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wieder im Gefängniß.«

      »Monseigneur, ich sehe wohl, ich muß Grimaud rufen.«

      »Ich habe Unrecht. Und was hat er Dir gesagt, der Philister?«

      »Ich lasse Euch das Wort gelten, Monseigneur,« sprach La Ramée mit seiner Miene, »weil es sich reimt auf Minister. Was er mir gesagt hat? Er hat mir gesagte ich solle Euch überwachen.«

      »Und warum mich überwachen?« fragte der Herzog unruhig.

      »Weil ein Astrolog prophezeit hat, Ihr würdet entkommen.«

      »Ach! ein Astrolog hat dies prophezeit,« sagte der Herzog unwillkürlich bebend.«

      »Oh, mein Gott, ja sie wissen nicht, was sie erfinden sollen, diese Dummköpfe von Magiern, um ehrwürdige Leute zu plagen.«

      »Und was hast Du der hochwürdigsten Eminenz geantwortet.

      »Wenn der fragliche Astrolog Almanache mache, so rathe ich ihr nicht, solche zu kaufen.«

      »Warum?«

      »Weil Ihr, um zu entfliehen, Fink oder Zaunkönig werden müßtet.«

      »Du hast leider sehr Recht, Doch wir wollen eine Partie Ball spielen, La Ramée.«

      »Monseigneur, ich bitte Eure Hoheit um Vergebung, aber ich bedarf der Frist von einer halben Stunde.«

      »Und warum dies?«

      »Weil Monseigneur Mazarin, obgleich nicht von so guter Geburt, doch viel stolzer ist, als Ihr, und mich zum Frühstück einzuladen vergessen hat.«

      »Nun wohl, so will ich Dir Frühstück hierher bringen lassen.«

      »Nein, Monseigneur, ich muß Euch sagen, daß der Pastetenbäcker welcher dem Schlosse gegenüber wohnte und den man den Vater Marteau nannte …«

      »Nun?«

      »Vor acht Tagen sein Besitzthum an einen Pastetenbäcker von Paris verkauft hat, dem die Aerzte, wie es scheint, die Landluft anriethen.«

      »Was geht das mich an?«

      »Wartet doch, Monseigneur. Dieser verdammte Pastetenbäcker hat vor seiner Bude eine Masse von Dingen, die einem den Mund wässern machen.«

      »Leckermaul!«

      »Ei, mein Gott, Monseigneur,« versetzte La Ramée, »man ist nicht Leckermaul, wenn man gerne gut ißt. Es liegt in der Natur des Menschen, daß er die Vollkommenheit in Pasteten, wie in allen andern Dingen sucht. Dieser Spitzbube von einem Pastetenbäcker, Monseigneur, kam nun, als er mich vor seiner Auslage stille stehen sah, mit einem dummdreisten Wesen auf mich zu, und sagte mir: »»Herr La Ramée, ich muß die Kundschaft der Gefangenen des Thurmes bekommen. Ich habe dieses Etablissement von meinem Vorgänger gekauft, weil er mir die Versicherung gab, er liefere für das Schloß, und auf meine Ehre, Herr von Chavigny hat seit den acht Tagen, die ich hier bin, noch kein Törtchen bei mir holen lassen.««

      »Dies ist ohne Zweifel der Fall,« antwortete ich ihm, »weil Herr von Chavigny befürchtet, Euer Gebäcke sei nicht gut.«

      »Nicht gut, mein Gebäcke!« nun wohl, Herr La Ramée, Ihr sollt selbst Richter sein und zwar auf der Stelle!«

      »Ich kann nicht,« antwortete ich, »denn ich muß sogleich in’s Schloß zurückkehren.«

      »»Nun wohl,«« sagte er, »»so macht Eure Geschäfte ab, da Ihr Eile zu haben scheint, und kommt in einer halben Stunde wieder.««

      »»Ja einer halben Stunde?««

      »»Ja. Habt Ihr gefrühstückt?««

      »Meiner Treue, nein!«

      »»Seht, hier ist eine Pastete, die Euch mit einer Flasche Burgunder erwartet.««

      »Und Ihr begreift, Monseigneur, da ich noch ganz nüchtern bin, so möchte ich mit Erlaubniß Euerer Hoheit … «

      Und La Ramée verbeugte sich.

