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Zwanzig Jahre nachher. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Zwanzig Jahre nachher
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Wir halten es für durchaus überflüssig, unsern Lesern das physische und moralische Porträt von Grimaud zu entwerfen. Wenn sie, wie wir hoffen, den ersten Theil dieses Werkes nicht gänzlich vergessen haben, so muß ihnen in ihrem Gedächtniß ziemlich genau diese schätzenswerthe Person geblieben sein, bei der keine Veränderung vorgegangen war, als daß sie zwanzig Jahre mehr zählte; ein Zuwachs, der Grimaud nur stiller, schweigsamer gemacht hatte, obgleich ihm Athos seit der Umwandlung seiner eigenen Person volle Erlaubniß zu sprechen gegeben hatte.
Aber zu dieser Zeit schwieg Grimaud bereits zwölf bis fünfzehn Jahre und eine Gewohnheit von zwölf bis fünfzehn Jahren ist eine andere Natur geworden.
XX
Grimaud tritt in Function
Grimaud fand sich also mit seinem günstigen Aeußern im Thurme von Vincennes ein. Herr von Chavigny bildete sich ein, ein unfehlbares Auge zu haben, was zu dem Glauben führen konnte, er wäre wirklich der Sohn des Cardinal von Richelieu gewesen, dessen ewige Anmaßung dies ebenfalls war. Er prüfte also aufmerksam den Bewerber und schloß aus der Anschauung, daß die nahe zusammenlaufenden Augenbrauen, die dünnen Lippen, die hakenförmige Nase und die hervorstehenden Backenknochen vollkommen genügende Anzeigen wären.
Er richtete nur zwölf Worte an ihn, Grimaud antwortete vier.
»Das ist ein ausgezeichneter Bursche, und so habe ich ihn auch sogleich beurtheilt,« sprach Herr von Chavigny. »Gebt zu Herrn La Ramée und sagt ihm, Ihr entsprechet mir in jeder Beziehung.«
Grimaud wandte sich auf dem Absatze um und unterwarf sich der viel strengeren Inspection von La Ramée. Was diese Sache schwieriger machte, war der Umstand, daß Herr von Chavigny wußte, daß er sich aus ihn verlassen konnte, und daß er sich wollte auf Grimaud verlassen können.
Grimaud besaß gerade die Eigenschaften, welche einen Gefreiten verführen können, der einen Untergefreiten zu haben wünscht. Nach tausend Fragen, von denen jede nur eine Viertelsantwort erhielt, rieb sich La Ramée, bezaubert durch diese Mäßigkeit in Worten, die Hände und nahm Grimaud an.«
»Der Befehl?« fragte Grimaud.
»Folgendes: den Gefangenen nie allein lassen, ihm jedes stechende oder schneidende Instrument nehmen, ihn verhindern, den Leuten außen Zeichen zu machen oder zu lange mit seinen Wächtern zu sprechen.«
»Dieß ist Alles?« fragte Grimaud.
»Altes für den Augenblick,« antwortete La Ramée.
»Neu eintretende Umstände führen neue Befehle herbei.«
»Gut,« antwortete Grimaud.
Und er trat bei dem Herzog von Beaufort ein. Der Herzog war eben im Zuge, seinen Bart u kämmen, den er, so wie feine Haupthaare, wachsen ließ, um Mazarin mit der Schaustellung seines Elends und mit Paradirung; seines schlechten Aussehens bange zu machen. Da er aber einige Tage vorher von der Höhe seines Thurmes herab im Hintergrunde eines Wagens die schöne Frau von Montbazon, deren Andenken ihm immer noch theuer war, zu sehen geglaubt hatte, so wollte er für sie nicht das sein, was er für Mazarin war, und verlangte einen bleiernen Kamm, der ihm auch bewilligt wurde.
Herr von Beaufort verlangte einen bleiernen Kamm, weil er, wie alle Blonde, einen röthlichen Bart hatte; er färbte ihn, indem er ihn kämmte.
Grimaud sah bei seinem Eintritte den Kamm, den der Prinz so eben auf den Tisch gelegt hatte; er nahm denselben mit einer Verbeugung.
