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ihm Aramis die Hand gedrückt hatte und verschwunden war.

      Er wußte also eben so wenig, wo Aramis war, als wo Athos und Porthos sich aufhielten. Und die Sache sing an ziemlich bedenklich zu werden, als er das Geräusche einer Glasscheibe, die man in seinem Zimmer zerbrach, zu hören glaubte. Er dachte sogleich an seinen Sack, der in seinem Secretär eingeschlossen war, und stürzte aus dem Cabinet. Er hatte sich nicht getäuscht, in dem Augenblick, wo er durch die Thüre eintrat, kam ein Mann durch das Fenster herein.

      »Ah, Elender!« rief nach dem Degen greifend d’Artagnan welcher den Eindringling für einen Räuber hielt.

      »In des Himmels Namen, Herr rief der Mann, »steckt Euern Degen in die Scheide und tödtet mich nicht, ohne mich zu hören. Ich bin gewiß kein Räuber; ich bin ein ehrlicher Bürger, der sein Haus in der Straße hat, und heiße … Doch ich täusche mich nicht, Ihr seid Herr d’Artagnan.«

      »Und Du Planchet!« rief der Lieutenant.

      »Euch zu dienen, Herr,« sprach Planchet im höchsten Grade entzückt, »wenn es mir möglich wäre.«

      »Vielleicht,« erwiderte d’Artagnan. »Aber was Teufels läufst Du um sieben Uhr Morgens in dieser Jahreszeit auf den Dächern umher?«

      »Gnädiger Herr,« sprach Planchet, »Ihr sollt es erfahren. Doch im Ganzen, nein, Ihr sollt es vielleicht nicht erfahren.«

      »Wie, laß hören,« sprach d’Artagnan. »Aber zuerst stecke eine Serviette vor das Fenster und ziehe den Vorhang vor.«

      Planchet gehorchte.

      »Nun, so sprich,« sagte d’Artagnan.

      »Gnädiger Herr, vor allen Dingen,« sagte der kluge Planchet, »wie steht Ihr mit Herrn von Rochefort?«

      »Vortrefflich. Warum denn Rochefort? Du weißt wohl,daß er jetzt einer meiner besten Freunde ist.

      »Ah, desto besser!«

      »Aber was hat denn Rochefort mit dieser Art und Weise in mein Zimmer zu dringen gemein?«

      »Ah, gnädiger Herr, ich muß Euch zuerst sagen, Herr von Rochefort ist …«

      Planchet zögerte.

      »Bei Gott,« sagte d’Artagnan, »ich weiß es wohl, er ist in der Bastille.«

      »Das heißt, er war darin,« erwiderte Planchet.

      »Wie, er war darin?« rief d’Artagnan, »sollte er das Glück gehabt haben, sich zu flüchten?«

      »Ah, Herr, wenn Ihr das ein Glück nennt,« rief Planchet,L so steht Alles gut. Ich muß Euch also sagen, daß man gestern, wie es scheint, Leute abschickte, um-Herrn von Rochefort aus der Bastille zu holen.«

      »Ei, das weiß ich wohl! Ich habe ihn selbst abgeholt.«

      »Aber zum Glücke für ihn habt Ihr ihn nicht zurückgeführt, denn wenn ich Euch unter der Escorte erkannt hätte – glaubt mir, gnädiger Herr, ich habe immer zu viel Achtung vor Euch …«

      »Vollende, Schafskopf! sprich, was ist geschehen?«

      »Nun, es ist geschehen, daß in der Rue de la Feronnerie, als der Wagen von Herrn von Rochefort durch, eine Volksgruppe fuhr und die Leute von der Escorte die Bürger grob behandelten, ein Gemurmel sich erhob. Der Gefangene dachte wohl, die Gelegenheit wäre schön, nannte sich und rief um Hilfe. Ich war da und hörte den Namen des Grafen von Rochefort. Ich erinnerte mich, daß er mich zum Sergenten in dem Regiment Piemont gemacht hatte. Ich sagte ganz laut, es wäre ein Gefangener, ein Freund des Herrn Herzogs von Beaufort. Es entstand eine Meuterei. Man hielt die Pferde fest und warf die Escorte nieder. Während dieser Zeit öffnete ich den Kutschenschlag, Herr von Rochefort sprang heraus und verlor sich in der Menge. Leider kam in diesem Augenblick eine Patrouille vorüber; sie vereinigte sich mit den Garden und rief uns an. Ich zog Mich fechtend nach der Rue Tiquetonne zurück. Man verfolgte mich auf den Fersen und ich flüchtete mich in das Haus hier neben an. Man umzingelte und durchsuchte dasselbe, aber vergebens: ich hatte im fünften Stocke eine mitleidige Person gefunden, die mich zwischen zwei Matratzen verbarg. In diesem Verstecke blieb ich bis Tagesanbruch, und da ich dachte, man würde am Abend die Nachforschungen wieder anfangen, so wagte ich mich auf die Dachrinnen, um zuerst einen Eingang und dann einen Ausgang in irgend einem Hause zu finden, das nicht bewacht wäre. Dies ist meine Geschichte und auf Ehre, gnädiger Herr, ich würde in Verzweiflung gerathen, wenn sie Euch unangenehm wäre.«