      »Geh also, Thier,« sprach der Herzog, »aber merke Dir wohl, ich gebe Dir nur eine halbe Stunde.«

      »Darf ich dem Nachfolger von Vater Marteau Eure Kundschaft versprechen?«

      »Ja, vorausgesetzt, er thut mir keine Schwämme in seine Pasteten. Du weißt,« fügte der Prinz bei, »daß die Schwämme aus dem Walde von Vincennes meiner Familie tödtlich sind.«

      La Ramée entfernte sich, ohne die Anspielung zu erwidern, und fünf Minuten nach seinem Abgang trat der Offizier von der Wache ein, unter dem Vorwande, sich die Ehre zu geben, dem Prinzen Gesellschaft zu leisten, in Wirklichkeit aber, um die Befehle des Cardinals zu erfüllen, welcher, wie wir gesagt haben, einschärfte den Gefangenen nicht aus dem Gesicht zu verlieren.

      Aber während der fünf Minuten, die der Herzog allein geblieben war, hatte er Zeit gehabt, noch einmal das Billet von Frau von Montbazon zu lesen, welches dem Gefangenen bewies, daß ihn seine Freunde nicht vergessen hatten, und daß sie sich mit seiner Befreiung beschäftigten; auf welche Weise, das wußte er nicht; aber er gelobte sich, Grimaud, wie stumm er auch sein mochte, endlich zum Sprechen zu bringen. Er setzte um so größeres Vertrauen in diesen Mann, als er sich jetzt sein Benehmen klar machte und nun begriff, daß er alle die kleinen Verfolgungen, mit denen er den Herzog heimsuchte, nur erfunden hatte, um seinen Wächtern jeden Gedanken zu benehmen, er könnte sich mit ihm verständigen.

      Diese List gab dem Herzog einen hohen Begriff von dem Verstande von Grimaud, welchem er sich gänzlich anzuvertrauen beschloß.

       XXI

      Was die Pasteten des Nachfolgers vom Vater Marteau enthielten

      Eine halbe Stunde nachher lehrte La Ramée munter und vergnügt zurück, wie ein Mensch, der gut gegessen und besonders gut getrunken hat. Er hatte vortreffliche Pasteten und köstlichen Wein gefunden.

      Das Wetter war schön und gestattete die beabsichtigte Partie. Das Ballspiel von Vincennes war ein Langballspiel, das heißt in freier Luft. Nichts war also für den Herzog leichter, als das zu thun, was ihm Grimaud empfohlen hatte, daß heißt, die Bälle in den Graben zu schleudern.

      So lange es indessen nicht zwei Uhr geschlagen hatte, war der Herzog nicht zu ungeschickt, denn zwei Uhr war die bestimmte Stunde. Er verlor jedoch die bis dahin eingegangenen Partien, was ihm zornig zu werden und das zu thun gestattete, was man in solchen Fällen thut, nämlich Fehler auf Fehler zu machen.

      Als es zwei Uhr schlug, fingen die Bälle an, den Weg nach dem Graben zu nehmen und zwar zur großen Freude von La Ramée, welcher bei jedem Hinaus, das der Prinz machte, fünfzehn markierte.

      Die Hinaus nahmen so zu, daß es bald an Bällen fehlte. La Ramée schlug nun vor, Jemand hinab zu schicken, um sie aus dem Graben zu holen. Aber der Herzog bemerkte vernünftiger Weise, das wäre verlorene Zeit, näherte sich dem Walle, der an dieser Stelle, wie der Gefreite gesagt hatte, wenigstens fünfzig Fuß hoch war, und erblickte einen Mann, der in einem von den tausend Gärtchen arbeitete, welche die Bauern auf der andern Seite des Grabens anlegten.

      »He, Freund!« rief der Herzog.

      Der Mann schaute empor, und der Prinz war im Begriff, einen Schrei des Erstaunens auszustoßen. Dieser Mann, dieser Bauer, dieser Gärtner war Rochefort, den der Prinz in der Bastille glaubte.

      »Nun, was gibt es da oben?« fragte der Mann.

      »Habt die Gefälligkeit, unsere Bälle zurückzuwerfen,« rief der Herzog.

      Der Gärtner machte ein Zeichen mit Herz Kopfe und fing an, die Bälle zurückzuwerfen, welche La Ramée und die Wachen aufhoben. Einer derselben viel vor die Füße des Herzog und da dieser offenbar für ihn bestimmt war, so steckte er ihn in seine Tasche.

      Dann machte er dem Gärtner ein Zeichen des Dankes und kehrte zu seiner Partie zurück.

      Der Herzog hatte aber offenbar seinen schlimmen Tag. Die Bälle flogen fortwährend in’s Weite, statt sich in den Grenzen des Spieles zu halten. Zwei oder drei kehrten in den Graben zurück, da aber der Gärtner nicht mehr da war, um sie wieder hinauf zu schleudern, so gingen sie verloren. Dann erklärte der Herzog, er schäme sich

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