meine Seele weilte bei zärtlichen Erinnerungen. Ich bin jetzt nicht aufgelegt zum Frühstück. Kommt, meine Kinder, gehen wir in den Garten!«

      Die alte Dame verließ das Zimmer und ihre ehemaligen Zöglinge folgten ihr. Die älteste Schwester blieb etwas zurück und erinnerte mich, dass das Frühstück bereit stehe.

      »Sie werden gewiss entsetzt sein,« sagte die junge Dame, »dass Mademoiselle so unruhig ist,« indem sie auf meinen Entwurf blickte; »aber in der letzten halben Stunde verhielt sie sich doch schon etwas ruhiger?«

      »Ich glaube, dass das Miniaturbild mit seinen Erinnerungen das Wunder hervorgebracht hat,« antwortete ich lächelnd.

      »Ja, so wie man sie an das Bild erinnert, ist sie gleich verändert: sie lässt dann die vergangene Zeit an sich vorübergehen, spricht von Schwester Rosa und von den Ereignissen der französischen Revolution, die sie mit erlebte. Es ist das Alles sehr interessant,« setzte die junge Dame hinzu.

      »Schwester Rosa war sicher eine Freundin von Mademoiselle?« fragte ich.

      »Ja, eine sehr heißgeliebte Freundin,« erhielt ich zur Antwort. »Mademoiselle Clairfait ist die Tochter eines Seidenhändlers, der einst zu Chalons-sur-Marne etabliert war. Ihr Vater gab einem alten Manne eine Wohnung, der der Schwester Rosa und ihrem Bruder während der Revolutionszeit viel Gutes erzeigt hatte, und dieser Umstand führte die Bekanntschaft zwischen Schwester Rosa und Mademoiselle herbei. Nachdem der Vater unserer guten alten Gouvernante Bankrott gemacht hatte und lange zuvor, ehe wir ihre Zöglinge wurden, lebten Rose, deren Bruder und Mademoiselle

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