      »Nein,« sprach d’Artagnan, »im Gegentheil, und bei meiner Treue es freut mich sehr, daß Rochefort seine Freiheit erlangt hat. Aber weißt Du wohl etwas? wenn Du in die Hände der Leute des Königs fällst, wirft Du ohne Gnade und Barmherzigkeit gehenkt.«

      »Bei Gott, ich weiß es,« rief Planchet; »das ist es auch, was mich nicht wenig beunruhigt, und warum ich so erfreut gewesen bin, daß ich Euch getroffen habe. Wenn Ihr mich verbergen wollt, so kann dies Niemand besser als Ihr.«

      »Ja,« sagte d’Artagnan, das will ich auch, obgleich ich nicht mehr und nicht weniger wage, als meinen Grad, wenn es bekannt würde, daß ich einem Rebellen Zuflucht gegeben habe.«

      »Ah! gnädiger Herr, Ihr wißt wohl, daß ich mein Leben für Euch wagen würde.

      »Du konntest sogar beifügen, Du habest es gewagt, Planchet. Ich vergesse nur die Dinge, die ich vergessen muß, und was diese Sache betrifft, so will ich mich derselben erinnern. Setze Dich und speise zu Ruhe, denn ich sehe, daß Du die Ueberreste meines Abendbrods mit einem sehr ausdrucksvollen Blicke anschaust.«

      »Allerdings, gnädiger Herr, denn der Speiseschrank, der Nachbarin war in saftigen Dingen sehr schlecht ausgerüstet, und ich habe seit gestern Mittag nichts gegessen, als ein Stück Brod und Zuckerwerk. Obgleich ich die Süßigkeiten nicht verachte, wenn sie gehörigen Ortes erscheinen, so fand ich doch das Abendbrod ein wenig zu leicht.«

      »Armer Junge!« sagte d’Artagnan, »nun so setze Dich.«

      »Ach, gnädiger Herr, Ihr rettet mir zweimal das Leben.«

      Und er setzte sich zu Tische und fing an zu schlingen, wie in den schönen Tagen der Rue des Fossoyeurs. D’Artagnan ging fortwährend im Zimmer auf und ab. Er suchte in seinem Geiste, welchen Nutzen er unter den Umständen, in denen er sich befand, aus Planchet ziehen könnte. Während dieser Zeit arbeitete Planchet aus Leibeskräften, um die verlorenen Stunden wieder gut zu machen.

      Endlich stieß er jenen Befriedigungsseufzer des ausgehungerten Menschen aus, welcher anzeigt, daß er, nachdem er eine ernste und solide Abschlagszahlung genommen hat, einen Halt machen will.

      »Nun sprich,« sagte d’Artagnan, welcher dachte, es wäre der Augenblick gekommen, das Verhör zu beginnen. Verfahren wir der Ordnung nach: »weißt Du, wo Athos ist?«

      »Nein, gnädiger Herr,« antwortete Planchet.

      »Teufel! Weißt Du, wo Porthos ist?«

      »Eben so wenig!«

      »Teufel, Teufel! Und Aramis?«

      »Auch nicht.«

      »Teufel! Teufel! Teufel!«

      »Aber,« versetzte Planchet mit seinem klugen Tone. »ich weiß, wo Bazin ist.«

      »Wie, Du weißt, wo Bazin ist?«

      »Ja, gnädiger Herr.«

      »Und wo ist er?«

      »In Notre-Dame.«

      »Und was macht er in Notre-Dame?«

      »Er ist Meßner.«

      »Bazin Meßner in Notre-Dame? Weißt Du es gewiß?«

      »Ganz gewiß; ich habe ihn gesehen, ich habe ihn gesprochen.«

      »Er muß wissen, wo sein Herr ist.«

      »Ohne Zweifel.«

      D’Artagnan dachte nach. Dann nahm er seinen Mantel und seinen Degen und schickte sich an fortzugehen.

      »Gnädiger Herr,« sagte Planchet mit kläglicher Miene, »wollt Ihr mich so verlassen. Bedenkt, daß ich nur auf Euch meine Hoffnung setze.«

      »Man

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