Der Herzog schaute diese seltsame Figur staunend an«
Die Figur steckte den Komm in ihre Tasche.
»Holla, he! Was ist,das!« rief der Herzog- »Wer ist dieser Bursche?«
Grimaud antwortete nicht, sondern verbeugte sich zum zweiten Male.
»Bist Du stumm?« rief der Herzog.
Grimaud machte ein verneinendes Zeichen.
»Was bist Du denn? Antwort! Ich befehle es Dir,« sagte der Herzog.«
»Wächter,« antwortete Grimaud.
»Wächter!« rief der Herzog, »gut, es fehlte mir nur noch dieses Galgengesicht zu meiner Sammlung. Holla! La Ramée! Herbei!«
La Ramée erschien. Zum Unglück für den Prinzen war er, auf Grimaud bauend, im Begriffe, sich nach Paris zu begeben. Er befand sich bereits im Hofe und kam unzufrieden zurück.
»Was gibt es, mein Prinz?« fragte er.
»Wer ist dieser Halunke, der meinen Kamm nimmt und ihn in seine Tasche streckt?« fragte Herr von Beaufort.«
»Einer von Euren Wächtern, Monseigneur, ein Bursche voll Verdienst, den Ihr, wie ich überzeugt bin, schätzen werdet, wie Herr von Chavigny und ich.«
»Warum nimmt er mir meinen Komm?«
»Ist der That,« sagte La Ramée, »warum nehmt Ihr den Kamm von Monseigneur?«
Grimaud zog den Komm aus seiner Tasche, strich mit dem Finger darüber, betrachtete und zeigte den dicken Zahn und sprach nur das einzige Wort:
»Stechend!«
»Das ist wahr,« sagte La Ramée.«
»Was spricht dieses Thier?« fragte der Herzog.
»Es sei jedes stechende Instrument Monseigneur von dem König verboten.«
»Ei, seid Ihr verrückt, La Ramée? Ihr selbst habt mir diesen Kamm gegeben.«
»Und ich hatte großes Unrecht, Monseigneur, denn ich setzte mich dadurch in Widerspruch mit dem Befehl.«
Der Herzog schaute Grimaud, welcher den Kamm La Ramée übergeben hatte, wüthend an.«
»Ich sehe vorher, daß mir dieser Bursche ungeheuer mißfallen wird,« murmelte der Prinz.«
In der That, im Gefängniß gibt es kein in der Mitte liegendes Gefühl; wie einem Alles, Menschen und Dinge, Freund oder Feind ist, so liebt oder haßt man zuweilen mit Vernunft, aber noch viel häufiger aus Instinkt. Aus dem einfachen Grunde aber, daß Grimaud bei dem ersten Blick Herrn von Chavigny und La Ramée gefallen hatte, mußte er, insofern die Eigenschaften, welche in den Augen des Gouverneurs und des Gefreiten gut erschienen, Mängel in den Augen des Gefangenen wurden, gleich von Anfang an Herrn von Beaufort mißfallen.
Grimaud aber wollte nicht schon am ersten Tage unmittelbar mit dem Gefangenen brechen. Er bedurfte keines improvisirten Widerstrebens, sondern eines schönen, guten, festhaltenden Hasses. Er entfernte sich also, um vier Wachen Platz zu machen, welche, vom Frühstücke zurückkommend, ihren Dienst wieder bei dem Prinzen versehen konnten.
Der Prinz hatte seinerseits einen neuen Spaß zu vollführen, auf den er große Stücke hielt. Er hatte für sein Frühstück am andern Tage Krebse verlangt und gedachte den laufenden Tag mit Verfertigung eines kleinen Galgens zuzubringen, an welchen er den schönsten mitten in seinem Zimmer hängen wollte. Die rothe Farbe, die ihm das Sieden geben müßte, würde keinen Zweifel über die Anspielung übrig lassen, und so hätte er das Vergnügen, den Cardinal in effigie zu hängen, in Erwartung der Zeit, wo er wirklich gehenkt würde, ohne daß man ihm zum Vorwurf machen könnte, er habe etwas